Schizophrenie

Menschen mit einer Schizophrenie durchleben Phasen, in denen sie die Welt oft ganz anders wahrnehmen als sonst. Sie haben dann zum Beispiel Wahnideen, hören Stimmen, fühlen sich beobachtet oder von anderen Menschen beeinflusst.

Auf einen Blick

  • Menschen mit einer Schizophrenie durchleben wiederkehrende Psychosen. Das sind Phasen, in denen sie die Welt anders wahrnehmen als sonst.
  • Sie haben zum Beispiel Wahnideen, hören Stimmen, fühlen sich verfolgt oder von anderen Menschen beeinflusst.
  • Akute Psychosen treten meistens vorübergehend auf: Einige erleben solche Phasen nur einmal oder wenige Male.
  • Die genauen Ursachen der Schizophrenie sind bisher ungeklärt.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Das Gesicht einer Frau spiegelt sich verkehrt in einer Vase.

Was ist Schizophrenie?

Menschen mit Schizophrenie durchleben akute Psychosen: Das sind Phasen, in denen sie die Welt oft ganz anders als normalerweise wahrnehmen.

Sie hören dann zum Beispiel Stimmen, fühlen sich verfolgt oder von anderen Menschen beeinflusst. Zudem ändert sich ihr Verhalten: Viele sprechen nicht mehr zusammenhängend, einige verlieren fast komplett den Bezug zur Wirklichkeit.

Akute Psychosen treten meistens vorübergehend auf: Manche erleben solche Phasen nur einmal oder wenige Male. Andere haben die Beschwerden dauerhaft, sie brauchen dann viel Unterstützung.

Schizophrenie bedeutet „gespaltener Geist“. Mit dem Begriff wird aber oft die falsche Vorstellung einer „gespaltenen Persönlichkeit“ verbunden.

Dieser Irrtum befördert Vorurteile gegenüber Menschen mit Schizophrenie. Denn sie haben zwar phasenweise eine stark veränderte Wahrnehmung und ein verändertes Verhalten. Sie haben aber keine andersartige oder „gespaltene“ Persönlichkeit.

Darüber hinaus sind die Symptome, die Ursachen und der Verlauf bei einer Schizophrenie oft sehr unterschiedlich.

Welche Symptome zeigen sich bei Schizophrenie?

Anhand verschiedener typischer Beschwerden unterscheidet man mehrere Formen der Schizophrenie. Am häufigsten sind die folgenden Formen.

Paranoide Schizophrenie

Menschen mit dieser Form der Schizophrenie haben Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Sie hören zum Beispiel Stimmen oder haben das Gefühl, von anderen beobachtet und beeinflusst zu werden. Diese Form kommt am häufigsten vor. Sie beginnt meistens im Alter zwischen 25 und 35 Jahren.

Schizophrenes Residuum

Wer an dieser Form erkrankt ist, hat chronische Beschwerden, die meistens nach einer akuten psychotischen Phase auftreten. Die Person ist dann sehr passiv, antriebslos und wirkt bedrückt. Auch Konzentrations- und Gedächtnisstörungen können auftreten.

Hebephrene Schizophrenie

Bei dieser Form ist ein auffälliges Gefühlsleben mit kaum veränderlicher, oft nicht zur Situation passender Stimmung, fahrigem Denken und unangemessenem Verhalten typisch. Eine hebephrene Schizophrenie beginnt meist im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.

Katatone Schizophrenie

Wer an dieser selteneren Form erkrankt, zeigt vor allem Bewegungsauffälligkeiten wie einen ziellosen Bewegungsdrang, Erstarren oder Grimassenschneiden. Diese Form beginnt meistens ebenfalls im Alter zwischen 15 und 25 Jahren.

Akute Psychosen kündigen sich häufig schon lange vorher an. Erkrankte und meistens auch nahestehende Menschen bemerken in den Wochen oder Monaten zuvor eine Veränderung. Dazu gehören Anspannung, Ruhelosigkeit und schlechter Schlaf, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme.

