Nierenkrebs

In Deutschland erkranken jährlich etwa 15.000 Menschen an Nierenkrebs. In diesem Beitrag erhalten Sie einen Überblick über Risikofaktoren, typische Symptome, Diagnostik und Therapiemöglichkeiten bei Nierenkrebs.

Auf einen Blick

  • Nierenkrebs wird auch als Nierenzellkrebs oder Nierenzellkarzinom bezeichnet.
  • Nierenkrebs ist eine weniger häufige Tumorerkrankung. Bestimmte Personen können ein erbliches oder familiäres Risiko für Nierenkrebs haben.
  • In frühen Erkrankungsstadien äußert sich Nierenkrebs kaum durch Symptome. Meist entdecken Ärzte Nierenkrebs dann zufällig.
  • Bei örtlich begrenztem Nierenkrebs ist es das Ziel, den Tumor vollständig zu entfernen und Patienten zu heilen.
  • Hat der Nierenkrebs im Körper gestreut, ist eine Heilung meist nicht möglich. Nierenkrebs mit Metastasen behandeln Ärzte in der Regel mit zielgerichteter Therapie und Immuntherapie.
  • Chemotherapie hat bei Nierenkrebs meist keine Bedeutung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Der Querschnitt einer menschlichen Niere.

Was ist Nierenkrebs?

Als Nierenkrebs bezeichnen Mediziner bösartige Tumoren, die in der Niere entstehen. Es gibt verschiedene Formen von Nierenkrebs. Die häufigste ist das Nierenzellkarzinom, das von bestimmten Zellen des Nierengewebes ausgeht. In diesem Beitrag ist nur vom Nierenzellkarzinom die Rede.

Meist tritt Nierenkrebs nur in einer Niere auf, beidseitiger Nierenkrebs ist selten.

Anatomischer Aufbau der Niere: Am inneren Rand treten die Nierenarterien in die Nieren ein und Nierenvenen und Harnleiter verlassen sie. Jede Niere hat einen oberen und einen unteren Pol. Auf den beiden oberen Polen sitzt jeweils eine Nebenniere.

Lage der Nieren im menschlichen Körper: Jeder Mensch hat normalerweise zwei Nieren.

Welche Symptome gibt es bei Nierenkrebs?

Meist entdecken Ärzte Nierenkrebs „zufällig“. Das heißt, wenn sie den Bauchraum aus anderen medizinischen Gründen untersuchen. Dann ist die Erkrankung üblicherweise in einem frühen Stadium und Patienten haben keine Symptome. Erst wenn die Erkrankung weiter fortschreitet, können Beschwerden auftreten.

Folgende Symptome können auf Nierenkrebs hindeuten:

  • blutiger Urin
  • Schmerzen im seitlichen Rückenbereich
  • hoher Blutdruck, der neu aufgetreten ist
  • geschwollene Beine
  • unspezifische Symptome wie anhaltendes Fieber, Müdigkeit und Gewichtsverlust

Einige Symptome wie geschwollene Beine, Fieber oder Gewichtsverlust treten nicht nur bei Nierenkrebs auf, sondern auch bei anderen, gutartigen Erkrankungen. Wenn die Beschwerden über mehrere Wochen anhalten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Hausärztinnen und Hausärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut einordnen und bei Bedarf weitere diagnostische Schritte bei Fachärzten einleiten.

Nierenkrebs: Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?

Bei den Ursachen und Risikofaktoren für Nierenkrebs unterscheidet die Forschung zwischen beeinflussbaren und nicht-beeinflussbaren Faktoren. Ärzte empfehlen, beeinflussbare Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht zu vermeiden. Ist der Blutdruck erhöht, kann eine gute Blutdruckeinstellung das Nierenkrebsrisiko senken.

Zu den nicht-beeinflussbaren Risikofaktoren gehört unter anderem eine familiäre Veranlagung. Hinweise auf ein vererbtes Erkrankungsrisiko können zum Beispiel sein:

  • Das Erkrankungsalter ist 46 Jahre oder jünger.
  • Betroffene haben Tumoren in beiden Nieren.
  • Angehörige haben oder hatten einen Nierentumor.

Menschen mit Hinweisen auf eine erbliche Veranlagung sollen die Möglichkeit bekommen, dass Ärzte oder Ärztinnen sie genetisch beraten. Es sind verschiedene Veränderungen im Erbgut bekannt, die Nierenkrebs verursachen können. Sie können durch einen genetischen Test nachgewiesen werden. Betroffenen, die eine solche Veränderung ererbt haben, kann man Untersuchungen anbieten, um den Krebs möglichst frühzeitig zu erkennen.

Ein bevölkerungsweites gesetzliches Früherkennungsprogramm für Nierenkrebs gibt es in Deutschland aber nicht.

