Krankheiten Chronische Nierenkrankheit
ICD-Codes: N18 Was sind ICD-Codes?
Eine chronische Nierenkrankheit betrifft vor allem ältere Menschen. Oft ist sie eine Folge von Diabetes und Bluthochdruck. Im Anfangsstadium verursacht die nachlassende Nierenfunktion keine Beschwerden. Deswegen wird die Erkrankung oft recht spät bemerkt. Mit bestimmten Behandlungen können Betroffene die weitere Schwächung der Nieren verlangsamen.
Auf einen Blick
- Die Nieren reinigen das Blut und beeinflussen viele Körperfunktionen. Sie sind lebenswichtige Organe.
- Eine chronische Nierenkrankheit kommt vor allem bei älteren Menschen vor.
- Oft bleibt das Nachlassen der Nierenfunktion lange unbemerkt, da zunächst keine Beschwerden auftreten.
- Bei Erwachsenen wird eine chronische Nierenkrankheit am häufigsten durch Diabetes mellitus und Bluthochdruck verursacht.
- Die Deutschland haben schätzungsweise 9 Millionen Menschen eine chronische Nierenkrankheit.
- Wer bereits erkrankt ist, kann eine weitere Schwächung der Nieren mit verschiedenen Behandlungen verzögern.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine chronische Nierenkrankheit?
Die Nieren sind lebenswichtige Organe: Sie reinigen das Blut und beeinflussen viele Körperfunktionen. Einige Erkrankungen können die Nierenfunktion kurzzeitig beeinträchtigen. So kann es vorkommen, dass sich bei einer Prostatavergrößerung oder Nierensteinen Urin in die Nieren zurückstaut. Auch ein Kreislaufversagen bewirkt, dass die Niere vorübergehend schlechter arbeitet.
Von einer chronischen Nierenkrankheit spricht man, wenn die Nieren länger als drei Monate nur noch eingeschränkt arbeiten oder dauerhaft geschädigt sind. Bei Erwachsenen verursachen vor allem Diabetes mellitus und Bluthochdruck diese Erkrankung.
Zu einer chronischen Nierenkrankheit kommt es vor allem bei älteren Menschen. Oft fällt die Erkrankung längere Zeit nicht auf, weil eine nachlassende Nierenfunktion zunächst keine Beschwerden hervorruft.
Woran erkennt man eine chronische Nierenkrankheit?
Häufig wird eine chronische Nierenkrankheit erst festgestellt, wenn sie bereits fortgeschritten ist. Weil der Körper zu wenig Wasser ausscheidet, sammeln sich langsam Abfallstoffe aus dem Stoffwechsel an, die zu Beschwerden führen.
Krankheitszeichen können sich im ganzen Körper zeigen, beispielsweise durch:
- Schwellungen (Ödeme), etwa an den Beinen oder im Gesicht
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
- Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
- Blässe, Juckreiz
- Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schwäche
- Konzentrationsstörungen, Verwirrtheit, Bewusstseinsstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit
- Lähmungserscheinungen, Muskelkrämpfe
- Luftnot
Was sind die Ursachen für eine chronische Nierenkrankheit?
Bei Erwachsenen wird eine chronische Nierenkrankheit meist durch Diabetes mellitus und Bluthochdruck hervorgerufen.
Dauerhafte Nierenschäden können außerdem entstehen, wenn:
- sich das Nierengewebe entzündet.
- Medikamente langfristig eingenommen werden, vor allem Schmerzmittel.
- Nierensteine, Tumoren oder Vernarbungen den Harnabfluss stören.
- angeborene Nierenkrankheiten bestehen, beispielsweise Zystennieren.
Wie häufig sind chronische Nierenkrankheiten?
In Deutschland haben etwa 9 Millionen Menschen eine chronische Nierenkrankheit. Davon sind die meisten über 60 Jahre alt.
Fachleute gehen davon aus, dass zurzeit bei etwa 100.000 Menschen die Nierenkrankheit so weit fortgeschritten ist, dass sie auf eine Dialyse angewiesen sind – und dass diese Zahl in den nächsten Jahren steigen wird. Jährlich werden außerdem rund 2.000 Spendernieren transplantiert.