Leichte Halluzinationen können bereits auftreten. Menschen mit Schizophrenie können zudem das Gefühl haben, von anderen beobachtet und beeinflusst zu werden.

Vertiefende Informationen dazu, wie sich Schizophrenie zeigt, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Wodurch entsteht Schizophrenie?

Was genau Schizophrenie verursacht, ist bisher nicht geklärt. Wahrscheinlich spielen verschiedene, sich gegenseitig beeinflussende Faktoren eine Rolle.

Bekannt ist, dass manche Menschen anlagebedingt ein höheres Risiko haben – insbesondere, wenn ein Eltern- oder Geschwisterteil bereits an einer Schizophrenie erkrankt ist.

Rund 12 Prozent der Kinder, deren Vater oder Mutter eine Schizophrenie hat, erkranken später ebenfalls daran.

Zudem können weitere Faktoren von Bedeutung sein und eine Erkrankung begünstigen. Dazu zählen:

  • Veränderungen im Gehirn
  • Schlafstörungen
  • Drogenkonsum, zum Beispiel von Cannabis oder Amphetaminen
  • traumatische Erfahrungen
  • psychischer Stress
  • Entwicklungsstörungen im Mutterleib oder in der Kindheit

Zu einer Psychose kommt es oft im Zusammenhang mit größeren Veränderungen im Leben, also zum Beispiel bei Trennungen, Ortswechseln oder dem Start ins Berufsleben.

Auch eine Familienatmosphäre, in der Kinder oft kritisiert und stark bevormundet werden, begünstigt die Erkrankung.

Wie häufig kommt es zu Schizophrenie?

Schätzungen zufolge erkranken circa 5 von 1.000 Menschen im Lauf ihres Lebens an einer Schizophrenie. Männer erkranken etwas öfter als Frauen.

Statistisch betrachtet kommt Schizophrenie bei sozial benachteiligten Menschen und bei Alleinstehenden häufiger vor. Oft sind sozialer Abstieg und Einsamkeit aber auch Folgen der Erkrankung.

Circa 5 von 1.000 Menschen erkranken im Lauf ihres Lebens an Schizophrenie.

Wie verläuft Schizophrenie?

In der Regel kommt es im Alter zwischen 15 und 35 Jahren erstmals zu einer akuten Erkrankungsphase.

Oft deuten zunehmende Beschwerden, die sich nicht eindeutig erklären lassen, schon Jahre früher die Erkrankung an.

Vorboten einer Psychose

Mögliche Vorboten sind zum Beispiel depressive Verstimmungen, Launenhaftigkeit, Ruhelosigkeit, Selbstzweifel, Konzentrationsprobleme oder Ängste. Oft gibt es auch unvermittelt Probleme in der Schule oder im Studium.

Viele Menschen mit einer beginnenden Schizophrenie lassen sich äußerlich gehen oder ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück.

Häufigkeit von Psychosen und Folgen

Bei Männern tritt die erste akute Psychose durchschnittlich einige Jahre früher auf als bei Frauen. Woran das liegt, ist nicht bekannt. Nur sehr selten beginnt Schizophrenie schon im Kindesalter.

Bei rund einem Viertel der Menschen mit Schizophrenie bleibt es bei einer einzigen akuten Psychose. Rund 60 von 100 haben nach einer ersten akuten Episode innerhalb von zwei Jahren einen Rückfall. Bis eine akute Psychose wieder abklingt, können Wochen oder Monate vergehen.

Die Erfahrung einer Psychose wirkt oft lange nach, selbst wenn keine Krankheitssymptome bleiben. Das Erlebte kann verunsichern und das Selbstwertgefühl beeinträchtigen.

Manche finden sich aber nach einer psychotischen Phase wieder gut im Alltag zurecht und können ein normales Leben führen. Andere sind dauerhaft eingeschränkt und brauchen intensive Unterstützung.

