Vitamin-D-Mangel
ICD-Codes: E55 Was ist der ICD-Code?
Vitamin D ist vor allem wichtig für gesunde Knochen. Mangelt es langfristig an Vitamin D, können die Knochen instabil werden. Außerdem beeinflusst das Vitamin die Funktion des Immunsystems. Um ausreichend Vitamin D zu bilden, braucht die Haut Sonnenlicht. Wer sich regelmäßig im Freien aufhält, beugt einem Mangel vor.
Auf einen Blick
- Bei einem Vitamin-D-Mangel ist der Körper längerfristig mit Vitamin D unterversorgt.
- Vitamin D ist vor allem für gesunde Knochen wichtig: Mangelt es dem Körper an Vitamin D, können die Knochen an Stabilität verlieren.
- Der menschliche Körper bildet Vitamin D, wenn die Haut in Kontakt mit Sonnenlicht kommt.
- Um einem Vitamin-D-Mangel vorzubeugen, sollte man Gesicht, Hände und Arme von Frühling bis Herbst mehrmals pro Woche der Sonne aussetzen.
- In geringem Maß nimmt man Vitamin D mit dem Essen auf: Es findet sich etwa in fettem Fisch, Innereien, Eiern und Speisepilzen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist Vitamin-D-Mangel?
Von Vitamin-D-Mangel spricht man, wenn Vitamin D im Körper über einen längeren Zeitraum in nicht ausreichenden Mengen vorhanden ist und dadurch behandlungsbedürftige Beschwerden auftreten.
Davon abzugrenzen ist eine unzureichende Versorgung mit Vitamin D. Hierbei ist die Menge von Vitamin D im Körper vermindert, es bestehen jedoch keine Beschwerden.
Was ist Vitamin D?
Vitamin D ist der Oberbegriff für verschiedene fettlösliche Vitamin-D-Verbindungen, die auch Calciferole genannt werden. Das im Körper aktive Vitamin D heißt Calcitriol.
Die zwei wichtigsten Vorstufen sind:
- Vitamin D2 (Ergocalciferol)
- Vitamin D3 (Cholecalciferol)
Der Mensch benötigt Vitamin D vor allem, um gesunde Knochen aufzubauen. So fördert Vitamin D die Aufnahme von Kalzium aus dem Darm und den Einbau von Kalzium in den Knochen. Dieser wird dadurch fest und stabil.
Darüber hinaus ist Vitamin D noch an anderen Stoffwechsel-Vorgängen im Körper beteiligt. So beeinflusst Vitamin D die Muskelkraft und ist wichtig für das Immunsystem.
Wie wird Vitamin D gebildet?
Vitamin D wird in mehreren Schritten aus seinen Vorstufen gebildet. Dabei sind die Haut, die Leber und die Nieren beteiligt. Den Großteil der benötigten Menge an Vitamin D kann der Körper selbst bilden, wenn die Haut direkt der UV-B-Strahlung des Sonnenlichts ausgesetzt ist. Dafür ist ein Aufenthalt im Freien nötig.
Wie viel Vitamin D durch Sonnenlicht tatsächlich in der Haut gebildet wird, ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen der Breitengrad, die Jahreszeit, die Tageszeit und das Wetter. Auch der persönliche Hauttyp, die Kleidung und die Verwendung von Sonnenschutzmitteln haben einen Einfluss. Dadurch kann die notwendige Aufenthaltszeit im Freien für eine ausreichende Bildung von Vitamin D individuell stark schwanken.
Neben der körpereigenen Bildung nimmt man das Vitamin auch in geringen Mengen mit der Nahrung auf. Außerdem kann der Körper eine gewisse Menge Vitamin D während des Frühlings und Sommers speichern, damit in sonnenärmeren Zeiten wie im Winter ausreichend Vitamin D zur Verfügung steht.
Was ist Vitamin D und wofür ist es wichtig?
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Welche Symptome treten bei Vitamin-D-Mangel auf?
Grundsätzlich können Menschen beschwerdefrei sein, auch wenn die Versorgung des Körpers mit Vitamin D über einen längeren Zeitraum unzureichend ist.
