Keuchhusten (Pertussis)
ICD-Codes: A37 Was ist der ICD-Code?
Die Infektionskrankheit Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst. Die Erkrankung kann den Organismus stark belasten und ist langwierig. Nicht nur Kinder, auch Jugendliche und Erwachsene können erkranken. Eine Impfung verhindert vor allem schwere Komplikationen. Sie muss regelmäßig aufgefrischt werden.
Auf einen Blick
- Keuchhusten wird hauptsächlich vom Bakterium Bordetella pertussis verursacht und ist hochansteckend.
- Charakteristisch sind starke Hustenanfälle, die typischerweise mit Keuchen und einer pfeifenden Atmung einhergehen.
- Nicht nur Kinder erkranken, auch Jugendliche und Erwachsene können betroffen sein.
- Es dauert mitunter Wochen bis Monate, bis die Krankheit abklingt.
- Eine Behandlung mit Antibiotika kann den Verlauf und die Symptome nur dann mildern, wenn sie sehr frühzeitig beginnt.
- Menschen, die bereits Keuchhusten hatten, können Jahre später wieder erkranken. Auch die Schutzwirkung der Impfung hält nicht ein Leben lang.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten ist eine Krankheit, die hauptsächlich durch eine Infektion mit dem Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Die medizinische Bezeichnung Pertussis leitet sich aus dem Lateinischen ab: „tussis“ heißt „Husten“ und „per“ bedeutet „sehr“. Auch der deutsche Begriff verweist auf das Hauptsymptom: heftige Hustenanfälle, die mit einer hörbar erschwerten Atmung verbunden sind.
Es handelt sich bei Keuchhusten um eine schwere Erkrankung, die vor allem bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen auftritt. Es können aber auch Erwachsene betroffen sein. Bei ihnen verläuft die Erkrankung oft leichter.
Die Erkrankung kann sich über viele Wochen oder sogar Monate hinziehen. Sehr schwere Krankheitsverläufe können zum Tod führen, jedoch sind keuchhustenbedingte Todesfälle sehr selten. Vor allem Neugeborene und Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Um im Falle von Atemaussetzern rasch handeln zu können, sollten an Keuchhusten erkrankte Neugeborene und Säuglinge vorsorglich stationär überwacht werden.
Welche Symptome treten bei Keuchhusten auf?
Bei nicht geimpften Personen, die zum ersten Mal erkranken, verläuft die Erkrankung typischerweise in drei Phasen. Genauere Informationen hierzu finden Sie unter dem Abschnitt Verlauf.
Zunächst können grippeähnliche Symptome wie leichter Husten, Schnupfen, ein Schwächegefühl und eventuell leichtes Fieber auftreten.
Es folgt typischerweise eine Phase mit starken, krampfartigen Hustenanfällen, denen die Erkrankung ihren Namen verdankt. Da die Erkrankten nach dem Husten beim Einatmen schwer Luft bekommen, entsteht dabei ein keuchendes oder pfeifendes Geräusch. Durch die Atemnot kann das Gesicht insbesondere bei Neugeborenen oder Säuglingen blau anlaufen. Meist wird die Zunge während des Hustens herausgestreckt. Betroffene würgen bei den Hustenanfällen oft auch zähen Schleim hervor oder erbrechen.
Welche Ursachen hat Keuchhusten?
Der hauptsächliche Erreger des Keuchhustens ist das Bakterium Bordetella pertussis. Eine Ansteckung mit dem Bakterium Bordetella parapertussis und dem Bakterium Bordetella holmesii kann zwar ebenfalls zu einer Erkrankung führen, jedoch ist hier der Verlauf meist milder und kürzer.
Die Bakterien werden über die Luft übertragen, beispielsweise beim Sprechen, Niesen oder Husten. Man spricht hier von einer Tröpfcheninfektion, weil bakterienhaltige Tröpfchen auf die Schleimhaut einer Person treffen. Die Bakterien übertragen sich sehr leicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich Personen mit engem Kontakt zu Erkrankten anstecken, ist also sehr hoch.
Die Ansteckungsfähigkeit von Erkrankten kann bis zu drei Wochen anhalten und ist während der ersten beiden Wochen der Erkrankung am höchsten. Wenn Patientinnen und Patienten mit Antibiotika behandelt werden, verkürzt sich die Ansteckungsfähigkeit auf bis zu sieben Tage nach Beginn der Therapie.
Wie häufig ist Keuchhusten?
Keuchhusten ist weltweit eine der häufigsten Infektionskrankheiten bei Kindern, aber auch Jugendliche und Erwachsene können erkranken. Während der COVID-19-Pandemie sind die Fallzahlen in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 stark abgesunken. Seit Ende des Jahres 2022 ist jedoch wieder ein Anstieg der gemeldeten Keuchhusten-Fälle zu beobachten. Im Jahr 2021 wurden 810 Fälle von Keuchhusten gemeldet. 2022 lag die Anzahl der gemeldeten Fälle bei 1741.
