Die normale Geburt
Früher war die Kinder- und Müttersterblichkeit rund um die Geburt sehr hoch. Daher haben viele Menschen Respekt vor einer Geburt. Hebammen und medizinische Einrichtungen sorgen dafür, dass eine Geburt ein sicheres und positives Ereignis ist.
Auf einen Blick
- Eine Spontangeburt auf natürlichem Wege ist grundsätzlich ohne medizinische Hilfe möglich.
- Bei regelmäßiger Wehentätigkeit oder Platzen der Fruchtblase sollten Sie den von Ihnen gewählten Ort der Geburt aufsuchen.
- Die Geburt läuft in mehreren Phasen ab: zunächst muss sich der Muttermund öffnen, in der Austritts- beziehungsweise Pressphase wird das Kind durch den Geburtskanal geschoben, danach schließt sich die Nachgeburtsphase an.
- Mehrere Vorgehensweisen wie Verhaltensmaßnahmen, Schmerzmittel oder Rückenmarksanästhesie können Geburtsschmerzen erleichtern.
- Mit Hilfsmitteln wie der Saugglocke können auch schwierigere Geburten auf natürlichem Wege beendet werden.
- In einigen Fällen ist der Kaiserschnitt eine notwendige oder wünschenswerte Alternative, um Geburtsschäden zu vermeiden.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine „normale“ Geburt?
Eine „normale“ Geburt wird auch Spontangeburt genannt und bezeichnet eine Geburt, bei der das Kind auf natürlichem Wege durch die Scheide auf die Welt kommt. Es handelt sich um einen natürlichen Vorgang, der grundsätzlich ohne medizinische Hilfsmittel möglich ist. Jahrtausendelang hat die Menschheit so überlebt.
Dennoch war in früheren Zeiten sowohl die Mütter- als auch die Kindersterblichkeit im Zusammenhang mit der Geburt sehr hoch. In Entwicklungsländern ist das zum Teil immer noch so. In Deutschland haben die Möglichkeiten der modernen Medizin dazu geführt, dass die Müttersterblichkeit stark gesunken ist. Im Jahr 2017 starben 7 von 100.000 Frauen während der Schwangerschaft bis 42 Tage nach der Geburt.
Nach Einschätzungen der WHO sind Kaiserschnitte bei etwa 10 bis 15 Prozent der Geburten medizinisch notwendig. In Deutschland kommen aber rund 30 Prozent der Kinder per Kaiserschnitt zur Welt. Nach genauem Abwägen von Nutzen und Risiken kann in manchen Fällen auch ein sogenannter „Wunschkaiserschnitt“ angezeigt sein.
Eine „normale“ Geburt gibt es eigentlich kaum, da jeder Mensch und jede Geburt einzigartig sind. Oft laufen Geburten anders ab, als man es erwartet hat. Hier erfahren Sie, was bei einer Standardgeburt in Deutschland auf Sie zukommt.
Entbindung zu Hause, im Geburtshaus oder in der Klinik?
Wo das eigene Kind zur Welt kommen soll, ist eine sehr individuelle Entscheidung. Wenn die Schwangerschaft problemlos verläuft, hat man die Wahl zwischen einer ambulanten oder stationären Geburt in der Klinik, einer Geburt in einem Geburtshaus oder einer Hausgeburt.
Wer sicher sein möchte, dass jederzeit eine medizinisch-technische Versorgung möglich ist, sollte sich für eine Klinik entscheiden. Wem es wichtig ist, dass der Einsatz von Medikamenten oder medizinische Eingriffe nicht zu schnell erfolgen, kann sich für ein Geburtshaus oder die Hausgeburt entscheiden. Geburtshaus- und Hausgeburt bedeuten: Eins-zu-eins-Betreuung durch eine Hebamme und dementsprechend individuelle Betreuung in einer angenehmen, eher heimeligen Atmosphäre. Sehr hilfreich sind Informationsabende und Besichtigungstermine, die viele Kliniken und Geburtshäuser anbieten.
