Hirsutismus

Unter Hirsutismus versteht man einen sehr starken Haarwuchs bei Frauen, der eher dem männlichen Behaarungsmuster entspricht. Charakteristisch sind etwa ein „Damenbart“ oder Haare an Brust und Rücken. Eine Ursache hierfür sind zu viele männliche Geschlechtshormone.

Auf einen Blick

  • Als Hirsutismus bezeichnet man eine übermäßig starke Körperbehaarung bei Frauen.
  • Häufig wachsen vermehrt Haare im Gesicht, beispielsweise als Oberlippen- oder Kinnbart, sowie am Rücken und auf der Brust.
  • Frauen mit Hirsutismus haben meist mehr männliche Geschlechtshormone im Körper als Frauen ohne Hirsutismus.
  • Die häufigste Ursache ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS),  eine Hormonstörung der Eierstöcke.
  • Unerwünschte Haare lassen sich kosmetisch, wie durch Rasieren oder mit Licht (Photoepilation), entfernen.
  • Auch eine Behandlung mit Medikamenten ist möglich, dies dauert aber eine längere Zeit.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Nahaufnahme: Gesicht einer jungen Frau mit einem sogenannten Damenbart.

Was ist Hirsutismus?

Frauen mit Hirsutismus haben einen sehr starken Haarwuchs, der eher der typischen männlichen Körperbehaarung entspricht. Zum Beispiel wachsen vermehrt dicke und dunkle Haare am Kinn und auf der Oberlippe, am Oberkörper oder Po. Zudem ist die Behaarung unter den Achseln und im Genitalbereich oft stark ausgeprägt – ähnlich wie bei Männern.

Dieser sehr starke Haarwuchs kann nach der Pubertät bei Frauen auftreten, deren Körper zu viele männliche Geschlechtshormone bildet. Oft verursachen bestimmte Hormonstörungen das Ungleichgewicht.

Hirsutismus haben etwa 5 bis 10 Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter, also zwischen der Pubertät und den Wechseljahren.

Die Behandlung richtet sich danach, wie stark der Hirsutismus ausgeprägt ist und ob Frauen ihn als störend empfinden.

Was sind die Anzeichen von Hirsutismus?

Bei Frauen mit Hirsutismus tritt sehr starkes Haarwachstum besonders an folgenden Körperstellen auf:

  • Gesicht, vor allem am Kinn und auf der Oberlippe („Damenbart“)
  • Rücken
  • Brust
  • Po
Zu den Symptomen eines Hirsutismus gehört eine starke Behaarung in Gesicht, Rücken, Brust, Po.

Zudem wachsen die Haare im Genitalbereich oft bis auf den Oberbauch oder die Innenseiten der Oberschenkel. Die Achselhaare breiten sich mitunter bis auf die Innenseiten der Oberarme aus.

Ist eine Hormonstörung Ursache für den Hirsutismus, können weitere Symptome auftreten wie:

  • Akne
  • unregelmäßige Regelblutung (Menstruation)
  • Haarausfall am Kopf

Welche Ursachen für Hirsutismus gibt es?

Auch Frauen haben männliche Geschlechtshormone (Androgene) im Körper, aber in der Regel deutlich weniger als Männer.

Die Menge an Androgenen beeinflusst, wo welcher Haartyp wächst. Bei Jungen in der Pubertät werden dadurch die Haare im Gesicht dicker und dunkler, der Bartwuchs beginnt. Auch am restlichen Körper verändert sich die Behaarung.

Nimmt der Anteil an Androgenen im Körper der Frau zu, kann es zu einer solchen eher für Männer typischen Ausprägung der Körperbehaarung kommen.

Mit bis zu 80 Prozent ist das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) die häufigste Ursache für einen ausgeprägten Hirsutismus. Beim PCOS handelt es sich um eine Hormonstörung der Eierstöcke, die zu einer vermehrten Bildung von Androgenen und damit auch zu einem übermäßigen Haarwuchs führt.

Das polyzystische Ovarialsyndrom ist die häufigste Ursache für einen ausgeprägten Hirsutismus.

