Ohrgeräusche (Tinnitus)

Ob Pfeifen oder Summen: Fast alle Menschen kennen gelegentliche Ohrgeräusche, zum Beispiel nach einem lauten Konzert. Menschen mit Tinnitus hören aber ständig Geräusche ohne tatsächlichen äußeren Anlass. Solche anhaltenden Ohrgeräusche können das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen.

Auf einen Blick

  • Ohrgeräusche können viele verschiedene Ursachen haben – nur sehr selten sind sie Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung.
  • Etwa 5 bis 15 Prozent aller Erwachsenen haben irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche.
  • Meistens verschwindet ein Tinnitus von selbst wieder.
  • Manchmal tritt ein Tinnitus auch ganz unvermittelt auf und dauert dann normalerweise nicht länger als eine Minute.
  • Bei manchen Menschen halten die Ohrgeräusche über längere Zeit an.
  • Bei Ohrgeräuschen, die länger als 3 Monate bestehen bleiben, spricht man von einem chronischen Tinnitus.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Tinnitus: Eine Frau fasst sich mit einem Finger ans Ohr und schaut skeptisch.

Was ist ein Tinnitus?

Wer ein lautes Konzert besucht oder sehr lautem Maschinenlärm ausgesetzt war, hört danach manchmal ein Pfeifen, Summen oder Fiepen. In der Regel verschwindet es von selbst wieder. Solche Ohrgeräusche werden auch Tinnitus aurium oder kurz Tinnitus genannt. Sie können viele verschiedene Ursachen haben und sind nur sehr selten Zeichen einer ernsthaften Erkrankung. Manchmal tritt ein Tinnitus auch ganz unvermittelt und ohne einen Grund wie Lärm auf. Er dauert dann normalerweise nicht länger als eine Minute.

In einigen Fällen bleiben Ohrgeräusche über längere Zeit bestehen. Halten sie länger als 3 Monate an, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem chronischen, also lange dauernden Tinnitus.

Ohrgeräusche wie Pfeifen, Summen oder Fiepen heißen auch Tinnitus.

Die meisten Menschen mit Tinnitus haben nur leichte Beschwerden. Die Ohrgeräusche sind zwar lästig, die Betroffenen können sich aber damit arrangieren. In einigen Fällen sind die Ohrgeräusche jedoch so stark, dass sie das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Viele Menschen mit starkem Tinnitus können sich ständig angespannt fühlen, haben Konzentrationsprobleme oder auch Schlafstörungen.

Was ist ein Tinnitus?

Im folgenden Video erfahren Sie, wodurch ein Tinnitus ausgelöst werden kann und welche Symptome auftreten können.

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Welche Symptome zeigen sich bei einem Tinnitus?

Das Wort Tinnitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „Klingeln“. Tatsächlich können Menschen mit Tinnitus ein Klingeln im Ohr haben. Aber auch Geräusche wie Summen, Pfeifen, Rauschen, Brummen, Klopfen oder Klicken sind möglich. Ein Tinnitus kann sowohl nur ein Ohr als auch beide Ohren betreffen. Bei manchen Betroffenen fühlt es sich an, als käme das Geräusch aus dem Kopf. Bei anderen klingt es so, als wäre die Quelle außerhalb des Körpers. Ein Tinnitus kann entweder kommen und gehen oder auch durchgängig vorhanden sein. Er kann zudem manchmal kaum wahrnehmbar und dann wieder sehr laut sein.

Das Wort Tinnitus stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Klingeln".

Die meisten Menschen mit einem Tinnitus können abgesehen vom Störgeräusch normal hören. Ein Tinnitus kann, aber muss nicht zu einem Hörverlust führen.

Welche Ursachen hat ein Tinnitus?

Ein Tinnitus wird sehr häufig durch Lärm verursacht, der die Sinneszellen der Hörschnecke im Innenohr schädigt. Davon betroffen sind insbesondere Menschen, die oft starkem Lärm ausgesetzt sind. Aber auch ein akustisches Trauma (Knalltrauma) kann einen Tinnitus auslösen. Bei einem akustischen Trauma ist das Gehör kurzzeitig extremem Lärm ausgesetzt. Quelle davon kann zum Beispiel ein Schuss in nächster Nähe oder eine Explosion sein.

