Krätze

Krätze (Scabies) ist eine ansteckende Hautkrankheit. Sie entsteht durch Krätzemilben. Die weiblichen Milben bohren sich in die Hornschicht der Haut und graben dort tunnelartige Gänge, daher nennt man sie auch Grabmilben. Diese Parasiten sind auf den Menschen spezialisiert und können bei längerem Hautkontakt auf andere Menschen übergehen. Krätze führt oft zu quälendem Juckreiz – sie lässt sich aber wirksam behandeln.

Auf einen Blick

  • Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, ausgelöst durch eine spezielle Milbengattung: die Krätze- oder Grabmilbe.
  • Die Milbenweibchen graben sich tunnelartige Gänge in die obere Hautschicht und legen dort ihre Eier.
  • Die immunologische Abwehrreaktion des Körpers geht mit einem Ekzem einher.
  • Typisch ist heftiger Juckreiz, der nachts zunimmt.
  • Krätze lässt sich mit Salben oder auch Tabletten behandeln.
  • Zur Vermeidung einer erneuten Infektion müssen alle relevanten Kontaktpersonen gleichzeitig mitbehandelt werden.
  • Bloßes Händeschütteln oder kurze Berührungen führen in der Regel nicht zur Infektion, aber das Ansteckungsrisiko steigt mit der Dauer und Ausdehnung des Körperkontakts.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Krätze: Die Hände einer Frau weisen einen rötlichen Ausschlag auf. Mit der einen Hand kratzt die Frau sich ihre andere Hand.

Was ist Krätze?

Die Krätze ist eine durch Milben verursachte ansteckende Hautkrankheit. Die Milbenweibchen bohren sich dabei in die obere Schicht der Haut und hinterlassen dort ihre Eier und Ausscheidungen. Dies führt zu einer Ekzemreaktion. Typisch für Krätze ist ein heftiger Juckreiz, der sich vor allem nachts bemerkbar macht.

Der medizinische Ausdruck für Krätze lautet Skabies, abgeleitet vom lateinischen Wort „scabere“ für „kratzen“. Krätze lässt sich wirksam durch Medikamente behandeln: Diese sogenannten Skabizide werden in der Regel als Cremes oder Salben auf die Haut aufgetragen.

Welche Symptome treten bei Krätze auf?

Im Schnitt dauert es 2 bis 5 Wochen, bis es nach einem Erstbefall mit Grabmilben zur juckenden Ekzemreaktion kommt. Allerdings kann eine infizierte Person schon vor Ausbruch der Symptome andere anstecken. Bei wiederholter Ansteckung stellen sich die Beschwerden schon nach einigen Tagen ein, da der Körper sensibilisiert ist – die Parasiten also schon kennt – und daher schneller mit einer immunologischen Antwort reagiert.

Charakteristisch für die Krätze ist ein heftiger Juckreiz, der bisweilen den ganzen Körper betrifft und während der Nacht durch die Bettwärme zunimmt. Der Juckreiz geht mit Ausschlag einher, der durch kleine Knötchen und Bläschen gekennzeichnet ist. Dieses juckende Ekzem ist eine immunologische Reaktion auf den Milbenbefall.

Die Milbengänge sind anfangs als feine unregelmäßige Papeln (Erhabenheiten) auf der Haut zu erkennen, die bis zu einem Zentimeter lang sind und durch ihre gebogene Form an ein Komma erinnern. Mit bloßem Auge sind sie nicht immer leicht auszumachen, die Milben selbst sieht man nur mit dem Mikroskop oder bestimmten Lupen (Dermatoskop).

Milbenbefall tritt auf zwischen Fingern und Zehen, am Penis, an Knöcheln, Handgelenken und Ellbogen, an Achseln, Brustwarzen und Bauchnabel sowie in den Leisten und am Gesäß.

Häufig finden sich die Gänge:

  • zwischen Fingern und Zehen
  • an Knöcheln, Handgelenken und Ellbogen
  • am Penis
  • an Achseln, Brustwarzen und am Bauchnabel
  • in den Leisten und am Gesäß

Selten, vor allem aber bei Babys und Kleinkindern, können außerdem der behaarte Kopf, das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen betroffen sein.

Auch bei Menschen mit einer geschwächten Immunabwehr kommt es oft zu einer besonders ansteckenden Form der Krätze, bei der ausgedehnte schuppende Rötungen und starke Krusten auf der Haut entstehen. Man spricht hier insbesondere von der Borkenkrätze (Scabies crustosa). Der sonst so typische Juckreiz fehlt bei dieser Krankheitsform mitunter. Wegen des Milbenreichtums sind schon kurze Hautkontakte oder gar Kontakte zu benutzten Gegenständen des Betroffenen ansteckend.

Wie steckt man sich mit Krätze an?

Krätze wird überwiegend durch direkten Hautkontakt übertragen. Da sich die Krätzmilben sehr langsam bewegen, ist dabei allerdings eine kontinuierliche und großflächige Berührung über mindestens 5 bis 10 Minuten erforderlich, beispielsweise beim Spielen, Kuscheln oder Schlafen im gemeinsamen Bett. Bloßes Händeschütteln oder kurze Umarmungen führen dagegen in aller Regel nicht zur Ansteckung.

Eine Ausnahme bildet die Borkenkrätze (Scabies crustosa), bei der die Haut der Patientinnen und Patienten mit Tausenden oder sogar Millionen der Parasiten besiedelt ist. Hier reicht unter Umständen ein kurzer Hautkontakt oder auch der Kontakt zu abgelösten Hautschuppen aus, um sich zu infizieren.

