Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom)
ICD-Codes: C56 Was ist der ICD-Code?
Eierstockkrebs macht zu Beginn meist keine Beschwerden. Die Erkrankung ist häufig schon fortgeschritten, wenn Ärzte die Diagnose stellen. Die wichtigste Behandlung ist die Operation. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Eierstockkrebs diagnostiziert wird und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Auf einen Blick
- Eierstockkrebs wird auch als Ovarialkarzinom bezeichnet.
- In frühen Erkrankungsstadien treten nur selten Beschwerden auf: Der Tumor ist bei Diagnosestellung häufig schon fortgeschritten.
- Ärzte unterscheiden unterschiedliche Arten von Eierstockkrebs.
- Wichtigste Behandlung ist die Operation, meist mit nachfolgender Chemotherapie.
- Im fortgeschrittenen Tumorstadium erhalten Patientinnen in der Regel zusätzlich eine zielgerichtete Therapie.
- Eine Strahlentherapie kommt bei der Behandlung von Eierstockkrebs nur selten zum Einsatz.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist Eierstockkrebs?
Eierstockkrebs nennen Ärzte bösartige Tumoren der Eierstöcke. In der medizinischen Fachsprache heißen diese Tumoren Ovarialkarzinome.
Die Eierstöcke der Frau bestehen aus verschiedenen Gewebe- und Zellarten, aus denen sich Krebszellen entwickeln können. Das bedeutet: Es gibt unterschiedliche Arten von Eierstockkrebs:
- Etwa 90 von 100 bösartigen Tumoren der Eierstöcke gehen vom obersten Deckgewebe aus. Sie heißen epitheliale Tumoren.
Zu dieser Gruppe gehören auch die sogenannten Borderline-Tumoren. Solche Tumoren können nicht klar als gut- oder bösartig eingestuft werden. - Seltener entstehen sogenannte Keimstrangstromatumoren aus dem Stützgewebe oder Keimzelltumoren direkt aus Eizellen.
Wichtig zu wissen: Bauchfellkrebs (Peritonealkarzinom) und Eileiterkrebs (Tubenkarzinom) sind zwar andere Krebsarten. Sie werden dennoch genauso behandelt wie Eierstockkrebs.
Welche Symptome können bei Eierstockkrebs auftreten?
Eierstockkrebs bleibt häufig lange Zeit unbemerkt: Der Tumor hat in Becken und Bauchhöhle viel Platz zum Wachsen und macht oft erst Beschwerden, wenn er größer ist.
Folgende Beschwerden können auf Eierstockkrebs hinweisen:
- Völlegefühl
- Blähungen
- unklare Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden
- Zunahme des Bauchumfangs oder unklare Gewichtsabnahme
- häufigeres Wasserlassen als bisher üblich
Symptome wie Verdauungsbeschwerden oder häufiges Wasserlassen treten nicht nur bei Eierstockkrebs auf, sondern häufig auch bei gutartigen Erkrankungen. Wenn diese Beschwerden immer wieder auftreten oder dauerhaft bestehen bleiben, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Dies gilt vor allem bei Frauen über 50 Jahren. Haus- oder Frauenärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut eingrenzen und bei Bedarf weitere diagnostische Schritte einleiten.
Eierstockkrebs: Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?
Das Risiko, an Eierstockkrebs zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter. Auch Übergewicht spielt eine Rolle. Außerdem beeinflussen hormonelle Faktoren das Risiko: So können Kinderlosigkeit beziehungsweise Unfruchtbarkeit das Risiko für Eierstockkrebs erhöhen. Dasselbe gilt für eine Hormontherapie zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden bei Frauen nach der letzten Regelblutung (Menopause).
Wichtig zu wissen: Andere hormonelle Faktoren haben einen schützenden Effekt. So senken viele Geburten und längere Stillzeiten das Risiko für Eierstockkrebs. Auch Ovulationshemmer (die Pille) oder eine Sterilisation durch Verschluss der Eileiter schützen vor Eierstockkrebs.
Nach neueren Untersuchungen spielen bei jedem vierten bis fünften Eierstockkrebs erbliche Faktoren eine Rolle. Oft sind auch nahe Verwandte an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt. Am häufigsten liegen Veränderungen in den Genen BRCA1 und BRCA2 vor. Der Begriff BRCA stammt aus dem Englischen und setzt sich aus den Anfangsbuchstaben von „breast“ und „cancer“ zusammen.
