Rücken- und Kreuzschmerzen

Fast jeder Mensch hat irgendwann mal Kreuzschmerzen. Die gute Nachricht: Für gewöhnlich sind die Beschwerden harmlos und verschwinden innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder. Die wirksamste Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist regelmäßige Bewegung.

Auf einen Blick

  • Rückenschmerzen lassen sich fast nie auf eine einzelne Ursache zurückführen.
  • Man unterscheidet zwei Arten von Rückenschmerzen: unspezifische und spezifische Rückenschmerzen; unspezifische Kreuzschmerzen sind nicht gefährlich.
  • Regelmäßige Bewegung ist die wirksamste Methode, um wiederkehrenden Rückenschmerzen vorzubeugen.
  • Meistens klingen Kreuzschmerzen auch ohne Behandlung innerhalb einiger Tage oder Wochen wieder ab.
  • Bildgebende Untersuchungen, Medikamente, Spritzen und Operationen sind bei unspezifischen Rückenschmerzen selten hilfreich.
  • Bei etwa einem Drittel der Betroffenen treten Kreuzschmerzen innerhalb eines Jahres wiederholt auf.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau sitzt auf einer Couch. Mit einem Arm stützt sich die Frau ab, mit der anderen Hand fasst sie sich an den Rücken.

Was sind Rückenschmerzen?

Fast jeder Mensch hat irgendwann mal Kreuzschmerzen – die gute Nachricht: In den seltensten Fällen sind Rückenschmerzen gefährlich. Für gewöhnlich kommen sie unvermittelt und sind nach einigen Tagen oder Wochen wieder weg. Was man mit Rückenschmerzen machen sollte, ist, weiter aktiv zu bleiben. Betroffene sollten ihren Alltagsaktivitäten weiter nachgehen und sich nach Möglichkeit körperlich bewegen. Eine Schonhaltung, zu wenig Bewegung oder eine Bettruhe können die Besserung nämlich verzögern.

Rückenschmerzen haben fast nie nur eine einzelne Ursache. Für gewöhnlich sind solche „unspezifischen“ Schmerzen jedoch nicht bedrohlich. Diese Kreuzschmerzen bedeuten nicht, dass der Rücken verletzt ist. Das gilt auch für langanhaltende oder immer wiederkehrende Rückenschmerzen.

Chronische Schmerzen können für Betroffene allerdings zum Verlust von Lebensqualität führen.

Bei unspezifischen Rückenschmerzen sind bildgebende Untersuchungen, Medikamente, Spritzen und Operationen kaum hilfreich. Sie haben verschiedene Risiken und werden daher sehr zurückhaltend eingesetzt.

Wie äußern sich Rücken- und Kreuzschmerzen?

Als Kreuz- oder Rückenschmerzen werden Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule bezeichnet – also im unteren Bereich des Rückens zwischen Hüfte und Rippenansatz. Die Schmerzen sind meist mit Muskelverspannungen, oft auch mit Bewegungseinschränkungen verbunden.

Ein plötzlich auftretender, heftiger Schmerz im Kreuz (im unteren Rücken) ist der sogenannte Hexenschuss (Lumbago).

Es kommt auch vor, dass Schmerzen in ein Bein oder beide Beine ausstrahlen. Wenn der Schmerz bis über das Knie oder in den Fuß geht, spricht man von Ischialgie oder umgangssprachlich von Ischias. Die häufigste Ursache für diese Form von Rückenschmerzen ist ein Bandscheibenvorfall.

Zwar können Rückenschmerzen und Schmerzen in den Beinen gleichzeitig auftreten, sie haben aber nicht zwingend die gleiche Ursache. Wenn die Beinschmerzen heftiger sind als im Rücken, entlang einer bestimmten Nervenbahn verlaufen oder mit anderen Beschwerden wie Kribbeln oder Taubheit vorkommen, liegt wahrscheinlich eine Ischialgie vor.

Was sind die Ursachen für Rückenschmerzen?

Es gibt im Groben zwei Arten von Rückenschmerzen: unspezifische und spezifische Rückenschmerzen.