Keuchhusten kommt ganzjährig vor, tritt im Herbst und Winter aber etwas häufiger auf. Die Impfquote bei Säuglingen und Kleinkindern ist zwar hoch – diese lag im Jahr 2020 bei Schulanfängern bei etwa 92 Prozent – jedoch ist der Impfschutz nur von begrenzter Dauer. Das bedeutet: Sowohl nach einer überstandenen Erkrankung als auch nach einer Impfung kann man sich aufgrund nachlassender Immunität erneut infizieren und an Keuchhusten erkranken. Da bei Erwachsenen eine Impfung oft länger zurückliegt, haben sie einen geringeren Schutz gegen die Erkrankung. Der Anteil der erkrankten Erwachsenen steigt daher an.
Wie verläuft die Erkrankung?
Wie die Erkrankung verläuft, hängt maßgeblich vom Impfschutz ab.
Die Erkrankung verläuft bei der Erstinfektion nicht geimpfter Menschen typischerweise in drei Phasen. Zu Beginn erinnern die Symptome an eine normale Erkältung: Die Patientinnen und Patienten haben Schnupfen und einen leichten Husten. Leichtes Fieber kann hinzukommen. Diese Phase dauert ein bis zwei Wochen.
Im weiteren Verlauf verstärkt sich der Husten und geht über in starke, krampfartige Hustenanfälle („Stakkatohusten“) mit einem pfeifenden Geräusch beim Einatmen. Diese Hustenanfälle können bis zu 50 Mal in 24 Stunden auftreten, insbesondere nachts. Sie können minutenlang anhalten und sind sehr quälend. Häufig würgen die Erkrankten zähen Schleim hervor und erbrechen sich. Fieber ist selten oder nur gering ausgeprägt, jedoch haben die Patientinnen und Patienten wenig Appetit und sind geschwächt. Insgesamt kann diese Phase vier bis sechs Wochen andauern.
Innerhalb der folgenden sechs bis zehn Wochen klingen die Beschwerden ab und die Patientinnen und Patienten erholen sich wieder.
Wichtig zu wissen: Die häufigste Komplikation infolge eines Keuchhustens ist eine Lungenentzündung, gefährdet sind vor allem Säuglinge und ältere Menschen. Bei nicht geimpften Säuglingen verläuft der Keuchhusten oftmals untypisch. Sie haben das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Atemstillstände. Deshalb sollten insbesondere Säuglinge unter sechs Monaten im Krankenhaus überwacht und behandelt werden. Keuchhustenbedingte Todesfälle sind selten, kommen bei Neugeborenen und Säuglingen jedoch sehr viel häufiger vor als bei älteren Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.
Bei Jugendlichen, Erwachsenen und vielen geimpften Kindern verläuft eine Keuchhusten-Erkrankung weniger schwer und weniger charakteristisch. Bei solchen untypischen Verläufen ist der Husten oft nicht anfallsartig und keuchend und sie müssen nicht erbrechen. Daher wird hier die Erkrankung auch häufig nicht diagnostiziert.
Sind Kinderkrankheiten gefährlich?
Im folgenden Video erfahren Sie, welche typischen Kinderkrankheiten es gibt und wie sie sich äußern.
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Was lässt sich mit einer Impfung erreichen?
Sowohl eine Impfung als auch eine durchgemachte Keuchhusten-Erkrankung verhindern nicht, dass man sich mit Keuchhusten anstecken kann. Da die Erkrankung bei geimpften Menschen jedoch leichter verläuft, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut allen Altersgruppen eine Impfung gegen Keuchhusten.
Grundimmunisierung
Empfohlen wird die Impfung ausdrücklich schon bei Säuglingen. Bei den ersten Impfungen spricht man von einer Grundimmunisierung. Wenn diese Grundimmunisierung im Kindesalter nicht erfolgt ist, kann sie bis ins Erwachsenenalter hinein nachgeholt werden.
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfdosen, die zu folgenden Zeitpunkten empfohlen werden:
- Impfung: ab dem vollendeten 2. Lebensmonat (ab der neunten Woche)
- Impfung: nach dem 4. Lebensmonat
- Impfung: nach dem 11. Lebensmonat.
Auffrischungsimpfung
Der Impfschutz soll in der Kindheit und Jugend zweimal zu den folgenden Zeitpunkten mit einem Kombinationsimpfstoff für Keuchhusten, Tetanus und Diphtherie aufgefrischt werden:
- im Alter von 5 bis 6 Jahren
- im Alter von 9 bis 17 Jahren
Sobald die letzte Impfung gegen Keuchhusten mehr als zehn Jahre zurückliegt, empfehlen Medizinerinnen und Mediziner allen Erwachsenen eine einmalige Auffrischungsimpfung (als Kombinationsimpfung). Dies gilt auch, wenn sie als Kind oder in der Jugend bereits gegen Keuchhusten geimpft wurden.
