Nahrungsmittelallergie
ICD-Codes: T78.1 Was ist der ICD-Code?
Nahrungsmittelallergien kommen seltener vor, als manche Menschen denken. Die Beschwerden haben oft andere Gründe. Durch eine sorgfältige Diagnose können Ärzte herausfinden, ob eine Allergie vorliegt, und sie dann gezielt behandeln. So lässt sich auch vermeiden, dass Patientinnen und Patienten auf bestimmte Nahrungsmittel unnötig verzichten. Oft können sie diese Lebensmittel dann weiterhin essen.
Auf einen Blick
- Das Immunsystem reagiert bei Nahrungsmittelallergien auf eigentlich unschädliche Eiweiße, als wären sie Fremdkörper.
- Bereits kleine Mengen eines Lebensmittels reichen aus, um die Allergie hervorzurufen.
- Die Symptome sind sehr unterschiedlich und können verschiedene Organe betreffen.
- Oft schwillt die Mund- und Rachenschleimhaut an.
- Auch Juckreiz, Hautausschläge mit Rötung und Quaddeln sind häufige Symptome.
- Eine Nahrungsmittelallergie haben rund 4 Prozent der Bevölkerung.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was versteht man unter einer Nahrungsmittelallergie?
Übelkeit, Unwohlsein oder Hautausschlag: Bei Menschen mit einer Nahrungsmittelallergie zeigen sich immer wieder die gleichen Symptome. Sie treten schon nach dem Verzehr kleinster Mengen des auslösenden Lebensmittels auf.
Allerdings sind Nahrungsmittelallergien seltener, als viele denken. Die Beschwerden haben oft andere Gründe. Wichtig ist deshalb eine sorgfältige Diagnose. Damit kann die Ärztin oder der Arzt abklären, ob tatsächlich eine Allergie vorliegt, und sie gegebenenfalls gezielt behandeln. Stellt sich heraus, dass keine Allergie vorliegt, können die Lebensmittel oft weiterhin gegessen werden.
Was ist eine Allergie?
Im folgenden Video erfahren Sie, wodurch eine Allergie ausgelöst werden kann und welche Symptome auftreten können.
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Welche Symptome treten bei einer Nahrungsmittelallergie auf?
Wer eine Nahrungsmittelallergie hat, reagiert oft schon beim Verzehr kleiner Mengen eines Lebensmittels. Die Bandbreite der Symptome ist groß und kann verschiedene Organe betreffen.
Mögliche Symptome sind:
- Schwellung der Mund- und Rachenschleimhaut
- Juckreiz
- Hausausschläge mit Rötung
- Quaddelbildung
- Übelkeit
- Magen-Darm-Beschwerden, zum Beispiel Durchfall
- Atemprobleme
Die allergische Reaktion setzt meistens innerhalb einer halben Stunde, spätestens aber einige Stunden nach dem Verzehr des Nahrungsmittels ein.
Eine Nahrungsmittelallergie kann auch zu einer anaphylaktischen Reaktion führen: Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit, Hautausschlag und Schwellungen im Gesicht sind mögliche Symptome. Kommt es zu Schwellungen der Atemwege, kann dies Atemnot hervorrufen.
Bei Allergien auf Obst und Gemüse treten eher leichte Symptome wie Hautausschläge auf. Nüsse oder Schalentiere führen häufiger zu stärkeren allergischen Reaktionen.
Was kann eine Nahrungsmittelallergie auslösen?
Das Immunsystem reagiert bei Nahrungsmittelallergien auf eigentlich harmlose Eiweiße so, als seien sie Fremdkörper.
Manche Menschen neigen genetisch bedingt stärker zu allergischen Reaktionen. Eine Nahrungsmittelallergie kann zudem mit einer Kreuzallergie auf Pollen einhergehen. Das heißt, dass Menschen mit einer Pollenallergie dann auch auf bestimmte Nahrungsmittel allergisch reagieren. Der Grund dafür ist, dass deren Eiweiße denen von Pollen sehr ähneln. Meist sind Birkenpollen der Auslöser, zum Beispiel für eine Kreuzallergie auf Äpfel, Sellerie, Nüsse oder Karotten. Die genauen Ursachen einer Nahrungsmittelallergie sind davon abgesehen aber ungeklärt.
Typische Auslöser sind:
- Erdnüsse, Walnüsse, Haselnüsse
- Hülsenfrüchte
- Kuhmilch, Hühnereier, Soja, Weizen
- Stein- und Kernobst
- Gemüse wie Sellerie oder Möhren
- Fisch und Meeresfrüchte
- Fleisch
Wichtig zu wissen: Kindern reagieren am häufigsten auf Nüsse, Kuhmilch, Soja, Weizen oder Hühnerei allergisch. Erwachsene sind eher gegen Nüsse, Soja, Sellerie oder Meeresfrüchte allergisch. Die meisten Betroffenen reagieren auf ein bis drei verschiedene Nahrungsmittel.
