Starkes Übergewicht (Adipositas)
ICD-Codes: E66 Was ist der ICD-Code?
Starkes Übergewicht kann die Gesundheit, die körperliche Belastbarkeit und Beweglichkeit beeinträchtigen. Bereits eine Gewichtsabnahme von wenigen Kilogramm kann sie wieder verbessern.
Auf einen Blick
- Von starkem Übergewicht (Adipositas) spricht man bei einem Body-Mass-Index (BMI) über 30.
- Starkes Übergewicht erhöht das Risiko für verschiedene chronische Krankheiten wie Diabetes, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
- Vor allem bei ausgeprägter Adipositas ist es daher sinnvoll abzunehmen.
- Dazu wird meist eine Kombination aus einer Ernährungsumstellung und mehr Bewegung empfohlen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist starkes Übergewicht?
Von starkem Übergewicht (Adipositas) spricht man, wenn der Fettanteil des Körpers übermäßig hoch ist. Dies ist der Fall, wenn der Body-Mass-Index (BMI) über 30 liegt.
Adipositas erhöht das Risiko, verschiedene chronische Krankheiten wie Diabetes, Arthrose oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu bekommen.
Es ist daher sinnvoll abzunehmen – vor allem bei ausgeprägter Adipositas.
Für die meisten ist dies aber nicht einfach. Sie brauchen viel Engagement, Durchhaltevermögen und eine gute Unterstützung.
Jedoch kann bereits eine Gewichtsabnahme von wenigen Kilogramm die Gesundheit verbessern.
Ist Adipositas eine eigenständige Erkrankung?
Es gibt unterschiedliche Auffassungen darüber, ob man Adipositas als eigene Erkrankung betrachten soll. Als Erkrankung sehen sie zum Beispiel die Deutsche Adipositas-Gesellschaft und die Weltgesundheitsorganisation (WHO), aber nicht die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM).
Für die DEGAM ist Adipositas ein Risikofaktor, der immer gemeinsam mit anderen Risikofaktoren eines Menschen betrachtet werden sollte, um den Gesundheitszustand zu beurteilen.
Vor allem Menschen mit einer Adipositas Grad 1 fühlen sich oft nicht weniger gesund oder wohl als schlankere Menschen. Sie können zudem körperlich fit sein und einen gesunden Stoffwechsel haben.
Was sind die Ursachen für starkes Übergewicht?
Starkes Übergewicht (Adipositas) ist meist die Folge eines unausgewogenen Energiehaushalts: Werden mehr Kalorien aufgenommen als verbraucht, lagert der Körper die überschüssige Energie als Fett ein.
Verschiedene Faktoren können zu einer Gewichtszunahme beitragen, zum Beispiel:
- Ernährung und Lebensstil
- genetische Veranlagung
- bestimmte Krankheiten
- psychologische und soziale Faktoren
- bestimmte Medikamente, zum Beispiel manche Psychopharmaka und Diabetes-Medikamente
Auch gesellschaftliche Entwicklungen begünstigen die Verbreitung von Übergewicht. Immer weniger Menschen sind heute zum Beispiel in Berufen tätig, die körperliche Arbeit erfordern. Dies macht es im Alltag schwieriger, so viele Kalorien zu verbrauchen wie aufgenommen werden.
Zugleich ist in den Industrieländern ein großes Nahrungsmittelangebot allgegenwärtig. Viele Menschen essen beispielsweise zwischen den Hauptmahlzeiten regelmäßig Snacks wie Süßigkeiten, Kartoffelchips oder Nüsse.
Das Angebot zuckerhaltiger Getränke ist ebenfalls groß. Auch Alkohol, der noch mehr Kalorien als Zucker enthält, kann eine Gewichtszunahme begünstigen.
Vertiefende Informationen zu den Ursachen einer Adipositas lesen Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie häufig ist starkes Übergewicht?
Nach Zahlen des Robert Koch-Instituts sind in Deutschland etwa 24 Prozent aller Männer und Frauen stark übergewichtig.
Darunter haben ungefähr:
- 17 Prozent Adipositas Grad 1 mit einem BMI zwischen 30 und 35
- 5 Prozent Adipositas Grad 2 mit einem BMI zwischen 35 und 40
- 2 Prozent Adipositas Grad 3 mit einem BMI über 40
Bei Kindern und Jugendlichen haben ungefähr 6 Prozent Adipositas.
In den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der Menschen mit starkem Übergewicht in allen Altersgruppen gestiegen.
Wie entwickelt sich starkes Übergewicht?
Starkes Übergewicht (Adipositas) entsteht nicht plötzlich, sondern entwickelt sich normalerweise über Jahre oder Jahrzehnte. Adipositas tritt meistens erst im Erwachsenenalter auf, oft zwischen 30 und 60 Jahren.
