Scheidensenkung und Gebärmuttersenkung

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Bindegewebe im Beckenboden schwächen, was dazu führen kann, dass die Gebärmutter, die Harnblase oder der Mastdarm absinken. Mit einem Training des Beckenbodens, therapeutischen Pessaren oder einer Operation lässt sich eine solche Organsenkung behandeln.

Auf einen Blick

  • Bei Frauen kann es aus unterschiedlichen Gründen zu einer Schwächung des Bindegewebes im Beckenboden kommen.
  • Das kann zur Folge haben, dass die Gebärmutter, die Harnblase oder der Mastdarm absinken.
  • Die Organe sinken ab, wenn Muskeln und Bindegewebe im Beckenboden nicht mehr fest genug sind.
  • Bei rund der Hälfte der Frauen kommt es im Lauf des Lebens zu einer leichten Schwächung des Beckenbodens.
  • Eine Organsenkung, die Beschwerden verursacht, haben schätzungsweise 3 Prozent aller Frauen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Scheidensenkung: Eine Frau sitzt in einem Behandlungszimmer und führt ein Gespräch mit einer Ärztin.

Was ist eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Im Normalfall sind die inneren Organe des Körpers durch Bindegewebe und Muskeln so fest miteinander verbunden, dass sie an ihrem Platz bleiben. Bei Frauen kann das Bindegewebe im Beckenboden aber aus verschiedenen Gründen geschwächt sein.

Die Gebärmutter, die Harnblase oder der Mastdarm können dann absinken. Manchmal sinken die Organe so weit ab, dass sich die Scheide durch ihre Öffnung stülpt oder die Gebärmutter aus der Scheide austritt. Ärztinnen und Ärzte bezeichnen dies als einen Scheiden- oder Gebärmuttervorfall (Genitalprolaps).

Am häufigsten ist die Blasensenkung. Die Blase drückt dabei nach unten und gegen die Scheidenwand. Weil die Organe miteinander verbunden sind, sinken sie häufig zusammen ab. Behandeln lässt sich eine Organsenkung insbesondere durch Beckenbodentraining, therapeutische Silikonstützen (Pessare) oder eine Operation.

Welche Symptome weisen auf eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung hin?

Bei Frauen, die nur eine leichte Schwächung des Beckenbodens haben, treten häufig gar keine Beschwerden auf. Wenn die Organe stärker absinken, kann es aber zu folgenden Beschwerden kommen:

  • Gefühl, dass etwas nach unten drückt
  • Gefühl, einen Fremdkörper im Unterleib zu haben
  • Blasenschwäche, häufiger Harndrang oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • ziehende Unterbauchschmerzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Schwierigkeiten beim Stuhlgang
  • Rücken- und Kreuzschmerzen
  • Druckgeschwüre und Blutungen in der Scheide

Schmerzen, Druck- und Fremdkörpergefühle treten insbesondere im Stehen, beim Laufen oder beim Stuhlgang auf. Im Liegen lassen diese Beschwerden häufig nach. Eine schwere Belastung ist es, wenn Scheide und Gebärmutter aus der Scheidenöffnung hervortreten und sich sichtbar nach außen stülpen.

Auch das Sexualleben ist dann stark beeinträchtigt. Viele Frauen mit einer starken Senkung haben zudem Schamgefühle.

Welche Ursachen gibt es für eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung

Verursacht werden Organsenkungen von zu schwachen Muskeln und einem zu schwachen Bindegewebe im Beckenboden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dabei von Beckenbodenschwäche (Beckenbodeninsuffizienz). Bei manchen Frauen ist ein schwächeres Bindegewebe erblich bedingt.

Weitere Einflüsse sind:

  • vaginale Geburten: Sie können den Beckenboden schwächen und schädigen. Nach einem Kaiserschnitt ist das Risiko für eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung nicht erhöht.
  • Alter: Muskeln und Bindegewebe werden im Lauf der Jahre schwächer. Die Haltestrukturen im Beckenboden können dadurch weniger stabil werden.
  • Gewicht: Bei Frauen mit starkem Übergewicht (Adipositas) kommt eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung häufiger vor.

Möglicherweise kann auch Druck auf den Beckenboden das Bindegewebe schwächen – etwa durch Belastungen wie schweres Heben und Tragen, chronischen Husten oder häufige Verstopfung. Allerdings ist dies bisher nur wenig untersucht. Welchen Einfluss solche Belastungen haben, ist daher unklar.

Ungeklärt ist zudem, ob eine Entfernung der Gebärmutter das Risiko für eine Organsenkung erhöht. Es wird jedoch vermutet, dass Darm und Blase nach einer Gebärmutterentfernung weniger Halt haben und leichter absinken.

Wie häufig kommt es zu einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Bei rund der Hälfte der Frauen kommt es im Lauf des Lebens zu einer leichten Schwächung des Beckenbodens. Schätzungsweise 3 Prozent aller Frauen haben eine Organsenkung, die zu Beschwerden führt.

Schätzungsweise 3 Prozent aller Frauen haben eine Organsenkung, die zu Beschwerden führt.

Wie entwickelt sich eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Bei einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung unterscheidet man vier Grade. Der Grad hängt davon ab, wie tief Harnblase, Gebärmutter oder Darm abgesunken sind.

