Qualität von Pflegediensten erkennen
Bei der Auswahl eines Pflegedienstes ist neben dem angebotenen Leistungsspektrum die Qualität des Pflegedienstes ein wichtiges Kriterium. Um die Qualität einschätzen zu können, helfen neben einem persönlichen Eindruck auch unabhängige Qualitätsberichte und die darin vergebenen Bewertungen.
Auf einen Blick
- Gute Pflege erfolgt nach aktuellem Fachwissen und orientiert sich an ethischen Standards.
- Pflegedienste mit hoher Qualität zeichnen sich durch eine fachlich kompetente Pflege aus, die respektvoll auf die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person eingeht und das Recht auf Selbstbestimmung achtet.
- Pflegedienste müssen die Qualität ihrer Leistungen regelmäßig prüfen.
- Zusätzlich werden Pflegedienste regelmäßig durch unabhängige Prüfdienste überprüft: dem Medizinischen Dienst (MD) oder dem Prüfdienst der privaten Krankenversicherungen (Careproof).
- Die Ergebnisse der unabhängigen Prüfdienste werden in sogenannten Qualitätsberichten kostenfrei im Internet veröffentlicht.
- Bei Problemen mit der Pflegequalität kann man sich an verschiedene Ansprechpartner wenden.

Was bedeutet Qualität in der Pflege?
Eine qualitativ wertvolle Pflege fördert und erhält Gesundheit, Wohlbefinden und Lebensqualität von pflegebedürftigen Menschen. Die Betreuung und pflegerische Versorgung müssen dabei den Bedürfnissen, Wünschen und Erwartungen der pflegebedürftigen Menschen entsprechen.
Was sind Qualitätsmerkmale eines Pflegedienstes?
Gute Pflegedienste für die Pflege zu Hause zeichnen sich insgesamt durch fachliche Kompetenz, ein einfühlsames und respektvolles Auftreten gegenüber den Pflegebedürftigen und eine angemessene Einbindung aller Beteiligten aus.
Weitere wichtige Qualitätskriterien für ambulante Pflegedienste sind unter anderem:
- Qualifikation: Die Qualifikation und Weiterbildung der Pflegekräfte sind entsprechend ihrer Aufgabe sichergestellt.
- Zuverlässigkeit: Die Einhaltung von vereinbarten Terminen für die Pflegeleistungen ist gewährleistet. Verspätungen werden zeitnah mitgeteilt.
- Kommunikation: Die Kommunikation zwischen dem Pflegedienst, den pflegebedürftigen Personen und deren Angehörigen ist respektvoll und verständlich.
- Erreichbarkeit: Der Pflegedienst ist für Anfragen und Notfälle gut erreichbar und reagiert direkt auf die Bedürfnisse der pflegebedürftigen Personen.
- Transparenz: Der Pflegedienst informiert klar und verständlich über Leistungen, Kosten und Vertragsbedingungen.
- Dokumentation: Die Dokumentation der erbrachten Pflegeleistungen ist vollständig und korrekt.
Wie die praktische Pflege im Einzelnen sein sollte, zeigt der Ratgeber „Ambulante Pflege - Gute professionelle Pflege erkennen“ des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP).
Was sind die Grundlagen einer guten Pflege?
Die vielfältigen Anforderungen an eine gute professionelle Pflege basieren auf den Expertenstandards in der Pflege, sowie auf bestimmten ethischen Grundlagen wie dem internationalen Ethikkodex für Pflegefachpersonen oder der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind beispielsweise im Sozialgesetzbuch verankert. Außerdem müssen Pflegedienste weitere bundesrechtliche und landesrechtliche Regelungen beachten. Dazu gehört auch die Einhaltung bestimmter Hygienevorschriften, was durch das Gesundheitsamt kontrolliert werden kann.
Wie wird die Pflegequalität geprüft?
Ob die umfangreichen Qualitätsanforderungen erfüllt werden, überprüfen die Pflegedienste zum einen selbst im Rahmen eines internen Qualitätsmanagements. Zum anderen werden Pflegedienste einmal jährlich extern geprüft. Diese Prüfung ist gesetzlich geregelt und erfolgt entweder durch den Medizinischen Dienst (MD) oder durch den Prüfdienst der privaten Krankenversicherung (Careproof).
Während der Prüfung führen die Prüferinnen und Prüfer Gespräche mit den Mitarbeitenden, befragen eine ausgewählte Stichprobe von pflegebedürftigen Personen und nehmen Einsicht in die Pflegedokumentation. Dabei wird die Qualität in verschiedenen Bereichen untersucht. Dazu gehören:
- die Qualität der pflegerischen Betreuung: Werden individuelle Wünsche berücksichtigt? Werden Risiken wie beispielsweise ein Flüssigkeitsmangel bei ungenügender Trinkmenge erkannt? Und werden die Betroffenen und Angehörigen darüber informiert?