Ist eine Früherkennung von Eierstockkrebs möglich?
Es gibt derzeit kein gesetzliches Programm zur Früherkennung von Eierstockkrebs. Bisher konnte nicht gezeigt werden, dass Früherkennungsuntersuchungen die Sterblichkeit an Eierstockkrebs senken: Das gilt sowohl für die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke durch die Scheide (vaginaler Ultraschall) als auch für die Bestimmung spezieller Tumormarker.
Fachleute empfehlen auch Frauen mit erblich bedingtem Risiko keine Früherkennungsuntersuchung auf Eierstockkrebs.
Welche Untersuchungen werden bei einer Eierstockkrebs-Diagnostik durchgeführt?
Ärztinnen und Ärzten stehen bei Verdacht auf ein Ovarialkarzinom unterschiedliche und einander ergänzende diagnostische Verfahren zur Verfügung:
- Befragung der Patientin (Anamnese) nach Vorerkrankungen, Beschwerden und möglichen Risikofaktoren
- körperliche Untersuchung: Dabei tastet die Ärztin oder der Arzt von außen über die Bauchdecke und von innen über die Scheide die inneren Geschlechtsorgane ab.
- Spiegeluntersuchung: Damit können die inneren Geschlechtsorgane betrachtet werden.
- Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke durch die Scheide (vaginaler Ultraschall)
- bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET): Damit können Ärzte sehen, wie ausgedehnt ein Tumor ist.
Für die endgültige Diagnose ist in der Regel eine Operation notwendig: Der Tumor wird entnommen und feingeweblich untersucht. Dadurch lässt sich feststellen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist und um welche Form es sich handelt.
Wichtig zu wissen: Ein großer Teil der Eierstocktumoren ist gutartig. Vor allem bei jungen Frauen treten oft Eierstockzysten auf, die sehr groß werden können. Auch Absiedlungen von Krebs anderen Ursprungs (Metastasen) können sich in den Eierstöcken bilden. Gutartige Eierstocktumoren und Metastasen sind kein Eierstockkrebs und sie werden anders behandelt.
Sie möchten wissen, wie Untersuchungen zur Diagnose von Eierstockkrebs ablaufen, welche Aussagen damit möglich sind und welche nicht? Beim Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum können Sie sich individuell zur Diagnostik von Eierstockkrebs informieren.
Wie wird Eierstockkrebs behandelt?
Bei der Wahl der geeigneten Therapie berücksichtigen die behandelnden Ärzte vor allem drei Faktoren:
- das Krankheitsstadium: Wie weit fortgeschritten ist der Eierstockkrebs?
- die Art des Tumors: Welche feingewebliche Unterform liegt vor?
- den allgemeinen Gesundheitszustand der Patientin: Gibt es noch weitere Erkrankungen, die bei der Therapieplanung berücksichtigt werden müssen?
Operation und nachfolgende Chemotherapie sind die wichtigsten Behandlungsmethoden für Patientinnen mit Eierstockkrebs. Wird der Eierstockkrebs früh entdeckt, ist die Kapsel des betroffenen Eierstocks oft noch nicht befallen und die Krebszellen sind noch nicht stark verändert. Dann kann eine Operation als Behandlung ausreichen.
Wichtig zu wissen: Bei Eierstockkrebs dient die Operation nicht nur der Behandlung, sondern auch der Diagnose. Das bedeutet, dass Ärzte die Patientinnen bereits vor der Operation über viele mögliche Behandlungsschritte aufklären – ohne dass bereits sicher feststeht, ob sie erfolgen müssen.
Die Operation
Bei der Operation soll der Tumor möglichst vollständig entfernt werden. Das weitere Vorgehen hängt davon ab, ob die Erkrankung örtlich begrenzt ist oder sich bereits weiter ausgebreitet hat.
Örtlich begrenzt bedeutet, dass einer oder beide Eierstöcke betroffen sind und der Tumor auf die Geschlechtsorgane im Becken beschränkt ist. Das untersuchen Ärzte während der Operation genau. Fachleute sprechen deshalb auch von Staging-Operation.