Andere Ursachen für Hirsutismus sind seltener. Dazu gehören unter anderem:

  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • die Einnahme männlicher Hormone (Androgentherapie)
  • hormonelle Empfängnisverhütung mit Gestagenen
  • erbliche Faktoren wie die kongenitale Nebennierenhyperplasie: eine angeborene Stoffwechselstörung, bei der zu wenig oder zu viel männliche Geschlechtshormone gebildet werden
  • Tumoren, etwa an den Nieren oder Eierstöcken, die männliche Geschlechtshormone produzieren
  • Übergewicht

Bei bis zu 20 Prozent der Frauen mit ausgeprägtem Hirsutismus lässt sich keine Ursache bestimmen, bei Frauen mit milden Symptomen sind es sogar 50 Prozent.

Wie diagnostiziert man Hirsutismus?

Eine Ärztin oder ein Arzt schaut sich zunächst die typischen Anzeichen von Hirsutismus an, also übermäßige Körperbehaarung, Akne oder auffällig dünner werdendes Kopfhaar.

Außerdem fragt sie oder er:

  • ob und wie regelmäßig die Regelblutung kommt
  • ob sich das Körpergewicht verändert hat
  • welche Medikamente man gerade einnimmt

Mithilfe des Ferriman-Gallwey-Scores bestimmen Ärztinnen und Ärzte, wie stark ausgeprägt der Hirsutismus ist: Dafür untersuchen sie verschiedene Körperregionen wie Oberlippe, Kinn, Brust, Bauch, Rücken, Oberarme, Oberschenkel und Po.

Mit einem Labortest lässt sich messen, wie hoch die Menge an männlichen Geschlechtshormonen im Blut ist.

Wie wird Hirsutismus behandelt?

Bei einem mild ausgeprägten Hirsutismus ist eine Behandlung – rein medizinisch betrachtet – meist nicht nötig. Ob der übermäßige Haarwuchs stört oder nicht, ist individuell sehr unterschiedlich. Viele Frauen fühlen sich aber wohler damit, die Haare zu entfernen.

Zur Haarentfernung gibt es Produkte und Methoden, die man selbst anwenden kann, zum Beispiel:

  • Blondierungscremes mit Wasserstoffperoxid („Bleichen“)
  • Enthaarungscremes
  • Rasieren
  • Wachsen
  • Auszupfen, entweder mit einer Pinzette oder einem elektrischen Epiliergerät

Bei diesen kosmetischen Verfahren wachsen die Haare nach einer gewissen Zeit wieder nach, da die Haarwurzeln intakt bleiben. Es ist möglich, dass bei der Anwendung Hautreizungen auftreten.

Um die Haare dauerhaft und sachgerecht entfernen zu lassen, kann man eine Fachärztin oder einen Facharzt aufsuchen. Hier kommen zwei Methoden infrage: die Photoepilation und die Elektrolyse.

Bei der Photoepilation werden Haarfollikel mithilfe von Licht geschädigt, bei der Elektrolyse mit Strom. In beiden Fällen wachsen die Haare weniger oder gar nicht mehr nach. Auch bei diesen Verfahren sind Nebenwirkungen möglich.

Bei Frauen mit einem sehr ausgeprägten Hirsutismus kommen die Haare trotzdem oft wieder zurück. Dann können zusätzlich Medikamente helfen.

Hormonelle Verhütungsmittel mit Östrogen und Gestagen wie die Antibabypille können die Menge männlicher Geschlechtshormone im Körper senken. Sie eignen sich jedoch nur für Frauen, die aktuell nicht schwanger werden möchten. Andere Arzneimittel hemmen die Aufnahme von Androgenen im Körper. Alle diese Medikamente können Nebenwirkungen haben. Es ist daher wichtig, gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt den möglichen Nutzen und die Risiken abzuwägen.

Frauen mit Hirsutismus wird empfohlen, die Medikamente mindestens 6 Monate lang zu nehmen. Erst dann zeigt sich, ob die Behandlung anschlägt oder nicht.

Wichtig zu wissen: Der übermäßige Haarwuchs kann sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Frauen, die ihn als belastend empfinden, können sich in einer hautärztlichen Praxis beraten lassen, ob und welche Behandlung sinnvoll ist.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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