Gesundheitsversorgung Notfallversorgung – was passiert nach dem Notruf?
Bei lebensbedrohlichen Erkrankungen oder schweren Unfällen ist schnelle Hilfe entscheidend. Die Notfallversorgung durch Rettungskräfte folgt einem klaren Ablauf – vom Notruf bis zum Transport ins Krankenhaus. Auch für besondere Rettungseinsätze steht rund um die Uhr Hilfe bereit.
Auf einen Blick
- Notfälle können jederzeit eintreten. Bei einem Notfall muss sofort ein Notruf abgesetzt und wenn möglich Erste Hilfe geleistet werden.
- Die Rettungsleitstellen sind immer erreichbar, um schnelle Hilfe zu gewährleisten.
- Die Rettungsleitstelle entscheidet, welche Rettungskräfte und welches Rettungsmittel benötigt werden.
- Rettungskräfte übernehmen die medizinische Notfallversorgung vor Ort und den sicheren Transport ins Krankenhaus.
- Für Rettungseinsätze im Gebirge und im Wasser, für die Versorgung von Neugeborenen und Schlaganfallpatienten gibt es besondere Rettungsmittel.
- Neue Technologien wie Telemedizin sowie Reformen sollen die Notfallversorgung künftig weiter verbessern.

Was ist ein medizinischer Notfall?
Von einem medizinischen Notfall spricht man in erster Linie, wenn sich der Gesundheitszustand plötzlich lebensbedrohlich verschlechtert. Lebenswichtige Funktionen, wie die Atmung, der Kreislauf oder auch das Bewusstsein, sind dann beeinträchtigt. Ursächlich für solche Beeinträchtigungen können zum Beispiel eine Erkrankung, ein Unfall oder eine Vergiftung sein.
Wie verhalte ich mich bei einem medizinischen Notfall?
Auch wenn es schwerfällt: Versuchen Sie, Ruhe zu bewahren. Die wichtigsten Maßnahmen in einem medizinischen Notfall sind:
- Notruf unter 112 absetzen
- Erste Hilfe leisten
Je nach Art des Notfalls sind unterschiedliche Maßnahmen erforderlich. Bei einem Unfall muss beispielsweise auch die Unfallstelle abgesichert werden. Außerdem müssen unterschiedliche Erste-Hilfe-Maßnahmen ergriffen werden. Welche Maßnahmen das sind, erfahren Sie im Artikel Erste Hilfe: Beherzt und ohne Angst anpacken.
Nach einem Notruf über die 112 werden Sie mit der Rettungsleitstelle verbunden. Die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter dort erfragt nach einem festgelegten Schema alle benötigten Informationen zum Notfall. Dabei wird auch die Dringlichkeit eingeschätzt, um lebensbedrohliche Notfälle möglichst rasch zu versorgen. Bleiben Sie am Telefon, um Rückfragen zu beantworten und Hinweise zu erhalten. Die Leitstelle kann auch Wiederbelebungs-Maßnahmen anleiten, falls erforderlich.
In dem Artikel Nummern für den Notfall finden Sie weitere Anlaufstellen, an die Sie sich beispielsweise bei Vergiftungen oder psychischen Krisen wenden können.
Was passiert, nachdem man einen Notruf abgesetzt hat?
Nachdem die Person in der Leitstelle den Notruf angenommen hat, gibt sie alle Informationen zum Notfall in ein Computersystem ein. Schon während des Notrufgesprächs beginnt eine zweite Person, die erforderlichen Rettungskräfte zu alarmieren.
Zusätzlich zu Rettungskräften können professionelle Helfer in der Nähe des Notfalls mitalarmiert werden. Das können zum Beispiel medizinische Fachkräfte, Mitglieder der Feuerwehr oder Polizei und betriebliche Notfallhelfer sein. Auch geschulte Laien können über Ersthelfer-Apps informiert werden. So soll die Zeit zwischen dem Notruf und dem Eintreffen der Rettungskräfte überbrückt werden.