Viele Menschen bewegen sich im Alltag nicht ausreichend und haben weniger Zeit für Sport, wenn sie ins Berufsleben eintreten oder eine Familie gründen.
Im Lauf des Lebens können dann andere Faktoren wie bestimmte Erkrankungen die Gewichtszunahme weiter fördern.
Bei Frauen können eine Schwangerschaft oder die Wechseljahre Auslöser für eine bleibende Gewichtszunahme sein:
- Zwar erreichen die meisten Mütter einige Monate nach der Geburt wieder das Gewicht, das sie vor der Schwangerschaft hatten. Manche Frauen wiegen aber dauerhaft mehr als vorher.
- Warum viele Frauen in den Wechseljahren zunehmen, ist nicht abschließend geklärt. Als mögliche Gründe werden unter anderem Veränderungen im Hormonhaushalt und im Stoffwechsel diskutiert.
Wer schon im Kindes- oder Jugendalter übergewichtig ist, hat es oft besonders schwer, später wieder abzunehmen.
Welche Folgen kann Adipositas haben?
Adipositas kann zu verschiedenen Erkrankungen führen. Dazu gehören:
- Diabetes Typ 2 (Altersdiabetes)
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall
- Arthrose
- Schlafapnoe (nächtliche Atemaussetzer)
- nicht alkoholische Fettleber
- Gallensteine
- bestimmte Krebsarten
Außerdem kann starkes Übergewicht den Blutdruck erhöhen und zu ungünstigen Cholesterinwerten führen. Dadurch steigt das Risiko für Gefäßerkrankungen.
Dabei gilt: Je ausgeprägter die Adipositas ist und je länger sie besteht, desto höher das Risiko für Folgeerkrankungen.
Warum ist Bluthochdruck gefährlich?
Im folgenden Video erfahren Sie, was im Körper bei Bluthochdruck passiert. Welche Folgeschäden können durch Bluthochdruck entstehen und wie kann ein hoher Blutdruck gesenkt werden?
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Wie wird starkes Übergewicht diagnostiziert?
Bei einem Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 sprechen Ärztinnen und Ärzte von starkem Übergewicht (Adipositas).
Der BMI errechnet sich aus der Körpergröße im Verhältnis zum Körpergewicht. Allerdings sagt der BMI nichts über die Verteilung des Körperfetts aus.
Daher wird zusätzlich der Bauchumfang gemessen, etwa zwischen Rippenbögen und Beckenkamm. Denn das Fett am Bauch verursacht ein größeres gesundheitliches Risiko als Fett an anderen Körperstellen.
Ist der Bauchumfang bei Männern größer als 102 Zentimeter und bei Frauen größer als 88 Zentimeter, deutet dies auf zu viel Bauchfett hin.
Diese Messmethode berücksichtigt jedoch weder den individuellen Körperbau noch das Alter.
Weitere Untersuchungen
Um das Risiko für Folgeerkrankungen besser zu beurteilen, sollte die Ärztin oder der Arzt das Körpergewicht zusammen mit anderen Faktoren betrachten. So können zusätzlich zum Beispiel die Blutdruck-, Blutzucker-, Cholesterin- oder Nierenwerte bestimmt werden.
Da Adipositas durch Erkrankungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigt werden kann, sollte auch nach solchen Ursachen geforscht werden. So kann es sinnvoll sein, die Schilddrüsenwerte zu bestimmen.
Manchmal wird das starke Übergewicht sonst vorschnell allein auf eine falsche Ernährung oder zu wenig Bewegung zurückgeführt.
Wichtig zu wissen: Immer wieder erleben Menschen mit starkem Übergewicht, dass Ärztinnen und Ärzte vorwiegend die Folgeerkrankungen wie Arthrose oder Bluthochdruck behandeln – das Gewicht selbst bleibt im Hintergrund. Damit keine Aspekte übersehen werden, kann es hilfreich sein, sich vor dem Arztgespräch die Fragen aufzuschreiben, die man stellen möchte.
Wie wird starkes Übergewicht behandelt?
Menschen mit Adipositas müssen nicht zwingend einen bestimmten BMI erreichen, um ihre Gesundheit zu verbessern.
Bereits eine Gewichtsabnahme von wenigen Kilogramm kann sich positiv auf die Gesundheit auswirken.
Je nach Ausgangsgewicht empfehlen medizinische Fachgesellschaften eine Gewichtsabnahme von 5 bis 10 Prozent innerhalb von 6 bis 12 Monaten.
