Vulvakarzinom

Vulvakarzinome traten früher fast nur bei älteren Frauen auf. Heute erkranken immer mehr junge Frauen. Häufig lösen Humane Papillomviren (HPV) ein Vulvakarzinom aus. Dem kann eine HPV-Impfung vorbeugen.

Auf einen Blick

  • Vorstufen von Vulvakarzinomen entstehen oft durch Humane Papillomviren (HPV).
  • Um HPV-bedingten Tumoren vorzubeugen, gibt es die HPV-Impfung.
  • Krebsvorstufen des Vulvakarzinoms treten in den letzten Jahren immer häufiger auf und betreffen auch vermehrt jüngere Frauen.
  • Wird Vulvakrebs rechtzeitig erkannt und der Tumor komplett entfernt, sind die Heilungschancen gut.
  • Die Prognose hängt ganz entscheidend davon ab, ob Lymphknoten befallen sind.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Vulvakarzinom: Eine Ärztin sitzt in einem Labor und schaut durch ein Miskroskop.

Was ist ein Vulvakarzinom?

Grafische Darstellung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane: Venushügel, Kitzler, Scheidenvorhof, Scheideneingang, After, Damm, kleine Schamlippen, Harnröhre, große Schamlippen.

Das Vulvakarzinom ist eine Krebserkrankung der äußeren Geschlechtsorgane bei der Frau. Dazu gehören die großen und die kleinen Schamlippen, die Klitoris, der Scheidenvorhof und die äußere Harnröhrenöffnung sowie der Schamhügel und der Damm.

Vulvakrebs kann sich aus Vorstufen entwickeln. Fachleute kürzen sie mit „VIN“ ab. Das steht für „vulväre intraepitheliale Neoplasien“: Die meisten Vorstufen werden durch Humane Papillomviren (HPV) verursacht. Unbehandelt bleiben Vorstufen bestehen, manchmal bilden sie sich zurück oder sie gehen in Krebs über, der in das umliegende Gewebe einwächst.

Daneben gibt es wesentlich seltener Vorstufen, die unabhängig von HPV auftreten. Eine weitere seltene Vorstufe des Vulvakarzinoms ist der sogenannte Morbus Paget der Vulva.

Liegt ein Vulvakarzinom vor, sind die Krebszellen über die Haut und Schleimhaut der Vulva hinaus ins Bindegewebe hineingewachsen.

Vulvakarzinome treten meist bei älteren Frauen nach der letzten Regelblutung (Menopause) auf. Häufig stehen sie dann nicht in Verbindung mit einer HPV-Infektion. HPV-bedingte Vulvakarzinome nehmen allerdings zu – insbesondere bei jüngeren Frauen.

Wichtig zu wissen: Vulvakarzinome sind nicht zu verwechseln mit Vaginalkarzinomen. Diese entstehen in der Scheide. Das ist der mit Schleimhaut ausgekleidete Muskelschlauch im kleinen Becken, der die Vulva mit der Gebärmutter verbindet.

Welche Symptome können bei einem Vulvakarzinom auftreten?

Bei Vulvakrebs treten die Symptome selten bereits in einer frühen Phase der Erkrankung auf. Ein typisches Erscheinungsbild gibt es nicht. Häufig kommt es jedoch zu Juckreiz, der auch schon bei Vorstufen auftritt.

Symptome bei einem Vulvakarzinom sind: Juckreiz, Schmerzen, Brennen, Probleme beim Wasserlassen und Veränderungen im Genitalbereich.

Daneben sind mögliche Beschwerden:

  • Schmerzen
  • Brennen
  • Probleme beim Wasserlassen und
  • sichtbare oder tastbare Veränderungen im Genitalbereich.

Symptome wie Juckreiz im Genitalbereich oder Probleme beim Wasserlassen treten nicht nur beim Vulvakarzinom auf, sondern häufig auch bei gutartigen Erkrankungen. Wenn diese Beschwerden länger anhalten, empfiehlt sich ein Arztbesuch. Hausärzte oder Frauenärzte können die Auslöser der Beschwerden bereits gut eingrenzen und bei Bedarf weitere diagnostische Schritte einleiten.

Vulvakarzinom: Welche Ursachen und Risikofaktoren gibt es?

