Akute lymphatische Leukämie bei Erwachsenen

Bei einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) vermehren sich unreife weiße Blutzellen im Knochenmark ungebremst. Sie stören die Blutbildung und können Organe schädigen. Eine ALL müssen Ärzte umgehend behandeln. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche Diagnose- und Therapiemöglichkeiten es gibt.

Auf einen Blick

  • Eine akute lymphatische Leukämie (ALL) geht von unreifen weißen Blutkörperchen im Knochenmark aus, den Lymphoblasten.
  • Die Beschwerden einer ALL entwickeln sich meist rasch innerhalb weniger Tage bis Wochen.
  • Es gibt verschiedene Untergruppen der ALL, die Ärzte unterschiedlich behandeln.
  • Wichtigster Baustein bei der Behandlung der ALL ist eine intensive Chemotherapie, die meist das Ziel hat, die Erkrankung zu heilen.
  • Manchmal kommt auch eine Blutstammzelltransplantation infrage.
  • Da die Leukämiezellen auch Gehirn und Rückenmark befallen können, werden diese gezielt mitbehandelt.
  • Nach der Behandlung schließt sich für die Betroffenen eine Nachsorge an, um einen Rückfall der Leukämie sowie mögliche Spätfolgen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau mittleren Alters trägt ein Kopftuch, sie umarmt ein Mädchen.

Was ist eine akute lymphatische Leukämie?

Die Erkrankung Leukämie kennen viele Menschen auch unter der Bezeichnung Blutkrebs. Eine Unterform der Leukämie ist die akute lymphatische Leukämie (ALL).

Die ALL entsteht im Knochenmark‎, dem Ort der Blutbildung. Bei einer ALL vermehren sich bestimmte unreife weiße Blutkörperchen im Körper ungebremst. Bei Fachleuten heißen diese unreifen weißen Blutzellen „Lymphoblasten“. Deshalb wird die Erkrankung auch als akute lymphoblastische Leukämie bezeichnet.

Die Lymphoblasten breiten sich nicht nur im Knochenmark aus, sondern auch in Lymphknoten, Milz und Leber. Und sie können weitere Organe befallen.

Es gibt verschiedene Untergruppen der ALL, die unterschiedlich verlaufen können und die Ärzte daher unterschiedlich behandeln. Am häufigsten kommt die ALL bei Kindern und Jugendlichen vor. Sie bekommen teilweise andere Dosierungen und Medikamente als Erwachsene.

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Welche Symptome können bei einer akuten lymphatischen Leukämie auftreten?

Weil sich die Leukämiezellen im Knochenmark ausbreiten, stören sie die normale Blutbildung. Das löst viele typische Beschwerden einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) aus. Gleichzeitig können die stark vermehrten Leukämiezellen verschiedene innere Organe, aber auch Gehirn und Rückenmark schädigen.

Folgende Symptome können auf eine ALL hinweisen: 

  • Müdigkeit und Abgeschlagenheit
  • blasse Haut
  • Haut- und Schleimhautblutungen
  • Infektionen und Fieber
  • geschwollene Lymphknoten
  • Knochen- und Gelenkschmerzen
  • Bauchschmerzen
  • Kopfschmerzen, Sehstörungen, Erbrechen
Unter anderem die folgende Symptome können auf eine lymphatischen Leukämie (ALL) hinweisen: Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Haut- und Schleimhautblutungen, Knochenschmerzen, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Infektionen, Sehstörungen.

Die Beschwerden einer ALL können bei einzelnen Betroffenen verschieden stark ausgeprägt sein. Die Krankheitszeichen müssen aber nicht unbedingt bedeuten, dass eine Leukämie vorliegt. Viele dieser Symptome treten auch bei vergleichsweise harmlosen Erkrankungen auf.

Wichtig zu wissen: Bei anhaltenden Beschwerden empfiehlt sich ein Arztbesuch. Hausärztinnen und Hausärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut eingrenzen und bei Bedarf zusammen mit Fachärzten weitere diagnostische Schritte einleiten. Liegt tatsächlich eine Leukämie vor, muss rasch mit der Behandlung begonnen werden.

Akute lymphatische Leukämie: Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?

Die Ursachen der akuten lymphatischen Leukämie (ALL) sind weitgehend unbekannt. Was bei der einzelnen Patientin oder dem einzelnen Patienten zu einer ALL geführt hat, lässt sich meist nicht eindeutig feststellen.

Bestimmte Risikofaktoren erhöhen allerdings die Wahrscheinlichkeit, dass eine Leukämie auftritt. Dazu gehören zum Beispiel erbgutschädigende radioaktive Strahlung beziehungsweise Röntgenstrahlung oder knochenmarkschädigende Stoffe wie Benzol. Auch bestimmte Chemotherapien können das Risiko erhöhen.

Wie verläuft eine akute lymphatische Leukämie?

Die Beschwerden einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) entwickeln sich meist rasch, innerhalb weniger Wochen. Die Leukämiezellen breiten sich im Knochenmark und im Körper aus und schädigen dadurch die Blutbildung und weitere lebenswichtige Organe. Unbehandelt führt diese schwere Erkrankung innerhalb weniger Monate zum Tod des Betroffenen.

