Krankheiten Scheidensenkung und Gebärmuttersenkung

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Bindegewebe im Beckenboden schwächen, was dazu führen kann, dass die Gebärmutter, die Harnblase oder der Mastdarm absinken. Mit einem Training des Beckenbodens, therapeutischen Pessaren oder einer Operation lässt sich eine solche Organsenkung behandeln.

Auf einen Blick

  • Ist das Bindegewebe im Beckenboden geschwächt, können die Gebärmutter (Uterus), die Vagina, die Harnblase oder der Enddarm absinken.
  • Das kann unter anderem zu Druckgefühlen im Unterleib, Blasenproblemen und Verdauungsbeschwerden führen.
  • Bei rund der Hälfte der Frauen kommt es im Lauf des Lebens zu einer leichten Schwächung des Beckenbodens.
  • Eine Organsenkung, die belastende Beschwerden verursacht, haben schätzungsweise 5 Prozent aller Frauen. 
  • Beckenbodentraining und Pessare können die Beschwerden lindern.
  • Manchmal kommt eine Operation infrage, bei der die Organe im Becken stabilisiert werden.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Scheidensenkung: Eine Frau sitzt in einem Behandlungszimmer und führt ein Gespräch mit einer Ärztin.

Was ist eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Im Normalfall werden die inneren Organe des Körpers durch Bindegewebe und Muskeln so stabil gehalten, dass sie an ihrem Platz bleiben. Bei Frauen kann das Bindegewebe im Beckenboden aber aus verschiedenen Gründen geschwächt sein.

Die Gebärmutter, die Harnblase oder der Mastdarm können dann absinken. Manchmal sinken die Organe so weit ab, dass sich die Scheide durch ihre Öffnung stülpt oder die Gebärmutter aus der Scheide austritt. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen dies als einen Scheiden- oder Gebärmuttervorfall (Genitalprolaps). Zusammenfassend wird auch oft von einer „Beckenbodensenkung“ gesprochen.

Am häufigsten ist die Blasensenkung. Die Blase drückt dabei nach unten und gegen die Vagina (Scheide). Da das Bindegewebe mehrere Organe trägt, sinken sie häufig zusammen ab. Behandeln lässt sich eine Organsenkung insbesondere durch Beckenbodentraining, therapeutische Silikonstützen (Pessare) oder eine Operation.

Welche Symptome weisen auf eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung hin?

Bei Frauen, die nur eine leichte Schwächung des Beckenbodens haben, treten häufig gar keine Beschwerden auf. Wenn die Organe stärker absinken, kann es aber zu folgenden Beschwerden kommen:

  • Gefühl, dass etwas nach unten drückt
  • Gefühl, einen Fremdkörper im Unterleib zu haben
  • Blasenschwäche, häufiger Harndrang oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • ziehende Unterbauchschmerzen
  • Schmerzen oder Probleme beim Geschlechtsverkehr
  • Schwierigkeiten beim Stuhlgang
  • Rücken- und Kreuzschmerzen
  • Druckgeschwüre und Blutungen in der Vagina

Schmerzen, Druck- und Fremdkörpergefühle treten insbesondere im Stehen, beim Laufen oder beim Stuhlgang auf. Im Liegen lassen diese Beschwerden häufig nach.

Manchmal sinken die Organe so weit nach unten, dass sich die Vagina nach außen stülpt oder ein Teil der Gebärmutter (Uterus) sichtbar aus der Vagina herausragt. Ein solcher Scheiden- oder Gebärmuttervorfall (Vaginal- oder Uterusprolaps) ist meist besonders belastend – körperlich, aber auch seelisch. 

Viele betroffene Frauen mit einer starken Senkung haben Schamgefühle. Auch das Sexualleben kann stark beeinträchtigt sein.