Wann geht es los?
Welche Signale genau den Geburtsvorgang auslösen, ist bisher nicht klar. Vermutlich wirken zahlreiche Botenstoffe zusammen, die von der Mutter, vom Kind und von der Plazenta („Mutterkuchen“), also der Verbindung zwischen beiden, produziert werden.
Eine normale Schwangerschaft dauert etwa 40 Wochen. Die meisten Kinder kommen 14 Tage vor bis 14 Tage nach dem errechneten Geburtstermin auf die Welt. Nur etwa 4 Prozent aller Geburten finden genau am errechneten Termin statt.
Wie merke ich, dass es losgeht?
Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Geburt des Kindes bevorsteht:
- wenn die Fruchtblase platzt und Fruchtwasser ausläuft oder austropft
- wenn regelmäßige Wehen im Abstand von 5 bis 10 Minuten auftreten
Wenn eines dieser Zeichen auftritt, sollten Sie mit Ihrer Hebamme Kontakt aufnehmen oder in die Klink fahren. Mit einer vaginalen Untersuchung können Hebammen feststellen, ob sich der Muttermund bereits geöffnet hat und die Geburt tatsächlich beginnt.
Wichtig zu wissen: Wenn sich der Schleimpfropf löst, der während der Schwangerschaft den Muttermund verschließt, kann das ein erstes Anzeichen auf eine bald beginnende Geburt sein. Dies kann allerdings auch bereits einige Tage vor der Geburt passieren. In der Regel müssen Sie dann nicht sofort in die Klinik fahren.
Wie erkenne ich „echte“ Wehen?
Nicht jede schmerzhafte Kontraktion der Gebärmutter kündigt die Geburt an. Es gibt verschiedene Wehenarten, die zum Teil auch schon lange vor der Geburt auftreten:
- Übungswehen: Wenn sich die Gebärmutter spürbar, aber nicht schmerzhaft zusammenzieht, spricht man von Übungswehen; sie bleiben ohne Wirkung auf den Muttermund.
- Vorwehen oder Senkwehen: Sie können in den letzten 4 Wochen der Schwangerschaft auftreten und drücken den kindlichen Kopf in das Becken. Sie können manchmal schmerzhaft sein, wirken aber nicht auf den Muttermund.
- Eröffnungswehen (Geburtswehen): Das sind anfangs unregelmäßige, später regelmäßige, schmerzhafte Wehen im Abstand von 3 bis 5 Minuten, manchmal auch kürzer. Sie führen zur Eröffnung des Muttermundes und leiten die Geburt ein.
- Austrittswehen: kräftige, schmerzhafte Wehen im Abstand von 2 bis 5 Minuten, die das Kind durch den Geburtskanal schieben.
- Presswehen: Wenn die Frau den unbedingten Drang verspürt mit der Bauchmuskulatur mitzupressen, spricht man von Presswehen. Sie treten in der Regel in der Austrittsphase auf.
- Nachgeburtswehen: Die Gebärmutter zieht sich auch nach der Geburt mehrfach zusammen, um die Nachgeburt (Plazenta) auszustoßen. Die Kontraktionen reduzieren die nachgeburtliche Blutung aus der innenliegenden Wunde, der Stelle, an der in der Gebärmutter die Plazenta saß.
- Nachwehen: Sie helfen bei der Rückbildung der Gebärmutter und fördern den Wochenfluss. Nachwehen treten häufig beim Stillen auf, da das hormon Oxytocin, das die Milchbildung auslöst, auch zu Kontraktionen der Gebärmutter führt.
Wie läuft eine normale Geburt ab?
Eine normale Geburt dauert etwa 4 bis 18 Stunden, bei Erstgebärenden in der Regel etwas länger als bei Mehrfachgebärenden. Man unterscheidet vier Phasen der Geburt:
Eröffnungsphase
Die Eröffnungswehen bewirken, dass sich der Muttermund langsam öffnet. Damit wird für das Kind der Weg freigegeben: aus dem Gebärmutterkörper durch Gebärmutterhals und Scheide nach draußen. Hormone sorgen dafür, dass das Gewebe weich und dehnbar wird.