Zu den Hauptrisikofaktoren für Vulvakarzinome und ihre Vorstufen zählen Infektionen mit dem Humanen Papillomvirus (HPV) an den äußeren weiblichen Geschlechtsorganen.

Frauen mit HPV-bedingten Vorstufen und Krebserkrankungen an Gebärmutterhals, Scheide oder After haben auch ein erhöhtes Risiko für Gewebeveränderungen an der Vulva.

Patientinnen, bei denen das Immunsystem beispielsweise nach einer Organtransplantation oder durch eine HIV-Erkrankung beeinträchtigt ist, haben ebenfalls ein höheres Risiko, an einem Vulvakarzinom zu erkranken.

Experten haben festgestellt, dass es bei Raucherinnen oder Patientinnen mit bestimmten chronischen Hauterkrankungen der Vulva häufiger zu einem Vulvakarzinom kommt. Eine solche chronische Hautkrankheit ist beispielsweise der sogenannte Lichen sclerosus.

Wie häufig treten Vulvakarzinome auf?

Das Vulvakarzinom ist die vierthäufigste Krebserkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Im Jahr 2020 wurden rund 3.100 Neuerkrankungen registriert.

Meist sind Frauen über 70 Jahren betroffen. In den letzten Jahren gibt es jedoch eine Zunahme der Neuerkrankungen, insbesondere bei jüngeren Frauen. Dieser Anstieg wird auf die Zunahme von Infektionen mit dem Humanen Papillomvirus (HPV) zurückgeführt.

Vulvakarzinome: Gibt es vorbeugende Maßnahmen?

Impfungen gegen Humane Papillomviren (HPV) können HPV-Infektionen und damit den Vorstufen von Vulvakrebs vorbeugen. Die Impfung wird Mädchen (und Jungen) im Alter von 9 bis 14 Jahren empfohlen. Bis zum Alter von 17 Jahren übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten einer Nachhol-Impfung.

Wichtig zu wissen: Die Impfung deckt nicht alle krebsauslösenden HPV-Typen ab. Deshalb sollten auch geimpfte Frauen weiterhin an der Krebs-Früherkennung teilnehmen.

Antworten auf häufigen Fragen zur HPV-Impfung finden Sie auf der Webseite des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Gibt es Angebote zur Früherkennung von Vulvakarzinomen?

Ein gezieltes gesetzliches Früherkennungsprogramm für das Vulvakarzinom und seine Vorstufen gibt es derzeit in Deutschland nicht.

Ab dem Alter von 20 Jahren gehört es jedoch zur jährlichen kostenlosen frauenärztlichen Untersuchung, dass die Ärztin oder der Arzt auch die gesamte Vulva mit untersucht.

Wie werden Vulvakarzinome diagnostiziert?

Die Ärztin oder der Arzt betrachtet bei einer frauenärztlichen Untersuchung die äußeren Geschlechtsorgane eingehend. Dabei können die Mediziner beurteilen, ob das Gewebe im Bereich der Vulva verändert ist. Zur genaueren Untersuchung können Frauenärzte auch eine Lupe verwenden. Bei Verdacht auf ein Karzinom oder eine Krebsvorstufe entnehmen sie eine Gewebeprobe (Biopsie), die im Labor untersucht wird.

Ist die Erkrankung schon fortgeschritten und über die Haut und Schleimhaut der Vulva hinausgewachsen, kommen weitere Untersuchungen hinzu: Dies sind bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder eine Spiegelung von Nachbarorganen wie Blase und Enddarm.

Wichtig ist außerdem die Frage, ob und wie viele Lymphknoten befallen sind. Je mehr Lymphknoten betroffen sind, desto schlechter ist die Prognose. Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin kann Veränderungen der Lymphknoten entweder von außen tasten oder anhand einer CT- oder MRT-Untersuchung beurteilen.

Wie werden Vulvakarzinome behandelt?

Patientinnen mit Vulvakrebs oder einer Vorstufe sollten zur Behandlung möglichst in ein spezialisiertes Zentrum gehen. Dort arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen, die auf Krebsbehandlungen spezialisiert sind.

Die Ärzte entscheiden gemeinsam mit der betroffenen Patientin, welche Behandlung infrage kommt und mit welchen Kurz- und Langzeitfolgen zu rechnen ist. Neben dem Tumorstadium, der individuellen Lebenssituation und dem Allgemeinzustand der Patientin sind auch ihre Wünsche wichtig.

