Legal Highs: Designerdrogen, die gar nicht legal sind

Als „Legal Highs“ oder „neue psychoaktive Substanzen“ werden Designerdrogen bezeichnet, die meist die Wirkungen illegaler Drogen nachahmen. Lesen Sie hier, welche Gesundheitsgefahren von Legal Highs ausgehen und wie das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz gegen den Handel mit diesen Substanzen vorgeht.

Auf einen Blick

  • Legal Highs (neue psychoaktive Substanzen) sind Designerdrogen, die im Vergleich zu länger bekannten Drogen oft nur leichte Veränderungen aufweisen. 
  • Ihr Verkauf und Konsum war bis zum expliziten Verbot im Jahr 2016 straffrei, weil eine rechtliche Lücke bestand. Heute sind Legal Highs nicht mehr legal.  
  • Die Wirkungen und Nebenwirkungen von Legal Highs sind vielfältig und zudem nicht gut untersucht, was ihren Konsum riskant macht.  
  • Auch langfristige Folgen für Körper und Psyche sind möglich, wie zum Beispiel Organschädigungen oder Angstzustände.  
  • Ungeachtet der gesundheitlichen Risiken werden Legal Highs oft als „Räuchermischungen“ oder „Badesalze“ deklariert und verharmlost.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Bunte Pillen mit Symbolen wie Herz, Stern oder Smiley.

Was sind Legal Highs?

Als „Legal Highs“ oder „neue psychoaktive Substanzen“ (NPS) werden synthetisch hergestellte Designerdrogen bezeichnet, die zumeist die Wirkungen illegaler Drogen nachahmen.

In ihrer chemischen Zusammensetzung sind NPS gegenüber illegalen Drogen wie „Crystal Meth“ so verändert, dass sie zunächst nicht unter die im Betäubungsmittelgesetz (BtMG) aufgeführten verbotenen Substanzen fallen. Trotzdem ist ihr Konsum weder legal noch harmlos. Ein besonderes Risiko besteht darin, dass von den meisten NPS weder die genaue Wirkungsweise noch die Langzeitfolgen bekannt sind.

NPS werden hauptsächlich über das Internet vertrieben und unter verschleiernden Bezeichnungen wie „Badesalz“, „Räuchermischung“ oder „Düngerpillen“ angeboten. Vermeintliche Inhaltsstoffe wie etwa Kräuter können zwar tatsächlich enthalten sein, sie dienen aber nur der Tarnung und als Trägerstoffe für die psychoaktive Substanz.

Warum spricht man von „Legal“ Highs?

Bis Ende 2016 konnte der Gesetzgeber neue Drogen lediglich im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) oder des Arzneimittelgesetzes (AMG) verbieten. Das Problem dabei: Für jede einzelne neue Designerdroge musste ein eigenes Verbotsverfahren eingeleitet und durchgeführt werden, was einige Zeit in Anspruch nahm. In der Zwischenzeit – also bis zum Verbot einer neuen Droge – waren Herstellung, Verkauf, Besitz und Konsum zwar nicht ausdrücklich legalisiert, doch zumindest straffrei. Daher sind neue psychoaktive Substanzen (NPS) auch unter dem englischen Begriff Legal Highs („legaler Rausch“) bekannt.

Mit dem Verbot einer neuen Droge war das Problem aber nicht gelöst: Sobald eine neue Substanz gesetzlich verboten wurde, konnten die Hersteller ihre chemische Struktur ohne großen Aufwand so verändern, dass sie vom gerade erfolgten gesetzlichen Verbot der Vorgängersubstanz bereits nicht mehr erfasst wurde. Infolgedessen konnte der Handel mit neuen psychoaktiven Substanzen stetig wachsen.

Um gegen diese Entwicklung deutlich effektiver vorgehen zu können, musste die Gesetzgebung ein effizienteres Verbotsverfahren einführen. Das Ergebnis ist das 2016 in Kraft getretene Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG).

Was ist das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG)?

