Sozialpsychiatrischer Dienst – Hilfe bei psychischen Erkrankungen und Krisen

Der Sozialpsychiatrische Dienst bietet Beratung und Hilfe für Menschen mit psychischen Erkrankungen und Personen ihres sozialen Umfeldes an. Bei Bedarf können auch Hausbesuche erfolgen. Die Angebote sind kostenlos und für alle zugänglich. 

Auf einen Blick

  • Der Sozialpsychiatrische Dienst unterstützt Menschen mit psychischen Erkrankungen und in seelischen Krisen.
  • Neben den Betroffenen selbst können sich unter anderem Angehörige, Nachbarinnen und Nachbarn oder Freundinnen und Freunde von Menschen mit psychischen Erkrankungen an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Unter Umständen kontaktiert der Sozialpsychiatrische Dienst daraufhin auch die Betroffenen selbst.
  • Der Sozialpsychiatrische Dienst kann Hausbesuche machen. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn Menschen mit psychischen Erkrankungen sonst schwer zu erreichen sind.
  • Vielerorts ist es auch Aufgabe des Sozialpsychiatrischen Dienstes, in psychischen Notfällen oder Krisensituationen einzugreifen. Dazu gehört auch die Einschätzung, inwieweit die Situation für den Betroffenen selbst oder für dessen Umfeld eine akute Gefahr darstellt. 
  • Die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind kostenlos.
Ein rotes Wollknäuel liegt auf einer weißen Silhouette eines Kopfes. Von unten ragen zwei Hände ins Bild, die die losen Enden des Wollknäuels rechts und links des Kopfes festhalten.

Was ist der Sozialpsychiatrische Dienst?

Eine psychische Erkrankung kann sehr einschneidend sein und alltägliche Aktivitäten zu einer großen Herausforderung machen. Obwohl es zahlreiche Hilfsangebote gibt, ist es gerade für Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht immer einfach diese wahrzunehmen. Es fällt ihnen sogar manchmal schwer, überhaupt zu erkennen, dass sie Hilfe benötigen. 

Egal in welcher Situation jemand ist – der Sozialpsychiatrische Dienst bietet niedrigschwellige Hilfe und Beratung für Menschen mit psychischen Erkrankungen und in seelischen Notlagen an. Außerdem ist der Sozialpsychiatrische Dienst für das soziale Umfeld von Betroffenen da.

Für jeden Ort, sei es in der Stadt oder auf dem Land, gibt es einen zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst. Die verschiedenen Sozialpsychiatrischen Dienste sind Teil der öffentlichen Gesundheitsversorgung von Städten und Gemeinden. Sie können zum örtlichen Gesundheitsamt oder zu Wohlfahrtsverbänden, beispielsweise der Diakonie oder der Caritas, gehören. 

Wer arbeitet beim Sozialpsychiatrischen Dienst?

Beim Sozialpsychiatrischen Dienst arbeiten Menschen verschiedener Berufsgruppen zusammen. Hierzu zählen Psychiaterinnen und Psychiater, aber auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Menschen aus den Bereichen Psychologie, Krankenpflege und Ergotherapie. Zudem arbeitet das Team des sozialpsychiatrischen Dienstes eng mit niedergelassenen Psychiaterinnen und Psychiatern, Hausärzten, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen zusammen.

In manchen Sozialpsychiatrischen Diensten arbeiten auch Menschen, die selbst Erfahrungen in der Psychiatrie gemacht haben. Sie haben in der Regel eine spezielle Fortbildung absolviert, um andere Menschen mit psychischen Erkrankungen beraten und begleiten zu können (sogenannte „Peer-Beratung“).

An wen richtet sich das Angebot des Sozialpsychiatrischen Dienstes?

Der Sozialpsychiatrische Dienst bietet allen Menschen mit psychischen Problemen oder Suchterkrankungen Beratung und Begleitung an. Das kann zum Beispiel in einer akuten Krisen- oder Konfliktsituation der Fall sein, wenn jemand wegen psychischer Probleme in eine soziale Notlage geraten ist oder vor und nach einer Behandlung im Krankenhaus. Suchterkrankungen, Wahnvorstellungen, soziale Ängste, aber auch eine Demenz oder depressive Symptome können schnell dazu führen, dass jemand Haushaltsaufgaben nicht bewältigen kann, Probleme mit Mietzahlungen oder Ämtern bekommt, soziale Kontakte einstellt oder notwendige medizinische Behandlungen nicht erhält. In solchen und anderen Situationen kann der Sozialpsychiatrische Dienst unterstützen.

