Kreuzbandriss

Unfälle beim Ballsport oder beim Skifahren sind meistens der Grund für einen Kreuzbandriss. Frauen sind davon häufiger betroffen als Männer. Ob ein Kreuzbandriss operiert werden muss, hängt unter anderem vom Ausmaß der Verletzung, von der Stabilität des Knies und vom Alter der verletzten Person ab.

Auf einen Blick

  • Das vordere Kreuzband ist eines der vier großen Bänder, die das Knie stabil halten. Es reißt am häufigsten.
  • Ursache sind meist Sportverletzungen, die zum Beispiel durch einen Sturz beim Skifahren oder durch ein verdrehtes Knie beim Fußball entstehen.
  • Kreuzbandrisse sind bei Frauen häufiger als bei Männern.
  • Ob operiert werden muss, hängt unter anderem vom Ausmaß der Verletzung, von der Stabilität des Knies und vom Alter der verletzten Person ab.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ein Fußballer liegt verletzt auf dem Boden einer Sporthalle.

Was ist ein Kreuzbandriss?

Das vordere Kreuzband ist eines von vier großen Bändern, die das Knie stabil halten. Es reißt am häufigsten. Ursache eines Kreuzbandrisses sind meistens Sportverletzungen, die zum Beispiel durch einen Sturz beim Skifahren oder durch ein verdrehtes Knie beim Fußball entstehen.

Ein Riss des vorderen Kreuzbands muss nicht immer operiert werden. Ob eine Operation erforderlich ist, hängt unter anderem vom Ausmaß der Verletzung, von der Stabilität des Knies und vom Lebensalter ab. Auch die persönliche Situation der verletzten Person spielt für die Behandlung eine wichtige Rolle. Einen Einfluss haben etwa der Beruf oder auch die Sportarten, die weiterhin ausgeübt werden sollen.

Sehr viel seltener reißt das hintere Kreuzband. Dieser Fall wird hier nicht berücksichtigt.

Welche Symptome deuten auf einen Kreuzbandriss hin?

Wenn das vordere Kreuzband reißt, ist oft ein Knack- oder Knallgeräusch zu hören. In der Regel schwillt das Knie unmittelbar danach an. Es schmerzt, insbesondere bei Bewegung.

Manche Betroffene können nach einem Kreuzbandriss normal auftreten. Das Knie fühlt sich dann aber instabil an, als würden sich Ober- und Unterschenkel leicht verschieben. Dieses Gefühl tritt zum Beispiel bei Kniebeugen sowie bei Seitwärts- und Drehbewegungen auf. Aber auch, wenn das betroffene Bein wie beim Treppensteigen mit dem gesamten Körpergewicht belastet wird.

Bei rund 90 Prozent aller Kreuzbandrisse sind außer dem vorderen Kreuzband auch andere Bänder oder Knorpel am Knie mitverletzt:

  • bei 50 bis 75 Prozent einer oder beide Menisken
  • bei etwa 50 Prozent der Gelenkknorpel und
  • bei etwa 15 Prozent das Innen- oder Außenband des Knies

In der Regel sind zudem die Knochen geprellt. Diese Verletzung bringt meistens stärkere Schmerzen und weitere Beschwerden mit sich.

Wodurch wird ein Kreuzbandriss verursacht?

Das vordere und hintere Kreuzband sowie das Außen- und Innenband verbinden die Ober- und Unterschenkelknochen.

Das vordere Kreuzband hat folgende Aufgaben:

  • Es gibt dem Knie Halt und sorgt dafür, dass sich das Schienbein nicht nach vorne wegbewegt.
  • Zusammen mit dem hinteren Kreuzband verhindert es, dass sich das Knie verdreht: Die Kreuzbänder wickeln sich dafür umeinander und stabilisieren das Knie.

Das vordere Kreuzband verfügt darüber hinaus über spezielle Sinneszellen (Rezeptoren), die Muskelreflexe steuern, um das Knie zu stabilisieren.

Bei starken Belastungen kann das vordere Kreuzband reißen, beispielsweise, wenn man:

  • das Knie mit Wucht verdreht – etwa bei schnellem Abbremsen aus dem Lauf, schneller Änderung der Bewegungsrichtung oder wenn das belastete Bein nach innen wegknickt.
  • nach einem Sprung unglücklich mit gestrecktem Bein landet.

Welche Risikofaktoren für einen Kreuzbandriss gibt es?

Kreuzbandrisse treten insbesondere bei Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball, Basketball und Skifahren auf.

Frauen haben bei Ballsportarten ein höheres Risiko für Kreuzbandrisse als Männer. Ärztinnen und Ärzte diskutieren unter anderem, ob die bei Frauen häufig schwächer ausgeprägte rückseitige Oberschenkelmuskulatur der Grund dafür ist.