Einfluss auf die Lebenserwartung

Menschen mit Schizophrenie sterben im Mittel rund 15 Jahre früher als der Bevölkerungsdurchschnitt.

Eine niedrigere Lebenserwartung haben insbesondere Menschen mit häufigen Rückfällen. Es gibt viele Gründe dafür: So sind sie zum Beispiel öfter suchtkrank und konsumieren mehr Alkohol, Nikotin und Drogen. Sie erkranken auch häufiger an Infektionen, Herzkrankheiten oder Diabetes.

Derartige körperliche Krankheiten können eine Folge des Lebensstils sein oder Nebenwirkungen von Medikamenten gegen psychotische Beschwerden.

Wird eine Schizophrenie gut behandelt, steigt die Lebenserwartung.

Die Lebenserwartung steigt, wenn eine Schizophrenie gut behandelt wird.

Rund 5 Prozent der Menschen mit Schizophrenie nehmen sich das Leben. Dies ist häufiger bei jungen Männern der Fall, die zum ersten Mal eine akute Psychose haben, und bei Menschen, die bereits sehr lange und schwer erkrankt sind. Kritisch sind akute psychotische Phasen, die nicht behandelt werden, sowie die Zeit direkt nach der Entlassung aus einer Klinik.

Wie wird Schizophrenie diagnostiziert?

Die Diagnose Schizophrenie wird erst gestellt, wenn typische Beschwerden mindestens einen Monat lang andauern.

Symptome wie Wahnvorstellungen oder anhaltendes Hören von Stimmen werden dabei stärker gewichtet.

Von geringerer Bedeutung sind Anzeichen wie wirres Reden, zielloser Bewegungsdrang oder andere Halluzinationen als das Hören von Stimmen. Der Grund: Diese Symptome sind nicht ganz so typisch für Schizophrenie.

Um festzustellen, ob es sich tatsächlich um Schizophrenie handelt, werden Gespräche geführt, auch mit Angehörigen, und das Verhalten beobachtet.

Mithilfe körperlicher und neurologischer Untersuchungen werden andere mögliche Ursachen der Beschwerden ausgeschlossen.

Ähnliche Symptome können zum Beispiel durch Erkrankungen des Nervensystems oder durch Alkohol- und Drogenkonsum hervorgerufen werden.

Wichtig zu wissen: Nicht alle Anzeichen, die auf eine Schizophrenie hinweisen können, lassen sich immer klar von normalem Verhalten oder nachvollziehbaren Reaktionen auf bestimmte Erfahrungen abgrenzen. Bei Jugendlichen kann es schwierig sein, massive Entwicklungsprobleme von einer möglichen Schizophrenie zu unterscheiden.

Darüber hinaus können bestimmte Symptome einer Schizophrenie unter Drogeneinfluss oder bei anderen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen auftreten.

Zur Diagnose ist daher eine sorgfältige Untersuchung durch eine Fachärztin oder einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sehr wichtig.

Wie wird Schizophrenie behandelt?

Die Behandlung eines Menschen mit Schizophrenie sollte sich vor allem an dessen Bedürfnissen orientieren. Allerdings ist dies bei einer ersten akuten Psychose häufig nur eingeschränkt möglich.

Die Behandlung an persönlichen Bedürfnissen auszurichten und gemeinsam zu planen, gelingt eher, wenn die akute Psychose abklingt.

Je früher und besser die Erkrankung behandelt wird, desto größer sind die Chancen für einen günstigen Verlauf.

