Epilepsie
ICD-Codes: G40 G41 Was ist der ICD-Code?
Epilepsie kann in jedem Alter auftreten. Das Gehirn oder einzelne Hirnbereiche sind überaktiv. So werden zu viele Signale gesendet, die die sogenannten epileptischen Anfälle auslösen können. Lesen Sie hier mehr zu Ursachen, Diagnostik und Behandlung von Epilepsie.
Auf einen Blick
- Bei einem epileptischen Anfall krampfen einzelne Muskeln oder der ganze Körper. Manche Menschen werden auch bewusstlos.
- Ein Anfall verursacht keine bleibenden Schäden.
- Von Epilepsie spricht man nur, wenn es öfter zu Anfällen kommt.
- Medikamente helfen Anfällen vorzubeugen.
- Für Helfende ist es am wichtigsten, Ruhe zu bewahren und Betroffene vor Verletzungen zu schützen.
- Den Rettungsdienst unter 112 anzurufen ist nötig, falls der Anfall länger als fünf Minuten dauert oder bei mehreren kurz hintereinander auftretenden Anfällen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Epilepsie?
Bei einer Epilepsie sind einzelne Hirnbereiche oder das gesamte Gehirn übermäßig aktiv. Es werden zu viele Signale abgegeben, was die sogenannten epileptischen Anfälle auslösen kann. Manchmal zucken dann nur einzelne Muskeln – es kann aber auch der gesamte Körper bis zur Bewusstlosigkeit krampfen.
Eine Epilepsie kann in jedem Alter auftreten. Manche Menschen haben bereits als Kind ihren ersten Anfall, andere erst in höherem Alter. Zwischen den Anfällen sind meist keine körperlichen Beschwerden spürbar. Die Sorge, dass es erneut zu einem Anfall kommen könnte, belastet allerdings viele Betroffene.
Woran erkennt man eine Epilepsie?
Ein epileptischer Anfall kann sich auf verschiedene Arten zeigen. Es kann lediglich ein Arm oder Bein zucken, aber auch der gesamte Körper. Das kann nach wenigen Sekunden vorbei sein oder sogar unbemerkt bleiben. Während des Anfalls können Menschen bei vollem Bewusstsein bleiben oder nur kurz abwesend sein. Manche werden jedoch auch bewusstlos.
Ein epileptischer Anfall hält selten lange an. Bei einer Dauer von mehr als fünf Minuten spricht man von einem „Status epilepticus“. Dann handelt es sich um einen Notfall, der zügig mit Medikamenten behandelt werden muss. Auch wenn mehrere Anfälle kurz nacheinander auftreten, ist dies ein Notfall.
Zwischen den Anfällen haben Betroffene meist keine körperlichen Beschwerden.
Was sind die Ursachen für eine Epilepsie?
Bestimmte Bereiche des Gehirns steuern Bewegungen, andere die Sprache, Gefühle und individuelle Wahrnehmungen. Hierbei sind Milliarden von Nervenzellen beteiligt. Sie agieren durch elektrische und chemische Signale miteinander. Bei einem epileptischen Anfall ist das Zusammenspiel der Nervenzellen zeitweise gestört.
Diese Störung führt dazu, dass einzelne Gehirnbereiche oder das ganze Gehirn übermäßig aktiv werden und die Nervenzellen zu viele Signale senden. Daher spricht man bei einem epileptischen Anfall auch von einem „Gewitter im Gehirn“, das im übrigen Körper einen Krampfanfall auslösen kann.
Oft lässt sich keine eindeutige Ursache für die Epilepsie feststellen.
Es gibt aber einige mögliche Auslöser, zum Beispiel Verletzungen, Entzündungen der Hirnhaut oder des Gehirns, Schlaganfälle oder Tumoren. Dann spricht man von „symptomatischer Epilepsie“.
Es gibt auch Hinweise auf eine erbliche Veranlagung, da Epilepsie in manchen Familien über mehrere Generationen hinweg auftritt.
Wie häufig ist Epilepsie?
Von Epilepsie wird erst dann gesprochen, wenn mehrfach ohne ersichtlichen Auslöser epileptische Anfälle auftreten. Laut Statistiken kommt dies bei knapp einem von 100 Menschen vor. Rechnet man gelegentliche Anfälle hinzu, haben schätzungsweise etwa 10 von 100 Menschen irgendwann in ihrem Leben mindestens einen epileptischen Anfall.
Ein erster epileptischer Anfall kann in jedem Alter auftreten. Viele sind noch ein Kind, wenn die Epilepsie beginnt. Etwas seltener tritt im Alter von 40 bis 59 Jahren der erste Anfall auf. Erst danach kommen Neuerkrankungen häufiger vor.
Wie verläuft eine Epilepsie?
Viele Menschen haben nur einmal im Leben einen Anfall oder erkranken nur über wenige Monate oder Jahre an Epilepsie. Andere begleitet die Erkrankung dauerhaft. Nach einem ersten Anfall erleben etwa 50 Prozent der Betroffenen einen zweiten. Danach steigt das Risiko weiter an – etwa 7 von 10 Betroffenen haben nach dem zweiten Anfall innerhalb der nächsten Jahre einen weiteren.
Hierbei handelt es sich jedoch um Durchschnittswerte. Das individuelle Risiko für einen weiteren Anfall ist stark von der Ursache abhängig: Bei bekannter Ursache wie einer Gehirnerkrankung ist das Risiko für einen erneuten Anfall etwa doppelt so hoch wie bei einer unbekannten oder einer genetischen Veranlagung.
