Blutarmut (Anämie)
ICD-Codes: D63 D50 Was ist der ICD-Code?
Die Ursache einer Anämie ist häufig ein Eisenmangel. Die Folgen sind Blässe, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und allgemeine Schwäche. Meist lässt sich eine Blutarmut gut behandeln.
Auf einen Blick
- Bei einer Anämie ist zu wenig roter Blutfarbstoff (Hämoglobin) im Blut.
- Das führt zu Blässe, Müdigkeit und allgemeiner Schwäche.
- Häufig ist ein Eisenmangel die Ursache für die Blutarmut.
- Eine ausgewogene Ernährung kann einen Mangel an Eisen, aber auch an Vitamin B12 und Folsäure vermeiden.
- Menschen über 65 Jahren und Schwangere haben häufiger eine Anämie.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine Anämie?
Von Blutarmut (Anämie) spricht man, wenn das Blut eines Menschen deutlich weniger rote Blutkörperchen oder roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) enthält, als es normalerweise der Fall ist. Rote Blutkörperchen transportieren Sauerstoff von der Lunge zu den Körperzellen, daher wird der Körper bei einer Anämie weniger gut mit Sauerstoff versorgt.
Häufige Ursache für die Blutarmut ist ein Eisenmangel. Eisen spielt bei zahlreichen Vorgängen im Körper eine wichtige Rolle. Zum Beispiel benötigt man Eisen, um Hämoglobin zu bilden.
Ältere Menschen haben häufiger eine Anämie.
Welche Symptome treten bei einer Anämie auf?
Eine Anämie macht sich meist durch Blässe, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwächegefühl bemerkbar.
Weitere mögliche Anzeichen einer Blutarmut sind:
- Konzentrations- und Lernschwierigkeiten
- Kurzatmigkeit bei Anstrengung
- Brustschmerzen, Herzrasen, niedriger Blutdruck, Ohnmacht
Wie entsteht eine Anämie?
Die häufigste Ursache einer Anämie ist Eisenmangel.
Andere Gründe für eine Blutarmut können zum Beispiel sein:
- Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure
- chronische Erkrankungen, etwa eine Nierenerkrankung
- Blutkrebs oder Erkrankungen des Knochenmarks
Wofür ist Eisen wichtig und wie kommt es zu einem Mangel?
Eisen nimmt man mit der Nahrung auf. Im gesamten Verdauungstrakt, vor allem aber im Dünndarm, wird es über die Schleimhaut in den Körper aufgenommen. Über das Blut gelangt das Eisen dann zu spezialisierten Zellen hauptsächlich im Knochenmark, die das Eisen in den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) einbauen. Hämoglobin ist wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen. Diese versorgen den Körper über die Blutbahnen mit Sauerstoff. Fehlt Eisen, fehlt auch roter Blutfarbstoff, was zu Sauerstoffmangel führen kann.
Eisen spielt auch eine wichtige Rolle für die Muskeln und zahlreiche Stoffwechselprozesse. Der Körper speichert überschüssiges Eisen, zum Beispiel in der Leber. Von dort kann es freigesetzt werden, wenn es im Körper fehlt.
Ein Eisenmangel ist möglich, wenn der Körper mehr Eisen verliert, als er aufnehmen kann. Das passiert beispielsweise, wenn:
- die Ernährung zu wenig Eisen enthält
- aufgrund einer Erkrankung wie einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) zu wenig Eisen aus dem Darm aufgenommen wird
- es zu einem chronischen Blutverlust kommt, etwa nach Verletzungen im Magen-Darm-Trakt, durch eine Magenschleimhautentzündung oder bei starken Regelblutungen
- eine chronisch-entzündliche Erkrankung wie rheumatoide Arthritis oder Darmerkrankungen vorliegen
- der Eisenmangel angeboren ist, was selten vorkommt
Welche weiteren Ursachen gibt es?
Bei sogenannten hämolytischen Anämien werden rote Blutkörperchen zu schnell abgebaut und gleichzeitig nicht schnell genug nachgebildet. Das ist zum Beispiel der Fall bei angeborenen Fehlbildungen der roten Blutkörperchen oder bei Störungen des Hämoglobinstoffwechsels, also dem Auf- und Abbau des roten Blutfarbstoffs.
Ältere Menschen produzieren insgesamt weniger rote Blutkörperchen, die zudem im Blutkreislauf schneller wieder abgebaut werden. Das kann zu einer altersbedingten Blutarmut führen.
Manchmal lässt sich aber auch keine Ursache für eine Anämie feststellen.
Welche Faktoren begünstigen eine Anämie?
Eine Schwangerschaft kann zu einer vorübergehenden Blutarmut führen, denn Schwangere müssen in diesem Zeitraum das ungeborene Kind mitversorgen. Gegen Ende der Schwangerschaft fließt deshalb bis zu 50 Prozent mehr Blut durch den mütterlichen Kreislauf, während die Anzahl der roten Blutkörperchen nur um ein Viertel zunimmt.
