Notfallverhütung: Wissenswertes zur „Pille danach“

Pille vergessen, Kondom gerissen, Verhütungsring verrutscht oder gar nicht an Verhütung gedacht: Solche Pannen passieren. Um sich trotzdem sicher vor einer Schwangerschaft zu schützen, gibt es die „Pille danach“. Wann es sinnvoll ist, diese einzunehmen und was es dabei zu beachten gilt, erfahren Sie hier.

Auf einen Blick

  • Die „Pille danach“ ist ein hormonelles Notfallverhütungsmittel.
  • Sie schützt nach Verhütungspannen oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr einmalig vor einer ungewollten Schwangerschaft.
  • Richtig vor dem Eisprung angewendet bietet die „Pille danach“ einen wirksamen Schutz.
  • Sie ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Frauen können sie bis zu ihrem 22. Geburtstag mit einem ärztlich ausgestellten Rezept kostenfrei bekommen.
  • Um Verhütungspannen vorzubeugen, gilt es, auf die richtige Anwendung der jeweils genutzten Verhütungsmethode zu achten.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Notfallverhütung: Eine junge Frau hält ein Wasserglas in der einen Hand. Mit der anderen Hand führt sie eine Tablette zum halb geöffneten Mund.

Was ist die „Pille danach“?

Die „Pille danach“ ist ein hormonelles Notfallverhütungsmittel (Notfallkontrazeptivum), das Frauen nach einer Verhütungspanne oder ungeschütztem Geschlechtsverkehr einnehmen können, um nicht ungewollt schwanger zu werden.

Wo bekomme ich die „Pille danach“?

Die „Pille danach“ ist rezeptfrei in allen Apotheken erhältlich. Sie wird in der Regel nur einmal und an die betreffende Frau persönlich abgegeben. Nachts, an Wochenenden oder Feiertagen kann man sich an die Notapotheken wenden. 

In Deutschland sind Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel und dem Wirkstoff Ulipristalacetat zugelassen. Für beide Substanzen gilt: Je früher man sie nach einer Verhütungspanne oder einem ungeschützten Geschlechtsverkehr einnimmt, umso besser wirken sie. 

Je nach Wirkstoff kostet die „Pille danach“ zwischen 18 und 35 Euro.

Sofern sich Frauen vor ihrem 22. Geburtstag die „Pille danach“ vorab ärztlich verschreiben lassen, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten. Ab dem 18. Geburtstag wird jedoch eine Zuzahlung fällig.

Bei Mädchen, die jünger als 14 Jahre sind, müssen meist die Eltern der Einnahme der „Pille danach“ zustimmen. Sind die betreffenden Mädchen zwischen 14 und 18 Jahre alt, entscheidet die Apothekerin oder der Apotheker, ob sie das Präparat erhalten.

Wichtig zu wissen: Vor der Abgabe der „Pille danach“ sollte stets ein ausführliches Gespräch (Anamnese) und eine Beratung durch die Apothekerin oder den Apotheker erfolgen.

Die „Pille danach“: Wie wirkt sie?

Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel verhindern die Bildung eines Hormons, dass die Eizellreifung anregt. Dadurch wird der Eisprung verhindert. Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat verhindern oder verschieben den Eisprung.

Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden ist 1 bis 2 Tage vor dem Eisprung am höchsten. Durch die Einnahme der „Pille danach“ kann dieser Zeitpunkt um bis zu 5 Tage verschoben werden, sodass die Spermien nicht mehr befruchtungsfähig sind. Hat jedoch der Eisprung bereits stattgefunden oder befindet sich die Frau in ihrem Zyklus unmittelbar davor, wirkt die „Pille danach“ mit dem Wirkstoff Levonorgestrel nicht mehr. Präparate mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat wirken hingegen bis kurz vor dem Eisprung.

Wichtig zu wissen: Die „Pille danach“ ist am wirksamsten, wenn die Einnahme 1 bis 2 Tage vor dem Eisprung erfolgt und innerhalb von 12 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr. Ob der Eisprung tatsächlich bevorsteht, lässt sich mit einem gezielten Gespräch und gegebenenfalls einem Ultraschall feststellen.