Das Angebot richtet sich insbesondere an Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen und Suchterkrankungen, die von anderen Hilfs- und Therapieangeboten nicht oder nur schwer erreicht werden oder diese nicht in Anspruch nehmen. 

Auch Menschen aus dem sozialen Umfeld von Betroffenen können sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn sich Angehörige, Nachbarn oder Freunde um eine nahestehende Person sorgen, etwa weil sie selbst keine Hilfe in Anspruch nehmen möchte. Die Begleitung und Behandlung können bei schweren psychischen Erkrankungen oder einer Suchterkrankung sehr herausfordernd für die Angehörigen und die Behandlerinnen und Behandler sein. Hier kann der Sozialpsychiatrische Dienst möglicherweise unterstützen.

Gut zu wissen: Der Sozialpsychiatrische Dienst ist die richtige Anlaufstelle, wenn man das Gefühl hat, dass jemand anderes Hilfe benötigt. Auch erscheinen manchmal die Probleme oder die psychische Erkrankung eines Angehörigen ohne professionelle Unterstützung nicht mehr händelbar. Auch dann kann man sich Hilfe beim Sozialpsychiatrischen Dienst holen.

Kontakt zum Sozialpsychiatrischen Dienst aufnehmen können unter anderem:

  • Betroffene selbst
  • Angehörige
  • gesetzliche Betreuerinnen und Betreuer
  • Freundinnen und Freunde
  • Nachbarinnen und Nachbarn
  • die Arbeitsstelle, beispielsweise Kolleginnen und Kollegen
  • Vermieterinnen und Vermieter
  • Behörden, wie Polizei oder Arbeitsagentur
  • medizinisches Personal, beispielsweise Hausärztinnen und Hausärzte
Die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind kostenlos und für alle zugänglich.

Die Angebote des Sozialpsychiatrischen Dienstes sind kostenlos. Man muss keine Zugangsvoraussetzungen erfüllen, um sich an den Sozialpsychiatrischen Dienst zu wenden. Man braucht zum Beispiel keine offizielle Diagnose und auch keine Krankenversicherung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes unterliegen der Schweigepflicht. Die Beratung kann auch anonym erfolgen.

Was macht der Sozialpsychiatrische Dienst?

Der Sozialpsychiatrische Dienst kümmert sich vor allem um die Beratung und Begleitung von Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen und ihren Angehörigen sowie Personen des sozialen Umfeldes. Dazu kann auch die Koordination von verschiedenen Hilfsangeboten gehören, beispielsweise die Organisation einer Anschlussbehandlung. 

In der Regel kann der Sozialpsychiatrische Dienst auch in psychischen Krisen und Notfällen eingreifen. Die genauen Aufgaben des Sozialpsychiatrischen Dienstes können sich allerdings je nach Bundesland etwas unterscheiden.

Beratung und Begleitung

Der Sozialpsychiatrische Dienst bietet Beratung und Begleitung an, die für alle leicht zugänglich sein soll. Die Beratung kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: 

  • telefonisch
  • als Hausbesuch
  • in der Beratungsstelle
Die Beratung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst kann auf verschiedenen Wegen erfolgen: telefonisch, als Hausbesuch oder in der Beratungsstelle.

Mit psychischen Erkrankungen oder einer Suchterkrankung kann es manchmal besonders schwierig sein, Hilfe zu suchen oder regelmäßige Termine wahrzunehmen. Eine Besonderheit des Sozialpsychiatrischen Dienstes ist daher, dass Betroffene auch zu Hause aufgesucht werden können. So können auch Menschen unterstützt werden, die sich sonst sehr zurückziehen und von Hilfsangeboten nicht erreicht werden. 

Meldet sich jemand beim Sozialpsychiatrischen Dienst und äußert sich besorgt über die Situation eines Angehörigen oder sonstigen Bekannten, kann der Sozialpsychiatrische Dienst den Betroffenen von sich aus Hilfe anbieten. Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal des Sozialpsychiatrischen Dienstes: In der Regel stellen andere Einrichtungen zur Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen nicht ungefragt den Kontakt her.

Zur Kontaktaufnahme durch den Sozialpsychiatrischen Dienst können je nach Situation verschiedene Wege geeignet sein: ein Anruf, eine schriftliche Einladung zu einem Gespräch in der Beratungsstelle oder ein angekündigter beziehungsweise unangekündigter Hausbesuch. Allerdings dürfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes nicht gegen den Willen der betroffenen Person die Wohnung betreten.