Austrittsphase
Die Austrittsphase beginnt, wenn der Muttermund vollständig auf etwa 10 Zentimeter eröffnet ist. Das knöcherne Becken hat am Beckeneingang eine querovale Form und am Beckenausgang eine längsovale Form. Deshalb vollzieht das Kind eine leichte Drehung um 90 Grad auf dem Weg durch den Geburtskanal. Die Austrittswehen schieben das Kind voran.
Pressphase
Kurz bevor der Kopf austritt, setzen die Presswehen ein. Die Mutter hat dann den unbedingten Drang, bei jeder Wehe mit der Bauchmuskulatur mitzupressen. Die meisten Kinder werden mit dem Kopf voran geboren, in der Regel schauen sie dabei zum Rücken der Mutter. Kinder, die mit dem Gesicht zum Bauch der Mutter schauen, werden auch „Sterngucker“-Kinder genannt. Ist der Kopf geboren, folgen mit der nächsten Wehe die Schultern. Der Rest des Körpers kommt dann schnell nach. Auch Kinder in Beckenendlage können auf natürlichem Weg auf die Welt kommen. Sie werden mit dem Po zuerst durch den Geburtskanal geschoben.
Nachgeburtsphase
Ist das Kind draußen, holt es zum ersten Mal Luft. Die Lungen entfalten sich und oft schreit es dann beim Ausatmen. Hebammen durchtrennen die Nabelschnur, reinigen und untersuchen das Kind. Anschließend legen sie es der Mutter auf die Brust. Mit den Nachgeburtswehen geht die Plazenta (der Mutterkuchen) ab und wird auf Vollständigkeit geprüft. Der Saugreiz des Kindes an der Brust fördert das Ausstoßen der Nachgeburt.
Welche Geburtshilfsmittel gibt es?
In jeder Phase der Geburt kann es zu einem verzögerten Geburtsverlauf oder auch einem Geburtsstillstand kommen. In diesen Fällen können verschiedene Hilfsmittel eingesetzt werden, um die Geburt auf natürlichem Wege weiterzuführen:
Wehentropf
Tritt eine Wehenschwäche auf, kann man während der Geburt Medikamente über die Vene geben (Wehentropf), welche die Gebärmutterkontraktionen verstärken.
Saugglocke
Kommt es in der Austrittsphase zu einem Geburtsstillstand, befindet sich das Kind bereits im Geburtskanal. Ärztinnen oder Ärzte können dann beispielsweise eine Saugglocke zu Hilfe nehmen, damit das Kind geboren wird. Die Anleitung der Frau ist dabei weiterhin Aufgabe der Hebamme. Bei der Saugglocke wird eine Glocke aus Metall oder Kunststoff auf dem Kopf des Kindes angesetzt, die sich mithilfe eines Vakuums am Kopf festsaugt. Das Kind wird dabei nicht verletzt. Die Spuren des Saugnapfes auf der Haut sind nach der Geburt häufig sichtbar, verschwinden aber schnell wieder.
Schmerzen aushalten oder Schmerzausschaltung?
Schmerzen während der Geburt können sehr unterschiedlich empfunden werden. Grundsätzlich ist es so, dass Ängste und Anspannungen Schmerzen eher verstärken. Daher zielen viele Maßnahmen in der Geburtsvorbereitung und während der Geburt darauf ab, eine entspannende Atmosphäre herzustellen.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Geburtsschmerzen erfolgreich zu behandeln. Am besten, Sie besprechen das für Sie passende Vorgehen schon vor der Geburt mit Ihrer Hebamme. Niemand muss Schmerzen aushalten, wenn sie unerträglich werden. Folgende Methoden der Schmerzbekämpfung kommen während der Geburt zur Anwendung:
Schmerzerleichternde Maßnahmen
Besonders in der Eröffnungsphase können Lagewechsel oder Entspannungsbäder die Wehenschmerzen erträglicher machen. Weitere Möglichkeiten sind kurzes Umhergehen, Sitzen auf einem Gymnastikball, Entspannungs- oder Atemübungen. Auch alternative Maßnahmen wie Akupunktur sind möglich.
