Toxoplasmose
ICD-Codes: B58 Was ist der ICD-Code?
Toxoplasmose ist eine Infektionskrankheit, ausgelöst durch Parasiten. Bei Gesunden treten meistens keine Symptome auf. Infiziert sich eine Frau erstmals in der Schwangerschaft, kann das dem ungeborenen Kind schaden. Wer bestimmte Dinge im Umgang mit Lebensmitteln und Katzen beachtet, kann einer Infektion vorbeugen.
Auf einen Blick
- Eine Infektion mit dem Parasiten Toxoplasma gondii verläuft zu mehr als 90 Prozent symptomfrei.
- Für die meisten Menschen ist Toxoplasmose harmlos, für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann sie jedoch lebensgefährlich sein.
- Infizieren sich Frauen erstmals während der Schwangerschaft, kann das beim ungeborenen Kind vor allem Augen- und Nervenschäden verursachen.
- Mit bestimmten Maßnahmen zur Lebensmittelhygiene und einem bewussten Umgang mit Katzen lässt sich einer Infektion vorbeugen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist Toxoplasmose?
Toxoplasmose wird durch den Parasiten Toxoplasma gondii verursacht. Die Infektionskrankheit ist weltweit verbreitet und wird von Tieren auf den Menschen übertragen (Zoonose).
Meist verläuft eine Toxoplasmose-Infektion harmlos und ohne Symptome. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann sie hingegen gefährlich sein.
Wenn sich Frauen erstmals in der Schwangerschaft mit dem Parasiten infizieren, kann dies zu schweren Fehlbildungen beim ungeborenen Kind führen.
Toxoplasmose-Test bei Schwangeren
Ob man bereits eine Toxoplasmose-Infektion durchgemacht hat und damit immun ist, lässt sich vor oder spätestens zu Beginn der Schwangerschaft mit einem Bluttest feststellen. Besteht kein begründeter Verdacht auf Toxoplasmose, muss man diesen Test als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlen.
Welche Symptome treten bei Toxoplasmose auf?
Gesunde Menschen mit einem gut funktionierenden Immunsystem haben meist keine Symptome, wenn sie sich mit Toxoplasmen anstecken.
Bei einigen kommt es zu grippeähnlichen Beschwerden wie:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Muskelschmerzen
- geschwollenen Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich
Die Symptome klingen in der Regel von allein ab. Danach bleibt der Erreger ein Leben lang im Körper, wobei er bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem keine weiteren Beschwerden auslöst.
Nur selten entwickelt sich bei Menschen mit funktionierendem Abwehrsystem eine Entzündung der Netz- und Aderhaut des Auges oder eine Entzündung des Gehirns.
Wie steckt man sich mit Toxoplasmose an?
Toxoplasmose wird ausgelöst durch eine Infektion mit dem Parasiten Toxoplasma gondii.
Meist kommt es zu einer Infektion durch:
- den Verzehr von rohem oder unzureichend erhitztem Fleisch und Fleischprodukten, die Erregerzysten enthalten: insbesondere Schwein und Geflügel
- Kontakt mit Katzenkot, zum Beispiel beim Reinigen der Katzentoilette oder bei der Gartenarbeit (Schmierinfektion)
- den Verzehr von Obst und Gemüse, das mit infektiösen Erregern verunreinigt ist
Eine Übertragung ist außerdem möglich:
- während der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind
- durch eine Organtransplantation
Die Parasitenstadien können in den menschlichen Darm gelangen, zum Beispiel über verunreinigtes Obst, Gemüse oder Fleisch oder über verunreinigte Erde oder Katzenkot. Dort können sie sich vermehren und in andere Gewebe gelangen. Vorwiegend im Gehirn, in der Netzhaut des Auges und in der Skelett- und Herzmuskulatur bilden die Parasiten Dauerstadien. Diese werden Zysten genannt. Zysten bleiben lebenslang im Gewebe.
Für wen kann Toxoplasmose gefährlich sein?
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem können durch Toxoplasmen lebensbedrohlich erkranken. Das betrifft zum Beispiel:
- Patientinnen und Patienten mit Aids oder Krebserkrankungen
- Empfängerinnen und Empfänger von Stammzell- oder Organspenden. Bei ihnen können die Toxoplasmen eine Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) oder anderer Organe auslösen.
Neben einer Neu-Ansteckung ist es bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem auch möglich, dass eine frühere Infektion wieder aufflammt. Dies liegt daran, dass die Parasiten nach einer Ansteckung in Form von Zysten lebenslang im Gewebe bleiben.
Was passiert, wenn sich Schwangere anstecken?
Infiziert sich eine Frau während der Schwangerschaft zum ersten Mal mit Toxoplasmen, kann das schwere Fehlbildungen sowie Schäden am Gehirn und den Augen des Kindes verursachen. Eine weitere mögliche Folge sind Fehlgeburten. Das kommt besonders oft bei Infektionen in der Frühschwangerschaft vor.
Hat die Frau bereits vor einer Schwangerschaft eine Toxoplasma-Infektion durchgemacht, ist sie in der Regel immun, wodurch keine Gefahr für das Kind besteht.
Wie häufig kommt Toxoplasmose vor?
In Deutschland trägt etwa die Hälfte der Menschen den Toxoplasmose-Parasiten in sich.