Wie häufig kommen Nahrungsmittelallergien vor?
In Deutschland haben rund 4 Prozent der Bevölkerung eine Nahrungsmittelallergie. Beginnen kann sie in jedem Alter. Der Verlauf ist je nach Auslöser und Alter des Betroffenen sehr unterschiedlich.
Wie lange eine Nahrungsmittelallergie dauert und wie sie sich entwickelt, lässt sich schwer sagen. Kinder, die auf Milcheiweiß, Weizen oder Soja allergisch sind, haben gute Chancen, dass die Beschwerden nach einigen Jahren abklingen. Der Grund: Der Körper lernt, mit den allergieauslösenden Stoffen umzugehen.
Wer erstmals im Erwachsenenalter auf Nahrungsmittel wie Fisch oder Meeresfrüchte reagiert, ist meistens dauerhaft allergisch. Länger anhaltend oder dauerhaft sind oft auch Nussallergien. Rund die Hälfte der Kinder mit einer Nahrungsmittelallergie entwickelt später ein allergisches Asthma oder einen allergischen Schnupfen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Allergie bestehen bleibt, steigt mit der Stärke der Beschwerden. Auch deutliche Reaktionen bei Allergietests geben Hinweise auf eine dauerhafte Allergie.
Wie wird eine Nahrungsmittelallergie diagnostiziert?
Ob eine Nahrungsmittelallergie vorliegt, kann unter anderem mit Haut- und Bluttests untersucht werden. Mit den Tests prüfen Ärztinnen oder Ärzte, ob das Immunsystem auf bestimmte Stoffe übermäßig, also allergisch, reagiert.
Beim Hauttest (Prick-Test) werden mögliche Allergene mit etwas Abstand voneinander auf den Unterarm aufgetragen. Anschließend wird die Haut an diesen Stellen leicht eingeritzt, damit die Substanzen in die Haut gelangen. Dann wird beobachtet, ob sie sich rötet oder juckende Quaddeln entstehen. Bei der Blutuntersuchung prüft die Ärztin oder der Arzt, ob der Körper bestimmte Antikörper (vor allem IgE-Antikörper) gegen ein Nahrungsmittel gebildet hat.
Solche Tests reichen allerdings in der Regel nicht aus, um eine Nahrungsmittelallergie eindeutig abzuklären. Häufig wird daher auch ein Provokationstest durchgeführt: Dabei essen die Betroffenen das verdächtige Nahrungsmittel unter ärztlicher Beobachtung.
Je nach Situation können auch ein Ernährungs- und Beschwerde-Tagebuch oder eine Auslassdiät weiterhelfen.
Wie können Nahrungsmittelallergien behandelt werden?
Bei einer Nahrungsmittelallergie ist es vor allem wichtig, das auslösende Lebensmittel zu vermeiden. Stärkere Beschwerden können kurzfristig auch mit Medikamenten behandelt werden. Arzneimittel werden bei Nahrungsmittelallergien in der Regel nicht dauerhaft verwendet.
Die stärkste Form einer allergischen Reaktion nennt man Anaphylaxie. Dabei reagiert der gesamte Körper und es sind mindestens zwei Organsysteme gleichzeitig betroffen – etwa die Haut und die Atemwege oder der Magen-Darm-Trakt und das Herz-Kreislauf-System. Kommt es zu einer solchen anaphylaktischen Reaktion, wird ein spezielles Notfallset verwendet. Mit den enthaltenen Medikamenten lassen sich schwerwiegende Symptome behandeln. Sie helfen auch, einer Verschlimmerung vorzubeugen.
Zudem ist es möglich, schwere Allergien im Notfalldatensatz auf der elektronischen Gesundheitskarte zu speichern.
Vertiefende Informationen, etwa zur Behandlung einer Nahrungsmittelallergie, finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Was sollte ich noch wissen?
Weitere Informationen zum Krankheitsbild Nahrungsmittelallergie finden Sie auch auf allergieinformationsdienst.de.
- Biedermann T, Heppt W, Renz H, Röcken M (Ed). Allergologie. Berlin 2016.
- de Silva D, Geromi M, Panesar SS, Muraro A, Werfel T, Hoffmann-Sommergruber K et al. Acute and long-term management of food allergy: systematic review. Allergy 2014; 69(2): 159-167. Aufgerufen am 26.06.2024.
- Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 061-031. 2021.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). AR101 (Erdnussallergie): Dossierbewertung; Auftrag A21-135. 2022.
- Kurowski K, Boxer RW. Food allergies: detection and management. Am Fam Physician 2008; 77(12): 1678-1686. Aufgerufen am 01.06.2020.
In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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