Möglichkeiten der Behandlung und Unterstützung

Bei Schizophrenie gibt es verschiedene Behandlungs- und Unterstützungsmöglichkeiten:

  • Unterstützung durch das soziale Umfeld: Familie, Freunde, Bekannte können emotional zur Seite stehen, im Alltag behilflich sein und für mehr Stabilität sorgen.
  • Medikamente: Antipsychotika können akute Beschwerden zum Abklingen bringen und langfristig vor Rückfällen schützen. Sie können aber belastende Nebenwirkungen haben.
  • Psychotherapie: Sie kann die Beschwerden verringern und helfen, besser mit der Erkrankung umzugehen. Gängige Formen sind die kognitive Verhaltenstherapie und die Familientherapie. Eine Psychotherapie kann in allen Phasen der Erkrankung hilfreich sein, auch schon während einer akuten Psychose.
  • Psychoedukation: Dabei erlernen erkrankte Personen und ihre Angehörigen alles Wichtige zu Anzeichen, Behandlung und Umgang mit der Erkrankung. Psychoedukation ermöglicht zudem den Austausch mit anderen Betroffenen.
  • Soziotherapie: Solche Angebote können helfen, beruflich und sozial wieder Anschluss zu finden und ein möglichst eigenständiges Leben zu führen. Manchmal kann eine Soziotherapie auch die Beschwerden lindern.
Behandlungsmöglichkeiten bei Schizophrenie: Unterstützung von Familie und Freunden, Medikamente, Psychotherapie, Psychoedukation und Soziotherapie.

Weiterführende Informationen zur Behandlung von Schizophrenie mit Medikamenten sowie zu Psychotherapie und psychosozialer Unterstützung bei Schizophrenie finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Stationäre Therapie bei akuter Psychose

Menschen mit Schizophrenie können sich ambulant oder in einer Klinik behandeln lassen. In einer akuten Krankheitsphase erfolgt die Behandlung oft in einer psychiatrischen Klinik. Oft erkennen Betroffene nicht, dass sie eine akute Psychose haben, und lehnen eine Behandlung möglicherweise ab.

Dann kann es zu einer Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik kommen. Dies ist rechtlich aber nur möglich, wenn jemand akut gefährdet ist oder andere gefährdet – zum Beispiel durch Suizidgedanken oder sehr aggressives Verhalten – und die Gefahr nicht anders abgewendet werden kann.

Behandlungsvereinbarung treffen

Menschen mit Schizophrenie können für Situationen wie eine Zwangseinweisung eine Behandlungsvereinbarung mit Ärztinnen und Ärzten treffen. Darin wird zum Beispiel festgelegt, welche Maßnahmen im Fall einer akuten Psychose ergriffen werden sollen.

So kann vereinbart werden, wie Medikamente und vielleicht unvermeidliche Zwangsmaßnahmen angewendet werden sollen und welche weiteren Formen der Unterstützung man sich wünscht.

Zudem kann es ratsam sein, eine Patientenverfügung und eine Vorsorgevollmacht für solche Situationen anzufertigen. Darin wird festgelegt, wer entscheiden darf, wenn man selbst dazu nicht in der Lage ist.

Wo finde ich Unterstützung bei Schizophrenie?

In der Regel ist die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle – auch bei einer möglichen Schizophrenie oder akuten Psychose.

Die Telefonseelsorge unterstützt ebenfalls bei akuten Problemen und vermittelt weitere Hilfen. Darüber hinaus stehen Menschen mit Schizophrenie verschiedene Beratungsangebote zur Verfügung.

Die Bundespsychotherapeutenkammer bietet auf ihrer Internetseite eine Therapeutensuche an. Die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen helfen, einen Termin in einer fachärztlichen oder psychotherapeutischen Praxis zu bekommen.

  • Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN). Schizophrenie. S3-Leitlinie. AWMF-Registernummer 038-009. Kurzfassung. 03.2019.
  • Leucht S, Vauth R, Olbrich HM, Jäger M. Schizophrenien und andere psychotische Störungen. In: Psychische Erkrankungen – Klinik und Therapie. Urban und Fischer: München 2015.
  • Owen MJ, Sawa A, Mortensen PB. Schizophrenia. Lancet 2016; 388(10039): 86-97. doi: 10.1016/S0140-6736(15)01121-6. Epub 2016 Jan 15.
  • Robert Koch-Institut (RKI). Schizophrenie. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Band 50. Berlin 2010.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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