Spasmolytika
Muskelentspannende Medikamente können in der frühen Eröffnungsphase eingesetzt werden und unterstützen die Öffnung des Muttermunds.
Schmerzmittel
Leichte Schmerzmittel verschaffen in der Eröffnungsphase Erleichterung. Stärkere Schmerzmittel wie Opiate können im Geburtsverlauf zum Einsatz kommen, aber nicht mehr zum Ende der Geburt. Werden Opiate kurz vor der Geburt verabreicht, können sie den Atemantrieb des Kindes nach der Geburt herabsetzen. Ein weiteres Mittel, das zur Schmerzlinderung eingesetzt werden kann, ist Lachgas.
Periduralanästhesie (PDA)
Mit einem Schmerzkatheter, der bei Bedarf oder kontinuierlich Schmerzmittel im Bereich des Rückenmarks abgibt, können Geburtsschmerzen wirksam bekämpft werden. Dazu wird ein dünner, weicher Gummischlauch zwischen Wirbelkörper und Rückenmarkskanal eingelegt, über den schmerzstillende Medikamente verabreicht werden. Sie blockieren die Schmerzleitung aus dem Becken.
Die Entscheidung für eine PDA sollte dann erfolgen, wenn die Wehentätigkeit noch nicht allzu stark ist, der Muttermund sich aber schon etwas geöffnet hat. Die Schmerzausschaltung ist zuverlässig und kann auch verwendet werden, falls ein Kaiserschnitt notwendig werden sollte. Der Nachteil einer PDA ist allerdings, dass sie die Geburt oft verlangsamt und die Wehen schwächer werden. Deshalb wird häufig zusätzlich ein Wehentropf angehängt. Auch der Pressdrang ist oft weniger stark ausgeprägt. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind ein Blutdruckabfall und Probleme beim Wasserlassen.
Spinalanästhesie
Bei der Spinalanästhesie wird das Schmerzmittel direkt in den Rückenmarkskanal gespritzt. Dadurch ist die Schmerzausschaltung sehr schnell wirksam. Sie wird vor allem eingesetzt, wenn ein Kaiserschnitt erforderlich ist. Der Vorteil gegenüber einer Vollnarkose ist, dass die Mutter die Geburt ihres Kindes bewusst erlebt und das Kind direkt nach der Geburt in den Arm nehmen kann.
Pudendusanästhesie
Sollte im späteren Geburtsverlauf eine Schmerzausschaltung notwendig werden, kann man die Schmerzleitung an den äußeren Geschlechtsorganen und im Bereich des Damms mit einer Spritze von der Scheide aus blockieren. Allerdings wird diese Methode heutzutage nur noch äußerst selten angewendet.
Welche Folgen kann eine Spontangeburt haben?
Auch wenn das Gewebe weich und dehnbar ist, kann es beim Durchtritt des Kindes durch den Geburtskanal beispielsweise zu Verletzungen der Scheidenschleimhaut kommen. Kleine Risse heilen dabei ganz von alleine aus. Größere Risse werden kurz nach der Geburt vernäht.
Verletzungen des Damms
Als Damm bezeichnet man das Weichgewebe und die Muskulatur zwischen Scheide und After. Hebammen schützen den Damm während der Pressphase durch entsprechende Handgriffe. Wenn aber heftige Presswehen die Geburt beschleunigen, kann es trotzdem zu Einrissen im Bereich des Damms kommen.
Insbesondere wenn Hilfsmittel wie die Saugglocke zum Einsatz kommen, kann ein Dammschnitt notwendig werden, um den Ausgang des Geburtskanals zu erweitern. Dammverletzungen werden kurz nach der Geburt sofort versorgt.
