Nierensteine und Harnleitersteine
ICD-Codes: N20 Was ist der ICD-Code?
Nierensteine bilden sich als kleine, feste Ablagerungen im Nierenbecken, die bis in die Harnleiter wandern können. Bei Menschen im Alter zwischen 40 und 60 Jahren kommen sie häufig vor. Größere Steine können Schmerzen auslösen.
Auf einen Blick
- Nierensteine entstehen als kleine, feste Ablagerungen im Nierenbecken.
- Mitunter können die Steine in die Harnleiter wandern, dann spricht man von Harnleitersteinen.
- Viele Steine sind so klein, dass sie innerhalb weniger Tage mit dem Urin ausgeschieden werden, auch ohne Behandlung.
- Größere Steine können sehr schmerzhaft sein und müssen entfernt werden.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was sind Nierensteine?
Nierensteine bilden sich als kleine, feste Ablagerungen im Nierenbecken. Sie können auch bis in die Harnleiter wandern, dann spricht man von Harnleitersteinen. Nieren- und Harnleitersteine werden auch als Harnsteine bezeichnet.
Nierensteine bedürfen nicht immer einer Behandlung. Sehr kleine Steine wandern auch häufig bis in die Blase und können dort innerhalb weniger Tage oder Wochen beim Wasserlassen ausgeschieden werden. Daher reicht es bei kleinen Steinen oft aus, die Beschwerden mit Schmerzmitteln zu behandeln, viel Wasser zu trinken und sich zu bewegen. Bei Steinen mittlerer Größe können bestimmte Medikamente helfen. Sie fördern die Entspannung der Muskulatur und unterstützen so das Ausscheiden.
Größere Steine müssen in den meisten Fällen operativ entfernt oder durch Schallwellen zertrümmert werden. Sie können durch den Harnleiter wandern oder im Ausgang des Nierenbeckens stecken bleiben und dadurch starke Schmerzen und andere Beschwerden auslösen. Welche Behandlung sich eignet, hängt von der Größe, Art und der Lage der Steine in der Niere oder den Harnwegen ab.
Bei vielen Betroffenen treten Nieren- oder Harnleitersteine im Laufe ihres Lebens wiederholt auf. Um dem vorzubeugen, ist eine Ursachensuche wichtig.
Welche Symptome gibt es bei Nierensteinen?
Kleine Harnsteine verursachen nicht unbedingt Beschwerden. Manchmal spüren Betroffene ein leichtes Ziehen in der Nierengegend, ohne an einen Nierenstein zu denken. Andere haben gar keine Beschwerden. Die Nierensteine werden dann häufig nur zufällig entdeckt, wenn ein Röntgen- oder Ultraschallbild vom Bauchraum gemacht wird. Manche Steine fallen auch erst auf, wenn sie mit dem Urin ausgeschieden werden.
Erst wenn Steine den Ausgang des Nierenbeckens blockieren oder sich durch den Harnleiter bewegen, werden sie spürbar: Die Hauptbeschwerden sind Schmerzen, die von leichtem Unwohlsein bis hin zu starken krampfartigen Schmerzen reichen können. Wo Betroffene die Schmerzen wahrnehmen, hängt von der Lage der Steine ab. Je nachdem, in welchem Abschnitt des Harnleiters sich der Stein momentan befindet, können die Schmerzen im Unterleib, Bauch oder Rücken wahrgenommen werden.
Besonders stark sind die Schmerzen, wenn ein Stein durch eine der natürlichen Engstellen in den Harnleitern wandert. Eine solche Engstelle befindet sich beispielsweise dort, wo die Harnleiter in die Harnblase münden. Typisch sind in einem solchen Fall plötzlich und anfallsartig auftretende starke Schmerzen in der Seite. Sie können bis in den Unterbauch ausstrahlen und werden auch als Nierenkolik bezeichnet. Die Schmerzen können sich in Wellen verstärken und wieder schwächer werden, manchmal kommen auch Übelkeit und Erbrechen hinzu. Häufig neigen Betroffene dazu, sich zu bücken und zu winden, um eine Körperposition zu finden, in der die Schmerzen erträglicher werden. Eine Nierenkolik kann zwischen 20 und 60 Minuten andauern.
