Netzhautablösung

Eine Netzhautablösung ist eine seltene Erkrankung des Auges. Unbehandelt kann sie zu Sehverlust führen. Typische Anzeichen sind Lichtblitze, schwarze Flecken oder ein schwarzer Schatten im Blickfeld. Wird die Netzhautablösung rechtzeitig behandelt, lassen sich Sehschäden häufig verhindern.

Auf einen Blick

  • Eine Netzhautablösung ist eine seltene Augenerkrankung, die das Sehvermögen stark beeinträchtigen kann.
  • Typische Symptome sind Lichtblitze, schwarze Flecken oder Schlieren im Blickfeld.
  • Treten solche Symptome auf, ist eine schnelle ärztliche Behandlung nötig.
  • Ursache für die Ablösung der Netzhaut können bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, Operationen am Auge, Unfälle oder altersbedingte Veränderungen am Auge sein.
  • Stark kurzsichtige Menschen haben häufiger eine Netzhautablösung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Arzt untersucht das Auge eines Mannes mit der Spaltlampe

Was ist eine Netzhautablösung?

Eine Netzhautablösung ist eine seltene Erkrankung des Auges, die unbehandelt Sehstörungen auslöst und zu Sehverlust führt.

In der Netzhaut sitzen Millionen Sehzellen, die Licht empfangen und in Nervensignale umwandeln. Wenn sich die Netzhaut an einzelnen Stellen von der Augenrückwand löst, werden die Sehzellen schlechter oder gar nicht mehr versorgt und sterben ab. 

Wichtig zu wissen: Eine Netzhautablösung ist ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Welche Symptome treten bei einer Netzhautablösung auf?

Menschen mit einer Netzhautablösung nehmen im Dunkeln und mit geschlossenen Lidern Lichtblitze wahr. Manche sehen „Rußflecken“ oder einen „Rußregen“, also schwarze Punkte in größerer Zahl, die wie ein Spinnennetz aussehen können. Es kommt vor, dass sich ein großer dunkler Punkt wie ein Vorhang von unten nach oben schiebt oder die Sicht trübt.

Ein begleitendes, aber weniger eindeutiges Zeichen sind die „Mouches voulantes“, französisch für „fliegende Mücken“. Dabei sieht man Schlieren und Pünktchen, die einem Mückenschwarm ähneln. Diese Erscheinung kann harmlos sein und durch Glaskörpertrübungen vorübergehend entstehen. Bleiben die „Mücken“ jedoch lange im Blickfeld, ist ein Arztbesuch ratsam. 

Treten diese Anzeichen zum Beispiel am Rand des Sehfelds auf, werden sie unter Umständen nicht wahrgenommen. Manche Menschen bemerken dann zuerst nicht, dass sich die Netzhaut ablöst. 

Wichtig zu wissen: Das Sehen von schwarzen Schatten, „Vorhängen“ oder Lichtblitzen sind Warnzeichen einer Netzhautablösung. Dann sollte man sofort zur Augenarztpraxis. 

Welche Ursachen hat eine Netzhautablösung?

Die Netzhaut besteht aus zwei Schichten: Die obere Schicht (Stratum nervosum) enthält Seh- und Nervenzellen. Darunter liegt die Pigment-Schicht (Stratum pigmentosum). Sie dient dazu, die Nervenzellen mit Nährstoffen zu versorgen.

Dringt zum Beispiel durch einen Riss Flüssigkeit zwischen die beiden Schichten ein, lösen sie sich voneinander. Dann werden die Seh- und Nervenzellen nicht mehr gut versorgt. In der Folge kommt es zu den typischen Sehstörungen.

Dass sich die Schichten trennen, kann verschiedene Gründe haben:

  • Risse in der Netzhaut
  • Zug von Bindegewebssträngen
  • Eindringen von Flüssigkeit

Rissbedingte (rhegmatogene) Netzhautablösung

Die häufigste Ursache für diese Form der Netzhautablösung ist die hintere Glaskörperabhebung. Der Glaskörper ist eine Art Kugel aus gallertartiger Masse, der dem Augapfel seine Form verleiht und die Netzhaut stabilisiert. Mit dem Alter oder aufgrund bestimmter Erkrankungen schrumpft der Glaskörper. Dabei kann er ein Loch in die Netzhaut reißen. Dadurch dringt Flüssigkeit aus dem Augapfel zwischen die beiden Netzhautschichten und die obere Schicht hebt sich ab.

Auch durch Einwirkung äußerer Gewalt (Unfall, Schlag auf das Auge) oder die Operation eines grauen Stars (Katarakt) kann es zu einer rissbedingten Netzhautablösung kommen.

Zugkraftbedingte (traktive) Netzhautablösung

Diese Form kann entstehen, wenn sich im Auge durch andere Erkrankungen Narben aus Bindegewebe bilden. Das Bindegewebe kann dann schrumpfen und an der Netzhaut ziehen. Solche Narben im Auge können zum Beispiel als Folge eines langjährigen Diabetes entstehen. 