Ein tatsächlicher Mangel an Vitamin D geht dagegen mit verschiedenen Beschwerden einher. Ursächlich für viele Beschwerden ist eine Störung des Knochenstoffwechsels. In der Folge „entkalken“ die Knochen und verlieren dadurch an Stabilität.
Symptome bei Kindern
Mangelt es Kindern an Vitamin D, kann es zu schweren Störungen des Knochenwachstums und bleibenden Verformungen des Skeletts kommen. Dann spricht man von Rachitis.
Ein Vitamin-D-Mangel zeigt sich bei Kindern insbesondere durch:
- Verformungen der Knochen, vor allem der Wirbelsäule, Rippen und Beine
- Schwellungen am Übergang von Knorpel zu Knochen
- Erweichung des Hinterkopfs und verzögertes Schließen der Fontanelle bei Kleinkindern
- Muskelschwäche mit Problemen beim Stehen und Gehen
- verzögerte Bewegungsentwicklung
- Krampfanfälle
- erhöhte Infektanfälligkeit
Symptome bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen kann es durch die Entkalkung des Knochens zu einer sogenannten Osteomalazie kommen. Damit bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner ein Krankheitsbild, das geprägt ist von weichen Knochen, Knochenschmerzen und Muskelschwäche.
Außerdem begünstigt ein Vitamin-D-Mangel die Entwicklung von Osteoporose (Knochenschwund) – vor allem bei älteren Menschen.
Ein Vitamin-D-Mangel kann sich bei Erwachsenen durch folgende Symptome äußern:
- Knochen- und Gelenkschmerzen
- Muskelschwäche, Muskelschmerzen und Muskelzuckungen
- Stürze und Knochenbrüche
- Müdigkeit und schnelle Erschöpfbarkeit (Fatigue)
Wer ist besonders gefährdet, einen Vitamin-D-Mangel zu entwickeln?
Den Großteil der benötigten Menge an Vitamin D kann der Körper selbst bilden. Dafür muss die Haut allerdings regelmäßig in Kontakt mit Sonnenlicht kommen. Personen, die sich selten im Freien aufhalten, haben somit ein höheres Risiko für eine Unterversorgung mit Vitamin D.
In dem Zusammenhang sind bestimmte Personengruppen besonders gefährdet, einen Vitamin-D-Mangel zu entwickeln. Dazu zählen:
- eingeschränkt bewegliche, chronisch kranke oder pflegebedürftige Menschen, die nur wenig Zeit im Freien verbringen
- ältere Menschen: Mit zunehmendem Alter nimmt die Eigenproduktion von Vitamin D ab.
- Säuglinge: Ihre Haut ist noch sehr empfindlich und soll vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden.
- Menschen, die sich aus kulturellen oder religiösen Gründen nur bedeckt im Freien aufhalten
- Menschen mit dunkler Hautfarbe: Sie müssen länger in der Sonne bleiben als hellhäutige Menschen, um den Vitamin-D-Bedarf zu decken. Aufgrund der Sonnenscheindauer in Nord- und Mitteleuropa kann das problematisch werden.
Darüber hinaus erhöhen bestimmte Erkrankungen das Risiko für einen Vitamin-D-Mangel. Dazu zählen chronische Magen-Darmerkrankungen, chronische Nierenerkrankungen und Lebererkrankungen wie eine Leberzirrhose. Außerdem können manche Medikamente zu einem Mangel an Vitamin D führen. Dazu gehören vor allem Medikamente gegen Epilepsie und Medikamente einer Chemotherapie.
Wie lässt sich einem Vitamin-D-Mangel vorbeugen?