An den Folgen einer chronischen Nierenkrankheit sterben pro Jahr in Deutschland fast 27.000 Menschen.
Wie verläuft eine chronische Nierenkrankheit?
Auch wenn die Funktion der Nieren in der ersten Zeit der Erkrankung schon eingeschränkt ist, können sie das Blut immer noch ausreichend reinigen. Das kann über Jahre hinweg so weitergehen, und selten erholen sich die Nieren sogar wieder.
Es kann aber auch sein, dass sich die Nierenfunktion immer weiter verschlechtert und es zu einer Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) kommt. Das kann bis zum völligen Versagen der Nieren (terminales Nierenversagen) führen und lebensbedrohlich sein.
Weitere Informationen zu den verschiedenen Stadien der Nierenkrankheit finden Sie auf gesundheitsinformation.de
Was kann das Risiko für eine chronische Nierenkrankheit mindern?
Diabetes mellitus und Bluthochdruck können eine chronische Nierenkrankheit auslösen. Deswegen ist es sinnvoll, das Risiko für diese Krankheiten zu senken. Dazu ist es wichtig, sich ausreichend zu bewegen, gesund zu ernähren, auf das Rauchen zu verzichten und Übergewicht möglichst zu vermeiden.
Wer bereits Diabetes oder Bluthochdruck hat, benötigt oft zusätzliche Medikamente. Ziel ist, den Blutzucker und Blutdruck gut einzustellen und Folgen wie Nierenkrankheiten möglichst zu verhindern.
Wie wird eine chronische Nierenkrankheit diagnostiziert?
Ursachen und Schwere einer chronischen Nierenkrankheit kann ein Arzt oder eine Ärztin feststellen durch:
- ein ausführliches Untersuchungsgespräch (Anamnese).
- eine körperliche Untersuchung einschließlich Blutdruckmessung.
- eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraums und der Nieren.
- Blutuntersuchungen: Beispielsweise werden die Kreatinin-, Blutzucker- und Hämoglobin-Werte bestimmt und der Säuregehalt im Blut per Blutgasanalyse ermittelt.
- eine Urinuntersuchung: Unter anderem wird der Eiweißgehalt bestimmt.
Die oben aufgeführten Werte und weitere Laborwerte aus Blutuntersuchungen geben Aufschluss über die Nierenfunktion. Mithilfe weiterer Werte kann der Arzt oder die Ärztin beispielsweise ermitteln, ob die Erkrankung der Nieren bereits zu Folgeerkrankungen geführt hat oder ein Diabetes mellitus die Ursache ist.
Bei weiteren Fragen können oft bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder auch eine Gewebeprobe der Nieren (Biopsie) sinnvoll sein.
Gibt es eine Früherkennung für eine chronische Nierenkrankheit?
Menschen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck haben ein erhöhtes Risiko für eine chronische Nierenkrankheit. Bei einem erhöhten Risiko ist es sinnvoll, die Nieren regelmäßig von der Hausärztin oder dem Hausarzt untersuchen zu lassen. Sie können eine Nierenschwäche so frühzeitig feststellen.
Im Rahmen des sogenannten Check-up 35 haben gesetzlich Krankenversicherte ab dem 35. Lebensjahr alle drei Jahre Anspruch auf eine kostenlose Früherkennungsuntersuchung. Ziel der Untersuchung ist es, frühzeitig Anzeichen für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Nierenkrankheiten zu erkennen.
Wie wird eine chronische Nierenkrankheit behandelt?
Arbeiten die Nieren noch weitgehend normal, lässt sich das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten oder verlangsamen. Dies geschieht vor allem durch Medikamente, die den Blutdruck senken und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Wenn jemand Diabetes hat, ist es wichtig, den Blutzucker zu kontrollieren.