Das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) ist ein Gesetz zur effektiven Bekämpfung neuer Drogen: Mit diesem Gesetz werden nicht nur einzelne Designerdrogen verboten, sondern gleich ganze Stoffgruppen. Dazu gehören derzeit:

  • von 2-Phenethylamin abgeleitete Verbindungen
  • Cannabimimetika/synthetische Cannabinoide
  • Benzodiazepine
  • von N-(2-Aminocyclohexyl)amid abgeleitete Verbindungen
  • von Tryptamin abgeleitete Verbindungen
  • von Arylcyclohexylamin abgeleitete Verbindungen 
  • von Benzimidazol abgeleitete Verbindungen

In der Zukunft können weitere Stoffgruppen in das Gesetz aufgenommen oder bestehende Stoffgruppen angepasst werden.

Wichtig zu wissen: Mit Einführung des Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetzes (NpSG) ist es Herstellern von Designerdrogen nicht mehr möglich, gesetzliche Verbote durch kleine chemische Veränderungen zu umgehen.

Wie werden Legal Highs angeboten und verkauft?

Legal Highs beziehungsweise neue psychoaktive Substanzen (NPS) werden meist im Internet angeboten und verkauft. Weitaus seltener geschieht dies über persönlichen Kontakt zu Dealern. So können die Hersteller ihre Designerdrogen grundsätzlich auch Menschen mit wenigen Vorkenntnissen anbieten und weltweit vertreiben.

Getarnt sind NPS häufig mit ablenkenden Produktbezeichnungen, bunten Verpackungen und irreführenden Beschreibungen, ohne dass dabei die enthaltenen psychoaktiven Substanzen in irgendeiner Form angegeben sind. Die so entstehende Verharmlosung von „Legal High“-Produkten verstärkt deren Attraktivität insbesondere für junge Menschen.

Häufig sind Legal Highs mit ablenkenden Produktbezeichnungen, bunten Verpackungen und irreführenden Beschreibungen getarnt.

Trotz aller Tarn- und Verschleierungsmechanismen sind jedoch gewisse Muster vorhanden. In der Regel werden als „Räuchermischungen“ oder „Raumerfrischer“ bezeichnete Produkte geraucht oder als Tee aufgegossen, „Badesalze“ durch die Nase geschnieft und „Düngerpillen“ geschluckt.

Wichtig zu wissen: Typische Muster lassen keinerlei Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe der NPS-Produkte zu. Im Gegenteil: Selbst bei zunächst als gut empfundenen Erfahrungen mit einem „Badesalz“ oder einer „Räuchermischung“ kann die Zusammensetzung bei der nächsten Lieferung ganz anders sein und gefährlich werden.

Wie viele Menschen konsumieren Legal Highs?

Etwa 3 Prozent der Erwachsenen in Deutschland hatten schon einmal Kontakt zu Legal Highs beziehungsweise neuen psychoaktiven Substanzen (NPS). Knapp 1 Prozent der deutschen Erwachsenen nimmt diese Art der Drogen regelmäßig ein. Unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind NPS bisher weniger weit verbreitet.

Am häufigsten werden synthetische Cannabinoide konsumiert, gefolgt von synthetischen Cathionen.

Ein Problem bei der Erfassung der NPS-Konsumenten ist, dass viele NPS sich nicht mit herkömmlichen Drogen-Schnelltests nachweisen lassen. Für einen Nachweis sind meist aufwendige Blutuntersuchungen nötig, die nicht vor Ort und nicht in jedem Labor durchgeführt werden können.

Erfasste Todesfälle durch Legal Highs sind bislang selten, die Tendenz ist jedoch steigend: Im Jahr 2016 starben laut Statistik 98 Menschen durch den Konsum von NPS, 2015 wurden nicht einmal halb so viele Todesfälle durch NPS erfasst.

Welche Wirkungen und Nebenwirkungen haben Legal Highs?

Legal Highs beziehungsweise neue psychoaktive Substanzen können entweder nach Substanzklassen oder ihrer Wirkungsweise unterteilt werden.

Besonders verbreitet sind die Wirkgruppen der Stimulanzien, Halluzinogene und Cannabinoide.

