Notaufnahme – Anlaufstelle im medizinischen Notfall
Bei schweren Verletzungen, lebensbedrohlichen Erkrankungen und anderen Notfällen bekommt man in der Notaufnahme eines Krankenhauses schnell medizinische Hilfe. Hier entscheidet sich auch, ob man anschließend wieder nach Hause geht oder im Krankenhaus bleiben sollte.
Auf einen Blick
- Bei schweren Verletzungen oder Erkrankungen kann eine schnelle Behandlung notwendig sein, um bleibende Schäden oder den Tod zu verhindern. In diesen Fällen bekommt man Hilfe in der Notaufnahme.
- Durch die Untersuchungen in der Notaufnahme soll die Ursache der Beschwerden näher eingegrenzt und die passende Behandlung gefunden werden.
- Die Behandlung kann dann in der Notaufnahme, stationär im Krankenhaus oder auch in einer niedergelassenen Arztpraxis erfolgen.
- Weil die Behandlung nach Dringlichkeit erfolgt, muss man bei leichteren Verletzungen manchmal länger warten.
- In einem Notfall wird man auch ohne eine Krankenversicherung in der Notaufnahme behandelt.

Was macht eine Notaufnahme?
Eine Notaufnahme ist die erste Anlaufstelle bei einem medizinischen Notfall. Dort werden rund um die Uhr Patienten mit akuten Beschwerden versorgt. Eine Notaufnahme gibt es in vielen Krankenhäusern. Sie wird manchmal auch Rettungsstelle oder Notfallambulanz genannt.
Der Ablauf der Untersuchung und Behandlung ist in allen Notaufnahmen ähnlich.
Wie ist eine Notaufnahme organisiert?
In einer Notaufnahme arbeiten Ärztinnen und Ärzte aus unterschiedlichen Fachgebieten – zum Beispiel aus der Chirurgie oder der Inneren Medizin.
An der Versorgung der Patientinnen und Patienten sind auch Menschen anderer Berufsgruppen beteiligt. Dazu zählen zum Beispiel:
- Pflegekräfte
- Medizinische Fachangestellte
- Verwaltungskräfte und weitere Unterstützende
In einer Notaufnahme gibt es medizinische Mitarbeitende, die im Bereich der Notfallmedizin besonders aus- oder weitergebildet sind. Das leitende ärztliche Personal einer Notaufnahme muss eine spezielle Weiterbildung im Bereich Notfallmedizin haben. Auch weitere Mitarbeitende können über Weiterbildungen im Bereich Notfallmedizin oder Notfallpflege verfügen.
Wann sollte man eine Notaufnahme aufsuchen?
Eine Notaufnahme ist dazu da, Menschen mit schweren Erkrankungen oder Verletzungen zu helfen. Rufen Sie den Notruf 112, wenn schnelle Hilfe nötig ist und die Behandlung nicht in einer Arztpraxis erfolgen kann. Das gilt unter anderem in folgenden Fällen:
- Starke Atemnot
- Starke Brustschmerzen oder Druck auf der Brust
- Starke Bauchschmerzen
- Bewusstlosigkeit
- Plötzlich einsetzende Sprach- und Sehstörungen
- Plötzlich aufgetretene Lähmungen
- Akute Verletzungen wie Knochenbrüche, stark blutende Wunden oder schwere Verbrennungen
- Vergiftungen
- Allergischer Schock mit Atemnot und Kreislaufschwäche
Bei anderen Beschwerden sollte man sich an die ärztliche Notdienstpraxis oder während der Sprechstundenzeiten an die Hausarztpraxis wenden. Das gilt in aller Regel auch bei Beschwerden, die schon länger bestehen.
Wichtig zu wissen: Wenn man bei der Einschätzung der Beschwerden unsicher ist, hilft der Patientenservice des ärztlichen Bereitschaftsdienstes weiter. Das Patienten-Navi im Internet oder eine telefonische Beratung unter der Nummer 116117 kann dabei helfen, die richtige Anlaufstelle für die aktuellen Beschwerden zu finden. Bei dringenden Fällen wird man zeitnah in eine ärztliche Behandlung vermittelt, eventuell auch über Telefon oder Video.
Wie kommt man in die Notaufnahme?
Wenn Lebensgefahr oder starke Beschwerden bestehen, sollte der Notruf 112 gewählt werden. Dann wird man mit dem Rettungswagen und gegebenenfalls unter notärztlicher Begleitung in die Notaufnahme eingeliefert.
Grundsätzlich kann man eine Notaufnahme auch selbstständig aufsuchen. Niedergelassene Ärztinnen oder Ärzte können zudem eine Überweisung in die Notaufnahme ausstellen.
Was passiert, wenn man in der Notaufnahme ankommt?
