Kinderunfälle: Ein Risiko, das sich verringern lässt

Unfälle gehören zu den größten Gesundheitsrisiken und den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen. Oft geschehen sie aufgrund von Gefahrenquellen, die leicht übersehen oder nicht als solche erkannt wurden. Wenn Eltern und Betreuungspersonen die Risiken kennen, lassen sich gefährliche Situationen leichter vermeiden. Wer gut informiert ist, kann Kinder vor Unfällen bewahren.

Auf einen Blick

  • Unfälle gehören zu den häufigsten Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen.
  • Die meisten Unfälle finden im häuslichen Umfeld statt, aber auch in Bildungseinrichtungen, beim Sport und in der Freizeit.
  • Wer die Risiken kennt, kann Kinder besser vor Unfällen schützen.
  • Die Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ (BAG) bietet ein umfassendes Informationsangebot.
  • Eltern und andere Erziehungsberechtigte sowie Betreuungspersonen sollten in einem Erste-Hilfe-Kurs lernen, was im Ernstfall zu tun ist.
Ein kleines Mädchen steht vor einem Küchenherd auf dem ein Topf mit kochendem Inhalt steht und greift an den Topfrand, um in den Topf rein zu schauen.

Kinderunfälle: Das Risiko senken

Unfälle bei Kindern und Jugendlichen können schwerwiegende Folgen haben. Besonders häufig sind Unfälle wie Stürze, Verbrennungen oder Verbrühungen im Haushalt, vor allem bei Babys und Kleinkindern. Eltern, aber auch Verwandte, Erzieherinnen und Erzieher können Kinder besser davor schützen, wenn sie gut über die Risiken informiert sind.

Besonders wichtig ist dabei, die häufigsten Gefahrenquellen zu kennen und infolgedessen bei der Wohnungseinrichtung gezielt auf mehr Sicherheit zu achten. Wichtig ist die Berücksichtigung der körperlichen und geistigen Entwicklung des Kinds im Hinblick auf seine Sinneswahrnehmung und das Gefahrenbewusstsein. Kleinkinder bis zu einem Alter von circa 4 Jahren besitzen zum Beispiel noch kein Bewusstsein für Gefahren. Erst circa 5- bis 6-Jährige können akute Gefahren erkennen.

Wo passieren die meisten Unfälle?

Viele Unfälle passieren zu Hause, in Bildungs- und Betreuungseinrichtungen sowie in Sport und Freizeit und im Straßenverkehr. Wenn Kinder beginnen, ihre Umwelt zu entdecken und zu begreifen, kann man die spannendsten und schönsten Momente beobachten. Leider können dabei aber auch besonders viele Unfälle passieren. Eine Studie des Robert Koch-Instituts, in deren Rahmen in den Jahren 2014 bis 2017 zahlreiche Kinder und Eltern befragt wurden, hat ergeben: Etwa jedes siebte Mädchen und jeder fünfte Junge im Alter von ein bis 17 Jahren wurde innerhalb der letzten 12 Monate vor der Befragung wegen eines Unfalls ärztlich behandelt.

Vor allem bei Kleinkindern, die gerade erst lernen, wie Bewegungsabläufe funktionieren, und die Gefahren noch nicht kennen, kommen Unfälle und Verletzungen häufig vor.

Die meisten Unfälle passieren zu Hause oder im privaten Umfeld (43,8 Prozent), in der Schule oder anderen Betreuungseinrichtungen (24,2 Prozent) sowie auf dem Spielplatz oder in Sporteinrichtungen (17,4 Prozent). Kinder verunglücken dort am meisten, wo sie sich am häufigsten aufhalten – sie verlassen mit zunehmendem Alter den Haushalt, und damit geraten Unfallorte wie Spielplatz und Straßenverkehr in den Blick.

43,8 Prozent der Unfälle passieren zu Hause oder im privaten Umfeld.

Wer die häufigsten Risiken im Haushalt und Möglichkeiten der Unfall-Vorbeugung kennt, kann Kinderunfälle zu Hause verhindern. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, was im Falle einer Verletzung oder eines Unfalls bei Kindern zu tun ist.

Deshalb sollten Eltern und Erziehungsberechtigte, aber auch Personen, die in ihrem Beruf regelmäßig mit Kindern zu tun haben, einen geeigneten Kurs besuchen. Hier gibt es auch spezielle „Erste-Hilfe-Kurse bei Kindern“. Dort lernen Kursteilnehmer alles, was man im Ernstfall wissen sollte: von der Versorgung von Wunden und Verbrennungen bis hin zur stabilen Seitenlage bei Kindern.

Angebote für Erste-Hilfe-Kurse bei Kindern finden Sie hier:
Deutsches Rotes Kreuz e.V.
Arbeiter-Samariter-Bund e.V.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V.
Malteser Hilfsdienst e.V.