Die Ziele der Beratung und Begleitung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst sind individuell verschieden und hängen vor allem von der Situation der betreffenden Person ab. Mögliche Ziele können etwa sein: 

  • die Bereitschaft zu stärken, Therapie- und Hilfsangebote wahrzunehmen
  • die Lebensqualität zu verbessern 
  • Betroffene dabei zu unterstützen, ein selbstbestimmtes und möglichst selbstständiges Leben zu führen
  • passende soziale und therapeutische Unterstützung einzuleiten
  • eine medizinische Behandlung einzuleiten
  • psychischen Krisen und Krankenhausaufenthalten vorzubeugen
  • in Notfallsituationen einzugreifen und diesen mit angemessenen Maßnahmen zu begegnen
  • die Teilhabe in der Gesellschaft zu stärken
  • Betroffene bei der Wiedereingliederung ins Arbeitsleben zu unterstützen

Auch bei alltäglichen Aufgaben, die Menschen mit psychischen Erkrankungen möglicherweise besonders schwerfallen, kann der Sozialpsychiatrische Dienst unterstützen. Das kann zum Beispiel Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen, Begleitung zu Terminen oder Unterstützung bei organisatorischen Angelegenheiten sein. 

Wichtig zu wissen: Die eigentliche psychotherapeutische oder psychiatrische Behandlung gehört nicht zu den Aufgaben des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Allerdings kann der Sozialpsychiatrische Dienst dabei unterstützen, einen Therapieplatz sowie eine Psychiaterin oder einen Psychiater zu finden.

Psychische Krisen

In vielen Regionen Deutschlands gehört es zu den Aufgaben des Sozialpsychiatrischen Dienstes, in akuten psychischen Krisen und Notfällen zu unterstützen. Dabei gilt es auch, mögliche Gefahren abzuschätzen, die in der Situation von einer Person für sich selbst oder für ihr Umfeld ausgehen können. 

In der Regel versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes zunächst, die Situation im Gespräch zu entschärfen. Ziel dabei ist auch, Zwangsmaßnahmen und eine Einweisung ins Krankenhaus nach Möglichkeit zu vermeiden. Das ist allerdings nicht immer umsetzbar, zum Beispiel wenn es im Rahmen einer psychischen Krise zu einer Gefährdung für andere oder die betreffende Person selbst kommt. Eine solche Gefahr droht etwa, wenn die erkrankte Person sich selbst oder anderen Menschen etwas antun möchte.

Wie lange ist eine Unterstützung durch den Sozialpsychiatrischen Dienst möglich?

Die Häufigkeit der Kontakte mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst ist unterschiedlich. Manche wollen sich vielleicht nur einmalig beraten lassen. In anderen Fällen kann auch eine langfristige Unterstützung erfolgen. Das gilt etwa, wenn jemand wegen seiner psychischen Erkrankung nicht in der Lage ist, andere Therapieangebote wahrzunehmen. 

In psychischen Krisen oder in besonders schwierigen sozialen Situationen können zudem häufigere Termine mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst vereinbart werden, damit gerade in solchen Situationen eine ausreichende Unterstützung erfolgen kann. 

Weitere Aufgaben des Sozialpsychiatrischen Dienstes 

Je nach Region übernimmt der Sozialpsychiatrische Dienst auch weitere Aufgaben. So ist er mitunter dafür zuständig, die verschiedenen Versorgungsangebote für Menschen mit psychischen Erkrankungen innerhalb einer Kommune zu koordinieren. Ziel dabei ist eine möglichst gute Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen. 

Wie finde ich den zuständigen Sozialpsychiatrischen Dienst?

Welcher Sozialpsychiatrische Dienst zuständig ist, hängt davon ab, wo man wohnt oder sich aktuell aufhält. Um den entsprechenden Sozialpsychiatrischen Dienst zu finden, kann man sich beispielsweise an das örtliche Gesundheitsamt wenden, da der Sozialpsychiatrische Dienst häufig dort angegliedert ist. 

Das zuständige Gesundheitsamt können Sie auf der Webseite des Robert Koch-Instituts anhand Ihrer Postleitzahl finden.

Die erste Kontaktaufnahme zum Sozialpsychiatrischen Dienst kann zum Beispiel telefonisch erfolgen. Einige Sozialpsychiatrische Dienste bieten aber auch offene Sprechstunden an, zu denen man ohne Termin gehen kann.

Wichtig zu wissen: Eine Besonderheit des Sozialpsychiatrischen Dienstes ist, dass dieser auch selbst Kontakt zu Menschen mit psychischen Erkrankungen aufnehmen kann. Bei entsprechenden Hinweisen, zum Beispiel von besorgten Angehörigen oder Nachbarn, kann der Sozialpsychiatrische Dienst also reagieren und die betreffende Person gegebenenfalls auch zu Hause aufsuchen.

Geprüft durch die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen e.V. (VZ NRW)

Stand:
Fanden Sie diesen Artikel hilfreich?