Um sich ausreichend mit Vitamin D zu versorgen, wird Folgendes empfohlen:
- Gesicht, Hände und Arme zwei- bis dreimal pro Woche unbedeckt und ohne Sonnenschutz der Sonne aussetzen
- die Dauer der Sonnenbestrahlung sollte dabei der Hälfte der Zeit entsprechen, in der man sonst ungeschützt einen Sonnenbrand bekommen würde
- diese Zeit ist unter anderem abhängig von Hauttyp, Jahreszeit und Tageszeit – bei heller Haut und von März bis Oktober beispielsweise zwischen 5 und 60 Minuten
Im Gegensatz zu den Sommermonaten ist die Sonnenbestrahlung in Deutschland von Oktober bis März nicht stark genug, um eine ausreichende Vitamin-D-Bildung zu gewährleisten. Der Körper kann dies kompensieren, indem er im Frühjahr und Sommer bei ausreichender Bildung größere Mengen an Vitamin D speichert.
Wichtig zu wissen: Es nicht sinnvoll, ins Solarium zu gehen, um seinen Vitamin-D-Bedarf zu decken. Solarienbesuche können das Hautkrebsrisiko erhöhen. Außerdem sollte ein Sonnenbrand beim Aufenthalt im Freien grundsätzlich vermieden werden – besonders bei Kindern und Jugendlichen. Wenn man sich längere Zeit in der Sonne aufhält, kann man sich durch verschiedene Schutzmaßnahmen vor der UV-Strahlung schützen. Säuglinge sollten grundsätzlich nicht direkt der Sonne ausgesetzt werden.
In geringem Maß kann man Vitamin D mit der Nahrung aufnehmen. Es kommt zum Beispiel in fettem Seefisch, Innereien, Speisepilzen und Eiern vor. Lebensmittel allein reichen aber nicht aus, um den Vitamin-D-Bedarf zu decken.
Vorbeugen mit Vitamin-D-Präparaten
Generell sollten Vitamin-D-Präparaten nur eingenommen werden, wenn eine unzureichende Versorgung nachgewiesen wurde, die sich nicht über Sonnenlicht und die Ernährung ausgleichen lässt. Darüber hinaus wird für Personen bestimmter Risikogruppen eine Nahrungsergänzung empfohlen.
So wird in Deutschland für Säuglinge bis zum zweiten erlebten Frühsommer die Gabe eines Vitamin-D-Präparates empfohlen, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Die empfohlene Tagesdosis beträgt 10 bis 12,5 Mikrogramm Vitamin D. Das entspricht 400 bis 500 internationalen Einheiten (IE). Für Frühgeborene oder für chronisch kranke Kinder gelten andere Empfehlungen, worüber der Kinder- und Jugendarzt individuell berät.
Für Personen anderer Risikogruppen wird eine Nahrungsergänzung mit 20 Mikrogramm Vitamin D pro Tag oder 800 IE empfohlen. Das betrifft insbesondere chronisch kranke, pflegebedürftige und sehr alte Menschen.
Ob und in welchem Maß eine Nahrungsergänzung mit Vitamin D notwendig ist, bespricht man am besten mit seiner Hausärztin oder seinem Hausarzt.
Wichtig zu wissen: Die längerfristige Einnahme von mehr als 100 Mikrogramm Vitamin D täglich in Form von Tabletten oder Tropfen kann zu einer Überversorgung führen. Dann besteht das Risiko einer Vergiftung mit Übelkeit, Bauchkrämpfen und Erbrechen. In schweren Fällen sind Nierenschäden und Herz-Rhythmusstörungen möglich, die lebensbedrohlich sein können. Sonneneinstrahlung und Ernährung führen nicht zu einer Überversorgung.
Wie wird ein Vitamin-D-Mangel diagnostiziert?
Ärztinnen und Ärzten stehen bei Verdacht auf einen Vitamin-D-Mangel mehrere diagnostische Verfahren zur Verfügung. Als Grundlage dient die Befragung zu typischen Beschwerden und Risikofaktoren, sowie die körperliche Untersuchung. Anschließend kann eine Blutentnahme zur Bestimmung des Vitamin-D-Status und weiterer Blutwerte im Labor erfolgen. Durch Röntgenbilder lassen sich mögliche Veränderungen der Knochen erkennen.
Wie wird der Vitamin-D-Status bestimmt und beurteilt?