Welche Ursachen gibt es für eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung

Der Beckenboden schließt das Becken nach unten hin ab. Er besteht aus Muskeln und Bindegewebe und stabilisiert die Organe im Becken. Verursacht werden Organsenkungen von zu schwachen Muskeln und einem zu schwachen Bindegewebe im Beckenboden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dabei von Beckenbodenschwäche (Beckenboden-Insuffizienz). Bei manchen Frauen ist ein schwächeres Bindegewebe erblich bedingt.

Weitere Einflüsse sind:

  • vaginale Geburten: Sie können den Beckenboden schwächen und schädigen. Dauert die Austrittsphase während der Geburt lange, steigt das Risiko für eine Schädigung. Auch wenn das Kind bei der Geburt mehr als 4000 Gramm wiegt oder per Zange oder Saugglocke entbunden wurde, erhöht sich das Risiko. Nach einem Kaiserschnitt ist das Risiko für eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung nicht erhöht.
  • Alter: Muskeln und Bindegewebe werden im Lauf der Jahre schwächer. Die Haltestrukturen im Beckenboden können dadurch weniger stabil werden.
  • Gewicht: Bei Frauen mit starkem Übergewicht (Adipositas) kommt eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung häufiger vor.

Möglicherweise kann auch Druck auf den Beckenboden das Bindegewebe schwächen – etwa durch Belastungen wie schweres Heben und Tragen, chronischen Husten oder häufige Verstopfung. Allerdings ist dies bisher nur wenig untersucht. Welchen Einfluss solche Belastungen haben, ist daher unklar.

Ungeklärt ist auch, ob eine Entfernung der Gebärmutter das Risiko für eine Organsenkung erhöht. Es wird jedoch vermutet, dass Darm und Blase nach einer Gebärmutterentfernung weniger Halt haben und leichter absinken.

Wie häufig kommt es zu einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Bei rund der Hälfte der Frauen kommt es im Lauf des Lebens zu einer leichten Schwächung des Beckenbodens, jedoch meist ohne größere Beschwerden. Schätzungsweise 5 Prozent aller Frauen haben eine Organsenkung, die zu belastenden Beschwerden führt.

Schätzungsweise 5 Prozent aller Frauen haben eine Organsenkung, die zu Beschwerden führt.

Wie entwickelt sich eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Bei einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung unterscheidet man vier Stufen. Der Grad hängt davon ab, wie tief Harnblase, Gebärmutter, Vagina oder Darm abgesunken sind.

  • Grad 1: Die Organe sinken nur leicht ab.
  • Grad 2: Die Organe sind bis zum Ausgang der Vagina abgesunken.
  • Grad 3: Vagina oder Gebärmutter wölben sich bis zu einem Zentimeter aus der Öffnung der Vagina heraus.
  • Grad 4: Vagina oder Gebärmutter treten zu einem großen Teil aus der Öffnung der Vagina heraus.

Meistens bleibt es bei einer leichten Absenkung. Diese kann sich sogar nach ein paar Monaten oder Jahren wieder zurückbilden – beispielsweise, wenn es nach einer Geburt dazu gekommen ist. Organsenkungen können aber auch langsam fortschreiten.

Rund die Hälfte der Frauen mit einer leichten Organsenkung (Grad 1 oder 2) hat zusätzlich eine Blasenschwäche. Diese Form der Blasenschwäche bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner auch als Stress- oder Belastungsinkontinenz. Der Grund: Die Blase kann dem Druck, der zum Beispiel beim Husten, Niesen oder beim Sport auftritt, nicht mehr standhalten und lässt ungewollt etwas Urin ab.

Menschen mit einer Organsenkung des Grades 3 oder 4 haben hingegen eher Schwierigkeiten, die Blase zu entleeren. Denn durch das stärkere Absinken der Organe kann die Harnröhre abknicken.

Wie lässt sich einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung vorbeugen?

Wer regelmäßig den Beckenboden trainiert, kann damit die Beckenmuskeln stärken und den Beckenboden festigen. Nach einer Geburt kann Rückbildungsgymnastik den Beckenboden wieder kräftigen. Empfohlen wird manchmal auch, keine schweren Dinge zu heben oder zu tragen. Das dient dazu, den Beckenboden zu entlasten.

