Gutartige Prostatavergrößerung

Häufiger Harndrang, nächtliche Gänge zur Toilette und das Gefühl, dass die Blase nie ganz leer wird: Das sind typische Symptome bei einer gutartig vergrößerten Prostata. Meist treten die Beschwerden nach dem 50. Lebensjahr auf und können betroffene Männer stark belasten.

Auf einen Blick

  • Typische Symptome einer gutartig vergrößerten Prostata sind: häufiger Harndrang, ein schwacher Harnstrahl, längeres Wasserlassen sowie ein Restharngefühl. 
  • Eine gutartig vergrößerte Prostata haben vor allem ältere Männer. 
  • Sie ist meist harmlos, kann die Lebensqualität jedoch stark beeinträchtigen. 
  • Zur Behandlung einer gutartig vergrößerten Prostata stehen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Mann mittleren Alters sitzt nachdenklich auf einem Bett

Was ist eine gutartig vergrößerte Prostata?

Wenn Männer häufiger Harndrang haben, nachts öfter zur Toilette müssen und das Gefühl haben, dass die Blase nie ganz leer wird, kann eine gutartige Prostatavergrößerung der Grund dafür sein.

Eine gutartig vergrößerte Prostata tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf. Im Alter nehmen die Beschwerden oft zu.

Viele Männer kommen mit den Beschwerden ganz gut zurecht. Für andere sind sie belastend. Da sie nachts so oft zur Toilette müssen, schlafen sie nicht mehr ausreichend und sind den Tag über erschöpft. Die häufigen Toilettengänge können im Alltag zudem stören, wenn Termine oder andere Aktivitäten immer wieder unterbrochen werden müssen. 

Benignes Prostatasyndrom (BPS) ist der medizinische Fachausdruck für eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Der Begriff Benigne Prostatahyperplasie (BPH) wird auch oft verwendet. Das Wort „benigne“ bedeutet gutartig – das heißt, dass es sich hierbei nicht um Prostatakrebs handelt. Hyperplasie beschreibt die Vergrößerung der Prostata. 

Wichtig zu wissen: Eine gutartige Vergrößerung der Prostata kann sehr lästig sein. Sie ist aber meist harmlos. Wird eine Behandlung notwendig, besteht für gewöhnlich kein Grund zur Eile. Bevor man sich für eine Behandlung entscheidet, sollte man in Ruhe die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Optionen abwägen. Das ist vor allem bei einer Operation sinnvoll, da solch ein Eingriff mitunter zu langfristigen Komplikationen führt.

Was ist eine Prostatavergrößerung?

In diesem Video erfahren Sie mehr über Symptome und Behandlungsmöglichkeiten einer gutartigen Prostatavergrößerung.

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Welche Symptome weisen auf eine gutartig vergrößerte Prostata hin?

Wenn die Prostata deutlich vergrößert ist, drückt sie auf Blase und Harnröhre. Typische Symptome sind dann:

  • Der Harndrang ist häufiger und stärker, besonders nachts. 
  • Es dauert etwas, bis Urin kommt. 
  • Der Harnstrahl ist schwächer. 
  • Das Wasserlassen dauert länger als früher. 
  • Nach dem Wasserlassen tropft Urin nach. 
  • Es besteht das Gefühl, dass die Blase nicht richtig leer ist. 

Zwischen der Größe der Prostata und der Stärke der Beschwerden besteht nicht unbedingt ein direkter Zusammenhang: Es gibt Männer, die eine stark vergrößerte Prostata und nur geringe Beschwerden haben. Anderen Männern bereitet schon eine leicht vergrößerte Prostata starke Probleme.

Was sind die Ursachen für eine gutartig vergrößerte Prostata?

Die Prostata (Vorsteherdrüse) des Mannes liegt unter der Harnblase und umschließt einen Teil der Harnröhre. Sie besteht aus vielen kleineren Drüsen und produziert einen Teil des Spermas.

