Skoliose im Jugendalter
ICD-Codes: M41.1 Was ist der ICD-Code?
Bei einer Skoliose im Jugendalter verkrümmt und verdreht sich die Wirbelsäule. Die Ursache dafür ist unklar. In leichten Fällen reicht es oft, die Skoliose regelmäßig zu kontrollieren. Ist sie stärker, sollte sie behandelt werden.
Auf einen Blick
- Bei einer Skoliose im Jugendalter verkrümmt und verdreht sich die Wirbelsäule.
- Die Ursache für eine Skoliose ist unklar.
- Eine leichte Skoliose muss nicht unbedingt behandelt, aber regelmäßig kontrolliert werden.
- Mittelstarke Skoliosen werden häufig mit einem orthopädischen Korsett behandelt.
- Eine Operation ist nur bei sehr starken Skoliosen erforderlich.
- Sport und viel Bewegung sind sinnvoll, um die Rückenmuskulatur zu stärken.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Skoliose ?
Bei einer Skoliose im Jugendalter verkrümmt und verdreht sich die Wirbelsäule. Die Erkrankung entwickelt sich ohne erkennbaren Grund. Sie wird daher auch „idiopathisch“ genannt (nach den griechischen Wörtern idios: „eigen“ und pathos: „Leiden“). Eine Skoliose entwickelt sich fast ausschließlich während des Wachstums.
In vielen Fällen bleibt es bei einer leichten Krümmung, die keine Behandlung erfordert. Wichtig ist aber, dass die Wirbelsäule alle paar Monate kontrolliert wird, bis sie nicht mehr wächst. Durch diese Maßnahme kann eine zunehmende Krümmung erkannt und gegebenenfalls behandelt werden.
Fortschreitende Skoliosen und mittelstarke Krümmungen werden häufig mit einem orthopädischen Korsett behandelt. Dies kann verhindern, dass sich die Wirbelsäule weiter krümmt.
Sehr starke Krümmungen können eine Operation erforderlich machen. Bei dem Eingriff werden mehrere Wirbelkörper miteinander verbunden, um die Wirbelsäule wieder aufzurichten.
Was sind die Symptome einer Skoliose?
Beschwerden sind bei einer Skoliose selten. Einige Jugendliche, die davon betroffen sind, berichten aber von Rückenschmerzen oder Verspannungen im Schulterbereich. Ob wirklich die Skoliose dafür verantwortlich ist, bleibt häufig unklar. Denn auch die meisten Menschen ohne Skoliose haben ab und zu Rückenschmerzen.
Eine Skoliose führt in erster Linie zu sichtbaren Veränderungen des Oberkörpers: Rücken, Schultern, Hüfte und Brust können unsymmetrisch sein oder schief stehen. Besonders fällt die Verkrümmung auf, wenn sich die Betroffenen nach vorne beugen. Auf einer Seite bilden die Rippen dann einen sichtbaren Buckel.
Die Wirbelsäule kann bei einer Skoliose unterschiedlich stark verkrümmt sein. Der Grad der Verkrümmung wird als Cobb-Winkel bezeichnet und mit einem Röntgenbild bestimmt.
Was sind die Ursachen für eine Skoliose?
Wodurch eine Skoliose im Jugendalter verursacht wird, ist bisher unklar. Ärztinnen und Ärzte sprechen deshalb von einer adoleszenten, idiopathischen Skoliose. Adoleszent bedeutet „im Jugendalter auftretend“ – idiopathisch, dass keine Ursache erkennbar ist. Unter Jugendalter versteht man die Zeit zwischen dem 10. Geburtstag und dem Abschluss des Wirbelsäulenwachstums.
Eine Skoliose hat nichts mit einer schlechten Haltung zu tun, die die Betroffenen ändern könnten. Vielmehr können junge Menschen, bei denen sich Skoliose entwickelt, nichts dagegen tun. Zudem wurden bisher keine Möglichkeiten gefunden, um einer Skoliose vorzubeugen.