Wer eine Ersthelfer-Ausbildung hat, kann sich über Smartphone-Apps bei einem Notfall in der Nähe informieren lassen und gegebenenfalls Hilfe leisten. Mehr Informationen zu solchen Ersthelfersystemen finden Sie auf der Website des Deutschen Rats für Wiederbelebung German Resuscitation Council (GRC) e.V.
Rettungskräfte
Im Rettungsdienst arbeiten verschiedene Berufsgruppen zusammen:
- Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter haben eine mehrjährige Ausbildung absolviert. Sie können dadurch eigenverantwortlich lebensbedrohlich Erkrankte und Verletzte versorgen. Beispielsweise legen sie Infusionen und verabreichen Notfallmedikamente. Nach Eintreffen einer Notärztin oder eines Notarztes unterstützen sie diese. Früher gab es die Ausbildung zur Rettungsassistentin und zum Rettungsassistenten. Diese wurde von der Ausbildung zur Notfallsanitäterin und zum Notfallsanitäter abgelöst.
- Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter haben eine dreimonatige Ausbildung abgeschlossen. Sie fahren den Rettungswagen und unterstützen die Notfallsanitäterin oder den Notfallsanitäter.
- Ausgebildete Rettungshelferinnen und Rettungshelfer werden vor allem im Krankentransport eingesetzt. Außerdem können sie den Sanitäterinnen und Sanitätern assistieren.
- Notärztinnen und Notärzte haben nach dem Medizinstudium bestimmte Zusatzqualifikationen für Notfallmedizin erworben. Sie haben Erfahrung in der Versorgung kritisch kranker Patienten und können zum Beispiel bedrohliche Herzrhythmusstörungen behandeln oder eine Notfallnarkose einleiten.
Rettungsfahrzeuge
Nach dem Notruf entsendet die Leitstelle je nach Situation einen Rettungswagen, ein Notarzt-Einsatzfahrzeug oder einen Krankentransportwagen. In einem Rettungswagen sitzen in der Regel eine Notfallsanitäterin oder ein Notfallsanitäter und eine Rettungssanitäterin oder ein Rettungssanitäter.
Umgangssprachlich wird ein Rettungswagen manchmal auch „rollende Intensivstation“ genannt, denn er ist ausgestattet mit vielseitiger Medizintechnik, um lebensbedrohliche Notfälle zu behandeln. Dazu gehören unter anderem:
- ein Beatmungsgerät
- ein Defibrillator mit Herzschrittmacher-Funktion
- verschiedene Medikamente
- Infusionen
- Verbandsmaterialien
Ist eine notärztliche Betreuung vor Ort erforderlich, wird ein Notarzt-Einsatzfahrzeug entsendet. Das ist bei etwa jedem fünften Notruf der Fall. Eine Notärztin oder ein Notarzt kommt beispielsweise bei einem Atem- oder Kreislaufstillstand und bei schweren Verkehrsunfällen.
In manchen Regionen gibt es auch Notarztwagen. Diese Fahrzeuge sind wie ein Rettungswagen ausgestattet, zur Besatzung gehört aber auch eine Notärztin oder ein Notarzt. Eine Notärztin oder ein Notarzt kann auch nachgefordert werden, wenn zunächst nur ein Rettungswagen zum Notfall entsendet wurde. Vor allem in ländlichen Regionen kann auch ein ärztlicher Tele-Notdienst hinzugerufen werden.
Krankentransportwagen werden nicht zur Versorgung von schweren Notfällen, sondern für den Transport von kranken oder verletzten Personen mit medizinischer Begleitung eingesetzt.
Die Rettungsleitstelle ermittelt anhand der Informationen der Rettungskräfte, in welches Krankenhaus die Patientin oder der Patient gebracht werden soll. Dabei wird das nächstgelegene Krankenhaus angefahren, das für die Versorgung des Krankheitsbildes ausgestattet ist und freie Kapazitäten hat.
Besondere Rettungseinsätze
Manche Notfälle erfordern spezifisch qualifizierte Fachkräfte und besondere Einsatzfahrzeuge.