- die Qualität der ärztlich verordneten Leistungen: Erfolgt etwa die Medikamentengabe entsprechend der ärztlichen Verordnung?
- die Qualität von Dienstleistung und Organisation: Wird zum Beispiel vor Vertragsabschluss ein Kostenvoranschlag erstellt?
In den Gesprächen mit den durch den Pflegedienst betreuten Personen wird unter anderem gefragt, ob ein schriftlicher Pflegevertrag abgeschlossen wurde und ob der Pflegedienst bei Bedarf erreichbar und einsatzbereit ist. Die Prüfungen sollen einen beratenden Charakter haben und die Pflegedienste bei der Verbesserung der Qualität unterstützen.
Im Internet findet man die Ergebnisse der Qualitätsprüfungen auf den Seiten der Pflegekassen. Diese Berichte, die mitunter auch als Transparenzberichte bezeichnet werden, bieten unabhängige und neutrale Informationen zur Pflegequalität.
Auf folgenden Portalen können Sie direkt nach den Qualitätsberichten bestimmter Einrichtungen suchen:
• Pflegenavigator des AOK-Bundesverbandes
• Pflegelotse des Verbandes der Ersatzkassen (vdek)
• PflegeFinder der Betriebskrankenkassen (BKK)
In den Qualitätsberichten werden die Pflegekriterien zurzeit noch nach dem „Schulnoten-System“ bewertet. Jeder Pflegedienst erhält dabei eine Gesamtnote, die sich aus den Bewertungen verschiedener Pflegekriterien zusammensetzt. In diesem Bewertungssystem ist es möglich, dass gute Noten in unwichtigen Kriterien schlechte Noten in wichtigen Kriterien ausgleichen können. Dadurch ergeben sich für die meisten Pflegedienste sehr ähnliche Pflegenoten, die überwiegend im sehr guten und guten Bereich liegen. Die Bewertung der einzelnen Bereiche tritt dabei in den Hintergrund, weshalb das Bewertungssystem in den letzten Jahren zunehmend in die Kritik geraten ist.
Daher wurde beschlossen, das Bewertungssystem für die Qualität von Pflegediensten zu erneuern. Das Ziel dabei ist, die Noten der einzelnen Qualitäts-Kriterien künftig besser voneinander getrennt beurteilen zu können. Insgesamt sollen die Prüfergebnisse übersichtlicher und damit verständlicher dargestellt werden.
Derzeit befindet sich das neue Bewertungssystem für die Qualität von Pflegediensten noch in der Überarbeitungsphase. Dazu wird das neue System wissenschaftlich getestet, um festzustellen, wie gut sich die Qualität der Pflegedienste in der Praxis tatsächlich messen lässt.
Was sollte man bei der Auswahl eines Pflegedienstes beachten?
Nicht immer hat man die Wahl zwischen verschiedenen Pflegediensten, insbesondere bei kurzfristigen Anfragen oder in bestimmten ländlichen Regionen. Neben dem Fachkräftemangel in der Pflege liegt dies auch an einer erhöhten Nachfrage: Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland steigt seit Jahren stetig an. Viele von ihnen möchten zu Hause gepflegt und dabei von einem Pflegedienst unterstützt werden.
Besteht die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Pflegediensten zu wählen, sollte man sich zunächst überlegen, welche konkreten Unterstützungsangebote in welchem Umfang benötigt werden. Auf dieser Grundlage können dann verschiedene Auswahlkriterien helfen, einen geeigneten Pflegedienst zu finden.
Neben der Qualitätsbeurteilung eines Pflegedienstes spielen natürlich auch der persönliche Kontakt zur Pflegeperson, die Wohnortnähe und das angebotene Leistungsspektrum des Pflegedienstes eine wichtige Rolle. Wünsche und Bedürfnisse der pflegebedürftigen Person sollten bei der Pflege unbedingt berücksichtigt werden. Einen ersten Eindruck können pflegebedürftige Personen sowie ihre Angehörigen auch in einem Kennenlern-Gespräch mit dem jeweiligen Pflegedienst gewinnen.
Weiterführende Informationen zur Auswahl eines passenden Anbieters finden Sie in unserem Artikel „Pflegesachleistungen. Unterstützung vom Pflegedienst.“
Eine ausführliche Checkliste für die Auswahl eines geeigneten Pflegedienstes bietet die Website der Verbraucherzentralen.
Was tun bei Problemen mit dem Pflegedienst?