Wenn man selbstständig in die Notaufnahme kommt, muss man sich zunächst anmelden. Dabei wird unter anderem nach den Beschwerden und dem Versicherungsstatus gefragt.
Ersteinschätzung
Durch Pflegekräfte, Ärztinnen oder Ärzte der Notaufnahme wird anhand eines festen Schemas eingeschätzt, wie dringlich die Behandlung der Patientin oder des Patienten ist. Dazu bekommt man gezielte Fragen zu den Beschwerden, Vorerkrankungen oder dem Unfallgeschehen gestellt. Auch das Rettungsdienst-Personal gibt dazu eine Einschätzung. Miteinbezogen werden außerdem Messwerte wie der Puls oder der Blutdruck.
Anhand der gesammelten Informationen werden die Patientinnen und Patienten dann in Kategorien nach der Dringlichkeit der Behandlung eingeteilt. Die höchste Kategorie bedeutet, dass eine sofortige Behandlung nötig ist. Die niedrigste Kategorie bedeutet, dass die Behandlung nicht dringend ist.
Diese Art der Ersteinschätzung erfolgt unabhängig davon, ob man selbstständig oder mit dem Rettungsdienst gekommen ist.
Durch die Einordung in die Kategorien können unterschiedlich lange Wartezeiten entstehen. Eventuell muss man länger warten, wenn andere Menschen schwerer erkrankt oder verletzt sind.
Wie laufen die Untersuchung und Behandlung in der Notaufnahme ab?
Die Untersuchung in der Notaufnahme dient dazu, die Ursache für die Beschwerden herauszufinden oder näher einzugrenzen.
Je nach den Beschwerden können unterschiedliche Untersuchungen erfolgen. Beispiele für Untersuchungen in der Notaufnahme sind:
- Körperliche Untersuchung: Die körperliche Untersuchung richtet sich nach der Art der Beschwerden oder Verletzung. Zum Beispiel kann bei starken Bauchschmerzen der Bauch abgehört und abgetastet werden.
- Bildgebende Verfahren: Dazu gehören Schnittbilduntersuchungen, wie die Computertomographie sowie Röntgen- und Ultraschalluntersuchungen.
- Laboruntersuchungen: Hauptsächlich werden Werte im Blut untersucht. Es können aber zum Beispiel auch Urinuntersuchungen durchgeführt werden.
- Weitere Untersuchungen: Es gibt zahlreiche weitere Untersuchungsverfahren, die in einer Notaufnahme eingesetzt werden können. Dazu zählt unter anderem die Messung der Herzströme (EKG) oder die Beurteilung, wie gut das Blut Sauerstoff aufnehmen kann.
Bei manchen Krankheiten oder Verletzungen kann die gesamte Behandlung in der Notaufnahme erfolgen. Wenn man zum Beispiel eine Schnittwunde oder einen einfachen Knochenbruch hat, kann die Wunde in der Notaufnahme genäht und der Bruch geschient werden. In solchen Fällen kann man am selben Tag wieder nach Hause gehen. Man bekommt dann einen kurzen Arztbrief für die weiterbehandelnde Arztpraxis mit.
Andere Patientinnen und Patienten, die in die Notaufnahme kommen, müssen zur weiteren Behandlung oder Überwachung in das Krankenhaus aufgenommen werden.
Wird man in das Krankenhaus aufgenommen, erfolgt in der Notaufnahme die erste medizinische Versorgung. Man bekommt dort zum Beispiel Medikamente zur Linderung der akuten Beschwerden. Für die weitere Behandlung bleibt man dann für einen gewissen Zeitraum auf einer Station im Krankenhaus.
Untersuchung und Behandlung im Schockraum
Wenn sehr schwer erkrankte oder verletzte Menschen in die Notaufnahme eingeliefert werden, müssen schnellstmöglich medizinische Maßnahmen in die Wege geleitet werden.
Die Untersuchung und Behandlung findet dann in einem speziellen Raum statt. Dieser sogenannte Schockraum ist auf die Versorgung lebensbedrohlich erkrankter oder verletzter Menschen ausgelegt.
Im Schockraum kümmern sich mehrere Ärzte und Pflegekräfte gemeinsam um die Patientin oder den Patienten. Die Untersuchung und die erste medizinische Versorgung laufen dabei gleichzeitig ab. Es werden sofort Maßnahmen ergriffen, um den Zustand der erkrankten oder verletzten Person zu verbessern. Währenddessen werden Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache für den lebensbedrohlichen Gesundheitszustand herauszufinden und die Behandlung daran anpassen zu können.
Was ist, wenn man keine Krankenversicherung hat und in die Notaufnahme kommt?
In einem medizinischen Notfall ist das Krankenhaus zur Behandlung verpflichtet – unabhängig davon, ob man eine Krankenversicherung oder Aufenthaltspapiere hat oder nicht. Das Krankenhaus darf zudem keine Informationen über den Aufenthaltsstatus an andere Menschen oder Behörden weitergeben.