Stimulanzien

Wie es die Bezeichnung bereits vermuten lässt, wirken Stimulanzien „antreibend“ – sie sind also eine Art Aufputschmittel. Bekannte illegale Stimulanzien sind beispielsweise Kokain, „Speed“ und „Crystal“. Zu den stimulierenden NPS gehören die synthetischen Cathione. Sie ähneln in ihrer Wirkung den Amphetaminen, also zum Beispiel der Droge „Speed“. Diese Drogen bewirken eine gesteigerte Konzentration, Wachheit und Alarmbereitschaft. Darüber hinaus entsteht ein Gefühl der Selbstsicherheit bis hin zur Euphorie. Auch die Hemmschwellen sinken.

Aufgrund der insgesamt aktivierenden Wirkung von Stimulanzien gehören zu den unmittelbaren Nebenwirkungen vor allem Herzrasen, Schweißausbrüche und Verdauungsstörungen. Bei Überdosierungen kann es zu aggressivem Verhalten, Bewusstseinseintrübungen und psychotischen Erlebnissen wie Wahnvorstellungen kommen.

Halluzinogene

Halluzinogene werden auch Psychedelika genannt. Das wohl bekannteste illegale Halluzinogen ist LSD (Lysergsäurediethylamid). Auch viele NPS wirken halluzinogen. Halluzinogene beeinflussen die Wahrnehmung, verändern die Sinneseindrücke, regen die Fantasie an und können Sinnestäuschungen hervorrufen.

Zu den direkten Nebenwirkungen von Halluzinogenen gehören Herzrasen, Lichtempfindlichkeit und Stimmungsschwankungen. Mögliche Folgen sind aber auch Wahnvorstellungen und Angstattacken („Horrortrips“) bis hin zu einer durch Drogen ausgelösten Psychose, bei der die Betroffenen den Bezug zur Realität verlieren.

Cannabinoide

Synthetisch hergestellte Cannabinoide wie die Designerdroge „Spice“ binden an dieselben Rezeptoren im Körper wie der Cannabis-Inhaltsstoff THC – an die Endocannabinoid-Rezeptoren. So imitieren sie die Wirkung von THC, wirken aber zum Teil deutlich stärker und länger. Die möglichen Wirkungen reichen von tiefer Entspannung und grundloser Heiterkeit bis hin zu starkem Tatendrang und heftigen Halluzinationen.

Die Spanne der potenziellen Nebenwirkungen ist groß: Herzrasen, Kreislaufprobleme, Atemnot, Mundtrockenheit, Übelkeit, Krampfanfälle und Panikattacken gehören dazu. Cannabinoide zählen zu den NPS, die am unsichersten und am schwierigsten zu dosieren sind.

Mehr Informationen zu diesen und zu weiteren Wirkgruppen der NPS erhalten Sie bei www.drugcom.de, einer Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Sonderfall: Cannabis für medizinische Zwecke

Cannabis ist im Gegensatz zu Cannabinoiden eine natürlich vorkommende Substanz. Es wird aus der weiblichen Hanfpflanze gewonnen und von den Menschen schon lange als Rauschmittel verwendet. Seit März 2017 ist es Ärztinnen und Ärzten möglich, Patientinnen und Patienten mit einer schwerwiegenden Erkrankung cannabishaltige Arzneimittel zu verschreiben, zum Beispiel gegen Schmerzen. Das kommt allerdings nur dann infrage, wenn vorangegangene Behandlungsmethoden keinen ausreichenden Erfolg erzielt haben.

Wichtig zu wissen: Der therapeutische Nutzen von medizinischem Cannabis ist nach wie vor unklar und muss noch weiter untersucht werden. Zudem können auch bei medizinischem Cannabis deutliche Nebenwirkungen auftreten. Daher sollte man es wie jedes Medikament nur nach sorgfältiger Abwägung der Vor-und Nachteile einnehmen.

Zu welchen langfristigen Gesundheitsschäden können Legal Highs führen?