Jüngere Menschen sind seltener infiziert als ältere. Mit dem Alter nimmt die Verbreitung von Toxoplasmose in der Bevölkerung kontinuierlich zu. Bei den über 70-Jährigen sind fast 80 Prozent mit Toxoplasma gondii infiziert.
Bei Neugeborenen in Deutschland werden jedes Jahr zwischen 5 und 23 Toxoplasmose-Erkrankungen erfasst. Viele Erkrankungen fallen jedoch erst Monate bis Jahre nach der Geburt auf, sodass diese meistens nicht gemeldet werden. Man geht daher davon aus, dass die wirkliche Anzahl der Ansteckungen bei Neugeborenen deutlich höher liegt.
Wie lässt sich Toxoplasmose vorbeugen?
Menschen mit einem geschwächten Immunsystem und Schwangere sollten sich vor einer Infektion mit Toxoplasma gondii schützen, wenn sie noch nicht mit dem Erreger infiziert sind.
Folgende Maßnahmen beugen einer Toxoplasmose-Infektion vor:
- darauf verzichten, rohes oder nicht ganz durchgegartes Fleisch zu essen, insbesondere vom Schwein
- Obst und Gemüse gründlich waschen
- Hände regelmäßig waschen: vor allem vor dem Essen, nach dem Kontakt mit rohem Fleisch, nach der Garten-, Feld- oder Erdarbeit und nach einem Spielplatzbesuch
- Wenn Schwangere eine Katze in der Wohnung halten, sollte diese nur Dosen- oder Trockenfutter bekommen.
- Katzentoiletten sollten täglich mit heißem Wasser von Personen gereinigt werden, die nicht schwanger oder immungeschwächt sind.
- Wer Freigängerkatzen hat, sollte diese möglichst nicht streicheln.
Wichtig zu wissen: Um Toxoplasmose-Erreger abzutöten, muss Fleisch entweder für 2 Minuten oder länger bei mindestens 67 Grad erhitzt oder für mindestens 8 Stunden bei -20 Grad oder kälter eingefroren werden.
Wie wird Toxoplasmose diagnostiziert?
Bei einem Verdacht auf Toxoplasmose entnehmen Ärztinnen oder Ärzte in der Regel Blut, das im Labor untersucht wird. Manchmal werden auch andere Körperflüssigkeiten, in denen die Parasiten vorkommen können, zur Untersuchung eingeschickt.
Laboruntersuchungen
Labortests weisen nach, ob das Immunsystem bereits mit dem Erreger in Kontakt kam oder ob es sich um eine neue Infektion handelt. Dafür wird Blut auf Antikörper gegen Toxoplasmen untersucht. Darüber hinaus lässt sich mit einem PCR-Test die Erbsubstanz der Parasiten in der Probe nachweisen.
Bildgebende Verfahren des Gehirns
Wenn jemand Symptome einer Gehirnentzündung zeigt, können Ärztinnen und Ärzte bildgebende Untersuchungen des Gehirns durchführen.
Untersuchung der Augen
Ist das Auge betroffen, untersuchen Fachärztinnen und Fachärzte mit speziellen Geräten den Augenhintergrund: Dort können sie typische entzündliche Veränderungen und Vernarbungen erkennen.
Wie behandelt man Toxoplasmose?
Eine unkomplizierte, nach der Geburt erworbene Toxoplasmose wird normalerweise nur überwacht, eine Therapie ist meistens nicht erforderlich.
Wann kommt eine Behandlung infrage?
Eine Behandlung ist nötig, wenn:
- Menschen mit einem geschwächten Immunsystem erkrankt sind
- die Augen betroffen sind
- sich Schwangere und Neugeborene infiziert haben
Welche Medikamente kommen zum Einsatz?
Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die den Stoffwechsel des Parasiten Toxoplasma gondii stören. Außerdem sind einige Antibiotika gegen den Erreger wirksam. Zum Einsatz kommen meist folgende Wirkstoffe: Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin, Clindamycin, Cotrimoxazol und Atovaquon.
Schwangere und Neugeborene erhalten zusätzlich Folinsäure.
Wichtig zu wissen: Folinsäure ist nicht dasselbe wie Folsäure. Folsäure ist ein Vitamin, dass in der Schwangerschaft wichtig ist. Folinsäure ist ein Abbauprodukt davon und findet als Medikament Einsatz.
- Bundesamt für Risikobewertung (BfR). Verbrauchertipps: Schutz vor Toxoplasmose. Stand: Oktober 2017
- Pleyer U., Groß U., Schlüter D. et al. Toxoplasmose in Deutschland Epidemiologie, Diagnostik, Risikofaktoren und Therapie. Deutsches Ärzteblatt International 2019; 116: 435-44.
- Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2022. 03.2023.
- Robert Koch-Institut (RKI). Toxoplasmose: Wichtige Ergänzung der Labordiagnostik durch eine quantitative real-time PCR. Epidemiologisches Bulletin 27/2003.
- Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber Toxoplasmose. Aufgerufen am 15.11.2024.
- Robert Koch-Institut (RKI). Vorkommen und Bedeutung von Toxoplasma gondii in Deutschland. Aufgerufen am 15.11.2024.
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V.
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