Elektromagnetische Felder: Ist „Elektrosmog“ gesundheitsschädlich?
Als „Elektrosmog“ werden umgangssprachlich künstliche elektromagnetische Felder bezeichnet, von denen mögliche negative Folgen für die Gesundheit befürchtet werden. Dieser Beitrag geht der Frage nach, ob elektromagnetische Felder – beispielsweise von Smartphones – wirklich der Gesundheit schaden können.
Auf einen Blick
- Als „Elektrosmog“ werden umgangssprachlich künstliche Felder bezeichnet, bei denen im Hochfrequenzbereich die elektrische und die magnetische Komponente gekoppelt sind. Die korrekte Bezeichnung ist „elektromagnetische Felder (EMF)“.
- EMF sind im modernen Alltag allgegenwärtig, beispielsweise im Mobilfunk, bei der WLAN-Nutzung oder bei schnurlosen Telefonen.
- Negative Auswirkungen auf die Gesundheit durch EMF konnten bislang nicht nachgewiesen werden.
- Es wird weiter erforscht, ob es langfristig Schädigungen durch EMF geben kann.
- Das Bundesamt für Strahlenschutz gibt Tipps für eine bewusste Nutzung der Technologien und nennt Möglichkeiten, die persönliche Exposition zu minimieren.
Was sind elektromagnetische Felder?
Physikalisch betrachtet bestehen elektromagnetische Felder (EMF) aus einer elektrischen und einer magnetischen Feldkomponente, die eng miteinander gekoppelt sind. Rein praktisch gesehen begegnen den Menschen solche elektromagnetischen Felder im Alltag bei den unterschiedlichsten Gelegenheiten: sei es beim Telefonieren mit dem Handy oder mit dem schnurlosen Telefon, beim Arbeiten am Computer via WLAN oder auch beim Zubereiten von Speisen im Mikrowellengerät. Doch nicht alle elektromagnetischen Felder, die den Menschen im Alltag umgeben, werden künstlich erzeugt. Sie kommen auch natürlich in der Umwelt vor.
Elektromagnetische Felder gehören zur nichtionisierenden Strahlung. Bei dieser Strahlung reicht die Energie nicht aus, um Atome und Moleküle chemisch zu verändern. Die Energie ist zu gering, um beispielsweise unmittelbar an der Entstehung von Krebs beteiligt zu sein. Elektromagnetische Felder können sich aber auf anderem Weg auf den menschlichen Körper auswirken. So kann biologisches Gewebe durch hochfrequente elektromagnetische Felder erwärmt werden.
Was ist mit „Elektrosmog“ gemeint?
Der Begriff „Smog“ in „Elektrosmog“ ist ein Kunstwort, das aus dem englischen „smoke“ für „Rauch“ und „fog“ für „Nebel“ gebildet ist. Im allgemeinen Sprachgebrauch steht „Smog“ für das Auftreten von Luftschadstoffen in gesundheitsschädlichen Konzentrationen. Wenn in den Medien von „Elektrosmog“ gesprochen wird, sind damit meist die elektromagnetischen Felder gemeint, die den Menschen im Alltag begegnen – im Zusammenhang mit einer befürchteten gesundheitsschädigenden Wirkung.
Der negativ behaftete Ausdruck „Elektrosmog“ folgt also der Annahme, dass nicht nur ionisierende Strahlung wie Röntgenstrahlen, sondern auch nichtionisierende Strahlung von elektromagnetischen Feldern unterhalb von Grenzwerten einen negativen Effekt auf die Gesundheit haben könnte.
Welche Auswirkungen elektromagnetischer Felder sind bekannt?
Bekannt ist bei elektromagnetischen Feldern (EMF) die Möglichkeit eines thermischen Effekts, also einer Erwärmung: Treffen elektromagnetische Felder, etwa beim Telefonieren mit dem Smartphone, auf den menschlichen Körper, dann wird ein Teil der abgegebenen Energie aufgenommen. Dadurch kann sich Körpergewebe erwärmen. Ob und in welchem Maß das geschieht, ist von mehreren Faktoren abhängig, wie etwa der Sendeleistung des Geräts.