Wie häufig kommt es zu einem Kreuzbandriss?

Die meisten Kreuzbandrisse treten bei Ballsportarten auf. Betroffen sind vor allem Sportlerinnen und Sportler zwischen 15 und 45 Jahren. 

Die meisten Kreuzbandrisse treten bei Ballsportarten auf.

Eine zusammenfassende Auswertung von über 50 Studien mit Ballsportlern hat ergeben: 3 bis 4 Prozent der Frauen und 2 Prozent der Männer verletzen sich irgendwann das vordere Kreuzband. 

Wie verläuft ein Kreuzbandriss?

Wird ein Kreuzbandriss erfolgreich behandelt, funktioniert das Knie später bei ungefähr 80 bis 90 Prozent der Betroffenen wieder normal oder nahezu normal. Sind die Verletzungen ausgeheilt, treiben die meisten weiter Sport. Etwa 20 bis 30 Prozent entscheiden sich danach aber aus Angst vor einer weiteren Verletzung für eine andere Sportart oder für weniger intensiven Sport – obwohl dies oft nicht erforderlich wäre. 

Welche Folgen kann ein Kreuzbandriss haben?

Ein Kreuzbandriss erhöht langfristig das Risiko, früher eine Kniearthrose zu entwickeln – insbesondere, wenn auch die Menisken verletzt wurden. 

Eine Zusammenfassung von Studien über einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren hat ergeben, dass sich nach einem Kreuzbandriss bei etwa 20 Prozent der untersuchten Personen eine im Röntgenbild deutlich sichtbare Arthrose im Knie entwickelte. Ohne Kreuzbandriss liegt dieser Anteil bei nur rund 5 Prozent. Das Kniearthrose-Risiko hängt jedoch nicht von der Behandlung der Verletzung ab.

Zudem bedeuten sichtbare Veränderungen auf einem Röntgenbild nicht, dass es auch zu Beschwerden kommt: Aus anderen Studien ist bekannt, dass Röntgenbilder oft nicht viel über Beschwerden aussagen. Wer einen Kreuzbandriss hatte, kann zudem mit Training selbst für ein gut funktionierendes Knie sorgen.

Wie lässt sich einem Kreuzbandriss vorbeugen?

Bestimmte Übungen vor dem Sport können Rissen des vorderen Kreuzbands vorbeugen. Geeignet sind unter anderem spezielle Programme, die Aufwärmübungen und Übungen zur Kräftigung der Rumpf- und Beinmuskulatur umfassen sowie Trainingselemente, um das Gleichgewicht, die Koordination und die Schnellkraft zu verbessern.

Medizinische Fachgesellschaften empfehlen zum Beispiel das beim DFB verfügbare Programm „FIFA 11+“ und das von der Deutschen Kniegesellschaft entwickelte Programm „Stop-X“.

Solche Programme wurden für Sportarten wie Fußball oder Handball entwickelt, die mit einem erhöhten Kreuzbandriss-Risiko verbunden sind. Sie lohnen sich vor allem für sehr aktive Sportlerinnen und Sportler, denn das Verletzungsrisiko beim Ballsport hängt vom Umfang des Trainings und der Zahl der Wettkämpfe ab.

Wie wird ein Kreuzbandriss diagnostiziert?

Zur Diagnose eines Kreuzbandrisses fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach dem Unfallhergang und den Beschwerden. Danach wird das Knie abgetastet und weiter untersucht. Um die Stabilität des Knies zu prüfen, werden der Ober- und Unterschenkel bewegt.

Bei Bedarf liefert eine Magnetresonanztomographie (MRT) genaue Bilder des Knies mit den Bändern und Menisken. Mit einer Röntgenaufnahme kann festgestellt werden, ob Knochen gebrochen sind – aber nicht, ob Bänder gerissen oder beschädigt sind.

Wie wird ein Kreuzbandriss behandelt?

Bei einem Kreuzbandriss braucht das Knie zunächst einmal Ruhe. Es sollte daher direkt nach dem Unfall hochgelegt und gekühlt werden – so lange, bis die akuten Schmerzen und die Schwellung zurückgehen.

Auch ein Druckverband kann sinnvoll sein. Gleiches gilt für entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen. Später kann eine Gehhilfe dazu beitragen, das Knie zu entlasten – insbesondere, wenn es sehr instabil ist.