Die anfallenden Kosten können Krankenhäuser von den zuständigen Sozialleistungsträgern erstattet bekommen, wenn sie Menschen ohne Krankenversicherung im Notfall behandeln. Allerdings bedeutet das einen großen Verwaltungsaufwand und es bestehen in solchen Fällen rechtliche Unsicherheiten. Zusammen mit dem Sozialdienst des Krankenhauses sollte man beim Sozialamt klären, wer die Kosten trägt.
Außerdem sollte man abklären, ob man rückwirkend in eine Krankenversicherung eintreten kann. Ist dies möglich, kann man die Behandlungskosten bei der Versicherung einreichen. Ansonsten kann es sein, dass man anfallende Behandlungskosten selbst bezahlen muss.
Weitere Informationen zum Wiedereintritt in die Krankenversicherung finden Sie in unserem Artikel „Krankenversicherung: Absicherung im Krankheitsfall“.
Beratung dazu, wie eine Rückkehr in die Krankenversicherung gelingen kann, bekommt man bei Clearingstellen. Eine Liste mit den Kontaktdaten von Clearingstellen in Deutschland stellt die EU-Gleichbehandlungsstelle zur Verfügung.
Wie finde ich die nächstgelegene Notaufnahme?
Bei Lebensgefahr oder schweren Erkrankungen oder Verletzungen sollte man den Notruf 112 wählen. Bei allen anderen akuten Beschwerden gibt die Rufnummer 116117 Auskunft darüber, wo die beste Hilfe geleistet werden kann.
Ein Krankenhaus in Ihrer Nähe und Informationen zur dortigen Notfallversorgung finden Sie auch im Bundes-Klinik-Atlas.
Die einzelnen Krankenhäuser bieten zudem auf ihren Internetseiten Informationen über ihre Notaufnahmen, beispielsweise zur telefonischen Erreichbarkeit oder zur Anfahrt.
- Amboss. Schockraummanagement. Aufgerufen am 12.03.24.
- Amboss. Notfallmanagement – Grundlegende Prinzipien. Aufgerufen am 12.03.24.
- AOK Gesundheitsmagazin. Gründe für die Notaufnahme: wie Sie einen Notfall erkennen. Aufgerufen am 04.03.24.
- Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege e.V. (BAGFW). Gleichbehandlungsstelle EU-Arbeitnehmer bei der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration. Personen ohne Versicherungsschutz. Aufgerufen am 04.03.24.
- Deutsches Krankenhaus Institut. DKI Blitzumfrage, Umfrage Januar 2023: Aktuelle Lage der Notaufnahmen im Krankenhaus. Aufgerufen am 04.03.24.
- Fleischmann, T; Walter, B. Interdisziplinäre Notaufnahmen in Deutschland: Eine Anlaufstelle für alle Notfälle. Dtsch Arztebl 2007; 104(46): A 3164–6. Aufgerufen am 04.03.24.
- Helios Simulations- und Notfallakademie. Fachweiterbildung Notfallpflege. Aufgerufen am 04.03.24.
- Kepler Universitätsklinikum. Ein Fall für die Notaufnahme? Aufgerufen am 04.03.24.
- Klinikum Fürth. Pflege in der zentralen Notaufnahme. Aufgerufen am 04.03.24.
- Lang, Sarah Alexandra; Peter Tinnemann und Rebecca Zöllner (Gesundheitsamt Frankfurt am Main): Gesundheit und soziale Ungleichheit. Ohne Krankenversicherung im Krankenhaus – Offene Rechnungen und Fallzahlen in FFM 2016-2019. Policy Paper No 01, 2022.
- Stiftung Gesundheitswissen. Wohin im medizinischen Notfall? Aufgerufen am 04.03.24.
- St. Josefs-Hospital Rheingau. Wie läuft es in der ZNA ab? Aufgerufen am 04.03.24.
- Steinkellner, C., Schlömmer, C. & Dünser, M. Anamnese und klinische Untersuchung in der Notfall- und Intensivmedizin. Med Klin Intensivmed Notfmed 115, 530–538 (2020). https://doi.org/10.1007/s00063-020-00731-x. Aufgerufen am 04.03.24.
- Unfallkassen und Berufsgenossenschaften. Zentrale Notaufnahme (ZNA). Aufgerufen am 04.03.24.
- Wissenschaftliche Dienste des deutschen Bundestages. Überblick über die Notfallversorgung in Deutschland. Aufgerufen am 04.03.24.
- Wissenschaftliche Dienste des deutschen Bundestages. Zur Ersteinschätzung in Notaufnahmen von Krankenhäusern. Aufgerufen am 04.03.24.
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