Bei der Mehrheit der betroffenen Menschen gibt es keine eindeutige Ursache für ihre Beschwerden. Diese unspezifischen Kreuzschmerzen können von folgenden Faktoren beeinflusst oder ausgelöst werden:

  • Bewegungsmangel und einer schwachen Rumpfmuskulatur
  • Fehlbelastungen oder einseitigen Belastungen – zum Beispiel durch langes unbewegliches Sitzen (am Schreibtisch), einseitige oder schwere körperliche Arbeit
  • Muskelverspannungen (auch infolge einer Fehlbelastung)
  • psychischen Einflüssen wie Stress, finanziellen oder familiären Sorgen, ausgeprägter Ängstlichkeit, Selbstzweifeln oder Erkrankungen wie einer Depression
  • Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung im zentralen Nervensystem
  • familiärer Veranlagung
Mehrere Faktoren können unspezifische Kreuzschmerzen beeinflussen oder auslösen, unter anderem: Bewegungsmangel, Fehlbelastungen, Muskelverspannungen, langes Sitzen, psychische Einflüsse, Veränderungen in der Schmerzwahrnehmung.

Spezifische Ursachen für Kreuzschmerzen können eindeutig festgestellt werden. Ursachen können zum Beispiel eine Verengung des Wirbelkanals, ein akuter Bandscheibenvorfall, ein Knochenbruch am Wirbelkörper (beispielsweise aufgrund von Osteoporose) oder die Bechterew-Krankheit sein. Bei spezifischen Rückenschmerzen werden daher manchmal andere Behandlungen gewählt als bei unspezifischen.

Wie lange halten Rückenschmerzen an?

Innerhalb einiger Tage oder Wochen klingen Rückenschmerzen auch ohne Behandlung in den meisten Fällen von selbst wieder ab. Allerdings haben viele Menschen immer wieder Beschwerden: Bei etwa einem Drittel treten die Rückenschmerzen innerhalb eines Jahres wiederholt auf.

Chronische Kreuzschmerzen, also solche, die über Monate anhalten, können unterschiedlich ausgeprägt sein:

  • mal mehr, mal weniger stark
  • leicht, aber ständig spürbar
  • stark und über längere Zeit anhaltend

Es lässt sich kaum vorhersagen, wie sich akute oder chronische Kreuzschmerzen bei einem Menschen entwickeln.

Wie lassen sich Rückenschmerzen vorbeugen?

Regelmäßige Bewegung ist die wirksamsten Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen.

Die wirksamste Methode, um Rückenschmerzen vorzubeugen, ist regelmäßige Bewegung.

Es empfiehlt sich ein gezieltes Trainieren der Rumpfmuskulatur durch Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen. Auch das regelmäßige Training ist wichtig. Am besten sollte mehrmals pro Woche Sport gemacht werden. Studien belegen die Wirksamkeit von Übungen zur Stärkung der Muskulatur: Die Häufigkeit von Rückenschmerzattacken konnte so halbiert werden.

Vertiefende Informationen, etwa warum Bewegung bei Rückenschmerzen wichtig ist, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Wie werden Rückenschmerzen diagnostiziert?

Um die Ursache für die Rückenschmerzen herauszufinden, wird die Ärztin oder der Arzt in der Hausarzt- oder Orthopädiepraxis zunächst einige Fragen stellen. Mögliche Fragen sind: Sind die Kreuzschmerzen zum ersten Mal oder wiederholt aufgetreten? An welcher Stelle treten die Beschwerden genau auf? Schmerzt der Rücken nur bei Bewegung oder auch in Ruhe?

Es ist auch wichtig zu wissen, ob Betroffene kurz zuvor einen Unfall hatten, dauerhaft bestimmte Medikamente wie beispielsweise Kortisonpräparate einnehmen, ob weitere Erkrankungen bestehen und ob noch andere Symptome vorliegen wie Gefühlsstörungen (Kribbeln, Taubheit) oder Lähmungserscheinungen. Auch bestimmte körperliche und psychische Belastungen können eine Rolle spielen und werden abgefragt.

Bei der körperlichen Untersuchung werden die Muskeln auf schmerzhafte oder verspannte Stellen abgetastet, Reflexe getestet und die Beweglichkeit geprüft. Durch das vorangegangene Gespräch (Anamnese) und die körperliche Untersuchung können ernsthafte gesundheitliche Probleme meistens ausgeschlossen werden. Es ist daher nicht notwendig, noch weitere Untersuchungen wie Röntgen, Computer- oder Kernspintomographie durchzuführen.