Wie wende ich die „Pille danach“ richtig an?

Grundsätzlich gilt: Je früher nach der Verhütungspanne oder dem ungeschützten Geschlechtsverkehr die Einnahme erfolgt, umso besser ist es.

Je nach Präparat liegt das Zeitfenster für die wirksame Einnahme der „Pille danach“ bei maximal drei bis fünf Tagen.

Je nach Präparat liegt das Zeitfenster für die wirksame Einnahme der „Pille danach“ bei maximal 3 bis 5 Tagen.

Sollte es innerhalb der ersten 4 Stunden nach der Einnahme zu Erbrechen kommen, muss schnellstmöglich eine neue „Pille danach“ eingenommen werden.

Wichtig zu wissen: Die Notfallverhütung wirkt nur einmalig. Sie schützt nicht vor einer Schwangerschaft, wenn es im gleichen Zyklus weitere ungeschützte Sexualkontakte gibt.

Frauen, die normalerweise hormonell verhüten und die „Pille danach” mit dem Wirkstoff Levonorgestrel einnehmen, sollten innerhalb von 24 Stunden die hormonelle Verhütung fortsetzen. Sie sollten zusätzlich für die nächsten 7 Tage mit einer zweiten Methode verhüten: also etwa Kondome benutzen oder auf Geschlechtsverkehr verzichten. Wer die „Pille danach” mit dem Wirkstoff Ulipristalacetat einnimmt, kann nach 5 Tagen die hormonelle Verhütung weiterführen. Sowohl davor als auch bis 14 Tage danach sollte man ebenfalls eine zweite Verhütungsmethode nutzen.

Für stillende Frauen gilt zu bedenken, dass die Wirkstoffe der „Pille danach“ in die Muttermilch übergehen. Sie sollten daher – abhängig vom eingenommenen Präparat – eine Stillpause von 8 Stunden bis einer Woche einlegen. Ärztinnen und Ärzte empfehlen, die Milch abzupumpen, um die Milchbildung aufrechtzuerhalten. Das Baby darf sie aber nicht trinken.

Die „Pille danach“: Wie reagiert der Körper darauf?

Die Einnahme der „Pille danach“ kann zur Folge haben, dass die Monatsblutung verspätet eintritt. Auch Schmierblutungen oder stärkere und unregelmäßige Blutungen sind möglich.

Die Einnahme der „Pille danach” kann zur Folge haben, dass die Monatsblutung verspätet eintritt.

Zu den häufigeren Nebenwirkungen zählen außerdem:

  • Schwindel
  • Kopf- und Unterleibsschmerzen
  • Spannungen in der Brust
  • Übelkeit und Erbrechen 
  • Muskel- und Rückenschmerzen
  • Müdigkeit
  • Stimmungsschwankungen

Wichtig zu wissen: Es ist normal, wenn die folgende Monatsblutung einige Tage früher oder später als erwartet eintritt. Bleibt sie jedoch für mehr als 7 Tage aus, sollten Sie dringend eine Frauenärztin oder einen Frauenarzt aufsuchen.

Wann sollte man die „Pille danach“ nicht einnehmen?

Bei Frauen mit schwerem Asthma, die Glukokortikoide wie Kortison als Tablette einnehmen, raten Ärztinnen und Ärzte von einer Einnahme der „Pille danach“ ab. Dies gilt auch für Frauen, die verstärkt zu Thrombosen neigen oder Frauen mit schweren Störungen der Leberfunktion. Frauen mit sehr hohem Gewicht profitieren von der Einlage einer „Notfall“-Kupferspirale, da die „Pille danach“ möglicherweise nicht wirkt.

Auch die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente kann dazu führen, dass die „Pille danach“ nicht wirkt. Teilen Sie daher der Apothekerin oder dem Apotheker mit, welche Medikamente Sie einnehmen.

Zudem gilt: Bei Verdacht auf eine Schwangerschaft oder eine bestehende Schwangerschaft kommt die Einnahme der „Pille danach“ nicht infrage.

Verhütungspannen vorbeugen: Was ist zu beachten?