  • Grad 1: Die Organe sinken nur leicht ab.
  • Grad 2: Die Organe sind bis zum Scheidenausgang abgesunken.
  • Grad 3: Scheide oder Gebärmutter treten bis zu einem Zentimeter aus der Scheidenöffnung heraus.
  • Grad 4: Scheide oder Gebärmutter treten zu einem großen Teil aus der Scheidenöffnung heraus.

Meistens bleibt es bei einer leichten Absenkung. Solche leichten Absenkungen können sich sogar nach ein paar Monaten oder Jahren wieder zurückbilden. Organsenkungen können aber auch langsam fortschreiten.

Rund die Hälfte der Frauen mit einer leichten Organsenkung (Grad 1 oder 2) haben zudem eine Blasenschwäche. Diese Form der Blasenschwäche bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner auch als Stress- oder Belastungsinkontinenz. Der Grund: Die Blase kann dem Druck, der zum Beispiel beim Husten, Niesen oder beim Sport auftritt, nicht mehr standhalten und lässt ungewollt etwas Urin ab.

Menschen mit einer Organsenkung des Grades 3 oder 4 haben hingegen eher Schwierigkeiten, die Blase zu entleeren. Denn durch das stärkere Absinken der Organe kann die Harnröhre abknicken.

Wie lässt sich einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung vorbeugen?

Wer regelmäßig den Beckenboden trainiert, kann damit die Beckenmuskeln stärken und den Beckenboden festigen. Nach einer Geburt kann Rückbildungsgymnastik den Beckenboden wieder kräftigen. Empfohlen wird manchmal auch, keine schweren Dinge zu heben oder zu tragen. Das dient dazu, den Beckenboden zu entlasten. Druck auf den Beckenboden lässt sich durch die Behandlung von chronischem Husten und chronischer Verstopfung verringern. Es ist jedoch nicht ausreichend untersucht, ob diese Maßnahmen oder auch eine Gewichtsabnahme eine Organsenkung tatsächlich verhindern können.

Wie diagnostiziert man eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung?

Anlass für einen Arztbesuch bei einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung sind häufig allgemeine Unterleibsbeschwerden oder Blasenprobleme. Eine starke Organsenkung fällt bereits bei der Untersuchung der Scheide auf. Eine leichte Senkung kann die Ärztin oder der Arzt durch Abtasten der Organe im Becken feststellen – von außen und über die Scheide.

Zudem wird die Scheide mit einem Spiegelinstrument (Spekulum) untersucht. Durch eine Tastuntersuchung des Darms durch den After kann die Ärztin oder der Arzt die Lage der Organe im hinteren Teil des Beckens beurteilen. In der Regel reichen diese Untersuchungen aus, um eine Organsenkung festzustellen und den Schweregrad zu bestimmen.

Mit dem sogenannten Husten-Stresstest lässt sich zudem prüfen, ob eine sogenannte Belastungsinkontinenz vorliegt. Dies ist der Fall, wenn bei kräftigem Husten Urin abgeht.

Bei Beschwerden mit dem Wasserlassen kann eine Restharnbestimmung durchgeführt werden. Dafür geht man zunächst zur Toilette und entleert die Blase so weit wie möglich. Die Ärztin oder der Arzt prüft dann mit einem Ultraschallgerät, ob in der Blase noch Urin vorhanden ist.

Wie wird eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt?

Wie eine Scheiden- und Gebärmuttersenkung behandelt wird, hängt vor allem davon ab, ob Beschwerden auftreten. Wie stark die Organsenkung ausgeprägt ist, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Welche Behandlung sich eignet, ist unter anderem abhängig davon:

  • welche Beschwerden sich bessern sollen und wie belastend sie sind
  • wie alt man ist
  • ob noch ein Kinderwunsch besteht
  • ob die Gebärmutter erhalten werden soll
  • welches Organ sich abgesenkt hat und wie stark
  • wie gut nicht operative Behandlungen helfen
  • ob eine Blasenschwäche oder weitere Erkrankungen vorliegen
Behandlungsmöglichkeiten bei einer Scheiden- oder Gebärmuttersenkung: Beckenbodentraining, therapeutische Pessare oder eine Operation.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten einer Scheiden- und Gebärmuttersenkung zählen:

  • Beckenbodentraining zur Stärkung der Muskeln
  • Therapeutische Pessare: Dabei handelt es sich um unterschiedlich große Schalen, Würfel oder Ringe aus Gummi oder Silikon. Ein Pessar wird in die Scheide eingeführt und soll die Organe im Becken stützen. Solche Pessare sind nicht zu verwechseln mit Pessaren, mit denen man verhüten kann.
  • Operation: Dabei werden die Organe im Becken angehoben und stabilisiert. Manchmal wird auch eine Gebärmutterentfernung erwogen.

Manche Frauen mit einer Organsenkung können ihre Beschwerden durch Beckenbodentraining oder durch ein therapeutisches Pessar ausreichend lindern. Hilft beides nicht, nehmen die Beschwerden weiter zu oder tritt die Gebärmutter weiter aus der Scheide heraus, kann ein operativer Eingriff eine Alternative sein. In der Regel bleibt die Gebärmutter dabei erhalten.

Die Entscheidungshilfe von gesundheitsinformation.de kann Sie bei einer Gebärmuttersenkung darin unterstützen, eine geeignete Behandlung zu wählen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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