Da bei den Vulvakarzinomen und ihren Vorstufen die Tumorzellen unterschiedlich weit in gesundes Gewebe eingedrungen sind, gibt es teils deutliche Unterschiede in der Behandlung.

Wichtig zu wissen: Scheidenkrebs-Erkrankungen (Vaginalkarzinome) und deren Vorstufen werden ähnlich behandelt wie Vulvakarzinome.

Wenn Sie Fragen zur Behandlung von Vaginalkarzinom haben, können Sie sich an den Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum wenden.

Bei Vorstufen

Leichte Vorstufen des Vulvakarzinoms, die durch eine Infektion mit dem humanen Papillomvirus (HPV) ausgelöst wurden, müssen zunächst nicht behandelt werden. Wichtig ist dabei, dass die Patientin diesem Vorgehen zustimmt und selbst auf neu auftretende Symptome und Beschwerden achtet. Die Ärztin oder der Arzt kontrollieren die betroffenen Stellen regelmäßig.

Stärker veränderte HPV-bedingte Krebsvorstufen entfernen Ärzte bevorzugt mittels Laser.

Krebsvorstufen ohne Nachweis einer HPV-Infektion und den Morbus Paget entfernen Ärzte mit einer Operation.

Bei einem invasiven Vulvakarzinom

Sind die Tumorzellen schon weiter in das umgebende Gewebe eingewachsen, entfernt die Ärztin oder der Arzt den Tumor operativ und möglichst vollständig. Die gynäkologischen Chirurgen versuchen, die Vulva mit plastischen Verfahren wiederherzustellen.

Bei großen Tumoren empfehlen die Ärzte manchmal vor einer Operation eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie, um den Tumor zu verkleinern. Die Strahlen-Chemotherapie kann auch eine Alternative sein, wenn die Patientin die Operation ablehnt oder eine Operation nicht möglich ist.

Hat sich der Tumor im Beckenbereich weiter ausgebreitet, ist die Strahlen-Chemotherapie die Behandlung der Wahl. Wächst das Karzinom in Nachbarorgane ein, kann eine komplette oder teilweise Entfernung der Beckenorgane notwendig werden.

Sind Lymphknoten in Leiste und Becken von Krebszellen befallen, entfernen die Ärzte die Lymphknoten zunächst operativ. Abhängig vom Tumorstadium sind weitere Behandlungen erforderlich, beispielsweise eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie oder eine alleinige Bestrahlung.

Bei Fernmetastasen

Wenn der Krebs in weiter entfernte Organe gestreut hat, sich also Fernmetastasen gebildet haben, ist eine Heilung meist nicht möglich. Unter Umständen kommt dann eine Chemotherapie in Frage. Die Ärzte versuchen in Absprache mit der Patientin in dieser Phase vor allem, Beschwerden zu lindern und die Betroffene optimal zu begleiten.

Bei einem Rückfall

Kommt der Krebs nach einer erfolgreichen Behandlung wieder, hat sich also ein Rezidiv gebildet, orientiert sich die Behandlung an folgenden Faktoren:

  • Welche Vorbehandlung wurde durchgeführt?
  • Handelt es sich um einen örtlichen Rückfall?
  • Hat der Tumor in andere Organe gestreut (Fernmetastasen)?
  • Wie viele Lymphknoten sind befallen?

Bei Rückfällen entfernen Ärzte in der Regel den neu aufgetretenen Tumor in einer Operation. Ist das nicht möglich, stehen eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie oder eine alleinige Bestrahlung der Vulva zur Verfügung. Bei Lymphknotenrezidiven sind Operation, Bestrahlung und Chemotherapie mögliche Therapien. Fernmetastasen bei einem Rückfall werden ebenso behandelt wie bei einer Erstdiagnose.

Wie wird Krebs behandelt?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie Krebserkrankungen behandelt werden können.

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Es gelten die dort bekanntgegebenen Datenschutzhinweise.

Wie laufen die genannten Therapien ab, welche Nebenwirkungen sind möglich und was kann man dagegen tun? Detaillierte Beschreibungen zu den genannten Behandlungsverfahren finden Sie auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Welche Nachsorge kommt beim Vulvakarzinom und seinen Vorstufen in Frage?