Wie wird eine akute lymphatische Leukämie diagnostiziert?

Wenn bei einer Patientin oder einem Patienten aufgrund von Beschwerden der Verdacht auf eine akute Leukämie besteht, lässt der behandelnde Arzt zunächst das Blut untersuchen. Ergeben sich dabei Hinweise auf eine Leukämie, untersucht eine Fachärztin oder ein Facharzt für Blut- und Krebserkrankungen (Hämatologie/Onkologie) das Knochenmark.

Mit einer Tastuntersuchung und Ultraschall können Ärzte beurteilen, ob Leber, Milz oder Lymphknoten befallen sein könnten. Außerdem geben verschiedene bildgebende Verfahren Auskunft darüber, ob weitere Organe von Leukämiezellen befallen sind. Dafür setzen Ärzte Röntgenuntersuchungen, Magnetresonanztomographie‎ (MRT), Computertomographie‎ (CT) und/oder Skelett-Szintigraphie ein‎.

Außerdem entnimmt die Fachärztin oder der Facharzt dem Patienten im Bereich der Lendenwirbelsäule etwas Nervenwasser und untersucht es. Dadurch können sie erkennen, ob Gehirn und Rückenmark befallen sind. Diese Untersuchung heißt in der Fachsprache Lumbalpunktion.

Akute lymphatische Leukämie Diagnostik: Anamnese, Körperliche Untersuchung, Blutbild, Knochenmarkuntersuchung, Untersuchung des Nervenwassers, Apparative Untersuchungen (Bildgebung) , weitere Laboruntersuchung.

Detaillierte Informationen zu bildgebenden Verfahren in der Krebsdiagnostik finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Wie wird eine akute lymphatische Leukämie behandelt?

Bei den meisten Patienten mit einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) ist das Behandlungsziel die Heilung: Die Therapie soll die Leukämiezellen dauerhaft beseitigen und die normale, gesunde Blutbildung wiederherstellen.

Wichtigster Bestandteil der ALL-Behandlung ist die Chemotherapie. Sie ist in verschiedene Behandlungsphasen gegliedert, in denen die Ärzte verschiedene Medikamente abwechselnd miteinander kombinieren. Insgesamt dauert die Behandlung etwa 2,5 Jahre.

Vorphasentherapie

Die Behandlung einer ALL startet mit einer milden Chemotherapie. Sie zerstört die Leukämiezellen in den ersten Tagen zunächst schrittweise und in überschaubarer Menge.

Induktionstherapie

Der Vorphasentherapie folgt in der Regel eine intensive Chemotherapie. Das Ziel dieser Therapie ist es, die Leukämiezellen zurückzudrängen und die gesunde Blutbildung wiederherzustellen. Gelingt dies, so sprechen Experten von einer vollständigen oder kompletten Remission.

Wichtig zu wissen: Diese Remission ist noch keine Heilung, da in der Regel noch leukämische Zellen im Körper vorhanden sind. Sie würden ohne weitere Behandlung praktisch immer zu einem Rückfall führen.

Konsolidierungstherapie

Deshalb folgt eine zweite intensive Behandlungsphase. In dieser Phase kann auch eine Blutstammzelltransplantation mit fremden Stammzellen (allogene Transplantation) Bestandteil der Behandlung sein. Ärzte setzen sie insbesondere bei Betroffenen mit einem hohen Rückfallrisiko ein.

Erhaltungschemotherapie

Patienten, bei denen keine Transplantation durchgeführt wird, erhalten nach der Konsolidierung eine milde Chemotherapie. Sie ist in der Regel ambulant möglich.

Weitere Therapien

Die Nebenwirkungen der intensiven Chemotherapie können ohne eine ausreichende unterstützende (supportive) Therapie schwerwiegend sein. Maßnahmen, die Nebenwirkungen der Behandlung vorbeugen oder mildern, sind daher ein wesentlicher Teil der Leukämiebehandlung.

Die Leukämiezellen können bei Diagnosestellung auch im Gehirn und Rückenmark vorkommen – dem sogenannten zentralen Nervensystem (ZNS). Deshalb behandeln Ärzte bei einer ALL auch das ZNS. Dafür spritzen sie in regelmäßigen Abständen Chemotherapeutika direkt ins Nervenwasser der Patientin oder des Patienten. Gegebenenfalls bestrahlen sie noch das Gehirn und die Hirnhäute.

Haben Patienten einen großen Tumor im Brustmittelraum, kann auch eine Strahlentherapie Teil der Behandlung sein. Eine Rolle spielt die Bestrahlung zudem im Rahmen einer Hochdosistherapie bei den Patienten, die eine Blutstammzelltransplantation erhalten.

Bei einigen ALL-Patienten setzen Ärzte zusätzlich zur Chemotherapie auch zielgerichtete Medikamente ein. Diese Substanzen greifen besondere Merkmale von Krebszellen an.