In bestimmten Fällen wird ein Rettungshubschrauber eingesetzt. Ein Rettungshubschrauber kommt zum Beispiel dann, wenn Schwerkranke schnell in eine Spezialklinik eingeliefert werden müssen oder wenn eine Person mit einer Wirbelsäulenverletzung möglichst erschütterungsfrei über weitere Strecken transportiert werden soll. Für Patientinnen und Patienten, die während des Flugs intensivmedizinisch betreut werden müssen, gibt es speziell ausgestattete Intensivhubschrauber. Insbesondere bei der Rettung aus dem Wasser, in unwegsamem Gelände oder im Gebirge sind Rettungshubschrauber unverzichtbar.
Die Bergwacht beziehungsweise der Bergrettungsdienst versorgen unter teilweise herausfordernden Bedingungen verunfallte oder erkrankte Personen im Gebirge, etwa verunglückte Bergsportler. Auch Seilbahn-Evakuierungen und Rettungseinsätze in Höhlen oder nach Lawinenabgängen gehören zum Einsatzspektrum. Bisweilen sind auch Suchaktionen, teilweise mit Rettungshunden, erforderlich.
Gut zu wissen: Wer in den Bergen sportlich aktiv ist, sollte sich vorab mit Erste-Hilfe-Maßnahmen im Gebirge und dem Alpinen Not-Signal vertraut machen. Nähere Informationen hierzu bietet der Deutsche Alpenverein.
Die Wasserrettung beziehungsweise Wasserwacht hilft bei Bade- und Bootsunfällen in Flüssen, Seen und an der Küste, auch im Winter bei Eis. Zur Ausbildung bei der Wasserrettung gehören unter anderem die Überwachung von Gewässern, das Rettungsschwimmen und Einsatztauchen.
An vielen Stränden und Gewässern sind Notrufsäulen installiert, über die per Knopfdruck ein Notruf an die Wasserrettungskräfte abgesetzt werden kann.
Auch für bestimmte Krankheitsbilder und Patientengruppen gibt es besondere Rettungsmittel:
Babynotarztwagen ermöglichen einen sicheren Transport für Neugeborene. Das Kind wird während des Transports betreut von einer Ärztin oder einem Arzt sowie von weiteren medizinischen Fachkräften, die für die Versorgung Neugeborener ausgebildet sind.
Für die Versorgung bei Schlaganfällen wurden speziell ausgestattete Rettungsfahrzeuge entwickelt, sogenannte „Stroke-Einsatz-Mobile“ (STEMO). Eine andere Bezeichnung ist „Mobile Stroke Unit“, abgekürzt MSU.
STEMO oder MSU sind mit einem Computertomographen (CT), einem Röntgengerät und einem Mini-Labor ausgestattet. Zur Besatzung gehört neben den Rettungsfachkräften eine Neurologin oder ein Neurologe, die oder der für den Notdienst ausgebildet ist. Mit Hilfe des CT können sie direkt am Einsatzort die Ursache des Schlaganfalls untersuchen und eine Behandlung einleiten.
Interessant zu wissen: Nach einem Schlagfall verbessert eine Behandlung in solch einem speziellen Rettungswagen die Überlebens- und Heilungschancen deutlich. Allerdings sind aufgrund des hohen technischen, finanziellen und personellen Aufwands bisher nur wenige STEMO/MSU im Einsatz.
In einigen Gebieten wird der Einsatz von sogenannten Medical Intervention Cars erprobt. Diese Fahrzeuge sind unter anderem mit einer Herz-Lungen-Maschine ausgestattet und bieten die Möglichkeit, spezielle notfallmedizinische Eingriffe und Bluttransfusionen durchzuführen.
In seltenen Fällen müssen viele Verletzte gleichzeitig versorgt werden, zum Beispiel bei schweren Verkehrsunfällen oder Großbränden. Für solche Situationen wird auch der Begriff „Massenanfall von Verletzten“, abgekürzt „MANV“, verwendet. Dabei müssen Rettungsdienste, Feuerwehr, Polizei und Hilfsorganisationen Hand in Hand arbeiten. Während die Einsatzkräfte den Unfallort sichern, beurteilen die Rettungskräfte die Verletzten. Das Ziel ist, die Schwerstverletzten zuerst zu behandeln, alle Verletzten schnellstmöglich zu versorgen und in geeignete Krankenhäuser zu bringen. Für solche Ereignisse gibt es eigens ausgearbeitete Konzepte und Übungen, so dass auch in diesen Fällen schnell und effektiv Hilfe geleistet werden kann.