Mögliche Auswirkungen von „Handy-Strahlung“ auf die Gesundheit erforscht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) seit längerer Zeit. Nach aktuellem Stand der Wissenschaft geht vom Mobilfunk bei Einhaltung der gültigen Grenzwerte für Mobilfunkanlagen und der Anforderungen der Produktsicherheit für Mobiltelefone keine Gefahr für die Gesundheit aus.
Es gibt jedoch Menschen, die im Zusammenhang mit der Handynutzung von gesundheitlichen Problemen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schlafstörungen berichten. Das Deutsche Mobilfunk Forschungsprogramm (DMF) untersuchte neben vielen weiteren Fragen zum Thema „Mobilfunk“ auch die möglichen Ursachen einer solchen „Elektrosensibilität“. Zwar konnte im Forschungsprogramm und auch in anderen Erhebungen kein ursächlicher Zusammenhang zu den elektromagnetischen Feldern gefunden werden. Das heißt aber nicht, dass sich Betroffene diese Beschwerden nur einbilden.
Eine in der Wissenschaft diskutierte Erklärung könnte der Nocebo-Effekt sein: Wenn Menschen befürchten, dass die elektromagnetischen Felder gesundheitsschädlich sind, stellen sich manchmal tatsächlich Symptome wie Kopfschmerzen ein. Ein Nocebo-Effekt kann beispielsweise durch Medienberichte zu „Elektrosmog“ gefördert werden.
Diese Erklärung bedeutet wiederum nicht, dass Gesundheitsprobleme im Zusammenhang mit EMF gänzlich ausgeschlossen werden können. Insbesondere mögliche Langzeiteffekte werden weiter erforscht.
Können sich elektromagnetische Felder auf medizinische Implantate auswirken?
Bei elektronischen medizinischen Implantaten wie Herzschrittmachern kann es unter bestimmten Voraussetzungen zu einer Funktionsstörung durch elektromagnetische Felder (EMF) kommen. Dafür müssen die elektromagnetischen Einflüsse aber stark genug sein. Insgesamt gelten moderne Implantate als unempfindlich gegenüber EMF. Dennoch sollten Personen mit medizinischen Implantaten wie Herzschrittmachern bedacht mit Geräten umgehen, die EMF erzeugen.
In Deutschland gibt es verschiedene Normen, die bestimmte Prüfungen und Verfahren zur „Beurteilung der Störbeeinflussbarkeit“ solcher Implantate festlegen. Zudem werden besondere Gefahrenbereiche im Alltag mit einem Warnhinweis und gegebenenfalls mit einem speziellen Verbotszeichen gekennzeichnet – idealerweise unter Angabe des einzuhalten Mindestabstandes. Diese Bereiche dürfen Menschen mit Herzschrittmachern aus Sicherheitsgründen nicht betreten.
Metalldetektoren und Diebstahlsicherungen
Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen sollten Reisende mit Herzschrittmachern das Flughafenpersonal vorab informieren, da der Schrittmacher einen Alarm des Metalldetektors auslösen kann. Prinzipiell stellen die gängigen Metalldetektoren in Sicherheitskontrollen jedoch kein Risiko für Personen mit Herzschrittmachern dar, wenn sie die Kontrollen zügig durchqueren. Auch Diebstahlsicherungen in Kaufhäusern sollten zügig passiert werden.
Elektrische Haushaltsgeräte, Alltagsgeräte und Induktionskochfelder
Im Haushalt ist ebenfalls eine gewisse Vorsicht geboten: Da elektrische Haushaltsgeräte wie Induktionskochfelder und Alltagsgegenstände wie Pinnwand-Magnete teils sehr starke EMF erzeugen können, sollte ihr Abstand zum Oberkörper einer Person mit Herzschrittmacher mindestens eine Unterarmlänge betragen. Zudem ist es wichtig, auf eine korrekte Erdung zu achten und defekte Geräte nicht in Betrieb zu nehmen.