Legal Highs beziehungsweise neue psychoaktive Substanzen (NPS) basieren häufig auf sogenannten Research Chemicals. Das sind Produkte, die ursprünglich in der Pharmaforschung entwickelt wurden. Diese synthetisch hergestellten Substanzen sind oft deutlich stärker wirksam als die in der Natur vorkommenden „Vorbilder“, wie das Beispiel von Cannabis und Cannabinoiden zeigt. Dadurch erhöht sich beim Konsum von NPS auch das Risiko einer Überdosierung und schwerwiegender Folgen für die Gesundheit.

Hinzu kommt, dass bei Legal Highs kaum etwas so ist, wie es die Verpackung und die Produktbeschreibung vorgeben: Die weitaus meisten NPS stammen aus Laboren östlicher Länder, die unreguliert produzieren. Konsumierende von Legal Highs wissen deshalb meist nicht, worauf sie sich einlassen.

Die Wirkung der meisten Substanzen wurde nie in kontrollierten Studien an Menschen getestet – anders als bei Medikamenten. Entsprechend vielfältig und unvorhersehbar sind die möglichen Nebenwirkungen und Folgeschäden.

Die möglichen Nebenwirkungen und Folgeschäden von Legal Highs sind vielfältig und unvorhersehbar.

Zu den möglichen körperlichen Folgeschäden zählen:

  • die Schwächung des Immunsystems
  • Organschädigungen
  • ein mitunter starker Gewichtsverlust
  • Störungen im Menstruationszyklus
  • eine unsichere Wirkung der Antibabypille
  • bei nasalem Drogenkonsum ein Brüchigwerden der Nasenscheidewand bis hin zum Verlust des Geruchs- und/oder Geschmackssinns
  • beim Konsum während der Schwangerschaft: ein erhöhtes Risiko für Missbildungen und für Früh- oder Totgeburten

Zu den möglichen psychischen und sozialen Folgen zählen: 

  • Angstzustände, Panikattacken, Depressionen, Halluzinationen, Verfolgungswahn, Psychosen
  • Gedanken an eine Selbsttötung
  • eine verringerte Konzentrations- und Merkfähigkeit
  • Persönlichkeitsveränderungen wie Gefühlskälte
  • Schlafstörungen
  • psychische Symptome auch im nüchternen Zustand
  • juristische und finanzielle Probleme aufgrund der Drogenbeschaffung
  • Kontaktstörungen und Tendenz zur Selbstisolation

Wichtig zu wissen: Wie bei anderen Drogen kann es auch beim Konsum von NPS zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Um dennoch die gewünschte Wirkung zu erzielen, muss man die Dosis immer weiter erhöhen. Unterbleibt diese Dosissteigerung, können sich Entzugserscheinungen wie Zittern und Angstgefühle einstellen.

Wo findet man weitere Informationen?

Bei Jugendlichen können hinter schlechter werdenden schulischen Leistungen, zeitweiliger Aggressivität oder anderen auffälligen Verhaltensweisen grundsätzlich viele Ursachen stecken. Wenn Eltern dahinter aber einen Konsum von Legal Highs vermuten, sollten sie sich nicht davor scheuen, Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.

Bei der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V. (DHS) erhalten Eltern, Lehrkräfte sowie hilfesuchende Konsumentinnen und Konsumenten umfassende Informationen zu den Themen Suchtprävention und Suchtbewältigung. Die Website bietet auch ein Suchthilfeverzeichnis mit ortsnahen Hilfsangeboten.

Insbesondere Jugendliche und junge Erwachsene finden auf drugcom.de, einem Angebot der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), umfassende Informationen zum Thema Drogenkonsum. Die Website informiert über die Wirkungen und Risiken illegaler Drogen.

Das Video „Was sind Legal Highs?“ gibt einen verständlichen Überblick zum Thema NPS, mit einem Schwerpunkt auf den synthetischen Cannabinoiden.

Informationen zum Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) finden Sie auf der Website des Bundesministeriums für Gesundheit.

Geprüft durch den Fachverband Sucht e.V.

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