Stürze bei älteren Menschen: Vorbeugung durch Bewegung
Viele ältere Menschen sorgen sich, dass sie stürzen könnten. Sich deshalb weniger zu bewegen, ist jedoch meist nicht hilfreich: Wer aufhört, körperlich aktiv zu sein, hat ein größeres Risiko zu stürzen. Wichtig ist, mögliche Ursachen für Stürze im Alltag zu erkennen und zu beseitigen.
Auf einen Blick
- Viele ältere Menschen haben Sorge zu stürzen und durch eine Verletzung ihre Unabhängigkeit zu verlieren.
- Die meisten Stürze verlaufen jedoch auch im Seniorenalter glimpflich und ziehen keine gesundheitlichen Folgen nach sich.
- Wer aus Sorge oder Angst vor einem Sturz aufhört sich zu bewegen, hat ein größeres Risiko zu stürzen als jemand, der täglich aktiv ist.
- Wichtig ist, mögliche Ursachen für Stürze im Alltag zu erkennen und diese zu beheben.
- Ein Bewegungstraining kann helfen, möglichst beweglich zu bleiben und Stürzen vorzubeugen.
Was bedeuten Stürze im Alter?
Seniorinnen und Senioren haben häufig Sorge zu stürzen, sich dadurch ernsthaft zu verletzen und anschließend Pflege zu benötigen. Das ist verständlich, doch wer aus Angst vor einem Sturz weniger körperlich aktiv ist, kann damit das Gegenteil bewirken: Die Gefahr zu stürzen nimmt durch weniger Bewegung zu. Man hat ein höheres Sturzrisiko als jemand, der täglich aktiv ist und beispielsweise viel zu Fuß geht.
Um Stürzen vorzubeugen, ist es wichtig, vermeidbare Sturzursachen im Alltag zu erkennen und nach Möglichkeit zu beseitigen. Ein Bewegungstraining hilft, möglichst beweglich zu bleiben. Außerdem ist es wichtig, Erkrankungen zu behandeln, die Stürze begünstigen können. Welche Maßnahmen sinnvoll sind, hängt vor allem vom persönlichen Gesundheitszustand ab.
Was sind Ursachen eines Sturzes im Alter?
Stürze können durch gesundheitliche Probleme ausgelöst werden. Dazu gehören unter anderem Sehbeeinträchtigungen, Muskelschwäche der Beine sowie Schwindel durch zu niedrigen Blutdruck. Zudem können einige Erkrankungen den Gleichgewichtssinn stören. Manche Medikamente erhöhen allein oder in Kombination mit anderen Mitteln das Risiko für Stürze – etwa bestimmte Beruhigungsmittel und blutdrucksenkende Medikamente. Alkoholkonsum kann ebenfalls das Sturzrisiko erhöhen.
Hindernisse und Stolperfallen in der eigenen Wohnung oder in der unmittelbaren Umgebung können Stürze verursachen. Hochstehende Teppichkanten, lose Kabel, Türschwellen, glatte Böden oder rutschige Badematten sind besonders gefährlich. Auch schlecht sitzende Schuhe können zu Stürzen führen.
Ein Beispiel: Nachts nur auf Socken über glattes Parkett zur Toilette zu gehen, kann das Sturzrisiko erhöhen.
Wer schon einmal gestürzt ist, hat zudem ein erhöhtes Risiko erneut zu fallen. Es gibt aber Maßnahmen, um dieses Risiko zu vermindern.
Wie häufig kommt es zu Stürzen im Alter?
Schätzungen zufolge stürzen etwa 30 von 100 Menschen über 65 Jahre, die zu Hause leben, einmal im Jahr. Bei Menschen, die in Pflegeeinrichtungen leben, sind es 50 von 100 pro Jahr. Jedoch laufen die meisten Stürze auch bei Menschen über 65 Jahre glimpflich ab und haben keine ernsten gesundheitlichen Folgen.
Welche Folgen haben Stürze im Alter?
Bei einem Sturz kommt es meist nur zu einer Prellung oder Abschürfung. Verletzungen wie Knochenbrüche, Platzwunden oder Kopfverletzungen sind bei circa 5 bis 10 von 100 Stürzen zu Hause die Folge – meist sind dann die Unterarmknochen betroffen. Knochenbrüche an der Hüfte oder am Oberschenkel können ernsthafte Komplikationen und Einschränkungen nach sich ziehen. Längere Klinikaufenthalte können dann nötig sein.
Stürze mit ernsthaften Folgen erhöhen für Menschen im höheren Alter das Risiko pflegebedürftig zu werden.
Wie kann Stürzen im Alter vorgebeugt werden?
Zur Vermeidung von Stürzen lassen sich verschiedene Maßnahmen treffen. Einige davon sind relativ einfach umzusetzen. Zum Beispiel kann man die eigene Wohnung auf Stolperfallen überprüfen. Diese sollte man beseitigen – vielleicht mit der Hilfe von Angehörigen oder Freunden. Auch Ergotherapeutinnen und -therapeuten können dabei unterstützen.
Welche weiteren Maßnahmen sinnvoll sind, hängt vom persönlichen und gesundheitlichen Zustand ab.
Mit Bewegungsprogrammen, Gehhilfen oder einer neue Brille – damit man wieder besser sehen kann – kann man Stürzen vorbeugen. Manchmal hilft auch die Therapie bestimmter Gesundheitsprobleme, die zum Beispiel einen unsicheren Gang erzeugen, oder das Absetzen von Medikamenten, die Schwindel verursachen.
Wichtig zu wissen: Bei allen Maßnahmen und Ratschlägen ist es wichtig, sich im Alltag nicht zu sehr zu ängstigen. Die meisten Stürze verlaufen glimpflich.
Wer in Bewegung bleibt, schützt sich aktiv vor Stürzen. Besonders für ältere Menschen ist es gut, körperlich beweglich zu sein – auch, um möglichst unabhängig zu bleiben.
Wie beugen Senioren Stürzen vor?
Im folgenden Video erfahren Sie, was Seniorinnen und Senioren tun können, um Stürze im Alltag zu vermeiden.
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Vertiefende Informationen zum Thema, was ältere Menschen tun können, um Stürze zu verhindern, finden sie unter gesundheitsinformation.de.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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