Zu der Behandlung der akuten lymphatischen Leukämie und ihren Nebenwirkungen finden Sie detaillierte Informationen auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Akute lymphatische Leukämie: Welche Ziele und Maßnahmen beinhaltet die Reha?

Die gesamte intensive Therapie ist für Körper und Seele meist sehr kräftezehrend. Um Patientinnen und Patienten die Rückkehr in den Alltag zu erleichtern, schließt sich häufig eine medizinische Rehabilitation (Reha) an. Die medizinische Reha soll ihnen helfen, wieder zu Kräften zu kommen und mit den Folgen der Krankheit und der Behandlung bestmöglich umzugehen. Daher orientiert sich das Programm einer Reha an der persönlichen Krankheitsgeschichte und den vorliegenden Einschränkungen.

Mögliche Inhalte einer medizinischen Reha nach einer Leukämie-Therapie sind:

  • Physiotherapie und Sport
  • Psychosoziale Beratung und Unterstützung
  • Ernährungsberatung

Wie verläuft die Nachsorge bei einer akuten lymphatischen Leukämie?

Patientinnen und Patienten mit einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) werden in der Regel sehr intensiv behandelt. Die Erkrankung selbst und die Therapie können körperliche und psychische Folgen haben. Manches macht sich erst nach Abschluss der Behandlung als Spätfolge bemerkbar. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass die Krankheit erneut auftritt.

Die Nachsorge bei einer akuten Leukämie dient dazu, einen Rückfall, aber auch Langzeitfolgen der Behandlung frühzeitig zu erkennen.

Im Mittelpunkt der Nachsorgeuntersuchungen stehen das regelmäßige Gespräch mit dem Arzt, körperliche Untersuchungen sowie Kontrolluntersuchungen von Blut und Knochenmark. Am Anfang finden die Kontrollen engmaschig statt. Mit dem zeitlichen Abstand von der Diagnose und dem Therapieende verlängern sich dann die Abstände zwischen den Untersuchungen.

Allgemeine Informationen zur Nachsorge bei Krebspatienten finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Wie lebt man mit einer akuten lymphatischen Leukämie?

Mit einer Leukämieerkrankung geht für die wenigsten Patienten das Leben ganz wie gewohnt weiter: Der rasche Verlauf einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) und die langwierige Behandlung ambulant oder im Krankenhaus sind eine Herausforderung und Belastung für Patienten und Angehörige.

Beschwerden wie Schmerzen, Müdigkeit und körperliche Einschränkungen sowie die Belastungen einer intensiven Behandlung können die Lebensqualität der Betroffenen deutlich vermindern.

Eine psychosoziale und psychoonkologische Unterstützung durch geschulte Fachleute können Betroffene oft schon im Krankenhaus erhalten. Weitere Anlaufstellen, auch für Angehörige von Patienten, sind die psychosozialen Krebsberatungsstellen oder niedergelassene Psychoonkologen.

Wichtige Unterstützung bei der Bewältigung vieler Probleme sowie Informationen von Menschen in ähnlicher Lage erhalten Patienten von Selbsthilfeorganisationen.

Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum können Sie Adressen von Krebsberatungsstellen, ambulant psychotherapeutisch arbeitender Psychoonkologen und Selbsthilfeorganisationen finden.

Welche Ansprechpartner gibt es für die akute lymphatische Leukämie?

Die Mehrzahl der Betroffenen mit einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL) wird nach Therapieplänen behandelt, die spezialisierte Experten erarbeitet haben und fortlaufend verbessern.

Ansprechpartner für die Diagnostik und Therapie der ALL ist die deutsche ALL-Studiengruppe GMALL (englisch: German Multicenter Study Group for Adult Acute Lymphoblastic Leukemia).

Die Studiengruppe gehört zum Kompetenznetz Leukämie.

Für Kinder und Jugendliche mit einer ALL gibt es andere Therapieprotokolle als für Erwachsene. Wegen des frühen Erkrankungsalters liegen zudem die Schwerpunkte der Reha und Nachsorge anders.

Informationen zu Leukämien in Kindes- und Jugendalter bietet die Website des Kompetenznetz Pädiatrische Onkologie und Hämatologie kinderkrebs.info.

Bei der Behandlung einer ALL sollten erfahrene Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammenarbeiten: Krankenhäuser, die besonders viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit einer Leukämie haben, können sich als Onkologisches Zentrum mit der Schwerpunktbezeichnung "Hämatologische Neoplasien" zertifizieren lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) prüft dabei regelmäßig zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO), ob das Krankenhaus bestimmte Anforderungen einhält.

Die Adressen von Zentren mit dieser Schwerpunktbezeichnung finden Sie auf der Internetseite OncoMAP. Dazu in der Suchmaske unter „Zentrum“ „Hämatologische Neoplasien“ auswählen.

Wichtig zu wissen: Die Prüfung der fachlichen Anforderungen ist bislang in Deutschland keine Pflicht. Es kann ebenso geeignete Kliniken geben, die bisher keine solche Prüfung beantragt haben.

In Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

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