Kindersicherheit: Tipps und Informationen

Informationen zum Thema „Kindersicherheit“ finden Sie unter anderem auf den folgenden Seiten: Kindergesundheit-info-de der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzGA), kindersicherheit.de der Bundesgemeinschaft Mehr Sicherheit e.V. oder bei der Verkehrswacht.

Wichtig ist, die Kinder bei der Risikoeinschätzung und bei Maßnahmen zur  Vermeidung von Unfällen einzubeziehen. Erwachsene sollten deshalb riskante Situationen kindgerecht erklären, Regeln aufstellen und deren Einhaltung konsequent überprüfen.

Besonders häufig passieren Kopfverletzungen, meist durch Stürze. Vor allem bei Kleinkindern unter 4 Jahren zählen diese neben Verbrühungen und Verbrennungen zu den häufigsten Verletzungen durch Unfälle.

Einige Tipps und Hinweise zur Vermeidung von Stürzen und Verbrennungen:

  • Babys nie auf dem Wickeltisch, Bett oder Sofa alleine oder unbeobachtet lassen.
  • Kleine Kinder nie bei geöffnetem Fenster oder auf dem Balkon unbeobachtet lassen. Fenster und Türen mit Sicherheitsriegeln oder Schlössern versehen.
  • Laufwege und Treppen von Gegenständen freiräumen und gefährliche Ecken absichern. Mit kleineren Kindern das Treppensteigen üben: erst rückwärts krabbelnd, später mit einer Hand am Geländer.
  • Rutschgefahren vermeiden: Auf rutschfeste Socken und Schuhe achten, auch in der Kita und der Schule.
  • Sicherheit auf Rädern: Erst mit dem Laufrad oder dem Roller üben, dann erst Fahrradfahren lernen. Immer mit Helm und in Begleitung.
  • Möbelstücke: Regale an der Wand fixieren, Kinder nicht auf Möbel klettern lassen.
  • Heiße Flüssigkeiten und Geräte: Heiße Flüssigkeiten nicht am Tischrand abstellen, Wasserkocher und Bügeleisen sicher verwahren.
  • Heiße Oberflächen: Erhitzte Flächen wie Kaminöfen, Backöfen oder Herdplatten absichern.
  • Heißes Wasser: Badewassertemperatur vor dem Baden überprüfen und Wärmflaschen fest verschließen.
  • Streichhölzer und Feuerzeuge immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.
  • Heißes Essen: Aufgewärmte oder gekochte Speisen erst probieren, bevor das Kind gefüttert wird.
  • Elektrik: Steckdosen sichern, keine elektrischen Geräte ins Babybettchen legen. Vorsicht auch mit Rotlichtlampen und Heizstrahlern.
  • Keine freiliegenden oder herunterhängenden Kabel in der Reichweite von Kindern.

Wichtig zu wissen: Die Haut von Kindern ist wesentlich empfindlicher als die von Erwachsenen. Deshalb können auch Temperaturen, die Erwachsenen nicht als heiß erscheinen, für Kinderhaut bereits gefährlich sein. Zudem haben Säuglinge im Verhältnis zum Körpergewicht eine deutlich größere Körperoberfläche als Erwachsene. Daher können Verbrühungen und Verbrennungen rasch lebensbedrohlich werden.

Versteckte Gefahren erkennen

Viele Verletzungen geschehen aufgrund von versteckten Gefahren, die man nicht immer auf den ersten Blick wahrnimmt, oder in Situationen, die schwer einzuschätzen sind. Erwachsene, die eben erst Eltern geworden sind oder wenig Erfahrung mit Kindern haben, werden von solchen Risiken häufig überrascht.

Die häufigsten Unfälle im Alter von 0-6 Monaten sind Sturz- und Transportunfälle, zwischen 7 Monaten und 4 Jahren sind es zum Beispiel Verschlucken, Verbrennungen und Stürze. Mit 5 Jahren sind Verkehrsunfälle und Sport- und Freizeitunfälle am häufigsten.

Deshalb geht es bei den Beratungsangeboten nicht nur um Tipps für ein sicheres Kinderzimmer oder das Verhalten im Straßenverkehr. Die Informationen decken alle Themenbereiche ab und reichen so von der Vermeidung von Vergiftungen über das sichere Schwimmenlernen und den Kauf des richtigen Fahrradhelms bis hin zu Tipps für eine sichere Adventszeit.

Seit dem Jahr 2000 findet auch der jährliche Kindersicherheitstag statt, um ein besseres Bewusstsein für Unfallgefahren zu schaffen. Die Mitgliedsorganisationen der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ und alle interessierten Partner nutzen hier die Gelegenheit, um mit Ausstellungen und Veranstaltungen bei der Aufklärung von Eltern und auch Kindern zu helfen.

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