Manche Menschen sind durch die Einnahme von Medikamenten über Jahre ohne Anfälle – und bleiben es auch nach Absetzen der Medikamente. Andere verhindern einen Anfall nur solange sie Medikamente nehmen. Bei etwa 3 von 10 Betroffenen kommt es trotz verschiedener Behandlungen regelmäßig zu epileptischen Anfällen.
Wie wird eine Epilepsie diagnostiziert?
Meist wird eine Epilepsie diagnostiziert, wenn
- es zu mindestens zwei Anfällen gekommen ist
- zwischen den Anfällen mindestens 24 Stunden vergangen sind
- kein Hinweis auf einen Gelegenheitsanfall besteht
Sie kann auch dann diagnostiziert werden, wenn das Risisko für einen zweiten Anfall deutlich erhöht ist – zum Beispiel bei einer Gehirnerkrankung. Zudem können seltenere spezielle Epilepsie-Formen festgestellt werden, die man als Epilepsie-Syndrom bezeichnet.
Wichtig zu wissen: Für die Diagnose ist vor allem die Vorgeschichte der Betroffenen wichtig: Wann und in welcher Situation ist der Anfall aufgetreten? Wie ist er verlaufen? Oft können sich Betroffene selbst nicht gut an den Anfall erinnern. Dann ist es hilfreich, wenn jemand, der den Anfall miterlebt hat, den Betroffenen zur Untersuchung begleitet. Die Begleitperson kann beschreiben, wie und mit welchen Symptomen der Anfall aufgetreten ist.
Neben der körperlichen und neurologischen Untersuchung wird Blut zur Untersuchung entnommen.
Meist werden außerdem mit einem Elektroenzephalogramm (EEG) die Hirnströme gemessen. Bestimmte Muster deuten hier auf ein erhöhtes Anfallsrisiko hin. Ein EEG allein reicht allerdings nicht aus, um eine Epilepsie festzustellen. In der Regel kommt eine Magnetresonanztomographie (MRT) hinzu. Sie hilft herauszufinden, ob sich im Gehirn Veränderungen zeigen, die die Anfälle auslösen könnten.
Falls sinnvoll, wird das Hirnwasser (Liquor) durch eine Spritze im Bereich der Lendenwirbelsäule entnommen und untersucht (Lumbalpunktion). Grund für diese Untersuchung ist meist ein Verdacht auf eine Hirn- oder Hirnhautentzündung.
Wie wird eine Epilepsie behandelt?
Die Behandlung ist von der Form der Epilepsie und dem Krankheitsverlauf abhängig. Meist werden Betroffene mit Medikamenten behandelt, sogenannten Antiepileptika. Hier gibt es unterschiedliche Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen. Wenn eine niedrige Dosierung keine ausreichende Wirkung zeigt, kann zunächst die Dosis des Medikaments erhöht werden. Stellt sich auch dann kein Erfolg ein, kombiniert man unterschiedliche Wirkstoffe oder testet ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe.
Da oft nur ein einziger Anfall auftritt, ist nicht sofort eine Behandlung erforderlich. Normalerweise fängt man erst nach einem zweiten Anfall mit einer Behandlung an. Ist das Risiko für erneute Anfälle erhöht, wie etwa bei einer Gehirnerkrankung, kann auch nach dem ersten Krampfanfall schon eine Behandlung angebracht sein. Wichtig ist, mit der Ärztin oder dem Arzt die persönliche Situation ausführlich zu besprechen.
Bei einer Behandlung mit Medikamenten werden diese meist mehrere Jahre lang eingenommen.
Meist findet ein Teil der Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus statt. Einige ambulante Einrichtungen und Kliniken sind auf die Behandlung von Menschen mit Epilepsie spezialisiert.
Kommt es trotz Medikamenten weiter zu Anfällen, ist ein Eingriff eine Alternative. Zu den Möglichkeiten zählen:
- Operation: Wenn sich herausfinden lässt, dass ein bestimmter Teil des Gehirns fokale Anfälle auslöst, kann dieser unter Umständen entfernt werden. Das ist aber nicht immer möglich.
- Vagusnerv-Stimulation: Hier soll die Überaktivität der Nervenzellen gehemmt werden. Ein Schrittmacher wird im Brustbereich unter der Haut eingesetzt und gibt elektrische Impulse ab. Das geschieht über Kontakte am Halsbereich, die mit dem sogenannten Vagusnerv verbunden sind. Für den Nutzen dieser Therapie gibt es bisher nur wenige aussagekräftige Studien.
Außerdem kann eine begleitende Psychotherapie sinnvoll sein. Sie kann dabei helfen, mit der Erkrankung zurechtzukommen und die Lebensqualität zu verbessern. Ob eine Psychotherapie auch dazu beitragen kann, dass weniger Anfälle auftreten, ist wissenschaftlich noch nicht geklärt.
Vertiefende Informationen zum Thema Epilepsie, etwa zu Behandlungsmöglichkeiten bei Erwachsenen, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Was tun, wenn jemand einen epileptischen Anfall hat?
Bei einem epileptischen Anfall ist es am wichtigsten, dass Helferinnen und Helfer Betroffene vor Verletzungen schützen und ruhig bleiben. Hält der Anfall länger als fünf Minuten an oder treten mehrere Anfälle in geringem zeitlichem Abstand auf, sollte der Rettungsdienst (Notruf 112) informiert werden. Bei einem schweren Anfall kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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