Bei Folgeerkrankungen wie Blutarmut (Anämie) oder Störungen des Knochenstoffwechsels können weitere Medikamente helfen – etwa eisenhaltige Präparate, Mittel, die die Blutbildung anregen, oder sogenannte Phosphatbinder. Auch harntreibende Mittel können nötig sein. Bei einer Übersäuerung kommt Bikarbonat zum Einsatz.
Wichtig ist auch, dass Betroffene ihre Ernährung dem Stadium der Nierenkrankheit anpassen, ihre Trinkmenge regulieren und sich bewegen.
Bei einem kompletten Nierenversagen kommen eine Dialyse oder eine Nierentransplantation infrage. Mindestens eine dieser Behandlungen lässt sich in der Regel durchführen. Manche Menschen entscheiden sich jedoch bewusst dagegen. Wenn sich abzeichnet, dass jemand bald sterben wird, ist eine palliative Behandlung sinnvoll. Sie hilft, das Lebensende möglichst beschwerdefrei zu gestalten.
Vertiefende Informationen zur Dialyse finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Ausführliche Informationen zur Nierentransplantation finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).
Video Wie funktioniert eine Dialyse?
Erfahren Sie in diesem Video, wie eine Dialyse funktioniert und abläuft.
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Wie läuft die Rehabilitation bei einer chronischen Nierenkrankheit ab?
Eine chronische Nierenkrankheit greift in den Alltag ein. Vor allem beim Essen und Trinken sollten Betroffene bestimmte Ratschläge beachten. Es besteht in der Regel die Möglichkeit, eine Ernährungsberatung speziell für Nierenerkrankte und ihre Angehörigen in Anspruch zu nehmen. Eine solche Beratung bieten viele Nierenfachärztinnen und -ärzte an.
Wer eine Dialysebehandlung macht, sollte in der Regel nicht zu viel trinken. Da die Nieren nicht mehr ausreichend funktionieren, scheiden sie häufig kaum noch Wasser aus und es kommt zu Wassereinlagerungen. Gegen das Durstgefühl helfen ein Zitronenstück, ein zuckerfreier Kaugummi oder ein saures Bonbon.
Hilfreich ist es auch,
- trockene Raumluft zu vermeiden,
- langsam zu trinken,
- kleine Gläser und Tassen zu verwenden und
- Medikamente, wenn möglich, mit einer Mahlzeit anstatt mit einem extra Glas Wasser einzunehmen.
Wer eine chronische Nierenkrankheit hat, muss in der Regel dauerhaft mehrere Arzneimittel einnehmen. Ein Medikamentenplan kann helfen, die Übersicht zu behalten und an die Einnahmen zu denken.
Aufgrund der geschwächten Nieren dürfen Patientinnen und Patienten bestimmte Medikamente wiederum nicht einnehmen, etwa Ibuprofen gegen Schmerzen. Hier ist es ratsam, die Einzelheiten und Alternativen mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen. Manche Menschen müssen sich an ganz neue Behandlungen gewöhnen – etwa Insulinspritzen bei Diabetes.
Wie lebt es sich mit einer chronischen Nierenkrankheit?
Das Leben mit einer chronischen Nierenkrankheit kann belastend sein. Das betrifft nicht nur die Ernährung, sondern auch Einschränkungen beim Trinken und die Einnahme von Medikamenten. Eine Dialyse wirkt sich zudem stark auf das Berufs- und Privatleben aus, da sie viel Zeit erfordert.
Auf der Website des Bundesverbands Niere e. V. sind neben vielen Informationen, Veranstaltungshinweisen und Aktionen rund um das Thema Nierenkrankheit auch die Kontaktdaten und Adressen von Selbsthilfegruppen im gesamten Bundesgebiet gelistet.
Die Aussicht auf eine wahrscheinlich lebenslange Therapie und die damit verbundenen Einschränkungen, auch in Bezug auf die Angehörigen, kann psychisch belasten und depressiv machen. Es kann dann sehr hilfreich sein, sich mit anderen erkrankten Menschen auszutauschen – etwa in einer Selbsthilfegruppe oder während der Dialyse. Eine psychotherapeutische Praxis kann bei stärkeren oder länger andauernden psychischen Belastungen Unterstützung bieten.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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