Bekannt ist, dass eine familiäre Veranlagung das Risiko für eine Skoliose erhöhen kann: Bei schätzungsweise 10 Prozent der Jugendlichen mit Skoliose waren auch die Mutter oder der Vater davon betroffen. Expertinnen und Experten gehen außerdem davon aus, dass das Risiko für eine Skoliose steigt, wenn die verschiedenen Teile der Wirbelsäule ungleichmäßig wachsen.
Wie häufig ist eine Skoliose?
Schätzungen zufolge haben etwa 2 Prozent aller 10- bis 16-Jährigen eine Skoliose. In den meisten Fällen ist die Wirbelsäule aber nur leicht verkrümmt. Von den Betroffenen haben:
- 75 Prozent eine leichte Skoliose (Cobb-Winkel zwischen 10 und 20 Grad)
- 15 Prozent eine mittlere Skoliose (20 bis 30 Grad)
- 5 Prozent eine starke Skoliose (30 bis 40 Grad)
- 5 Prozent eine sehr starke Skoliose (über 40 Grad)
Mädchen sind öfter von einer Skoliose betroffen als Jungen. Bei Mädchen ist sie zudem sehr viel häufiger stärker ausgeprägt.
Wie entwickelt sich eine Skoliose?
Bei einer Skoliose im Jugendalter lässt sich nicht vorhersagen, ob es bei einer leicht verkrümmten Wirbelsäule bleibt oder ob die Verkrümmung fortschreitet. Anhand des Krümmungsgrads (Cobb-Winkel) und der Skelettreife kann der Verlauf aber zumindest geschätzt werden: Je stärker die Krümmung und je unreifer die Knochen, desto wahrscheinlicher schreitet die Skoliose fort.
Die Skelettreife wird mit einer Röntgenaufnahme des Beckenkamms bestimmt. Je mehr der Beckenkamm bereits verknöchert ist, desto ausgereifter sind die Knochen. Bei dieser Entwicklung werden Stadien 0 bis 5 unterschieden. Diese werden auch Risser-Stadien genannt. Bei 0 ist das Knochenwachstum noch in vollem Gange, bei 5 ist es vollständig abgeschlossen.
Ist das Knochenwachstum abgeschlossen, verformt sich die Wirbelsäule nur noch bei sehr starken Skoliosen mit einem Winkel über 50 Grad weiter.
Wie wird eine Skoliose diagnostiziert?
Bei der Diagnose einer Skoliose im Jugendalter werden zunächst andere Ursachen und Formen einer Wirbelsäulenverkrümmung ausgeschlossen. Denn es können auch unterschiedlich lange Beine dazu führen. Vor der körperlichen Untersuchung fragt die Ärztin oder der Arzt unter anderem nach:
- aktuellen Beschwerden
- früheren Erkrankungen
- Skoliose-Fällen in der Familie
- wann die Verkrümmung erstmals bemerkt wurde.
- wie sie seitdem verlaufen ist.
Anschließend folgt die Untersuchung der Körperhaltung und Anatomie der Patientin oder des Patienten.
Wie stark die Skoliose ausgeprägt ist und wie sie weiter verlaufen könnte, kann mithilfe weiterer Untersuchungen beurteilt werden. Dazu zählen:
- Röntgenbild der Wirbelsäule im Stehen: Das Bild zeigt, wie stark die Krümmung ist, und dient zur Ermittlung des Cobb-Winkels.
- Bestimmung des Wachstumsstadiums: Dabei wird die Körpergröße gemessen und erfragt, ob es bereits einen Wachstumsschub gab.
- Bestimmung der Skelettreife: Sind genaue Informationen zur Skelettreife erforderlich, wird ein Röntgenbild des Beckenkamms erstellt und das Risser-Stadium bestimmt. Alternativ geht das auch mit einem Röntgenbild der linken Hand.
Wie wird eine Skoliose behandelt?