Zur Behandlung eines gerissenen Kreuzbands gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Mit einer konservativen Behandlung unter physiotherapeutischer Anleitung soll die Kniemuskulatur so gestärkt werden, dass die Muskeln die Funktion des gerissenen Kreuzbands ausgleichen können. Ob diese Behandlung infrage kommt, ist davon abhängig, ob und welche anderen Kniestrukturen verletzt sind.
  • Bei einer Operation wird das gerissene Kreuzband ersetzt. Der Eingriff erfolgt mittels einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie): Dabei werden durch mehrere Schnitte um das Knie kleine Operationsinstrumente eingeführt.
Behandlungsmaßnahmen bei einem Kreuzbandriss: Ruhe, hochlegen und kühlen, Gehhilfe, entzündungshemmende Scherzmittel, Physiotherapie, Operation

Soll das Knie operiert werden, wird nach dem Unfall normalerweise 2 bis 4 Wochen gewartet, bevor der Eingriff erfolgt. In diesem Zeitraum kann die Schwellung abklingen und das Knie sich beruhigen.

Ist das Knie bei der Operation noch steif, geschwollen oder entzündet, kann sich das Gewebe im Knie verhärten und später die Beweglichkeit einschränken. Daher werden die Beweglichkeit und Muskulatur des Knies vor der Operation mit geeigneten Übungen verbessert.

Nach der Operation ist abhängig von der Sportart –  eine 4 bis 12 Monate dauernde Heil- und Trainingsphase erforderlich.

Bisher existiert nur eine größere Studie, die konservative mit operativen Behandlungen verglichen hat. Das Ergebnis: Eine Konservative Behandlung war bei mehr als 50 Prozent der Betroffenen langfristig erfolgreich. Bei einer Operation liegt der Anteil bei 80 bis 90 Prozent.

Nach aktuellem Wissenstand hat es keine Nachteile für die Kniefunktion, wenn das Knie zunächst konservativ behandelt und nötigenfalls erst später operiert wird. Allerdings besteht nach einer konservativen Behandlung ein etwas höheres Risiko für weitere Verletzungen, zum Beispiel an den Menisken.

Ein Physiotherapeut behandelt das Kniegelenk eines Mannes

Wie verläuft die Rehabilitation nach einem Kreuzbandriss?

Nach einer Operation dauert es Monate, bis ein Kreuzbandersatz vollständig eingeheilt und seinen Aufgaben wieder gewachsen ist. Um den Kreuzbandersatz zu entlasten und das Knie zu stabilisieren, sind kräftige Oberschenkelmuskeln wichtig.

Die Rehabilitation (Reha) hat zum Ziel, die Muskeln zu stärken und das Knie an das neue Kreuzband zu gewöhnen. Bis das Gefühl für das Knie zurückkehrt und es so selbstverständlich bewegt werden kann wie vor dem Unfall, kann einige Zeit vergehen.

Wird das Kreuzband nicht operiert, hilft eine Reha, die Muskeln durch gezieltes Training soweit aufzubauen, dass sie das Knie stabil halten. Eine Physiotherapie ist deshalb bei allen Behandlungen sinnvoll.

Wichtig zu wissen: Wurde das Knie operiert, kann man meistens schon nach 4 bis 6 Monaten wieder mit schonenden Sportarten beginnen. Intensiver Ball- oder Kampfsport kommt meist erst nach 9 bis 12 Monaten wieder infrage. Wird das Knie konservativ behandelt, verkürzt sich die Genesungszeit um circa 2 bis 3 Monate.

Für manche Menschen ist es schwer zu akzeptieren, dass es nach einem Kreuzbandriss lange dauert, bis die frühere Leistungsfähigkeit zurückkehrt, und dass dafür viel Aufwand erforderlich ist. Geduld ist daher neben konsequentem Training eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Rehabilitation.

Vertiefende Informationen zur Rehabilitation nach einem Kreuzbandriss, lesen Sie auf gesundheitsinformation.de.

Was ist bei einem Kreuzbandriss noch wichtig?

Es ist hilfreich, schon vor der Operation eines Kreuzbandrisses bestimmte Maßnahmen für die Zeit der Rehabilitation zu ergreifen. Dazu gehört zum Beispiel:

  • vor der Operation zu üben, sich mit Gehstützen (Krücken) zu bewegen
  • frühzeitig mögliche Hindernisse oder Stolperfallen in der Wohnung zu beseitigen: So kann es beispielsweise sinnvoll sein, in der Genesungszeit in einem anderen Zimmer zu schlafen, um Treppen zu vermeiden.
  • den Weg zur Arbeit, Schule oder Uni zu regeln: Je nachdem, welches Bein betroffen und wie stark die Verletzung ist, kann es Wochen dauern, bis man wieder selbst Auto fahren kann.
  • sich Hilfe für den Alltag zu organisieren, zum Beispiel für Einkäufe oder andere Erledigungen
  • einen Duschhocker zu besorgen, um im Sitzen duschen zu können

Wer viel auf Gehstützen gehen muss, entwickelt manchmal andere Beschwerden, zum Beispiel Muskelkater oder Verspannungen im Rücken, Nacken oder in den Schultern. Auch solchen Beschwerden kann man durch Training vor der Operation vorbeugen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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