Weitere mögliche Symptome, die ein Stein im Harnleiter auslösen kann:
- Schmerzen beim Wasserlassen
- häufiger oder verstärkter Harndrang
- Blut im Urin
- manchmal in die Geschlechtsorgane ausstrahlende Schmerzen
Warum entstehen Nierensteine?
Nierensteine sind im Grunde Kristalle, die entstehen, wenn bestimmte Substanzen sich im Urin verbinden. Oft bestehen sie aus kalziumhaltigen Salzen, sie können sich aber auch aus Harnsäure und anderen Mineralen zusammensetzen:
- 80 Prozent der Menschen mit Nierensteinen haben Kalziumsteine
- 5 bis 10 Prozent Harnsäuresteine
- 10 Prozent Steine aus dem Mineral Struvit
Steine, die sich aus anderen Stoffen zusammensetzen, sind selten.
Normalerweise sind diese Stoffe im Urin gelöst. Bei manchen Erkrankungen kommt es vor, dass die Konzentration der Substanzen im Urin erhöht ist und daraus Kristalle entstehen. Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen steigt zum Beispiel der Kalziumspiegel im Urin an, bei Gicht der Harnsäurespiegel. Selten ist der Überschuss genetisch bedingt, etwa bei Steinen aus der Aminosäure Zystin.
Es gibt auch Stoffe wie das sogenannte Citrat, die vor einer Steinbildung schützen. Sind sie in einer zu geringen Konzentration im Urin vorhanden, kann dies ein Grund für die Steinbildung sein. Ein Mangel an Citrat kann beispielsweise durch chronischen Durchfall auftreten.
Auch die Ernährung kann eine Rolle spielen. Mit einigen Lebensmitteln nimmt man viel Oxalsäure zu sich, zum Beispiel Rhabarber. Andere Lebensmittel wie Leber können den Harnsäurespiegel ansteigen lassen. Das kann die Bildung von Steinen fördern. Bei zu wenig Flüssigkeitszufuhr steigt die Konzentration steinbildender Stoffe zusätzlich an.
Neben dem Verhältnis von steinbildenden und steinhemmenden Urinbestandteilen ist der Säuregrad des Urins ein wichtiger Gradmesser. Die meisten Steinarten entstehen durch einen zu sauren Urin. Aber auch bei Säureverlust, etwa durch eine Harnwegsinfektion, können Steine entstehen.
Auch bestimmte Medikamente können den Urin verändern oder selbst Kristalle bilden. Dadurch steigt das Risiko, dass sich Nierensteine bilden.
Bei manchen Menschen besteht aufgrund anatomischer Besonderheiten der Nieren ein erhöhtes Risiko für Nierensteine, wie beispielsweise bei Nierenzysten oder einer Hufeisenniere. Bei einer Hufeisenniere sind die beiden Nieren an den unteren Enden zusammengewachsen.
Wie häufig kommt es zu Nierensteinen?
Nierensteine sind weit verbreitet: Laut Schätzungen aus den USA haben mindestens 10 Prozent der Menschen einmal im Leben Nieren- oder Harnleitersteine. In Deutschland erkranken jedes Jahr ein bis 2 Prozent der Bevölkerung, Männer häufiger als Frauen. Nieren- und Harnleitersteine können in jedem Alter vorkommen, auch bei Kindern. Am häufigsten entstehen sie bei Menschen im Alter von 40 bis 60 Jahren.
Wann geht ein Nierenstein wieder ab?
Wie lange es dauert, bis ein Stein abgeht, ist sehr unterschiedlich. Kleine Steine werden oft nach ein bis 2 Wochen mit dem Urin ausgeschieden. Wenn ein Stein nicht innerhalb von 4 Wochen von selbst ausgespült wird, wird er in der Regel behandelt.
Beschwerden verursachen Nierensteine meist erst dann, wenn sie in den Harnleiter vordringen. Die Symptome hängen stark von ihrer Größe ab:
- Die meisten Steine mit einem Durchmesser unter 5 Millimeter wandern von selbst in die Blase und werden dort ausgeschieden.
- Auch die Hälfte der Steine zwischen 5 und 10 Millimetern wird von selbst ausgeschieden.
- Steine mit einem Durchmesser über 10 Millimeter müssen meist behandelt werden.