Mobiltelefone
Von modernen Mobiltelefonen (Telefonie- und Internetfunktionen) geht hingegen nur ein sehr geringes Risiko einer Beeinflussung von Herzschrittmachern aus, was die Einhaltung eines Mindestabstands nicht zwingend erforderlich macht. Auch eine Beeinflussung durch die Magnete der internen Lautsprecher von Smartphones konnte nicht beobachtet werden. Es schadet aber auch nicht, einen Abstand von 10 Zentimetern zwischen einem Herzschrittmacher und einem eingeschalteten Mobiltelefon einzuhalten. Wird dieser Abstand unterschritten, besteht jedoch kein Grund zur Besorgnis.
Werden induktive Mobiltelefonladestationen nach dem Qi-Standard verwendet, sollten Menschen mit Herzschrittmachern immer einen Abstand von 10 Zentimetern zwischen ihrem Oberkörper und diesen Stationen einhalten.
Wichtig zu wissen: Wer ein Implantat hat und sich unsicher ist, was zu beachten ist, kann sich bei der behandelnden Ärztin oder dem behandelnden Arzt informieren oder in den Empfehlungen des Geräteherstellers nachschauen.
Erhöhen neue Technologien wie 5G die Strahlenbelastung?
In Deutschland und vielen weiteren Ländern wird derzeit Schritt für Schritt die neue Mobilfunkgeneration 5G eingeführt. 5G ermöglicht im Vergleich zu älteren Mobilfunkgenerationen deutlich höhere Datenübertragungsraten. Manche Menschen fragen sich, ob das auch mit einer höheren Strahlenbelastung einhergeht.
Dazu muss man wissen, dass trotz der höheren Leistungsfähigkeit von 5G viele technische Aspekte mit den bisherigen Mobilfunkstandards vergleichbar sind. Ergebnisse aus Studien, in denen mögliche Gesundheitswirkungen des Mobilfunks untersucht wurden, können also grundsätzlich auch auf viele Aspekte dieses neuen Standards angewendet werden, insbesondere bei ähnlichen Frequenzbereichen.
Laut des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) gibt es in Bezug auf die 5G-Technologie keine Belege für eine gesundheitsschädigende Wirkung des Mobilfunks – zumindest nicht "innerhalb der gültigen Grenzwerte für Mobilfunksendeanlagen und bei Einhaltung der im Rahmen der Produktsicherheit an Mobiltelefone gestellten Anforderungen".
Um verbleibende Unsicherheiten in der Risikobewertung zu verringern, wird die Frage nach einer möglichen Auswirkung des Mobilfunks auf die Gesundheit weiterhin untersucht. Vor allem hinsichtlich möglicher Langzeitwirkungen intensiver Handynutzung sind noch einige Fragen zu klären. Das Bundesamt für Strahlenschutz rät daher zu einem bedachten Umgang mit den neuen Technologien und gibt Tipps, wie Nutzerinnen und Nutzer die Exposition vorsorglich niedrig halten können.
Auf der Website „Deutschland spricht über 5G“ erhalten Sie umfassende Informationen über die neue Mobilfunkgeneration 5G. Von der Bundesregierung als Dialoginitiative gegründet, klärt die Website nicht nur über 5G und eng verzahnte Themen wie „5G und Gesundheit“ auf, sie fördert auch aktiv den Austausch von Bürgerinnen und Bürgern mit Expertinnen und Experten.
Wie kann man die Exposition im Alltag reduzieren?
Auch wenn bislang keine negativen Folgen für die Gesundheit durch elektromagnetische Felder (EMF) nachgewiesen wurden, kann man die Exposition vorsorglich niedrig halten, sich also den EMF möglichst wenig aussetzen.
Smartphones und Tablets
Moderne Smartphones und Tablets bieten viele Vorteile gegenüber älteren Geräten – auch hinsichtlich der elektromagnetischen Felder. Denn die modernen Geräte beherrschen die neueren Mobilfunkstandards, über die Verbindungen im Vergleich zu älteren Standards strahlungsärmer aufgebaut werden.