Personen in Gesundheitsberufen wie Hebammen und Ärzteschaft sowie Menschen, die in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Altenheimen arbeiten, wird empfohlen, sich alle zehn Jahre gegen Keuchhusten impfen zu lassen.
Enge Kontaktpersonen eines Säuglings wie die Großeltern, Babysitter oder Tagesmütter sollten spätestens vier Wochen vor der Geburt eine Auffrischungsimpfung erhalten. Davon ausgenommen sind nur Erwachsene, die in den letzten zehn Jahren bereits gegen Keuchhusten geimpft wurden.
Der Impfstoff ist nicht einzeln verfügbar, sondern steht in Form verschiedener Kombinationsimpfstoffe zur Verfügung. Diese Impfungen schützen je nach „Kombipaket“ gegen weitere Krankheiten wie Tetanus, Diphtherie, Kinderlähmung (Polio), Influenza vom Typ B und Hepatitis B.
Antworten auf häufig gestellte Fragen zur Impfung gegen Keuchhusten finden Sie auf der Website des Robert Koch-Instituts.
Wie funktioniert eine Impfung?
Im folgenden Video erfahren Sie, wie eine Impfung funktioniert.
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Wie wird Keuchhusten diagnostiziert?
Bei Kindern erfolgt die Diagnose meist anhand der charakteristischen Symptome. Ärztinnen und Ärzte können den typischen Husten durch gezielten Druck auf die Zunge auslösen.
Da man Keuchhusten besonders bei Erwachsenen, älteren Kindern und Jugendlichen leicht mit einer normalen Erkältung verwechselt, kann hier nur ein Labortest bei länger anhaltendem Husten Aufschluss geben. Dazu können sowohl Blutuntersuchungen als auch Untersuchungen von Abstrichen des Nasen-Rachenraums gehören.
Bei Patientinnen und Patienten mit Husten sollte immer dann eine Labordiagnostik durchgeführt werden, wenn
- Kontakt zu einer Person bestand, die nachweislich Keuchhusten hat
- Hustenattacken mit Keuchen oder Erbrechen bestehen
- der Husten schon länger als 14 Tage auftritt
- Säuglinge und Kleinkinder klassische Keuchhusten-Symptome zeigen, vor allem krampfartiges Husten und Atemnot
Wichtig zu wissen: Diese diagnostischen Empfehlungen gelten auch, wenn die Patientin oder der Patient gegen Keuchhusten geimpft ist oder bereits daran erkrankt war.
Wie wird Keuchhusten behandelt?
Antibakteriell wirkende Medikamente, sogenannte Antibiotika, können die Dauer der Hustenattacken verkürzen und deren Stärke verringern. Sie sind jedoch nur wirksam, wenn sie zu Beginn der Hustenerkrankung oder in den ersten ein bis zwei Wochen nach Beginn des Hustens eingenommen werden. Um Infektionsketten zu unterbrechen, ist eine Behandlung bis höchstens drei Wochen nach Hustenbeginn noch sinnvoll.
Hustensaft bringt meist keine Besserung. Zäher und festsitzender Schleim lässt sich mithilfe von schleimlösenden Medikamenten mitunter besser abhusten.
Bei schweren Verläufen sind auch Inhalationen mit Kortison möglich, jedoch meist ohne Effekt. Neugeborene und junge Säuglinge sollten bei Keuchhusten immer im Krankenhaus überwacht werden, weil sie noch nicht in der Lage sind, den sich bildenden Schleim selbstständig abzuhusten, und ein hohes Risiko für Atemstillstand aufweisen.
Worauf sollten Erkrankte und Eltern erkrankter Kinder achten?
Um einen Flüssigkeitsmangel durch Erbrechen zu verhindern, sollten Patientinnen und Patienten mit Keuchhusten viel trinken. Flüssige oder breiige Nahrungsmittel können während der Erkrankung die normale, meist schwerere Kost ersetzen. Bei ausgeprägten Hustenanfällen mit anschließendem Erbrechen sind häufigere und kleinere Mahlzeiten empfehlenswert.
Während körperliche Anstrengung Hustenanfälle fördern kann und vermieden werden sollte, wirken Spaziergänge an der frischen Luft mitunter wohltuend.
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Informationsportal zum Thema Impfen. impfen-info.de. Aufgerufen am 01.04.2024.
- Deutscher Bundestag, Parlamentsnachrichten. Drucksache 20/7067 vom 30.05.2023
- Kardos P et al. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin zur Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. Pneumologie 2019; 73: 143–180. Aufgerufen am 01.04.2024.
- Kinderärzte im Netz. Webseite. Keuchhusten. Aufgerufen am 01.04.2024.
- Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber Keuchhusten. Aufgerufen am 01.04.2024.
- Robert Koch-Institut. Staändige Impfkommission (STIKO). Wissenschaftliche Begründung für die Empfehlung der Pertussisimpfung mit einem Tdap-Kombinationsimpfstoff in der Schwangerschaft. Aufgerufen am 01.04.2024.
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie e.V.
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