Flüssigkeitsbedingte (exsudative) Netzhautablösung

Hier dringt Flüssigkeit aus anderen Bereichen des Auges zwischen die beiden Schichten der Netzhaut und löst so die beiden Schichten. Häufige Ursachen sind Entzündungen oder Tumoren

Welche Faktoren fördern eine Netzhautablösung?

Mit dem Alter nimmt das Risiko für eine Ablösung der Netzhaut zu. Bei Menschen mit Diabetes tritt sie insgesamt häufiger auf.

Bei Menschen mit Diabetes tritt eine Ablösung der Netzhaut insgesamt häufiger auf.

Auch bei Menschen mit einer starken Kurzsichtigkeit (Myopie) kommt es öfter zu einer Netzhautablösung, weil ihr Augapfel etwas zu lang ist. Dadurch steht die Netzhaut immer ein wenig unter Spannung und reißt schneller. 

Ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht auch, wenn in der Familie vermehrt Netzhautablösungen auftreten.

Wie häufig ist eine Netzhautablösung?

Eine Netzhautablösung ist selten. Schätzungen zufolge hat ungefähr einer von 10.000 Menschen eine rissbedingte Netzhautablösung. Bei Menschen über 60 Jahre sind es circa 2 bis 3 von 10.000. 

Eine Netzhautablösung ist selten. Vermehrt tritt sie bei Menschen über 60 Jahre auf.

Wie verläuft eine Netzhautablösung?

Ist die Netzhaut stark gerissen, kann sie sich innerhalb von ein bis zwei Tagen vollständig ablösen. Sind die Risse und Löcher jedoch klein, löst sich die Netzhaut langsamer, über Wochen bis Monate.

Es kommt dann zunehmend zu Sehschwächen und Gesichtsfeldausfällen. Das heißt, man sieht an bestimmten Stellen verschwommen oder gar nicht und kann zum Beispiel nicht mehr lesen.

Wenn eine Netzhautablösung nicht schnell durch eine Behandlung gestoppt wird, kann es zu schweren Sehschäden bis hin zur Erblindung kommen. 

Wie kann man Sehschäden durch eine Netzhautablösung vorbeugen?

Die wichtigste Maßnahme, um Sehschäden zu verhindern, ist eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung.

Für Menschen mit einer starken Kurzsichtigkeit von mehr als minus 3 Dioptrien, Erkrankungen wie Diabetes oder einer familiären Vorbelastung ist eine regelmäßige Kontrolle und Beratung durch die Augenärztin oder den Augenarzt ratsam. 

Wie wird eine Netzhautablösung diagnostiziert?

Bei Verdacht auf eine Netzhautablösung untersucht die Augenärztin oder der Augenarzt die Netzhaut mithilfe einer Augenspiegelung (Ophtalmoskopie).

Dafür werden zunächst Augentropfen verabreicht, um die Pupille zu erweitern. Mit einer Kombination aus Mikroskop und spezieller Lampe (Spaltlampe) lässt sich auf den Augenhintergrund blicken, um Veränderungen an der Netzhaut zu erkennen. Löst sich die Netzhaut ab, sind Risse, Löcher, Falten oder Blutungen sichtbar.

Manchmal ist außerdem eine Ultraschalluntersuchung des Auges notwendig, um eine sichere Diagnose zu stellen. 

Wie wird eine Netzhautablösung behandelt?

Je schneller eine Netzhautablösung behandelt wird, desto besser: Werden die Nervenzellen in der Netzhaut nur wenige Stunden nicht mit Nährstoffen versorgt, können schwere Schäden die Folge sein.

Um eine Ablösung der Netzhaut zu behandeln, kommen eine Therapie mit Laser oder Kälte sowie operative Verfahren infrage.

Behandlung mit Laser oder Kälte

Stellt die Augenärztin oder der Augenarzt bei der Untersuchung fest, dass die Netzhaut einen Riss aufweist, sich aber noch nicht gelöst hat, kann eine Laserbehandlung ausreichen. Mithilfe eines speziellen Lasers oder einer Kältesonde kann die obere Schicht der Netzhaut wieder mit der unteren verklebt werden. Dort, wo der Laser- oder Kältestrahl auf das Gewebe trifft, vernarben die beiden Netzhautschichten miteinander. 

Operative Verfahren

Hat sich die Netzhaut bereits gelöst, kann sie chirurgisch wieder befestigt werden. Es gibt verschiedene Verfahren, die sich danach richten, welche Form der Netzhautablösung vorliegt und wie stark diese ausgeprägt ist. 

Ein neueres Verfahren ist die Entfernung des Glaskörpers (Vitrektromie). Hier entnimmt die Chirurgin oder der Chirurg die geleeartige Flüssigkeit des Glaskörpers und ersetzt sie mit einer speziellen Lösung oder einem Gas, um Druck auf die Netzhaut auszuüben. So werden die beiden Schichten aufeinandergepresst. 

Wichtig zu wissen: Eine Operation bei einer Netzhautablösung sollte in einem spezialisierten Krankenhaus oder Zentrum erfolgen. 

In Zusammenarbeit mit Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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