Neben den auf den Menschen spezialisierten Skabiesmilben gibt es andere Milbentypen, die Haustiere befallen. Diese Milbenerkrankungen bei Tieren werden als (Tier-)Räude bezeichnet.

Die tierischen Milben gehen zwar gelegentlich auch auf Menschen über, sterben auf der menschlichen Haut jedoch schnell ab, ohne sich dort zu vermehren. Die Hautreizungen, die sie bisweilen verursachen („Pseudokrätze“), verschwinden in der Regel nach kurzer Zeit von selbst.

Wichtig zu wissen: Außerhalb der Haut können die auf den Menschen spezialisierten Krätzmilben höchstens für ein bis 2 Tage überleben. Zudem sterben sie bereits bei einer Temperatur von 50 Grad – beispielsweise in der Waschmaschine – binnen 10 Minuten ab. Eine Krankheitsübertragung durch Kleider und Wäsche ist in der Praxis selten, außer bei der Borkenkrätze.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Wie häufig ist Krätze?

Die Krätze kommt weltweit in allen Altersgruppen vor. Allerdings sind Kinder besonders häufig betroffen sowie sexuell aktive Menschen mit wechselnden Partnern. Ältere Menschen oder Menschen, die immunsystemschwächende Medikamente einnehmen, neigen zur hochansteckenden Borkenkrätze.

In Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten, Alters- und Pflegeheimen, Krankenhäusern, Obdachlosenunterkünften oder Gefängnissen kann es auch zu Ausbrüchen von Krätze kommen.

Es gibt jedoch keine gesicherten Zahlen darüber, wie häufig dieser Parasitenbefall in Deutschland insgesamt ist, weil keine umfassende Meldepflicht besteht. Allerdings zählt Krätze eher zu den verbreiteten Infektionskrankheiten und dürfte hierzulande jedes Jahr viele Tausend Menschen betreffen. Darauf lässt unter anderem eine Studie des Robert Koch-Instituts zur Erkrankungshäufigkeit im Jahr 2016 schließen. Dabei schwankt die Erkrankungshäufigkeit möglicherweise im langjährigen Verlauf von Region zu Region.

Wie kann man Krätze vorbeugen?

Krätzmilben werden oft unbemerkt bereits vor Ausbruch der Erkrankung auf andere Menschen übertragen. In solchen Fällen ist es kaum möglich, der Ansteckung vorzubeugen.

Ist dagegen die Erkrankung bereits bei einer Patientin oder einem Patienten festgestellt worden, sollten enge Kontaktpersonen untersucht und alle möglichst gleichzeitig mitbehandelt werden. Wenn sich Körperkontakte mit Erkrankten nicht vermeiden lassen, beispielsweise bei der Pflege von Angehörigen, bieten langärmlige Kleidung und Einmalhandschuhe Schutz.

Damit sich die Milben in einem gemeinsamen Haushalt nicht über Gegenstände verbreiten, sollten die Kleider und Handtücher der infizierten Person täglich bei mindestens 50 Grad gewaschen, die Betten frisch bezogen und Polstermöbel mit einem starken Staubsauger abgesaugt werden.

Ebenso lassen sich kontaminierte Gegenstände in verschlossenen Plastiksäcken für 3 Tage bei mindestens 21 Grad lagern, beispielsweise in der Nähe einer Heizung, oder für 2 Stunden bei minus 25 Grad einfrieren. Dadurch sterben die Krätzmilben ab.

Personen, die an Krätze erkrankt sind oder bei denen ein Krankheitsverdacht besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten bis zum Abschluss der Behandlung nicht besuchen oder dort arbeiten.

Wie wird Krätze diagnostiziert?

Erfahrene Medizinerinnen und Mediziner oder Hautärztinnen und Hautärzte können Krätze oft bereits anhand der typischen Symptome und einer körperlichen Untersuchung erkennen und sichern die Diagnose durch Nachweis der Milben in abgeschabten Hautpartikeln unter dem Mikroskop oder mittels einer Auflichtmikroskopie (Dermatoskopie). Labortests sind für die Diagnose von Skabies nicht notwendig.

Wie lässt sich Krätze behandeln?

Krätze lässt sich in der Regel gut mit Medikamenten behandeln, die äußerlich auf die Haut aufgetragen werden. Meistens kommt hier der Wirkstoff Permethrin zum Einsatz. Alternativ kann zum Beispiel auch Crotamiton verwendet werden. Auch die Einnahme von Tabletten mit dem Wirkstoff Ivermectin ist in bestimmten Erkrankungsfällen möglich.

Krätze lässt sich gut mit Cremes und Salben behandeln.

Bereits nach einer gründlichen einmaligen Behandlung mit Permethrin – beispielsweise durch Auftragen einer Salbe über Nacht – oder aber 24 Stunden nach Einnahme von Ivermectin ist eine erkrankte Person in der Regel nicht mehr ansteckend. Bei Schwangeren oder Kleinkindern darf Ivermectin aber nicht angewendet werden.

Nach der Behandlung klingt der Juckreiz innerhalb von 1 bis 2 Wochen ab.

Bei der schwer verlaufenden Borkenkrätze (Scabies crustosa) sind allerdings eine wiederholte Behandlung und eine längere Vermeidung ungeschützten Kontakts notwendig.

Geprüft durch die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V.

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