Bei fast jeder 3. Patientin, deren Eierstockkrebs zunächst als örtlich begrenzt eingeschätzt wird, finden sich versteckte Metastasen. Der Krebs ist dann nicht mehr örtlich begrenzt, sondern weiter fortgeschritten und muss anders behandelt werden.
Bei etwa 3 von 4 Patientinnen mit Eierstockkrebs ist der Tumor in einem fortgeschrittenen Stadium. Das bedeutet: Der Tumor hat sich auf andere Organe im Becken beziehungsweise in der Bauchhöhle ausgedehnt oder in weiter entfernt liegende Organe des Körpers gestreut.
Experten empfehlen dann, den Tumor möglichst so weit zu entfernen, dass er mit bloßem Auge nicht mehr erkennbar ist. Auch befallene Organe oder Organteile entfernt der Chirurg, soweit möglich. Dies kann zum Beispiel Teile des Darms betreffen.
Chemotherapie und weitere Therapien
Die Mehrheit der Patientinnen mit Eierstockkrebs erhält nach der Operation eine Chemotherapie. Dabei werden Medikamente verabreicht, die das Zellwachstum bremsen oder die Zellteilung hemmen: sogenannte Zytostatika.
Weitere Therapieformen, die Ärzte zur Behandlung von Eierstockkrebs einsetzen, sind:
- zielgerichtete Therapien: Hier greifen Medikamente gezielt in biologische Abläufe von Tumorzellen ein, die für die Krebsentstehung oder das Fortschreiten einer Krebserkrankung wichtig sind. Sie werden bei fortgeschrittenen Tumoren gegeben.
- unterstützende (supportive) Behandlungsverfahren: Dazu zählen alle Verfahren zur Linderung belastender Symptome und zur Verbesserung der Lebensqualität.
Die Strahlentherapie kommt beim Eierstockkrebs nur selten zum Einsatz.
Wie wird Krebs behandelt?
Im folgenden Video erfahren Sie, wie Krebserkrankungen behandelt werden können.
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Sie möchten sich näher über die Chemotherapie und die anderen Behandlungsmethoden informieren? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum finden Sie das Wichtigste zu Wirkung, Nebenwirkung und Ablauf der genannten Behandlungen.
Nach der Eierstockkrebs-Therapie: Wie geht es weiter?
Die medizinische Rehabilitation (Reha) nach einer Krebstherapie soll Patientinnen helfen, wieder zu Kräften zu kommen. Außerdem kann sie dabei unterstützen, mit den Folgen der Krankheit und der Behandlung bestmöglich umgehen zu können. Daher orientiert sich das Programm einer Reha an der persönlichen Krankheitsgeschichte und den vorliegenden Einschränkungen.
Mögliche Inhalte einer Reha nach der Behandlung von Eierstockkrebs sind:
- Übungen zur körperlichen Kräftigung
- Hilfe bei Verdauungsstörungen und mit der Ernährung
- Umgang mit den Folgen einer Chemotherapie wie Müdigkeit oder Nervenschmerzen
- Psychosoziale Beratung als Hilfe bei der Krankheitsbewältigung
Wie geht es weiter? Nachsorge und Verlaufskontrollen bei Eierstockkrebs
Die Therapie und die Erkrankung selbst können sich körperlich und seelisch auswirken. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Krankheit erneut auftritt. Die Nachsorge von Eierstockkrebs dient dazu, einen Rückfall, aber auch Spätfolgen der Behandlung frühzeitig zu erkennen.
Betroffene werden nach Therapieende regelmäßig untersucht. Die Abstände zwischen den Kontrolluntersuchungen hängen von der persönlichen Krankheitssituation der Patientin ab. Die Ärzte fragen nach Symptomen und untersuchen den Körper. Zur Untersuchung gehören eine gynäkologische Spiegel- und Tastuntersuchung sowie eine Untersuchung über den Enddarm und ein Ultraschall über die Scheide.
Wichtig zu wissen: Wenn Patientinnen Beschwerden haben, sollten sie auch unabhängig von den vorgesehenen Terminen zum Arzt gehen.
Kann der Krebs nicht geheilt werden, so helfen regelmäßige Verlaufskontrollen dabei, belastende Symptome frühzeitig zu erkennen. Durch eine unterstützende (supportive) Behandlung der Beschwerden soll die Lebensqualität von Patientinnen möglichst lange erhalten werden.
