Junge Selbsthilfe: Selbsthilfegruppen für junge Menschen

Austausch und Unterstützung für junge Menschen mit chronischen Erkrankungen, Suchtproblemen oder Behinderungen bietet die Junge Selbsthilfe. Sie findet auf verschiedene Arten statt – beispielsweise als Gruppentreffen, online oder bei gemeinsamen Aktivitäten.

Auf einen Blick

  • In der Jungen Selbsthilfe vernetzen und unterstützen sich junge Menschen mit gleichen oder ähnlichen chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Suchtproblemen.
  • In Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene kann man sich auch über Themen austauschen, die man lieber mit Gleichaltrigen bespricht.
  • Junge Selbsthilfe organisiert sich mal in festen Gruppen, mal auf unkonventionelle Art außerhalb der bestehenden Strukturen.
  • Spezielle Internetportale und Selbsthilfekontaktstellen helfen bei der Suche nach einer geeigneten Gruppe.
Vier junge Menschen sitzen im Park auf einem gespannten Seil.

Was ist Junge Selbsthilfe?

Mit „Junge Selbsthilfe” sind junge Menschen bis etwa 35 Jahre gemeint, die körperlich oder psychisch erkrankt sind, eine Behinderung oder ein Suchtproblem haben und in der Selbsthilfe aktiv sind. Eine starre Altersgrenze gibt es aber nicht.

Diese jungen Menschen befinden sich in einer anderen Lebensphase als ältere Betroffene: Sie stecken in der Ausbildung oder haben gerade einen Job angefangen, wollen von zu Hause ausziehen oder verlieben sich gerade. Wenn sie etwas älter sind, denken sie möglicherweise darüber nach, selbst eine Familie zu gründen. In dieser Situation wünschen sie sich vielleicht Tipps von jemandem, dem es ganz genauso geht. Oder sie wollen erfahren, wie andere mit der Situation umgehen. Spezielle Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene bieten Austausch und Unterstützung. Es gibt sie zu einer Vielzahl verschiedener Themen.

Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene bieten Austausch und Unterstützung bei chronischen Erkrankungen, Behinderungen oder Suchtproblemen.

Junge Selbsthilfe kann auf unterschiedliche Arten stattfinden: In moderierten Gesprächsgruppen, als Stammtisch, virtuelles Treffen oder auch als Musikgruppe und vieles mehr. Jede Selbsthilfegruppe entscheidet selbst, wie die Treffen und andere Aktivitäten ablaufen.

Einige Gruppen der Jungen Selbsthilfe sind an bundesweit arbeitende Selbsthilfeorganisationen angebunden. Manche vernetzen sich auch über die lokale Ebene hinaus und versuchen, ihre Anliegen in der Öffentlichkeit bekannter zu machen.

Was zeichnet junge Selbsthilfe aus?

In Selbsthilfegruppen für Jugendliche und junge Erwachsene werden mitunter Themen besprochen, die sich in anderen Gruppen nicht finden, oder die man lieber mit Gleichaltrigen bespricht. Junge Selbsthilfe organisiert sich manchmal auch auf unkonventionelle Art außerhalb der bestehenden Strukturen – beispielsweise in Cafés, Parks oder beim Theaterspielen. Miteinander Spaß zu haben und zusammen etwas zu erleben ist jüngeren Aktiven in der Selbsthilfe wichtig. Wie bunt die junge Selbsthilfe ist, zeigt sich auch an den Namen mancher Gruppen: „MS Chamäleons“ nennt sich beispielsweise eine junge Selbsthilfegruppe zu Multipler Sklerose in Weiden. „Zwanglos“ heißt eine andere Gruppe in Leipzig, in der sich Menschen mit Zwangserkrankungen treffen.

Aber auch virtuelle Räume und Plattformen spielen in der Jungen Selbsthilfe eine Rolle. So bloggen zum Beispiel unter dem Titel „Lebensmutig“ zehn junge Menschen zu unterschiedlichen Themen wie Depressionen, Krebs oder Sucht. Konkret sprechen sie in Selbsthilfegruppen über ihre Erfahrungen, Herausforderungen und persönlichen Ansichten.

Die Texte dieser jungen Menschen findet man unter https://www.junge-selbsthilfe-blog.de.