Weitere mögliche Ursachen für einen Tinnitus sind:

  • ein mit Ohrenschmalz verstopfter Gehörgang
  • eine chronische Mittelohrentzündung
  • ein geplatztes Trommelfell
  • Otosklerose: eine Knochenerkrankung im Mittel- und Innenohr, die zu Hörverlust führt.
  • Menière-Krankheit: eine Erkrankung des Innenohrs, die sich durch Tinnitus, Schwindel und Hörverlust äußert.
  • Probleme mit den Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk
Mögliche Ursachen für einen Tinnitus sind: ein mit Ohrenschmalz verstopfter Gehörgang, eine chronische Mittelohrentzündung, ein akustisches Trauma, Probleme mit Kiefermuskeln oder dem Kiefergelenk, die Menière-Krankheit und Otosklerose.

Auch einige Medikamente können Ohrgeräusche auslösen – in sehr hoher Dosierung zum Beispiel das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS). Daher ist es wichtig, auf die richtige Dosierung von Medikamenten zu achten.

Häufig kann aber auch überhaupt keine Ursache für einen Tinnitus festgestellt werden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann von einem primären oder idiopathischen Tinnitus – nach den griechischen Wörtern „eigen“ (idios) und „Leiden“ (pathos).

Nicht vollständig erforscht ist, warum und wie Hörschäden durch Lärm Ohrgeräusche auslösen. Eine von vielen Theorien geht davon aus, dass die zerstörten oder gereizten Sinneszellen in der Hörschnecke keine Signale mehr an das Gehirn weiterleiten. Die Nervenzellen im Hörzentrum des Gehirns könnten darauf mit verstärkter Aktivität reagieren und „Phantomgeräusche“ melden – ähnlich wie bei der Entstehung von Phantomschmerzen nach einer Amputation.

Medizinerinnen und Mediziner diskutieren auch, ob ein Tinnitus durch Stress ausgelöst werden kann. Es ist aber nicht klar, welcher Zusammenhang hier bestehen könnte. Zumindest haben Maßnahmen, mit denen sich die Betroffenen entspannen, bisher keinen direkten Einfluss auf die Ohrgeräusche gezeigt.

Wie häufig kommt es zu einem Tinnitus?

Ein Tinnitus kommt häufig vor: Etwa 5 bis 15 Prozent aller Erwachsenen haben irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche. Rund 10 bis 20 Prozent der Menschen mit Tinnitus sind dadurch so sehr beeinträchtigt, dass eine Behandlung erforderlich ist.

Etwa 5-15 % aller Erwachsenen haben irgendwann länger andauernde Ohrgeräusche.

In den meisten Fällen tritt ein Tinnitus ab dem 50. Lebensjahr auf. Selten können auch schon Kinder von einem Tinnitus betroffen sein.

Wie verläuft ein Tinnitus?

Wie ein Tinnitus verläuft, kann nicht genau vorhergesagt werden. Bei bekannter und behandelbarer Ursache kann der Tinnitus bald wieder verschwinden. Ist aber unklar, was den Tinnitus ausgelöst hat, dauert er mitunter auch an und wird chronisch. Bei manchen Menschen mit Tinnitus wird das Gehör zudem empfindlicher. Für Menschen mit einer solchen Schallüberempfindlichkeit (Hyperakusis) sind laute Umgebungen unangenehm.

Ein chronischer Tinnitus kann die Lebensqualität einschränken. Auch Schlaf- und Konzentrationsstörungen können die Folge sein. Manche sehr stark Betroffenen ziehen sich zurück und unternehmen weniger. In einigen Fällen kann dies sogar eine Depression begünstigen oder auslösen.

Die Beschwerden und Belastungen, die ein chronischer Tinnitus mit sich bringt, können im Laufe der Zeit aber auch wieder abnehmen.

Wie kann einem Tinnitus vorgebeugt werden?

Es ist für jeden Menschen wichtig, sich vor zu lauten Geräuschen und Lärm zu schützen: Sehr laute Orte sollten daher entweder gemieden oder nur geschützt – zum Beispiel mit Ohrstöpseln – aufgesucht werden. So sinkt das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen. Mit solchen Maßnahmen ist es zudem weniger wahrscheinlich, dass ein schon bestehender Tinnitus chronisch wird.

Wie wird ein Tinnitus diagnostiziert?

Zur Diagnose eines Tinnitus fragt die Ärztin oder der Arzt zuerst nach den genauen Beschwerden: Wie hören sich die Ohrgeräusche an? Wann treten sie auf? Werden sie von anderen Symptomen wie Ohrenschmerzen oder einem Druckgefühl im Ohr begleitet?

