Blutdruckabfall beim Aufstehen (Orthostatische Hypotonie)
ICD-Codes: I95.1 Was ist der ICD-Code?
Bei Menschen mit orthostatischer Hypotonie fällt der Blutdruck plötzlich ab, wenn sie aus einer liegenden oder sitzenden Position aufstehen. Schwindel, Schwächegefühle und Ohnmacht können die Folge sein. Je nach Ursache und Schwere kommen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten infrage.
Auf einen Blick
- Unter einer orthostatischen Hypotonie versteht man einen plötzlichen Abfall des Blutdrucks beim Aufstehen.
- Diese spezielle Form des niedrigen Blutdrucks kommt meist bei älteren Menschen vor.
- Sie kann Nebenwirkung von Medikamenten sein oder Begleiterscheinung einer langjährigen Erkrankung wie Parkinson, Demenz oder Diabetes mellitus.
- Manchmal bleibt die Ursache einer orthostatischen Hypotonie aber unklar.
- Bestimmte Maßnahmen, wie langsames Aufstehen oder das Tragen von Stützstrümpfen, können den Blutdruck stabilisieren.
- Sind die Symptome besonders stark ausgeprägt, helfen Medikamente.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist eine orthostatische Hypotonie?
Die orthostatische Hypotonie ist eine bestimmte Form des niedrigen Blutdrucks (Hypotonie), bei der kurz nach dem Aufstehen aus dem Liegen oder Sitzen der Blutdruck stark abfällt. Orthostase ist der Fachbegriff für die aufrechte Körperposition.
Fällt der Blutdruck beim Aufstehen ab, kommt es typischerweise zu Schwindel, Sehstörungen und Benommenheit, manchmal sogar zu einer Ohnmacht. Hinsetzen oder Hinlegen lindert diese Beschwerden rasch und beugt einem Verlust des Bewusstseins vor.
Ein Blutdruckabfall beim Aufstehen kann einmalig oder immer wieder auftreten, also chronisch sein.
Meist betrifft die orthostatische Hypotonie Menschen über 65 Jahre. Diese haben häufiger mehrere Erkrankungen und nehmen viele verschiedene Medikamente ein. Dann kann der Blutdruckabfall eine Nebenwirkung sein. Manchmal führen auch bestimmte Vorerkrankungen zu dieser Form des niedrigen Blutdrucks.
Häufig helfen einfache Maßnahmen, um den Schwindel und andere Symptome zu lindern. Ärztinnen und Ärzte können zudem Medikamente einsetzen.
Was sind die Symptome einer orthostatischen Hypotonie?
Menschen mit einer orthostatischen Hypotonie wird bis zu 30 Minuten nach dem Aufstehen aus einer sitzenden oder liegenden Position schwindelig, sie fühlen sich benommen oder werden ohnmächtig.
Bei älteren Menschen kommt es zudem 15 bis 90 Minuten nach dem Essen häufiger zu einem plötzlichen Blutdruckabfall (postprandiale Hypotonie).
Setzen oder legen sich Menschen mit orthostatischer Hypotonie wieder hin, geht es ihnen unmittelbar besser.
Weitere Beschwerden, die auftreten können, sind Sehstörungen, seltener Kopf- oder Brustschmerzen.
Welche Ursachen hat eine orthostatische Hypotonie?
Bei der orthostatischen Hypotonie ist die Regulation des Blutdrucks gestört, sodass er nach dem Aufstehen schlagartig abfällt.
Es gibt verschiedene Ursachen, die aber letztlich die gleiche Folge haben: Das Blut verlagert sich durch die Schwerkraft beim Stehen zu stark in den Unterkörper; die obere Körperhälfte und das Gehirn sind dann ungenügend durchblutet.
Häufig tritt diese Form des niedrigen Blutdrucks im Rahmen verschiedener Vorerkrankungen auf.
Die chronische, also immer wiederkehrende Form kommt gehäuft vor im Zusammenhang mit:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Erkrankungen, die mit einem Funktionsverlust der Nervenzellen einhergehen, wie der Parkinson-Erkrankung oder bestimmten Formen von Demenz
- Auch bei Menschen mit Diabetes mellitus ist die Regulation des Blutdrucks häufig gestört.
Bei der langjährigen Einnahme von Medikamenten gegen Depressionen oder Bluthochdruck kann die orthostatische Hypotonie als Nebenwirkung vorkommen.
Zudem kann der Konsum von Alkohol und Drogen zu einem Blutdruckabfall nach dem Aufstehen führen.
Wie verläuft eine orthostatische Hypotonie?
Bei einigen Menschen tritt eine orthostatische Hypotonie nur eine Zeit lang auf, das heißt, sie erleben nur wenige Schwindel- oder Ohnmachtsanfälle.
Andere Menschen fallen durch den Blutdruckabfall nach dem Aufstehen immer wieder in Ohnmacht, können dann stürzen und sich verletzen.
Treten solche Ereignisse häufiger auf, kann das nicht nur zu starken körperlichen Beeinträchtigungen führen, sondern auch das Unfallrisiko erhöhen.
Wie diagnostiziert man eine orthostatische Hypotonie?
Die hausärztliche Praxis ist zunächst die richtige Anlaufstelle bei Anzeichen einer orthostatischen Hypotonie.
Die Ärztin oder der Arzt fragt nach typischen Symptomen und der Krankengeschichte. In der Regel folgt die Messung von Blutdruck und Puls in liegender und sitzender Position sowie kurz nach dem Aufstehen und etwa eine Minute danach.
Zusätzlich können spezialisierte Ärztinnen und Ärzte eine Kipptischuntersuchung machen: Dabei wird der Blutdruck unter kontrollierten Bedingungen ermittelt. Für die Untersuchung legt sich die Patientin oder der Patient auf einen speziellen Tisch und wird angeschnallt. Der Untersuchungstisch lässt sich langsam kippen, bis die Person steht. Dabei werden in kurzer Abfolge der Blutdruck und der Puls gemessen.
Wie lässt sich eine orthostatische Hypotonie behandeln?
Lösen Medikamente die orthostatische Hypotonie aus, hilft mitunter ein Wechsel der Präparate.
Mit bestimmte Maßnahmen lässt sich zudem Schwindel und Ohnmachtsanfällen wirksam vorbeugen. Dazu gehören:
- langsames und schrittweises Aufstehen, insbesondere morgens
- spezielle Übungen vor dem Aufrichten, beispielsweise das Anspannen und Lockerlassen der Wadenmuskulatur
- Meiden von körperlicher Belastung bei heißem Wetter
- Tragen von Stützstrümpfen
- ausreichend trinken
- reduzierter Verzehr von kohlenhydratreichen Lebensmitteln wie Kartoffeln, Weißbrot und ungeschältem Reis – vor allem, wenn der Blutdruckabfall im Zusammenhang mit dem Essen steht
Sind die Beschwerden sehr belastend und helfen die genannten Maßnahmen nicht – was selten vorkommt – kann eine medikamentöse Behandlung in Betracht gezogen werden.
Zu den Medikamenten, die die Beschwerden verringern können, zählt zum Beispiel Fludrocortison. Das ist ein Wirkstoff, der den Wasser- und Salzhaushalt reguliert und so den Blutdruck stabilisiert. Als Nebenwirkung können unter anderem Wassereinlagerungen (Ödeme), Gewichtszunahme, Kopfschmerzen und Magen-Darm-Geschwüre auftreten.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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