Junge Selbsthilfe ist online gut vernetzt. Facebook, YouTube & Co. bieten viele Möglichkeiten, Unterstützung zu finden und die eigene Gruppe vorzustellen.

Wichtig zu wissen: Für den Austausch sensibler Informationen sind Online-Plattformen wie Facebook nicht empfehlenswert. Auch die Daten aus geschlossenen Gruppen und privaten Chats können unter Umständen zu Werbezwecken ausgewertet werden.

Wie unterstützt eine Selbsthilfegruppe junge Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen?

In Selbsthilfegruppen unterstützen sich Menschen mit gleichen Behinderungen, chronischen Erkrankungen oder Suchtproblemen gegenseitig. Es werden Erfahrungen geteilt, Probleme besprochen und gemeinsam Lösungen gesucht. Die Gruppen und gemeinsame Treffen bieten einen Schutzraum: Alles, was in der Gruppe besprochen wird, ist vertraulich. Hier muss sich niemand beweisen. Es ist in Ordnung, Schwächen zu zeigen und sich zu öffnen. Vielen Menschen gibt die Gruppe Selbstbewusstsein und Kraft, Neues anzugehen. Dass Selbsthilfegruppen positive Wirkungen haben, ist mittlerweile auch wissenschaftlich bestätigt. So tragen sie etwa zur Krankheitsbewältigung bei und unterstützen gesundheitsförderndes Verhalten.

Wie findet man eine junge Selbsthilfegruppe?

Es gibt unterschiedliche Wege, eine Selbsthilfegruppe für Jugendliche oder junge Erwachsene zu finden. Eine wichtige Anlaufstelle ist das „Portal Junge Selbsthilfe”. In einer bundesweiten Liste junger Selbsthilfegruppen lassen sich Kontaktadressen finden. Sie kann nach Postleitzahl und/oder nach Thema durchsucht werden. Auch Tipps zum Gründen einer neuen Gruppe gibt es auf dem Portal.

Das Portal Junge Selbsthilfe ist ein Angebot der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).

Bei der Suche helfen können auch Selbsthilfekontaktstellen. Das sind professionelle Beratungseinrichtungen. Kontaktdaten zu örtlichen und regionalen Selbsthilfekontaktstellen finden Sie auf den Seiten der NAKOS.

Junge Menschen mit einer Suchterkrankung haben die Möglichkeit, auf der Website der Caritas nach einer passenden Gruppe zu suchen.

Wo finde ich weitere Informationen?

Weitere Informationen zur Organisation der Selbsthilfe, zur Vertretung der Interessen von Menschen mit Behinderungen und chronischen Erkrankungen auf politischer Ebene sowie zur Unabhängigkeit der Selbsthilfe finden Sie auf unserer Übersichtsseite zum Thema Selbsthilfe.

  • BAG Selbsthilfe. Formen und Strukturen der Selbsthilfe. Aufgerufen am 24.05.2022.
  • Lebensmutig. Junge Selbsthilfe Blog. Abgerufen am 24.05.2022.
  • Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS). Junge Menschen und Selbsthilfe. Aufgerufen am 24.05.2022.
  • Nickel S, Haack M, von dem Knesebeck O, Dierks M, Seidel G, Werner S, Kofahl C. Wirkungen der Teilnahme an Selbsthilfegruppen auf den Wissenserwerb chronisch Kranker und ihrer Angehörigen: Ergebnisse aus der SHILD-Studie. Selbsthilfegruppenjahrbuch 2019: 108-115.
  • Schon mal an Selbsthilfegruppen gedacht? Das Portal für Junge Selbsthilfe. Aufgerufen am 24.05.2022.
  • Selbsthilfe Akademie Sachsen. Facebook-Gruppen: Tipps und Tricks für Anfänger*innen. 2021. Aufgerufen am 24.05.2022.
  • Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS). Junge Selbsthilfe. Aufgerufen am 24.05.2022.
  • Walther M. Bunte Selbsthilfe. Junge Menschen sind oft kreativer bei der gegenseitigen Unterstützung. Blätter der Wohlfahrtspflege (BdW) - Deutsche Zeitschrift für Soziale Arbeit, 2017,3: 101-103.

Geprüft durch die Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe e.V. (BAG SELBSTHILFE).

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