Notfallversorgung im Krankenhaus
Nach dem Eintreffen in der Notaufnahme übergeben die Rettungskräfte alle wichtigen Informationen zum Notfall an das Team der Notaufnahme.
Näheres zur Behandlung in der Notaufnahme erfahren Sie in unserem Artikel Notaufnahme - Anlaufstelle im medizinischen Notfall. Nach der Versorgung in der Notaufnahme erfolgt entweder die Entlassung nach Hause, die Aufnahme auf eine Station des Krankenhauses oder die Verlegung in ein anderes Krankenhaus.
Welche Entwicklungen gibt es in der Notfallversorgung?
Aktuell gibt es verschiedene Entwicklungen in der Notfallversorgung in Deutschland. Diese zielen darauf, die Effizienz, die Qualität und die Zugänglichkeit der Versorgung zu verbessern.
Telemedizin
Es ist zu erwarten, dass zukünftig auch in der Notfallversorgung vermehrt telemedizinische Maßnahmen zum Einsatz kommen. Dies kann insbesondere in ländlichen Regionen die Versorgung verbessern.
Einsatzkräfte in der Gemeinde
In einigen Regionen wird auch der Einsatz von Gemeinde-Notfallsanitäterinnen und -Notfallsanitätern sowie “Acute Community Nurses” erprobt. Sie haben zusätzlich zu einer Sanitäts- oder Pflege-Ausbildung eine spezifische Qualifikation für den Einsatz in Notfallsituationen. Sie können über die Rettungsleitstellen zu akut kranken Menschen gerufen werden, um beispielsweise deren Gesundheitszustand einzuschätzen, Behandlungen durchzuführen und die weitere Versorgung zu koordinieren.
Diese Fachkräfte können auch in die Betreuung von chronisch kranken Menschen einbezogen werden, beispielsweise wenn sich deren Gesundheitszustand akut verschlechtert.
Das Ziel ist, eine schnelle medizinische Versorgung sicherzustellen und gleichzeitig unnötige Krankenhauseinweisungen zu verhindern.
Reform der Notfallversorgung
Vielerorts sind sowohl der Rettungsdienst als auch die Notaufnahmen und Krankenhäuser überlastet. Patientinnen und Patienten werden häufig nicht bedarfsgerecht versorgt. Für eine bedarfsgerechte Versorgung muss nicht immer eine Notaufnahme aufgesucht werden: Beispielsweise ist bei einigen akuten Erkrankungen die Bereitschaftspraxis die richtige Anlaufstelle für eine optimale Versorgung.
Das Bundesministerium für Gesundheit erarbeitet deshalb derzeit einen Entwurf eines Gesetzes zur Reform der Notfallversorgung. Insgesamt soll durch die Reform die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bereichen der Notfallversorgung – Rettungsdienst, ärztlichem Notdienst, Notaufnahmen und auch Notfallapotheken – gestärkt werden. Patientinnen und Patienten sollen im Notfall schneller die für sie passende Versorgung erhalten.
- Björn Steiger Stiftung. Notrufbearbeitung. Aufgerufen am 18.09.2025.
- Deutsches Rotes Kreuz e.V. (DRK). Rettungsablauf. Aufgerufen am 18.09.2025.
- Deutsches Rotes Kreuz (DRK)- Landesverband Baden-Württemberg e.V. Ausbildung im Rettungsdienst. Aufgerufen am 18.09.2025.
- Malteser Hilfsdienst e.V. Fahrzeuge im Rettungsdienst. Aufgerufen am 18.09.2025.
- Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung. Vierte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission: Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland. Stand: 13. Februar 2023.
- Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe. Mobile Stroke Units verbessern Schlaganfall-Versorgung. Aufgerufen am 18.09.2025.
- Stiftung Gesundheitswissen. Wohin im medizinischen Notfall? Aufgerufen am 18.09.2025.
- Wissenschaftliche Dienste des deutschen Bundestages. Überblick über die Notfallversorgung in Deutschland. Stand: 10.06.2022.
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