Die Nachsorge konzentriert sich insbesondere darauf

  • einen möglichen Rückfall frühzeitig zu entdecken
  • Folgeerscheinungen der Erkrankung und der Therapie zu erkennen und zu behandeln
  • die Lebensqualität wiederherzustellen und zu erhalten

Liegt gleichzeitig die chronische Hauterkrankung Lichen sclerosus vor, ist eine lebenslange Nachsorge notwendig. Das gilt auch nach der Behandlung von Krebsvorstufen des Vulvakarzinoms.

Die Nachsorge erfolgt in den ersten 5 Jahren engmaschig. Betroffene haben mehrere Nachsorgetermine im Jahr. Ab dem 6. Jahr nach der Diagnose können Frauen dann einmal im Jahr zur Nachsorge gehen.

Im Rahmen der Nachsorge untersucht die Ärztin oder der Arzt die Patientin körperlich, führt bildgebende Untersuchungen durch und entnimmt Gewebe (Stanzbiopsie) aus verdächtigen Herden der Vulva.

Was kann eine Nachsorge leisten und was nicht? Und wer koordiniert sie? Auf der Website des Krebsinformationsdienstes, Deutsches Krebsforschungszentrum können Sie wichtige Aspekte der onkologischen Nachsorge nachlesen.

Leben mit und nach einem Vulvakarzinom – wie sieht das aus?

Die Vulva liegt anatomisch in der Nähe der Harnblase und des Darms. Deswegen leiden manche Patientinnen infolge der Behandlung darunter, dass sie die Urin- oder Stuhlausscheidung nicht mehr richtig kontrollieren können. Fachleute sprechen dann von einer Inkontinenz.

Eine Maßnahme gegen die Inkontinenz ist ein gezieltes Beckenbodentraining, das beispielsweise Physiotherapeuten anbieten. Hilfreich sind bei einer Inkontinenz auch Vorlagen, spezielle Inkontinenz-Hosen oder bei machen Frauen ein Katheter zum Ableiten des Urins.

Mit einer gezielten unterstützenden Therapie (Supportivtherapie) können weitere mögliche Nebenwirkungen der Behandlung gelindert werden. Dazu gehören beispielsweise eine veränderte Beschaffenheit der Vulva, eine Verengung der Scheide, Entzündungen der Schleimhäute oder Lymphödeme.

Neben den körperlichen Problemen bringt eine Krebserkrankung immer auch seelische Belastungen mit sich. Die Unterstützung von Psychoonkologen kann Betroffenen helfen, sich auf die veränderte Lebenssituation einzustellen und mit Beeinträchtigungen und Sorgen umzugehen. Auch der Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe kann hilfreich sein.

Was ist mit der Sexualität?

Krebserkrankungen im Genitalbereich wirken sich häufig unmittelbar auf die Sexualität aus. Die Erkrankung selbst und die notwendige Behandlung können zu Störungen im sexuellen Empfinden und zu sexuellen Funktionseinschränkungen führen.

Je nach Lebenssituation kann das die Frau und ihren Partner oder ihre Partnerin stark belasten.

Wertvolle professionelle Hilfe können außer den behandelnden Ärzten auch niedergelassene Psychoonkologen bieten, die Sexualtherapie anbieten. Darüber hinaus gibt es auch Beratungsstellen, die beim Thema Sexualität unterstützen.

Wer sind geeignete Ansprechpartner für Vulvakarzinome?

Bei der Behandlung von Krebs der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. Krankenhäuser, die besonders viel Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit gynäkologischen Tumoren haben, können sich dies durch eine Zertifizierung bestätigen lassen. Die Deutsche Krebsgesellschaft prüft dabei regelmäßig die Einhaltung bestimmter fachlicher Anforderungen.

Die Adressen der zertifizierten Zentren finden Sie auf der Internetseite OncoMAP.

Sie haben weitere Fragen zum Umgang mit der Erkrankung im Alltag und zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten? Hierzu finden Sie Informationen auf der Website des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums. 

Bei allen Fragen zum Vulvakarzinom können Sie sich auch persönlich an die Ärztinnen und Ärzte des Krebsinformationsdienstes wenden: unter der kostenfreien Telefonnummer 0800 - 420 30 40 oder per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de.

In Zusammenarbeit mit dem Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums.

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