Maßnahmen, die beim Abnehmen helfen
Wer abnehmen möchte, sollte darauf achten, einen realistischen Plan zu entwickeln, der zu den eigenen Bedürfnissen passt. Bei manchen stehen körperliche Fitness und Leistungsfähigkeit im Vordergrund, bei anderen gesundheitliche Gründe oder der Wunsch, sich im eigenen Körper wohler zu fühlen.
Um abzunehmen, empfiehlt sich in der Regel eine Kombination aus mehr Bewegung und einer Ernährungsumstellung.
Unterstützen können dabei verschiedene, zum Teil wissenschaftlich geprüfte und von medizinischen Fachgesellschaften empfohlene Programme zur Gewichtsabnahme.
Oft müssen diese allerdings selbst bezahlt werden, da sie nicht als Therapie, sondern als „Lebensstil-Maßnahme“ gelten.
Solche Programme enthalten meist auch verhaltenstherapeutische Elemente. Sie vermitteln zum Beispiel, wie:
- eine Ernährungsumstellung so flexibel gestaltet werden kann, dass sie im Alltag durchzuhalten ist
- sich mehr körperliche Bewegung in den Alltag einbauen lässt
- man mit Umständen umgeht, die man selbst nicht verändern kann, zum Beispiel bei der Arbeit
Reicht ein Ernährungs- und Bewegungsprogramm nicht aus, kann das Abnehmen auch medikamentös unterstützt werden.
Wie es gelingen kann, nicht wieder zuzunehmen
Schwieriger als die Gewichtsreduktion selbst ist es oft, langfristig nicht wieder zuzunehmen. Dafür verantwortlich sind Prozesse im Stoffwechsel, im Hormonhaushalt und dem zentralen Nervensystem, die den Körper im Gleichgewicht halten.
So verringert sich beim Abnehmen auch die Muskelmasse und damit der Energiebedarf. Das bedeutet: Je mehr man abnimmt, desto schwieriger wird es, das neue Gewicht zu halten oder es weiter zu reduzieren.
Zudem fällt es vielen Menschen schwer, über viele Jahre entwickelte Gewohnheiten und Verhaltensweisen dauerhaft zu ändern.
Wem es gelingt, sich langfristig ausgewogen zu ernähren und ausreichend zu bewegen, schafft es am ehesten, nicht wieder oder nur wenig zuzunehmen.
Das wichtigste Prinzip dabei: Man darf auf Dauer nicht mehr Kalorien zu sich nehmen, als der Körper verbraucht.
Für Menschen mit ausgeprägter Adipositas kann auch eine Magenoperation infrage kommen. Da ein solcher Eingriff das Leben stark verändern kann, ist es wichtig, die Vor- und Nachteile gut abzuwägen.
Weiterführende Informationen zu Operationen bei Adipositas finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Was ist noch wichtig bei starkem Übergewicht?
Wer starkes Übergewicht (Adipositas) hat, kann sich häufig schlechter bewegen und ist körperlich weniger belastbar als andere Menschen. Starkes Übergewicht entspricht zudem nicht dem gängigen Schönheitsideal, das zum Beispiel im Fernsehen, in anderen Medien oder der Werbung zu sehen ist.
Dies kann sich negativ auf das Selbstbewusstsein auswirken und davon abhalten, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen und zum Beispiel zum Sport oder ins Schwimmbad zu gehen.
Für manche Menschen ist es daher hilfreich, sich gezielt mit anderen Menschen, die Übergewicht haben, zum Sport zu treffen oder sich in einer Selbsthilfegruppe auszutauschen.
Adipositas kann mit Depressionen, Essstörungen oder anderen psychischen Erkrankungen zusammenhängen. Dann sollten die Probleme nicht isoliert, sondern gemeinsam betrachtet werden.
Lesen Sie die Erfahrungsberichte von Menschen mit starkem Übergewicht auf gesundheitsinformation.de.
Informationen zum Thema Selbsthilfe sowie ein Portal zur Suche geeigneter Selbsthilfe-Angebote bietet die Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS).
- Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG). Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur „Prävention und Therapie der Adipositas“. AWMF-Registernummer 050-001. 04.2014.
- Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie e.V. (DGAV). Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen. S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer 088-001. 02.2018.
- Mensink GB, Schienkiewitz A, Haftenberger M et al. Übergewicht und Adipositas in Deutschland: Ergebnisse der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1). Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2013; 56(5-6): 786-794. German. doi: 10.1007/s00103-012-1656-3.
- Schienkiewitz A, Brettschneider S, Damerrow A et al. Übergewicht und Adipositas im Kindes- und Jugendalter in Deutschland – Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring 2018; 3(1): 16-23. doi:10.17886/RKI-GBE-2018-005.2.
- World Health Organization (WHO). Obesity: preventing and managing the global epidemic. Report of a WHO consultation. WHO: Geneva 2000.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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