Welche Untersuchungen werden bei einer Nierenkrebs-Diagnostik durchgeführt?

Ärztinnen und Ärzten stehen bei einem Verdacht auf ein Nierenzellkarzinom unterschiedliche und einander ergänzende diagnostische Verfahren zur Verfügung.

Am Anfang steht immer die Basisdiagnostik, die in der Regel aus den folgenden Elementen besteht:

  • Befragung des Patienten (Anamnese) nach Vorerkrankungen, Symptomen und Familiengeschichte
  • körperliche Untersuchung
  • Bestimmung von Blutwerten
  • bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomografie (CT) und Magnetresonanztomografie (MRT)
  • gegebenenfalls Entnahme von Gewebeproben mit anschließender feingeweblicher Untersuchung
Die Basisdiagnostik besteht aus der Anamnese, einer körperlichen Untersuchung, einer Blutwertemessung, Bildgebenden Verfahren und gegebenfalls einer Gewebeprobeentnahme.

Die ersten Schritte der Basisdiagnostik können Hausärztinnen und Hausärzte selbst durchführen. Für die weiteren Schritte sind spezialisierte Fachärzte wie Urologen und Radiologen zuständig. Auch spezialisierte Klinikambulanzen verfügen über das ausgebildete Fachpersonal und die notwendige medizinische Ausstattung.

Gewebeproben (Biopsien) aus dem Nierentumor sind nicht bei allen Patientinnen und Patienten notwendig. Ist die Diagnose relativ sicher und planen die Ärzte, den Tumor operativ zu entfernen: dann kann man bei einigen Betroffenen auf eine vorherige Biopsie verzichten. Wenn aber eine Operation nicht sinnvoll erscheint, muss der Urologe Proben entnehmen und so den Nierenkrebs feingeweblich bestätigen.

Sie möchten sich näher über die einzelnen Untersuchungsmethoden informieren? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums finden Sie Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Diagnoseverfahren und ihren Abläufen.

Wie wird Nierenkrebs behandelt?

Ärzte behandeln Nierenkrebs unterschiedlich – je nach Tumorstadium. Beim Nierenzellkarzinom unterscheidet man drei Stadien:

  • örtlich begrenzt (früh): Der Krebs wächst nur in der Niere.
  • örtlich fortgeschritten: Die Krebszellen wachsen über die Niere hinaus, aber sie bleiben innerhalb der Schutzhülle (Gerota-Faszie).
  • metastasiert: Die Krebszellen wandern durch die Gerota-Faszie, etwa in die Nebenniere, oder sie streuen in andere Organe.

Wie wird Krebs behandelt?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie Krebserkrankungen behandelt werden können.

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Behandlung von frühem und örtlich fortgeschrittenem Nierenkrebs

Wächst der Krebs innerhalb der Niere oder ihrer Schutzhülle, können Ärzte den Tumor meist vollständig operativ entfernen. Dabei versuchen sie in der Regel, die Niere zu erhalten. Die Operation ist die wichtigste Therapie, um Patientinnen und Patienten zu heilen. Nicht immer ist allerdings eine langfristige Heilung möglich: Bei einigen Patienten kommt der Nierenkrebs wieder zurück, etwa im Bereich der Niere oder als Metastasen. Dann gibt es weitere Therapieverfahren.

Ist eine Operation nicht möglich, beispielsweise aus Altersgründen, so können Ärztinnen und Ärzte das Krebsgewebe vor Ort zerstören. Bei der örtlichen Zerstörung kann man Hitze oder Kälte einsetzen. Diese Vorgehensweise bezeichnen Fachleute als Ablation: Sie kommt jedoch nur bei kleinen Nierentumoren infrage, also bei einer Größe bis maximal 4 cm.

Behandlung von metastasiertem Nierenkrebs

Hat das Nierenzellkarzinom gestreut, ist in der Regel eine Heilung nicht möglich. Dann können Medikamente, die im ganzen Körper wirken, die Erkrankung in Schach halten und Beschwerden lindern. Bei solchen systemischen Therapien kombinieren die Ärzte häufig verschiedene Wirkstoffe miteinander. Dazu gehören folgende Therapieverfahren:

  • sogenannte zielgerichtete Therapien: Mithilfe von Medikamenten werden besondere Eigenschaften von Krebszellen angegriffen. Diese Merkmale haben gesunde Zellen kaum oder gar nicht.
  • die Immuntherapie: Hier regen Arzneimittel bestimmte körpereigene Abwehrzellen dazu an, die Krebszellen direkt zu bekämpfen.
  • supportive Behandlungsverfahren: Dazu zählen alle Verfahren zur Linderung belastender Symptome und zur Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität.

Was sind zielgerichtete Krebstherapien?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann zielgerichtete Krebstherapien eingesetzt werden. Wie werden die Medikamente eingesetzt und wie wirken sie?