Wenn es keinen begründeten Verdacht auf ein ernsthaftes Problem gibt, raten medizinische Fachgesellschaften von bildgebenden Untersuchungen ab. Es kann nämlich auch vorkommen, dass bildgebende Untersuchungen einen vermeintlichen Grund für die Rückenschmerzen zeigen, der allerdings dann nichts mit den Problemen zu tun hat. So eine Fehldiagnose kann zu unnötigen oder falschen Therapien führen und Ängste bei den Betroffenen verursachen.

Sinnvoll können Untersuchungen wie Röntgen, Kernspin- oder Computertomographie (CT) sein, wenn es einen konkreten Verdacht auf eine bestimmte Ursache oder Erkrankung gibt oder die Probleme innerhalb von sechs Wochen nicht abklingen oder sich verschlechtern.

Wie werden Rückenschmerzen behandelt?

Akute Rückenschmerzen verschwinden fast immer von selbst. Studien belegen jedoch, dass das schneller passiert, wenn man aktiv bleibt, anstatt eine Bettruhe einzuhalten.

Eine weitere einfache Maßnahme bei akuten Rückenschmerzen, die sich auch im Rahmen von Studien bewährt hat, sind Wärmeanwendungen. Hier eignen sich beispielsweise Wärmflaschen, Wärmepackungen oder -kissen. Auch entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen können manchmal helfen. Sie sollten aber nur für kurze Zeit eingenommen werden.

Bei starken akuten Rückenschmerzen sollten Betroffene auf schweres Heben verzichten und beim Bücken vorsichtig sein. Bei heftigen Schmerzen kann auch die sogenannte Stufenlagerung wohltuend sein. Bei dieser Position werden die Unterschenkel auf eine Ablage gelegt, die etwa so hoch ist, dass Unter- und Oberschenkel einen 90-Grad-Winkel bilden. Es ist aber weiterhin wichtig, längeres Liegen zu vermeiden und nach Möglichkeit aktiv zu bleiben. Betroffene sollten also möglichst normal dem Alltag nachgehen und beispielsweise bei der Arbeit nicht lange unbeweglich sitzen. Auch leichte Bewegung, wie Spazierengehen, kann helfen, die Beschwerden zu lindern.

Wer sehr lange oder immer wieder unter unspezifischen Kreuzschmerzen leidet, ist in erster Linie selbst gefragt: Bei chronischen Beschwerden ist es am wichtigsten, körperlich aktiv zu bleiben. Betroffene sollten sich von den Schmerzen nicht an Dingen hindern lassen, die ihnen Freude bereiten.

Viele Studien zeigen: Bewegung ist bei chronischen Kreuzschmerzen die wirksamste Behandlung. Je länger man inaktiv bleibt, desto länger halten die Rückenschmerzen an. Bei manchen Menschen haben sich auch ein Achtsamkeitstraining und Entspannungsübungen wie die Muskelentspannung nach Jacobson bewährt.

Bei chronischen Rückenschmerzen kann auch eine sogenannte multimodale Schmerzbehandlung oder eine kognitive Verhaltenstherapie hilfreich sein. Bei diesen Ansätzen werden Bewältigungsstrategien im Umgang mit Schmerzen vermittelt – beispielsweise, wie man Gedankenmuster verändert, die Schmerzen verstärken können.

Was beinhaltet eine Rehabilitation bei Rückenschmerzen?

Durch häufig wiederkehrende oder anhaltende Rückenschmerzen können längere Fehlzeiten im Beruf entstehen. Unter Umständen besteht dann die Möglichkeit einer ambulanten oder stationären Rehabilitation. Das Ziel dabei ist, die Probleme so weit in den Griff zu bekommen, dass für die Betroffenen wieder ein normaler Alltag möglich ist. Solch ein Programm kommt also nicht nur bei einer drohenden Berufsunfähigkeit infrage.

Eine Rehabilitation setzt sich oft aus einem multidisziplinären Behandlungsprogramm zusammen – hierbei arbeiten dann verschiedene Berufsgruppen wie Ärzte, Physiotherapeuten und Psychologen gemeinsam an einer Therapie.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?