Platzen Kondome, rutschen sie ab oder bleiben in der Vagina der Frau stecken, so liegt das oft an der falschen Größe: das Kondom ist also zu klein oder zu groß.

Wie man die richtige Größe für sich findet, dazu informiert unter anderem die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Wesentlich für eine einwandfreie Anwendung ist auch, beim Überstreifen des Kondoms die Luft aus dem Reservoir zu lassen, indem man es mit den Fingerkuppen zusammendrückt. Zudem sollte das Kondom bereits vor dem Eindringen in die Vagina übergezogen werden und erst dann abgestreift, wenn man den Penis vollständig aus der Vagina gezogen hat.

Wichtig zu wissen: Achten Sie auf das Haltbarkeitsdatum auf der Kondompackung und öffnen Sie die Packung vorsichtig und nicht mit spitzen Fingernägeln oder einer Schere. Nur so vermeiden Sie, dass es zu Verhütungsunfällen durch undichte Kondome kommt.

Wer hormonell mit der Antibabypille verhütet, sollte darauf achten, die Pille immer zur selben Tageszeit einzunehmen. Wenn es Ihnen schwerfällt, an den Einnahmetermin zu denken, speichern Sie ihn am besten in Ihrem Smartphone. Dabei gilt es, Zeitverschiebungen etwa im Urlaub oder auf Dienstreisen einzurechnen. Außerdem sollte man bedenken, dass die gleichzeitige Einnahme bestimmter Medikamente, Übelkeit und Erbrechen die Wirkung der Pille herabsetzen können. Nutzen Sie im Zweifel bis zum Ende der Pillenpackung zusätzlich eine andere Verhütungsmethode, zum Beispiel Kondome.

Beim Einsatz von Verhütungsring, Diaphragma oder Spirale sollte man stets prüfen, ob alles richtig sitzt. Beim Diaphragma etwa ist es wesentlich, dass es passgenau am Gebärmuttermund anliegt. Zusätzlich ist hier stets auch an das spermientötende Gel zu denken – ohne das Gel nützt auch ein optimal sitzendes Diaphragma nichts. Man sollte auch beachten, das Diaphragma nicht früher als 2 Stunden vor dem Geschlechtsverkehr einzuführen und erst zwischen 8 bis 12 Stunden danach herauszunehmen.

Die richtige Lage der Spirale kann eine Frauenärztin oder ein Frauenarzt prüfen.

Gibt es eine wirksame Alternative zur „Pille danach“?

Eignet sich eine Notfallverhütung mit der „Pille danach“ nicht – etwa, weil ungewünschte Wechselwirkungen zu befürchten sind oder die betreffende Frau ein „stärkeres“ Übergewicht hat – gilt die „Spirale danach“ oder die „Kupferkette danach“ als geeignete Alternative.

Das Kupfer in der Spirale und der Kette verändert das Milieu in der Gebärmutter und den Eileitern derart, dass es Spermien in ihrer Befruchtungsfähigkeit einschränkt und das Einnisten einer befruchteten Eizelle verhindert.

Sowohl die „Spirale danach“ als auch die „Kupferkette danach“ muss von einer Frauenärztin oder einem Frauenarzt in die Gebärmutter eingesetzt werden. Dies sollte so früh wie möglich, aber spätestens bis zum fünften Tag nach der Verhütungspanne oder dem ungeschützten Geschlechtsverkehr geschehen.

Experten zufolge ist diese nichthormonelle, gewichtsunabhängige Notfallverhütung die effektivste. Frauen mit Adipositas sollte sie empfohlen werden.

Die Kosten für die Spirale liegen bei 120 bis 300 Euro. Der Einsatz einer Kupferkette kostet etwa 200 bis 350 Euro. Bei gesetzlich versicherten Frauen übernehmen die Krankenkassen bis zum 22. Geburtstag die Kosten.

An wen kann ich mich noch wenden?

Bei Fragen rund um das Thema Notfallverhütung können Sie sich an Ihre Frauenärztin oder Ihren Frauenarzt wenden.

Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Beratungsstellen wie pro familia oder Fachportale wie Frauenärzte im Netz informieren zu diesem Thema.

Geprüft durch den Berufsverband der Frauenärzte e.V.

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