Druck auf den Beckenboden lässt sich durch die Behandlung von chronischem Husten und chronischer Verstopfung verringern. Es ist jedoch nicht ausreichend untersucht, ob diese Maßnahmen oder auch eine Gewichtsabnahme eine Organsenkung tatsächlich verhindern können.

Wie diagnostiziert man eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Anlass für den Besuch bei einer Ärztin oder einem Arzt sind häufig allgemeine Unterleibsbeschwerden oder Blasenprobleme. Eine starke Organsenkung fällt bereits bei der Untersuchung der Vagina auf. Eine leichte Senkung kann die Ärztin oder der Arzt durch Abtasten der Organe im Becken feststellen – von außen und über die Vagina.

Zudem wird die Vagina mit einem Spiegelinstrument (Spekulum) untersucht. Durch eine Tastuntersuchung des Darms durch den After kann die Ärztin oder der Arzt die Lage der Organe im hinteren Teil des Beckens beurteilen. In der Regel reichen diese Untersuchungen aus, um eine Organsenkung festzustellen und den Schweregrad zu bestimmen.

Mit dem sogenannten Husten-Stresstest wird geprüft, ob eine Belastungsinkontinenz vorliegt. Dies ist der Fall, wenn bei kräftigem Husten Urin abgeht.

Bei Beschwerden mit dem Wasserlassen kann eine Restharnbestimmung durchgeführt werden. Dafür geht man zunächst zur Toilette und entleert die Blase so weit wie möglich. Die Ärztin oder der Arzt prüft dann mit einem Ultraschallgerät, ob in der Blase noch Urin vorhanden ist.

Wie wird eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt?

Wie eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt wird, hängt vor allem davon ab, ob Beschwerden auftreten. Wie stark die Organsenkung ausgeprägt ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Welche Behandlung geeignet ist, hängt unter anderem von folgenden Punkten ab:

  • welche Beschwerden sich bessern sollen und wie belastend sie sind
  • das Alter der Frau
  • ob noch ein Kinderwunsch besteht
  • ob die Gebärmutter erhalten werden soll
  • welches Organ sich abgesenkt hat und wie stark
  • wie gut nicht operative Behandlungen helfen
  • ob eine Blasenschwäche oder weitere Erkrankungen vorliegen
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Scheiden- oder Gebärmuttersenkung: Beckenbodentraining, therapeutische Pessare oder eine Operation.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung zählen:

  • Beckenbodentraining zur Stärkung der Muskeln
  • Therapeutische Pessare: Unterschiedlich große Schalen, Würfel oder Ringe aus Gummi oder Silikon werden in die Vagina eingeführt und sollen die Organe im Becken stützen. Sie sollten individuell angepasst werden. Solche Pessare sind nicht zu verwechseln mit Pessaren, mit denen man verhüten kann.
  • Operation: Dabei werden die Organe im Becken angehoben, stabilisiert und das Bindegewebe gestärkt. Manchmal wird auch eine Gebärmutterentfernung erwogen.

Manche Frauen mit einer Organsenkung können ihre Beschwerden durch Beckenbodentraining oder durch ein therapeutisches Pessar ausreichend lindern. Manchmal werden auch hormonelle Mittel empfohlen, beispielsweise Vaginalcremes. Dass sie gegen Senkungsbeschwerden helfen, ist jedoch nicht belegt. Sie können aber die Schleimhaut schützen, wenn ein Pessar verwendet wird, sowie das Einführen erleichtern. 

Helfen diese Behandlungen nicht, nehmen die Beschwerden weiter zu oder tritt die Gebärmutter weiter aus der Scheide heraus, kann ein operativer Eingriff eine Alternative sein. In der Regel bleibt die Gebärmutter dabei erhalten.

Die Entscheidungshilfe von gesundheitsinformation.de kann Sie bei einer Gebärmuttersenkung darin unterstützen, eine geeignete Behandlung zu wählen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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