Zurückbleiben von Plazentateilen in der Gebärmutter
Es ist wichtig, die Plazenta nach der Geburt auf Vollständigkeit zu überprüfen. Bleiben Plazentateile in der Gebärmutter zurück, kann das schwerwiegende Folgen haben. Ist die Plazenta nicht vollständig, tastet die Ärztin oder der Arzt in der Gebärmutter nach verbliebenen Teilen und löst sie mit der Hand ab. Solch ein Eingriff findet unter Narkose statt. Auch das Risiko, dass sich die Gebärmutter nur ungenügend zusammenzieht und es dadurch zu starken Blutungen kommt, ist durch Plazentareste erhöht.
Verstärkte Blutungen nach der Geburt
Starke Blutungen können sowohl nach einer Spontangeburt als auch nach einem Kaiserschnitt auftreten. Die Hauptursache für starke und zum Teil lebensbedrohliche Blutungen ist die Uterusatonie. Darunter versteht man das mangelhafte Zusammenziehen der Gebärmutter nach einer Geburt.
Um kein Risiko einzugehen, bleiben Frauen nach der Geburt 2 bis 4 Stunden unter Beobachtung. Durch den Saugreiz des Kindes an der Brust wird das hormon Oxytocin ausgeschüttet, welches das Zusammenziehen der Gebärmutter fördert.
Wann muss ein Kaiserschnitt gemacht werden?
Gegen Ende jeder Schwangerschaft befinden sich die allermeisten Kinder in einer Längslage und können spontan geboren werden. Bei Kindern in einer Quer- oder Schräglage ist eine Spontangeburt nicht möglich. Auch die Lage der Plazenta sowie Krankheiten der Mutter oder des ungeborenen Kindes können Grund für einen Kaiserschnitt sein. Der Kaiserschnitt ist heutzutage ein Routineeingriff, der Leben retten und vor Geburtskomplikationen schützen kann.
Viele Kaiserschnitte können geplant werden (primärer Kaiserschnitt). Wenn ein Kaiserschnitt nicht geplant war, aber während der Geburt notwendig wird, spricht man von einem sekundären Kaiserschnitt. Außerdem gibt es Situationen, in denen das Kind mit einem Notkaiserschnitt innerhalb kürzester Zeit auf die Welt gebracht werden muss. Das ist immer dann der Fall, wenn das Leben von Mutter oder Kind akut gefährdet ist.
Zwingende Gründe für einen Kaiserschnitt
- wenn die Lage des Kindes eine Geburt unmöglich macht
- wenn der Mutterkuchen vor dem Gebärmutterausgang liegt und den Geburtskanal versperrt
- wenn bei einem vorangegangenen Kaiserschnitt ein Längsschnitt in der Gebärmutter notwendig war und dadurch das Risiko für ein Reißen der Gebärmutter besteht
- wenn das Kind zu groß für das mütterliche Becken ist
- Geburtsstillstand, der anders nicht behoben werden kann
- Bluthochdruck und Krämpfe der Mutter (Eklampsie; HELLP-Syndrom)
Nicht zwingende Gründe für einen Kaiserschnitt
- wenn vorher schon einmal ein Kaiserschnitt erfolgt ist
- wenn die Lage des Kindes eine Geburt erschweren könnte
- Mehrlingsgeburten
- Geburtsstillstand
- wenn es Hinweise auf Wachstumsstörungen, Erkrankungen oder Fehlbildungen des Kindes gibt
- wenn durch den Geburtsstress die Gesundheit der Mutter gefährdet ist
- Erschöpfung der Mutter, wenn die Geburt besonders lange dauert
Gründe für einen Notkaiserschnitt
- vorzeitige Lösung des Mutterkuchens von der Gebärmutterwand; dabei treten meist starke Blutungen auf
- wenn die Nabelschnur voraus rutscht und zwischen Kind und Geburtskanal eingeklemmt ist (Nabelschnurvorfall)
- Gebärmutterriss
- wenn die Herztöne des Kindes langsamer werden und das Kind nicht mehr genug Sauerstoff bekommt
Wunschkaiserschnitt
Ein Wunschkaiserschnitt ist ein Kaiserschnitt ohne medizinische Notwendigkeit ausschließlich aufgrund des Wunsches der Schwangeren. Ein Wunschkaiserschnitt ist in Deutschland mit 2 bis 3 Prozent eher selten und muss privat bezahlt werden. Nutzen und Risiken der Operation müssen mit einer Ärztin oder einem Arzt sorgfältig abgewogen werden.