Eine vergrößerte Prostata kann auf die Harnblase, die Harnröhre und die Blasenmuskulatur drücken. Dadurch kann ein Harndrang spürbar sein, obwohl die Blase noch nicht gefüllt ist. Zudem kann der andauernde Druck die Blasenmuskeln schwächen und dazu führen, dass sich die Blase nicht mehr vollständig entleert. Es ist möglich, dass der Druck der Prostata auf die Harnröhre den Harnfluss behindert.

Dass die Prostata mit zunehmendem Alter wächst, ist normal. Bei manchen Männern vergrößert sie sich allerdings übermäßig. Welche Ursache das hat, ist nicht bekannt. 

Vertiefende Informationen dazu, wie eine Prostata funktioniert, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Wie häufig kommt es zu einer gutartig vergrößerten Prostata?

Bei Männern unter 40 Jahren kommt eine gutartige Prostatavergrößerung selten vor. In einem Alter von 50 bis 59 Jahren sind etwa 20 von 100 Männern betroffen. Mit zunehmendem Alter tritt eine vergrößerte Prostata immer häufiger auf. Bis zu 70 von 100 Männern über 70 Jahre bekommen Beschwerden.

Eine gutartige Prostatavergrößerung tritt meist nach dem 50. Lebensjahr auf.

Wie entwickelt sich eine gutartig vergrößerte Prostata?

Die meisten Männer haben leichte bis mittelschwere Beschwerden. Sie können darauf im Alltag normalerweise gut einstellen. Es kommt vor, dass sich Symptome vorübergehend wieder bessern.

Für gewöhnlich schreitet die Erkrankung nur langsam voran. Bis klar ist, ob die Symptome auf einem Niveau bleiben, mit dem man gut im Alltag leben kann oder ob die Lebensqualität zu stark eingeschränkt wird, kann es einige Zeit dauern.

Bei manchen Männern mit einer vergrößerten Prostata kommt es zu häufig wiederkehrenden Harnwegsinfektionen. Es ist auch möglich, dass ein Mann kaum noch oder gar nicht mehr urinieren kann. Ein solcher Harnverhalt ist ein Notfall und muss schnell behandelt werden. Die Harnblase wird dabei durch einen Katheter entlastet.  

In der Regel findet einige Tage später ein operativer Eingriff statt, bei dem die Prostata verkleinert wird. Durch diese Maßnahme lässt sich wieder ein normaler Harnfluss herstellen.

Wichtig zu wissen: Zu einem Harnverhalt kommt es ziemlich selten: Innerhalb von fünf Jahren betrifft dies einen bis drei von 100 Männern mit einer gutartigen Prostatavergrößerung.

Wie wird eine gutartig vergrößerte Prostata diagnostiziert?

Für Beschwerden beim Wasserlassen ist eine gutartige Prostatavergrößerung der häufigste Grund. Es kann aber andere Ursachen geben. Um diese auszuschließen, wird beim Gespräch in der Arztpraxis auch gefragt, wie oft man Wasser lassen muss.

Viele merken dann, dass dies gar nicht so leicht zu beantworten ist. Ein oder zwei Tage vor dem Arztbesuch kann es daher hilfreich sein, eine Strichliste zu führen. Man sollte im Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt auch sagen, welche Medikamente man nimmt. Harnwegsbeschwerden können nämlich eine Nebenwirkung einiger Medikamente sein.

Der erste Schritt bei der körperlichen Untersuchung besteht darin, dass die Ärztin oder der Arzt mit Einweghandschuhen die Prostata über dem Enddarm mit dem Finger abtastet (rektale Untersuchung). So können Größe und Beschaffenheit der Prostata eingeschätzt werden. 

Anhand einer Urinprobe lassen sich Anzeichen für eine Prostata- oder Harnwegsinfektion erkennen. Sie können ähnliche Beschwerden wie eine vergrößerte Prostata verursachen. Eine Urinuntersuchung kann außerdem Hinweise auf einige andere Erkrankungen geben. 