Wie sieht das Leben mit Eierstockkrebs aus?
Die operative Entfernung von Eierstockkrebs bedeutet eine große Operation im Bauchraum mit Vollnarkose. Patientinnen benötigen oft längere Zeit, um sich davon zu erholen.
Durch eine Eierstockkrebs-Operation entsteht eine große Narbe. Es können auch Narben innerhalb des Bauchraums auftreten, sogenannte Verwachsungen. Diese können unbemerkt bleiben aber auch zu Bauchschmerzen oder Verdauungsproblemen führen. Als Spätfolge kann ein Bauchwandbruch auftreten, der zu Schmerzen oder anderen Beeinträchtigungen führt.
Frauen, die vor der Operation noch Regelblutungen hatten, kommen durch das Entfernen beider Eierstöcke vorzeitig und plötzlich in die Wechseljahre: Es können entsprechende Wechseljahrsbeschwerden auftreten. Leiden Patientinnen stark unter solchen Beschwerden, können sie mit ihren behandelnden Ärzten eine Hormontherapie abwägen.
Nicht zuletzt können sich körperliche Veränderungen und seelische Belastungen auf das Sexualleben der Patientinnen auswirken. Hier kann es helfen, das Gespräch zu suchen – sowohl mit dem Partner oder der Partnerin als auch mit den behandelnden Ärzten.
Viele Patientinnen mit Eierstockkrebs möchten selbst aktiv werden, um zu ihrer Genesung beizutragen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Was helfen kann, besser mit der Erkrankung und Therapiefolgen zurechtzukommen, hängt von der individuellen Situation ab:
- Bewegung kann helfen, Müdigkeit und Schwäche zu überwinden. Sie sollte an die individuelle Leistungsfähigkeit angepasst werden.
- Ausgewogenes, gesundes Essen bis hin zur Ernährungstherapie kann einer Mangelernährung vorbeugen oder sie behandeln.
- Eine psychoonkologische Beratung kann helfen, wenn Sorgen und Ängste übermächtig werden.
Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist und die Erkrankung fortschreitet, ist eine gute ärztliche und pflegerische Betreuung sehr wichtig. Belastende Beschwerden wie Wasseransammlung im Bauchraum (Aszites), Schmerzen oder Verdauungsprobleme lassen sich lindern. Und eine psychosoziale Begleitung kann dazu beitragen, möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten.
Sie sind auf der Suche nach einem niedergelassenen Psychoonkologen, einer Selbsthilfegruppe oder Krebsberatungsstelle? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum finden Sie Adressen aller wichtigen Ansprechpartner bei Krebs.
Wer sind geeignete Ansprechpartner für Eierstockkrebs?
Bei der Behandlung von Eierstockkrebs arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. Krankenhäuser, die besonders viel Erfahrung bei der Behandlung von Patientinnen mit Eierstockkrebs haben, können sich dies durch eine Zertifizierung bestätigen lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft prüft dabei regelmäßig die Einhaltung bestimmter fachlicher Anforderungen und zertifiziert solche Zentren als gynäkologische Zentren.
Die Adressen der zertifizierten gynäkologischen Zentren finden Sie auf der Internetseite OncoMAP.
Sie haben weitere Fragen zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag und zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum finden Sie hierzu Informationen.
Bei allen Fragen zu Eierstockkrebs können Sie sich auch persönlich an den Krebsinformationsdienst wenden: unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 - 420 30 40 oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de.
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF), Deutschen Krebsgesellschaft e.V. (DKG) und Deutschen Krebshilfe (DKH). Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren. S3-Leitlinie. Langversion 5.1, Mai 2022. AWMF-Registernummer 032/035OL. (Aufgerufen am 07.09.2021).
- Schröck R. Rehabilitation von Patientinnen mit Ovarialkarzinom. Krankheitsfolgestörungen und Behandlungspfad. Onkologe 2006. 12: 444–450 DOI 10.1007/s00761-006-1045-3 Aufgerufen am 15.06.2020.
- Zentrum für Krebsregisterdaten (ZfKD) des Robert Koch-Instituts (RKI). Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom). Aufgerufen am 10.06.2020.
In Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.
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