Wie läuft ein Kaiserschnitt ab?
Zunächst wird sichergestellt, dass die Mutter keine Schmerzen hat. Damit sie während der Geburt bei Bewusstsein sein kann, erfolgt dies meist über eine Rückenmarksanästhesie. So kann sie das Kind auch direkt nach der Geburt in den Arm nehmen. Eine Vollnarkose wirkt schneller und wird vor allem bei einem Notkaiserschnitt angewendet.
Die Operateure machen zunächst etwa zwei Finger breit oberhalb des Schambeins einen queren Schnitt durch die Haut. Danach durchtrennen sie die Muskulatur der Bauchdecke und das Bauchfell. Die Gebärmutter wird ebenfalls quer geöffnet. Ärztinnen oder Ärzte holen das Kind mit den Händen heraus und nabeln es ab. Auch die Nachgeburt entfernen sie auf diesem Weg. Anschließend werden alle Schichten einzeln wieder vernäht. Zwischen dem ersten Hautschnitt und der Geburt des Kindes vergehen meist nur wenige Minuten.
Mutter und Kind bleiben nach einem Kaiserschnitt meist 3 bis 4 Tage in der Klinik. Auch wenn es sich um einen Routineeingriff handelt, können Komplikationen wie Infektionen oder Blutungen auftreten. Schwerwiegende Komplikationen sind aber mit unter einem Prozent selten.
Was sind Vor- und Nachteile eines Kaiserschnitts gegenüber einer Spontangeburt?
Die Spontangeburt ist der natürliche Weg für das Kind auf die Welt zu kommen. Sie hat den Vorteil, dass durch den engen Geburtskanal alles Fruchtwasser aus der Lunge herausgedrückt wird und sich die Lunge beim ersten Atemzug des Kindes besser entfalten kann. Dadurch treten nach einer Spontangeburt weniger Atemprobleme auf. Man vermutet, dass der Kontakt des Kindes mit der mütterlichen Keimflora in der Scheide einen positiven Einfluss auf die spätere Gesundheit hat, wissenschaftlich bewiesen ist das allerdings noch nicht.
Nachteile eines Kaiserschnitts
Für die Mutter:
- höheres Risiko für Thrombosen und Lungenembolien
- höheres Risiko für schmerzhafte Verwachsungen oder für Risse der Gebärmutternarbe bei weiteren Schwangerschaften
- Verzögerung der einsetzenden Milchbildung um etwa einen Tag
- Schmerzen an der Operationswunde
- bei ungeplanten Kaiserschnitten manchmal eine verzögerte psychische Verarbeitung
Für das Kind:
- häufiger Atemprobleme beim Neugeborenen
- geringfügig erhöhtes Risiko für Allergien, Asthma und Diabetes im späteren Leben des Kindes
Vorteile eines Kaiserschnitts
- keine Geburtsverletzungen im Bereich des Damms
- weniger Beckenbodenbeschwerden
- Die Geburt. Portal „familienplanung.de“. Aufgerufen am 21.01.2021.
- Lasch L. Fillenberg S. Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe. Springer: Berlin 2017.
- Schwangerschaft und Geburt. Portal „Frauenärzte im Netz“. Aufgerufen am 21.01.2021.
- Schwangerschaft und Geburt. Portal „gesundheitsinformation.de.“ Aufgerufen am 21.01.2021.
- Maternal Mortality Ratio. The World Bank Data. Aufgerufen am 21.01.2021.
Geprüft durch den Deutschen Hebammenverband e.V.
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