Bei einer Skoliose gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten:
- Aktives Beobachten: Die Wirbelsäule wird im Wachstum alle 4 bis 6 Monate kontrolliert. Es ist wichtig, die regelmäßigen Kontrolltermine einzuhalten. Nimmt die Krümmung zu, beginnt man mit einer Behandlung.
- Physiotherapie: Es gibt spezielle Physiotherapien für eine Skoliose: beispielsweise die Schroth-Therapie, die Streck-, Haltungs-, Atem- und Kräftigungsübungen umfasst. Die Übungen sollen helfen, die Wirbelsäule zu begradigen. Allerdings gibt es bisher kaum gute Studien zu deren Wirksamkeit.
- Korsett-Behandlung (Orthesen): Orthopädische Korsetts stützen bestimmte Bereiche der Wirbelsäule und verhindern dadurch, dass die Krümmung zunimmt. Solche Korsetts werden getragen, bis das Wachstum der Wirbelsäule abgeschlossen ist.
- Operation: Bei einer Operation werden die gekrümmten Wirbel mithilfe kleiner Stangen, Drähte, Haken oder Schrauben begradigt. Dieser Eingriff kommt nur bei sehr ausgeprägter Skoliose infrage.
Wichtig zu wissen: Sport und Bewegung können eine Skoliose zwar nicht aufhalten. Als begleitende Behandlung sind sie aber sinnvoll. Es gibt keine Belege dafür, dass auch andere Behandlungen, wie etwa Chiropraktik oder elektrische Stimulationsbehandlungen, bei einer Skoliose wirksam sind.
Vertiefende Informationen, etwa zu den möglichen Behandlungen einer Skoliose, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Was passiert während einer Rehabilitation bei Skoliose?
Eine Skoliose kann in vielen Fällen ambulant behandelt werden. Reicht eine ambulante Behandlung nicht aus, ist die Lebensqualität stark beeinträchtigt oder haben die Betroffenen starke Beschwerden, kann auch eine Rehabilitation infrage kommen. In Deutschland gibt es verschiedene Rehabilitationszentren, die eine stationäre Behandlung speziell für Menschen mit Skoliose anbieten. Die Behandlung dauert etwa 3 bis 6 Wochen. Im Rahmen einer solchen Rehabilitation erhalten die Betroffenen unter anderem Physiotherapie, Unterstützung bei psychischen Belastungen oder auch Schulungen – etwa zum Umgang mit dem Korsett.
Was muss man im Alltag über eine Skoliose wissen?
Erfahren Jugendliche, dass sie eine Skoliose haben, machen sie sich oft Sorgen. Gerade in diesem Alter möchten sie dazugehören und sich nicht durch eine Krankheit von den anderen unterscheiden. Zudem kann die oft langwierige Behandlung, zum Beispiel mit einem Korsett, verunsichern: Komme ich mit dem Korsett zurecht? Was kann ich jetzt noch anziehen? Wie wird mein Umfeld darauf reagieren?
Glücklicherweise haben eine Skoliose und ihre Behandlung meistens viel geringeren Einfluss auf Freundschaften, Hobbies und Freizeitaktivitäten, als viele zunächst glauben.
Die Umstellungen im Alltag können aber dennoch Zeit und Geduld erfordern. So kann es zum Beispiel Wochen dauern, bis das Tragen des Korsetts zur Routine und zur Gewohnheit geworden ist – oder bis sich physiotherapeutische Maßnahmen gut in den Alltag einfügen.
Die Betroffenen sollten sich trotz möglicher Herausforderungen klar machen, dass eine Skoliose eine gut behandelbare Erkrankung ist und das Ende der Therapie in der Regel absehbar ist.
Hilfreich kann auch der Austausch mit gleichaltrigen Betroffenen sein – zum Beispiel im Rahmen einer Selbsthilfegruppe oder im Internet.
Eltern sollten die Sorgen ihrer Kinder unbedingt ernstnehmen und sie immer einbeziehen, wenn es um die Behandlung der Skoliose geht.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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