Zusätzlich kann man folgende Tipps für eine möglichst strahlungsarme Handynutzung beachten:
- mit dem Handy nur kurz telefonieren
- ein Headset benutzen, statt das Handy direkt an das Ohr zu halten
- für längere Gespräche auf das Festnetztelefon ausweichen
- Telefonate und Surfen mit dem Smartphone möglichst nur bei guter, stabiler Verbindung
Ebenfalls wichtig bei Handys, Smartphones und Tablets ist der sogenannte SAR-Wert. Wer beim Kauf eines Geräts auf einen niedrigen SAR-Wert achtet, setzt sich auch bei ungünstigen Bedingungen geringeren elektromagnetischen Feldern aus.
Weitere Informationen zum SAR-Wert erhalten Sie auf der Website des Bundesamtes für Strahlenschutz.
In der „SAR-Suche“ des Bundesamtes für Strahlenschutz können Sie gezielt nach den SAR-Werten von Handymodellen suchen.
Mikrowellengeräte
Im Inneren von Mikrowellengeräten werden hochfrequente elektromagnetische Felder erzeugt, die zum Erhitzen von Speisen und Flüssigkeiten dienen. Diese Geräte sind sehr gut abgeschirmt, sodass während des Erhitzungsvorgangs nur wenig der erzeugten Strahlung nach außen dringen kann. Bei technisch einwandfreien Geräten besteht keine Gefahr für die Gesundheit. Zeigt ein Gerät aber sichtbare Mängel, wie Verschleißerscheinungen an der Tür, sollte der zuständige Kundendienst das Gerät überprüfen.
Babyüberwachungsgeräte
Bei den Babyüberwachungsgeräten – den „Babyphonen“ – unterscheidet man Geräte, die über das Stromnetz funktionieren, und Geräte, die über Funk funktionieren. Bei ersteren kann man vorsorglich auf einen möglichst großen Abstand des separaten Netzgeräts zum Bett des Kindes achten. Bei Funk-Babyüberwachungsgeräten ist es sinnvoll, auf eine möglichst niedrige Sendeleistung zu achten und das Gerät in einigem Abstand zum Bett des Kindes aufzustellen.
Ausführliche Informationen zu weiteren elektromagnetischen Quellen wie Bildschirmen oder WLAN-Routern, zu den festgelegten Grenzwerten bei Elektrogeräten und zu möglichen Maßnahmen, mit denen Expositionen besonders niedrig gehalten werden können, finden Sie auf der Website des Bundesamtes für Strahlenschutz.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). 5G. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Elektromagnetische Felder des Mobilfunks. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). INTERPHONE-Studie findet kein erhöhtes Tumorrisiko durch Handynutzung – BfS rät weiterhin zur Vorsorge. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Ionisierende Strahlung. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). PDF-Broschüre: Strahlung und Strahlenschutz. 2013.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Schutz. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Deutsche Herzstiftung. Herzschrittmacher: „Worauf muss ich achten, wenn ich in den Urlaub fliege?“. Aufgerufen am 22.04.2021.
- EMF-Portal der der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Glossar. Aufgerufen am 22.04.2021.
- EMF-Portal der der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen. Implantate. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Handys, Mobilfunk, Elektrosmog – Diskussion um Krebsrisiko. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums. Hochspannungsleitungen: Leukämierisiko bei Kindern nicht erhöht. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Napp A, Koln C, Lennerz C et al. Elektromagnetische Interferenz von aktiven Herzrhythmusimplantaten im Alltag und im beruflichen Umfeld. Der Kardiologe 2019. 13: 216-235.
- Umweltbundesamt. Gesundheitliche Risiken durch die niederfrequenten Felder der Stromversorgung – Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und offene Fragen. 2013.
- Uniklinik RWTH Aachen. Funktionsstörung elektronischer Implantate durch elektromagnetische Felder. Aufgerufen am 22.04.2021.
- Witthöft M, Rubin GJ. Are media warnings about the adverse health effects of modern life self-fulfilling? An experimental study on idiopathic environmental intolerance attributed to electromagnetic fields (IEI-EMF). J Psychosom Res. 2013 Mar;74(3):206-12. doi: 10.1016/j.jpsychores.2012.12.002.
In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
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