Frauen mit einer starken Regelblutung haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, eine Blutarmut zu entwickeln.
Auch mit fortschreitendem Lebensalter steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Anämie. Um rote Blutkörperchen zu bilden, benötigt der Körper das Hormon Testosteron. Die Menge an Testosteron nimmt aber mit dem Alter ab – sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Dies beeinträchtigt die Blutbildung.
Wie häufig kommt es zu einer Anämie?
In Deutschland haben etwa 10 Prozent der Menschen eine Anämie, Frauen deutlich häufiger als Männer.
Unabhängig vom Geschlecht werden Anämien im höheren Lebensalter häufiger: Nach Schätzungen haben etwa 25 Prozent der 85-Jährigen eine Blutarmut.
Wie kann eine Anämie verlaufen?
Eine Anämie entwickelt sich meist langsam und bleibt oft lange unbemerkt: Der Körper gewöhnt sich mit der Zeit daran, dass er weniger Sauerstoff zur Verfügung hat.
Bleibt die Anämie bestehen, sind Langzeitfolgen möglich. So nimmt zum Beispiel bei manchen Anämien die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich eine Thrombose entwickelt.
Menschen ab 65 Jahren sind auch bei einer milden Blutarmut körperlich weniger leistungsfähig. Es besteht zudem ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie eine Herzschwäche oder ein Herzinfarkt.
Wie lässt sich einer Anämie vorbeugen?
Um genügend rote Blutkörperchen zu bilden und den Körper mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen, benötigt man Eisen. Der Eisenbedarf lässt sich normalerweise meist über eine ausgewogene Ernährung decken.
In manchen Situationen – etwa während der Schwangerschaft oder Stillzeit – kann es sinnvoll sein, durch die Einnahme von Eisentabletten einer Anämie vorzubeugen. Auch bei einer starken Regelblutung können Eisenpräparate helfen eine Blutarmut zu vermeiden. Wichtig ist, vor einer Einnahme Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt zu halten.
Wer sich vegan ernährt, sollte darauf achten, dass ausreichend Lebensmittel mit einem hohen Gehalt an Eisen und Folsäure auf dem Speiseplan stehen. Eisen- und folsäurereiche Lebensmittel sind zum Beispiel Nüsse, Sprossen, Hülsenfrüchte und grünes Blattgemüse wie Spinat.
Weitere Informationen, wie Sie Ihren Eisenbedarf decken können und welche Lebensmittel viel Eisen enthalten, finden Sie auf gesundheitsinformation.de.
Wie wird eine Anämie diagnostiziert?
Um eine Anämie festzustellen, ist ein umfangreiches ärztliches Gespräch (Anamnese) wesentlich. Hier fragt die Ärztin oder der Arzt beispielsweise nach:
- Ernährungsgewohnheiten
- Alkoholkonsum
- aktuellen oder früheren Erkrankungen
- Einnahme von Medikamenten
Anschließend wird eine Blutprobe auf verschiedene Faktoren hin untersucht. Dabei werden zum Beispiel der Gehalt an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin) bestimmt und die Zahl der roten Blutkörperchen überprüft.
Im Blut kann man zudem die Menge an Eisen, Vitamin B12 und Folsäure messen, um einen möglichen Mangel festzustellen. Zudem lassen sich Nierenerkrankungen oder Entzündungen – sie begünstigen eine Blutarmut – über bestimmte Faktoren im Blut erkennen. Das Blutbild verrät auch, ob Erkrankungen der roten Blutkörperchen vorliegen.
Lässt sich ein Eisenmangel nicht durch eine zu geringe Aufnahme mit der Nahrung erklären, schauen Ärztinnen und Ärzte, ob eine chronische Darmentzündung der Grund dafür sein kann. Außerdem prüfen sie, ob zum Beispiel kleine Wunden im Darm zu einem chronischen Blutverlust führen.
Besonders bei Menschen über 65 Jahren mit unklarer Anämie wird untersucht, ob Erkrankungen des Knochenmarks bestehen.
Wie kann man eine Anämie behandeln?
Wird die Anämie von chronischen Entzündungen oder einem Blutverlust verursacht, gilt es zunächst, diese Vorerkrankungen zu behandeln. Ist Eisenmangel die Ursache für die Blutarmut, empfehlen Expertinnen und Experten häufig eine Ernährungsberatung.
Wichtig zu wissen: Die Eisenaufnahme in den Körper wird durch bestimmte Stoffe gehemmt. Diese sind beispielsweise in Schwarztee, Kaffee oder Milchprodukten vorhanden. Eisenpräparate sollten deshalb nicht zusammen mit diesen Lebensmitteln eingenommen werden.
Liegt eine schwere Anämie aufgrund einer Krebserkrankung oder einer Nierenschwäche vor, können Ärztinnen und Ärzte Medikamente einsetzen, welche die Produktion roter Blutkörperchen anregen. Bei starkem Blutverlust lassen sich die roten Blutkörperchen durch eine Blutübertragung (Transfusion) hinzufügen.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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