Um den Vitamin-D-Status zu bestimmen, wird die Menge an 25-Hydroxy-Vitamin-D3 im Blut gemessen. 25-Hydroxyvitamin-D3 ist ein Vorläufer des aktiven Vitamin D3 und wird auch als Calcidiol bezeichnet.
Die Menge im Blut wird als Serumkonzentration in Nanomol pro Liter (nmol/l) oder Nanogramm pro Milliliter (ng/ml) angegeben.
Gemäß international anerkannter Kriterien wird die Vitamin-D-Versorgung wie folgt beurteilt:
- Werte über 50 nmol/l oder 20 ng/ml: ausreichende Versorgung, um die Knochengesundheit zu erhalten
- Werte von 30 bis 50 nmol/l oder 12 bis 20 ng/ml: eingeschränkte Versorgung mit möglichen Folgen für die Knochengesundheit
- Werte unter 30 nmol/l oder unter 12 ng/ml: mangelhafte Versorgung mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Rachitis, Osteomalazie und Osteoporose
Wie sinnvoll sind Vitamin-D-Schnelltests?
In Apotheken oder Drogerien werden Schnelltests für zu Hause angeboten, mit denen man selbst seinen Vitamin-D-Status bestimmen kann. Diese Tests sind aber nicht sehr zuverlässig. Expertinnen und Experten raten daher von ihrer Nutzung ab.
Wie wird ein Vitamin-D-Mangel behandelt?
Ein nachgewiesener Vitamin-D-Mangel, der sich durch Sonnenlicht und die Ernährung nicht ausgleichen lässt, wird mit Vitamin-D-Präparaten behandelt. In der Regel handelt es sich dabei um Vitamin D3.
Die genaue Dosierung hängt unter anderem davon ab, wie stark der Mangel ausgeprägt ist und welche Risikofaktoren vorliegen. In bestimmten Fällen verabreichen Ärztinnen und Ärzte zusätzlich Kalzium.
Um bei Bedarf die Dosis des Vitamin-D-Präparates anzupassen, werden regelmäßige Kontrolluntersuchungen empfohlen. Das gilt in erster Linie für hochdosierte Präparate, um eine Überdosierung zu vermeiden. Diese kann schwerwiegende Folgen haben.
Wo kann ich mich noch zu Vitamin-D-Mangel informieren?
Mehr Informationen zu Vitamin D und wann die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten sinnvoll ist, finden sie auf klartext-nahrungsergaenzung.de – ein Angebot der Verbraucherzentralen.
- Bundesamt für Gesundheit BAG – Schweizerische Eidgenossenschaft. Faktenblatt Vitamin D und Sonnenstrahlung. 2021.
- Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Konsertierte Empfehlung zu UV-Strahlung und Vitamin D. Aufgerufen am 09.07.2024.
- Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D – sinnvoll oder überflüssig? Stellungnahme 055/2023. 10.2023.
- Deutsche Apotheker Zeitung. Sind Vitamin-D-Schnelltests für zu Hause sinnvoll? DAZ.online. Aufgerufen am 27.06.2024.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Vitamin D. Aufgerufen am 27.06.2024.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. Referenzwert Vitamin D. Aufgerufen am 27.06.2024.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM). In Zusammenarbeit mit der GESKES, der AKE und der DGG. Klinische Ernährung in der Geriatrie. Teil des laufenden S3-Leitlinienprojekts Klinische Ernährung. AWMF-Registernummer 073/019. 05.2013.
- Deutsche Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin e.V. (DGKJ). Vitamin-D-Supplementierung jenseits des zweiten Lebensjahres. Gemeinsame Stellungnahme der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendmedizin (DGKJ e. V.) und der Deutschen Gesellschaft für Kinderendokrinologie und Diabetologie (DGKED e. V.). Monatsschrift Kinderheilkunde 2018. 166:814-822.
- Deutsche Gesellschaft für Kinderendokrinologie und -diabetologie (DGKED) e.V. In Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) e.V. Vitamin-D-Mangel-Rachitis. S1-Leitlinie. AWMF-Registernummer 174-007. 2022.
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Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.
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