Toxoplasmose

Weltweit tragen etwa ein Drittel der Menschen den Parasiten Toxoplasma gondii in sich, den Erreger der Toxoplasmose. Nur etwa fünf Prozent zeigen Anzeichen einer Erkrankung, die dann lebensgefährlich sein kann. In diesem Beitrag erfahren Sie mehr über Ursache, Vorbeugung und Behandlung von Toxoplasmose.

Auf einen Blick

  • Etwa ein Drittel der Weltbevölkerung trägt den Toxoplasmose-Erreger Toxoplasma gondii in sich.
  • Eine Infektion mit dem Erreger verläuft zu mehr als 90 Prozent symptomfrei.
  • Für Menschen mit einem schwachen Immunsystem ist Toxoplasmose lebensgefährlich.
  • Infizieren sich Frauen erstmals während der Schwangerschaft, kann das bei den ungeborenen Kindern vor allem Augen- und Nervenschäden verursachen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine schwangere Frau hält eine schwarze Katze auf dem Arm.

Was ist Toxoplasmose?

Toxoplasmose ist eine Zoonose, das heißt eine von Tieren auf den Menschen übertragbare Krankheit. Sie ist weltweit verbreitet und wird durch einen Parasiten verursacht: Toxoplasma (T.) gondii. Der Parasit besteht aus nur einer Zelle und lebt innerhalb seiner Wirtszellen.

Grundsätzlich können alle Säugetiere von T. gondii befallen sein. Tiere, in denen sich die Parasiten geschlechtlich vermehren, sind aber nur Katzenartige. Sie scheiden nichtinfektiöse Parasitenformen (Oozysten) mit dem Stuhl aus, die dann in der Umwelt innerhalb von 48 Stunden zu infektiösen Parasitenstadien (Sporozoiten) heranreifen. Wenn Menschen sich bei der Gartenarbeit infizieren oder verunreinigtes Obst und Gemüse essen, gelangen die sporozoitenhaltigen Oozysten in den Darm, wo sich die Parasiten vermehren und von dort aus in andere Gewebe gelangen. Vorwiegend im Gehirn, in der Netzhaut des Auges und in der Skelett- und Herzmuskulatur bilden die Einzeller Dauerstadien, Zysten genannt. Diese Zysten bleiben lebenslang im Gewebe.

Eine Infektion mit dem Erreger kann auch über den Verzehr von rohem oder ungenügend behandeltem, zystenhaltigem Fleisch erfolgen – zum Beispiel vom Schwein oder von Geflügel.

Bei Ungeborenen kann es zu einer pränatalen Toxoplasmose kommen, wenn sich die Mutter während der Schwangerschaft erstmals mit T. gondii infiziert.

Was sind die Anzeichen einer Toxoplasmose-Infektion?

Kinder und Erwachsene mit einem normal funktionierenden Immunsystem zeigen in den meisten Fällen keine Symptome, wenn sie mit T. gondii infiziert sind.

Nur bei circa fünf Prozent kommt es zu grippeähnlichen Symptomen mit:

  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen
  • geschwollenen Lymphknoten im Kopf- und Halsbereich

Diese Symptome klingen von allein ab. Danach bleibt der Erreger ein Leben lang im Körper, wobei er keine weiteren Symptome auslöst. Nur äußerst selten kommt es zu Entzündungen der Ader- und Netzhaut im Auge und/oder zu einer Entzündung des Gehirns.

Frauen, die sich vor der Schwangerschaft mit T. gondii infiziert haben, können die Parasiten nicht auf ihr Kind übertragen. Das ist nur möglich, wenn sich eine Frau während der Schwangerschaft erstmals infiziert. Diese Form der Toxoplasmose stört mitunter die Entwicklung des kindlichen Nervensystems und verursacht bei diesem schwerwiegende Symptome. Dazu gehören Augen- und Gehirnschäden. Es ist auch möglich, dass Schwangere eine Fehlgeburt erleiden.

Auch für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann eine Toxoplasmose lebensgefährlich sein. Zu ihnen zählen Patientinnen und Patienten mit Aids oder Empfängerinnen und Empfänger von Organspenden.

Bei einer Reaktivierung des ruhenden Erregers – oder seltener bei einer Neuinfektion – kommt es bei ihnen zu Entzündungen des Auges, des Gehirns oder anderer Organe.

Wie häufig kommt Toxoplasmose vor?

Schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte der Menschen tragen den Toxoplasmose-Parasiten in sich.

In Deutschland nimmt die Durchseuchungsrate unter Erwachsenen pro Lebensjahr um circa ein Prozent zu und erreicht bei über 70-Jährigen mehr als 70 Prozent. Im Osten Deutschlands ist sie deutlich höher als im Westen.

Schätzungsweise ein Drittel bis die Hälfte der Menschen tragen den Toxoplasmose-Parasiten in sich.

In den letzten Jahren wurden jährlich zwischen 6 und 23 Toxoplasmose-Fälle bei Neugeborenen gemeldet. Da in der Regel nur zum Zeitpunkt der Geburt getestet wird, geht man von einer erheblichen Dunkelziffer aus, die vermutlich mehr als 15-mal höher liegt.

Wie lässt sich einer Toxoplasmose vorbeugen?

Menschen mit einem durch Medikamente unterdrückten Immunsystem und Schwangere, die noch nicht mit T. gondii infiziert sind oder nicht wissen, ob dies der Fall ist, können sich vor einer Infektion schützen.

Um Toxoplasmose vorzubeugen gilt: Katzen meiden oder ihre Toilette täglich reinigen, Obst und Gemüse gründlich waschen, auf rohes Fleisch verzichten und Hände regelmäßig waschen.

Folgende Maßnahmen beugen einer Toxoplasmose vor:

  • Darauf verzichten, rohes oder nicht ganz durchgegartes Fleisch zu essen. Einfrieren bei minus 21 Grad oder ein 20-minütiges Erhitzen bei einer Kerntemperatur von mindestens 50 Grad tötet den Erreger ab.
  • Obst und Gemüse vor dem Essen gründlich waschen.
  • Hände vor dem Essen gründlich waschen.
  • Hände waschen nach dem Kontakt mit rohem Fleisch sowie nach der Garten-, Feld- oder Erdarbeit und nach einem Spielplatzbesuch.
  • Wenn Schwangere eine Katze in der Wohnung halten, sollte diese nur Dosen- oder Trockenfutter bekommen.
  • Katzentoiletten sollten täglich mit heißem Wasser von Personen gereinigt werden, die nicht schwanger und nicht immungeschwächt sind.

Wie wird Toxoplasmose diagnostiziert?

Bei einem Verdacht auf Toxoplasmose entnehmen Ärztinnen oder Ärzte ihren Patientinnen oder Patienten Blutproben und eventuell weitere Körperflüssigkeiten, in denen die Parasiten vorkommen können.

Labortests weisen dann nach, ob das Immunsystem bereits mit dem Erreger in Kontakt kam oder ob es sich um eine neue Infektion handelt. Darüber hinaus lässt sich mit molekularbiologischen Verfahren die Erbsubstanz der Parasiten nachweisen.

Wenn Patientinnen oder Patienten Symptome einer Gehirnentzündung zeigen, können Ärztinnen und Ärzte auch Gehirnscans mit Kontrastmitteln durchführen. Das ist wichtig, um andere Krankheiten auszuschließen, die sich mit ähnlichen Krankheitszeichen zeigen.

Ist das Auge betroffen, untersuchen Augenärzte mit speziellen Geräten den Augenhintergrund: Dort können sie typische entzündliche Veränderungen und Vernarbungen erkennen.

Wie behandelt man Toxoplasmose?

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die den Stoffwechsel des Parasiten stören. Zusätzlich sind einige Antibiotika gegen T. gondii wirksam.

Bei einer aktiven Toxoplasma-Infektion bei Patienten mit einem unterdrückten Immunsystem, mit einer Augenbeteiligung sowie vor und nach der Geburt kommen häufig folgende Präparate zum Einsatz: Spiramycin, Pyrimethamin, Sulfadiazin, Clindamycin und Atovaquone.

Um schwere Knochenmarksschäden bei Ungeborenen und Neugeborenen zu vermeiden, bekommen diese zusätzlich Folinsäure verabreicht. Eine unkomplizierte, nach der Geburt erworbene Toxoplasmose wird in der Regel nur überwacht, eine Therapie ist meistens nicht erforderlich.

Wichtig zu wissen: Folinsäure ist nicht dasselbe wie Folsäure. Folsäure ist ein Vitamin, dass in der Schwangerschaft wichtig ist. Folinsäure ist ein Abbauprodukt davon und findet als Medikament Einsatz.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie e.V.

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