Wichtig zu wissen: Bei bis zu 50 von 100 Betroffenen bilden sich innerhalb von 5 Jahren ein zweites Mal Steine, bei manchen auch öfter. Deshalb ist es wichtig, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen.
Wenn Nierensteine nicht behandelt werden, können sie die Harnleiter verengen oder blockieren. So kann sich Urin aufstauen und die Niere belasten: Das Infektionsrisiko steigt. Dies kommt aber selten vor, da die Nierensteine in den meisten Fällen behandelt werden, bevor es zu Komplikationen kommen kann. Anzeichen für eine Infektion der oberen Harnwege sind Fieber, Schüttelfrost, Schmerzen an den Seiten und im unteren Rückenbereich sowie Übelkeit oder Erbrechen.
Wie kann Nierensteinen vorgebeugt werden?
Wenn man die Ursache von Nierensteinen nicht beseitigt, treten sie häufig wieder auf. Wie man dieser Neubildung sinnvoll vorbeugen kann, hängt von der Zusammensetzung der Nierensteine und ihrer Ursache ab. Dafür werden die Steine im Labor ausgewertet. Daher ist es wichtig, beim Wasserlassen auf Harnsteine zu achten und sie aufzufangen, indem man durch ein Sieb oder einen Filter uriniert.
Je nach Ursache kann eine Anpassung der Ernährung sinnvoll sein – beispielsweise mit weniger Fleisch oder Salz. Medikamente können den pH-Wert des Urins beeinflussen oder den Kalzium- oder Harnsäurespiegel im Urin senken. Welche vorbeugenden Maßnahmen verordnet werden, hängt auch vom persönlichen Risiko für weitere Nierensteine ab.
Zur Vorbeugung empfehlen Fachleute außerdem, viel zu trinken – mehr als die sonst empfohlenen 1,5 Liter pro Tag. Welche Menge sinnvoll ist, sollten Betroffene mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen.
Vertiefende Informationen, etwa wie Nierensteinen vorgebeugt werden kann, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie werden Nierensteine diagnostiziert?
Die klassischen Beschwerden bei Harnsteinen geben Hinweise für eine erste Diagnose. Sie sind aber nicht immer klar genug, um die Ursache sicher festzustellen. Dann hilft eine Ultraschalluntersuchung, bei der die meisten Nieren- und Harnsteine sichtbar werden. Sind auch diese Ergebnisse nicht klar genug, ordnet der Arzt oder die Ärztin manchmal auch eine Computertomographie (CT) an.
Ein Röntgenbild der Nieren, Harnleiter und Blase ist weniger genau: Kalziumsteine sind gut zu erkennen, Struvitsteine sieht man auf Röntgenbildern weniger gut und Harnsäuresteine gar nicht. Röntgenaufnahmen können aber hilfreich sein, um den Erfolg einer Behandlung zu überprüfen.
Wichtig sind auch Blut- und Urintests. Sie können Hinweise auf die möglichen Ursachen wie eine Infektion geben oder erhöhte Kalzium- oder Harnsäurewerte offenbaren.
Wie werden Nierensteine behandelt?
Anhand der Größe und Lage der Steine lässt sich einschätzen, ob sie behandelt werden müssen oder nicht. Bei kleineren Nierensteinen, die keine Beschwerden verursachen, kann man abwarten, bis sie von allein mit dem Urin ausgeschieden werden. Schmerzen lassen sich bis dahin mit Schmerzmitteln wie Diclofenac, Ibuprofen, Paracetamol oder Metamizol lindern. Bei sehr starken Schmerzen kommen auch stärkere Mittel (Opioide) infrage.
Bei Harnleitersteinen zwischen 5 und 10 Millimetern versucht man, durch Medikamente eine Muskelentspannung herbeizuführen, die das Ausscheiden unterstützt. Größere Steine müssen in den meisten Fällen behandelt werden. Je nachdem, wo sie sich befinden und wie groß sie sind, werden sie durch Ultraschallwellen zertrümmert, endoskopisch oder durch eine kleine Operation entfernt.
Weitere Informationen
Bei Verdacht auf Nierensteine oder wenn Beschwerden wie Schmerzen beim Wasserlassen bestehen, können Sie sich an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt wenden.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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