Wichtig zu wissen: Bei der Blutuntersuchung wird häufig der PSA-Wert bestimmt (PSA = Prostataspezifisches Antigen). PSA ist ein Eiweiß, das nur in der Prostata gebildet wird. Bei einem erhöhten PSA-Wert besteht der Verdacht auf Prostatakrebs. Dieser Wert kann allerdings viele andere Gründe haben, unter anderem eine gutartig vergrößerte Prostata. Der PSA-Test gilt deshalb als wenig aussagekräftig und ist umstritten. Die Vor- und Nachteile dieser Untersuchung sollten daher gut abgewogen werden.

Ein weiteres Verfahren ist eine Harnstrahlmessung. Dabei wird gemessen, wie viel Urin pro Sekunde ausgeschieden wird. Hier uriniert der Patient mit möglichst voller Blase in ein spezielles Gerät, das die Fließgeschwindigkeit des Urins misst.

Um zu erkennen, wie stark vergrößert die Prostata ist, kann eine Ultraschalluntersuchung Klarheit bringen. Gleichzeitig ist damit erkennbar, wie viel Urin sich nach dem Entleeren noch in der Blase befindet (Restharnbestimmung).

Wie wird eine gutartig vergrößerte Prostata behandelt?

Welche Therapie sinnvoll ist, hängt von den Beschwerden durch die vergrößerte Prostata ab. Dabei spielt es eine Rolle, ob es Komplikationen wie häufige Harnwegsentzündungen gibt und wie betroffene Männer gemeinsam mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt die Vor- und Nachteile der Behandlung beurteilen.

Zu den Therapiemöglichkeiten gehören: 

  • aktives Beobachten der Symptome: Bei etwa 30 von 100 Männern mit leichten Beschwerden und ohne Komplikationen reicht es aus, den Alltag umzustellen und etwa einmal im Jahr zur Kontrolluntersuchung zu gehen. 
  • pflanzliche Arzneimittel: Die meisten dieser Produkte sind nicht gut erforscht, es gibt aber verschiedene pflanzliche Mittel, die Symptome lindern sollen. Sie sind rezeptfrei erhältlich. Da einige Mittel keinen Einfluss auf Prostata-Beschwerden zeigen, empfiehlt die deutsche Gesellschaft für Urologie sie nicht regelhaft zur Behandlung. 
  • medikamentöse Behandlung: Etwa 70 von 100 Männern, die ärztlichen Rat suchen, entscheiden sich für eine Behandlung mit Medikamenten. Meist wird Tamsulosin eingesetzt. Es sorgt für eine Entspannung der Prostata- und Blasenmuskulatur und erleichtert dadurch das Urinieren. 
  • operativer Eingriff: Durch verschiedene Operationstechniken kann Prostatagewebe entfernt oder zerstört werden, um die Prostata zu verkleinern. 

Informationen dazu, welche Vor- und Nachteile eine Operation hat, finden Sie auf gesundheitsinformation.de.

Was kann man im Alltag bei einer gutartig vergrößerten Prostata tun?

Prostata-Beschwerden entwickeln sich für gewöhnlich über mehrere Jahre. Durch diesen langsamen Verlauf fällt es vielen Männern leichter, sich auf die Veränderung einzustellen. Manche empfinden es trotzdem als unangenehm und peinlich, wenn sie immer häufiger zur Toilette müssen und Beschwerden haben, die mit ihren Geschlechtsorganen in Verbindung stehen.

Die Beschwerden bedeuten aber nicht, dass das Liebesleben nicht mehr erfüllend sein kann. Paare sollten über die altersbedingten Veränderungen offen reden. So können sie gemeinsam Strategien entwickeln, um sich mit der Situation besser zu arrangieren.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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