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Wichtig zu wissen: Eine Chemotherapie ist bei Nierenkrebs meist nicht wirksam – im Unterschied zu vielen anderen Krebsarten. Eine Strahlentherapie setzen Ärzte und Ärztinnen in der Regel nur in bestimmten Fällen ein. Etwa, wenn der Tumor einzelne Metastasen in der Lunge, im Skelett oder im Gehirn gebildet hat.

Sie möchten mehr zu den einzelnen Behandlungsmöglichkeiten bei Nierenkrebs wissen? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum finden Sie weitere Informationen zur Therapie des Nierenzellkarzinoms.

Nach der Nierenkrebs-Therapie: Wie geht es weiter?

Die Behandlung einer Krebserkrankung kann für Körper und Seele sehr kräftezehrend sein. Die medizinische Rehabilitation (Reha) nach einer Krebstherapie soll Patientinnen und Patienten helfen, wieder zu Kräften zu kommen. Und sie soll Betroffene dabei unterstützen, mit den Folgen der Krankheit und der Behandlung bestmöglich umgehen zu können.

Bei Nierenkrebspatienten ist die Reha fachspezifisch. Das bedeutet, zum Programm gehört eine fachurologische Betreuung. Insgesamt orientiert sich eine urologische Reha an der persönlichen Krankheitsgeschichte, der individuellen Therapie und den vorliegenden Einschränkungen.

Mögliche Inhalte einer urologischen Reha nach einer Nierenkrebs-Therapie sind:

  • Bewegungstherapie, gegebenenfalls gezielte Physiotherapie zur Vorbeugung einer Bauchwandschwäche nach der Nierenoperation
  • Beratung zur Lebensführung, um etwa die Nierenfunktion bestmöglich zu erhalten
  • Ernährungsberatung und Empfehlungen zum Trinkverhalten
  • Angebote zum Erlernen von Entspannungstechniken
  • psychologische Betreuung

Wie geht es weiter? Nachsorge und Verlaufskontrolle bei Nierenkrebs

Die Nachsorge von Nierenkrebs dient dazu, einen Rückfall, aber auch Langzeitfolgen der Behandlung frühzeitig zu erkennen. Betroffene werden nach Therapieende regelmäßig untersucht, zunächst in kurzen, dann in größeren Abständen. Die Ärzte fragen nach Symptomen und untersuchen den Körper, Blutdruck und Blutwerte. Außerdem bieten sie verschiedene bildgebende Verfahren an.

Wenn Patienten Beschwerden haben, können sie aber auch öfter zum Arzt gehen. Kann der Krebs nicht geheilt werden, so helfen regelmäßige Verlaufskontrollen dabei, belastende Symptome frühzeitig zu erkennen. Damit soll die Lebensqualität von Patientinnen und Patienten möglichst lange erhalten werden.

Wie lässt sich das Leben mit Nierenkrebs gestalten?

Viele Nierenkrebspatientinnen und -patienten möchten selbst aktiv werden, um zu ihrer Genesung beizutragen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Was helfen kann, besser mit der Erkrankung und Therapiefolgen zurechtzukommen, hängt von der individuellen Situation ab:

  • Bewegung kann helfen, Müdigkeit und Schwäche zu überwinden. Betroffene sollten sie an die persönliche Leistungsfähigkeit anpassen.
  • Ausgewogenes, gesundes Essen bis hin zur Ernährungstherapie kann einer Mangelernährung vorbeugen oder sie behandeln.
  • Eine psychoonkologische Beratung kann helfen, wenn Sorgen und Ängste ins Leben treten.

Wenn eine Heilung nicht mehr möglich ist und die Erkrankung fortschreitet, ist eine gute ärztliche und pflegerische Betreuung sehr wichtig. Belastende Beschwerden wie Schmerzen oder Atemnot lassen sich lindern. Und eine psychosoziale Begleitung kann dazu beitragen, möglichst lange eine gute Lebensqualität zu erhalten.

Wer sind die richtigen Ansprechpartner für Nierenkrebs?

Bei der Behandlung von Nierenkrebs arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. Krankenhäuser, die besonders viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit Nierenkrebs haben, können sich dies durch eine Zertifizierung bestätigen lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft prüft dabei regelmäßig die Einhaltung bestimmter fachlicher Anforderungen.

Die Adressen der zertifizierten Zentren finden Sie auf der Internetseite OncoMAP.

Urologische Kliniken und Praxen findet man über das Patientenportal Urologische Stiftung Gesundheit der Deutschen Gesellschaft für Urologie e.V.

Sie haben weitere Fragen zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag und zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums finden Sie hierzu Informationen.

Bei allen Fragen zu Nierenkrebs können Sie sich auch persönlich an den Krebsinformationsdienst wenden: unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 - 420 30 40 oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de.

In Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

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