Bei einem idiopathischen Tinnitus – also einem Tinnitus ohne erkennbaren Auslöser – sind meistens beide Ohren betroffen. Wird der Tinnitus nur einseitig gehört und geht er mit anderen Beschwerden wie Ohrenschmerzen einher, gibt es vermutlich meistens eine behandelbare Ursache.

Zur Diagnose eines Tinnitus werden meistens auch der Gehörgang untersucht und Hörtests durchgeführt. Darüber hinaus kann eine zahnärztliche Untersuchung sinnvoll sein, um Probleme im Kieferbereich auszuschließen.

Anhand der Untersuchungsergebnisse bestimmt die Ärztin oder der Arzt, um welche Art Tinnitus es sich handelt. Unterschieden wird zwischen folgenden Arten:

  • subjektivem und objektivem Tinnitus: Ein subjektiver Tinnitus kann nur von den Betroffenen selbst wahrgenommen werden. Mögliche Ursachen sind Störungen des Hörapparats oder der zugehörigen Nerven. Bei einem sehr seltenen objektiven Tinnitus können zum Beispiel Pulsgeräusche aus einem verengten Blutgefäß die Ursache sein. Diese Geräusche kann dann die Ärztin oder der Arzt unter Umständen mit einem Stethoskop ebenfalls hören.
  • primärem und sekundärem Tinnitus: Ein primärer oder idiopathischer Tinnitus liegt vor, wenn keine genaue Ursache festzustellen ist. Ein sekundärer Tinnitus hat eine eindeutige Ursache, etwa ein geplatztes Trommelfell oder eine Gefäßerkrankung.
  • akutem und chronischem Tinnitus: Dauern die Ohrgeräusche mehr als 3 Monate an, handelt es sich um einen chronischen Tinnitus.
  • verschiedenen Schweregraden: Ein Tinnitus kann schwach ausgeprägt sein und kaum stören – oder nur ab und zu auftreten und dann vorübergehend belastend sein. Schwerwiegender sind deutliche, andauernd hörbare Ohrgeräusche. Sie können das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, auch weil Schlaf- und Konzentrationsstörungen die Folge sein können.

Wie wird ein Tinnitus behandelt?

Wie ein Tinnitus behandelt wird, hängt von der Ursache ab. Liegt eine bestimmte Erkrankung zugrunde, wird diese behandelt – zum Beispiel Bluthochdruck mit Medikamenten. Kann die auslösende Erkrankung erfolgreich behandelt werden, verschwindet meistens auch der Tinnitus wieder.

Schwieriger ist die Behandlung, wenn sich die Ursache des Tinnitus nicht feststellen lässt. Die Maßnahmen zielen dann in erster Linie darauf ab, die Beschwerden zu lindern und Wege zu finden, die ein gutes Leben trotz Tinnitus ermöglichen. Geht ein Tinnitus mit Hörverlust einher, kommt auch ein Hörgerät infrage.

Zur Behandlung von Ohrgeräuschen werden zudem viele Mittel angeboten: neben pflanzlichen Präparaten und Nahrungsergänzungsmitteln auch Medikamente wie Kortison oder Carbamazepin. Für keines dieser Mittel ist nachgewiesen, dass es bei Tinnitus hilft. Einige davon haben aber Nebenwirkungen.

Am besten untersucht ist die kognitive Verhaltenstherapie, bei der die Betroffenen lernen, besser mit einem chronischen Tinnitus  zurechtzukommen. Mit der Therapie verschwinden die Ohrgeräusche zwar nicht. Die Lebensqualität der Betroffenen kann sich jedoch verbessern.

Setzt ein Tinnitus plötzlich ein, wird häufig sofort eine Infusionstherapie, etwa mit Kochsalz, angeboten – vor allem, wenn der Tinnitus mit einem Hörsturz einhergeht. In manchen Fällen wird auch eine Infusion mit Hydroxyethylstärke (HES) gegeben. Bisher konnten Studien aber nicht belegen, dass Infusionen mit diesem Wirkstoff bei Tinnitus helfen. Vielmehr ist bekannt, dass HES schwere allergische Reaktionen mit Juckreiz am ganzen Körper auslösen kann. 

Vertiefende Informationen, etwa welche Therapien bei einem Tinnitus helfen und welche nicht, lesen Sie unter gesundheitsinformation.de.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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