Wie in allen Lebensbereichen kann es auch in der Pflege zu Konflikten kommen. Ein guter Pflegedienst hat deshalb klare Regeln für den Umgang mit Fehlern oder Beschwerden. Dadurch sollen auftretende Probleme schnell und konstruktiv gelöst werden. Mitunter handelt es sich auch nur um ein Missverständnis, das sich im Gespräch schnell klären lässt. Sprechen Sie daher die betroffene Mitarbeiterin oder den betroffenen Mitarbeiter zeitnah und sachlich auf das Problem an. Sollte der Pflegedienst nicht angemessen auf Ihre Kritik reagieren, können Sie sich auch an eine offizielle Stelle wenden.
Weiterführende Informationen finden Sie in unserem Artikel „Mangelhafte Pflegeversorgung: An wen kann ich mich wenden?“
Informationen zum Umgang mit Problemen bei der Leistungsabrechnung mit Pflegediensten finden Sie auf der Website der Verbraucherzentrale.
Wo gibt es Beratung und Unterstützung?
Für Fragen zum Thema Pflegequalität stehen verschiedene Beratungsstellen zur Verfügung. Eine wichtige Anlaufstelle ist der Pflegestützpunkt vor Ort. Er bietet individuelle Beratungsgespräche an und hilft bei Fragen zu Pflegediensten und Qualitätsaspekten.
In der Datenbank des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) können Sie nach Pflegestützpunkten in Ihrer Nähe suchen.
Auch der Medizinische Dienst (MD) kann bei Fragen zur Qualität von Pflegediensten weiterhelfen.
Einige Verbraucherzentralen bieten ebenfalls Rechtsberatung und Informationen zum Thema Pflege an. Sie können bei Vertragsfragen und Beschwerden unterstützen.
- AOK PLUS. Der Pflegedienstnavigator. Aufgerufen am 23.01.2025.
- AOK PLUS. Checkliste für ambulante Pflege. Aufgerufen am 23.01.2025.
- Bundesministerium der Justiz. Sozialgesetzbuch (SGB) - Elftes Buch (XI) - Soziale Pflegeversicherung. Stand: 20.12.2022.
- Bundesministerium für Gesundheit. Qualitätssysteme in der Pflege. Stand: 15. Februar 2024.
- Büscher, A; Wingenfeld, K; Wibbeke, D; Loetz, F; Rode, M; Gruber, E.-M.; Stomberg, D; Entwicklung der Instrumente und Verfahren für Qualitätsprüfungen nach §§ 114 ff. SGB XI und die Qualitätsdarstellung nach § 115 Abs. 1a SGB XI in der ambulanten Pflege, Abschlussbericht; Hochschule Osnabrück Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und Institut für Pflegewissenschaft an der Universität Bielefeld (IPW) im Auftrag des Qualitätsausschusses Pflege Osnabrück/Bielefeld, 20. August 2018.
- Medizinischer Dienst Bund. Maßstäbe und Grundsätze (MuG) für die Qualität und die Qualitätssicherung sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements nach § 113 SGB XI in der ambulanten Pflege. Gültig seit 01.02.2024.
- Medizinischer Dienst Bund. Richtlinien zur Qualitätssicherung der Qualitätsprüfungen von ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen (QS-RL QP). Die Richtlinien wurden am 4. Januar 2024 vom Medizinischen Dienst Bund erlassen und am 30. Mai 2024 vom Bundesministerium für Gesundheit genehmigt. Sie traten am 5. Juni 2024 in Kraft.
- Medizinischer Dienst. Pflege. Gemeinsam für gute Qualität. Aufgerufen am 23.01.2025.
- vdek Die Ersatzkassen. Pflegelotse. Aufgerufen am 23.01.2025.
- Verbraucherzentralen der Länder. Ambulanter Pflegedienst – Checkliste für die Auswahl. Aufgerufen am 23.01.2025.
- Verbraucherzentralen der Länder. Probleme mit der Rechnung des Pflegedienstes – was kann ich tun? Stand: 26.06.2024.
- Wehner, K; Schwinger, A; Büscher, A; Qualität in der ambulanten Pflege – Übersichtsarbeit über die relevanten struktur-, prozess- und ergebnisbezogenen Versorgungsaspekte; Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen, Volume 167, 15 – 24, Dezember 2021.
- Zentrum für Qualität in der Pflege. Pflegequalität aus Sicht des ZQP. Aufgerufen am 23.01.2025.
- Zentrum für Qualität in der Pflege. Ratgeber: Ambulante Pflege - Gute professionelle Pflege erkennen. 7. Auflage, 2022.
Geprüft durch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (VZ NRW)
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