Lichen sclerosus

Lichen sclerosus ist eine chronische Hauterkrankung, die zu Jucken, weißen Flecken und mitunter auch Vernarbungen führt – vor allem an den äußeren Geschlechtsorganen. Gute Hautpflege und entzündungshemmende Salben lindern in der Regel die Beschwerden.

Auf einen Blick

  • Lichen sclerosus ist eine chronische Entzündung der Haut, die mit weißlichen Stellen und Juckreiz meist im Intimbereich einhergeht.
  • Am häufigsten tritt die Hauterkrankung bei Frauen ab den Wechseljahren auf.
  • Typisch sind Hautveränderungen an den Schamlippen, am Damm und After oder am Penis.
  • Beschwerden beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen sowie der Juckreiz und die Vernarbungen können die Lebensqualität beeinträchtigen.
  • Mit einer speziellen Hautpflege und entzündungshemmenden Kortisonsalben lässt sich die Erkrankung gut in den Griff bekommen.
  • Selten ist ein operativer Eingriff notwendig.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau spricht im Behandlungszimmer mit ihrer Frauenärztin.

Was ist ein Lichen sclerosus?

Lichen sclerosus ist eine chronische Entzündung der Haut, die mit weißlichen Flecken, oft starkem Juckreiz und Schmerzen im Intimbereich einhergeht. Meistens erkranken Frauen ab den Wechseljahren. Die Erkrankung kann aber auch bei Männern, jüngeren Erwachsenen und Kindern vorkommen.

Typischerweise finden sich die veränderten Hautstellen an den Schamlippen, aber auch im Analbereich sowie bei Männern an der Eichel und Vorhaut. Seltener treten die Hautveränderungen außerhalb des Genitalbereichs auf.

Im Verlauf der Erkrankung können Vernarbungen im Vaginalbereich oder bei Männern eine Verengung der Vorhaut entstehen. Mitunter ist das Sexualleben beeinträchtigt und es treten Beschwerden beim Wasserlassen oder beim Stuhlgang auf. Langfristig kann es zudem bei manchen Menschen mit Lichen sclerosus zu Hautkrebs im Intimbereich kommen.

Durch eine konsequente Behandlung mit fetthaltigen Cremes und entzündungshemmend wirkenden kortisonhaltigen Salben lassen sich die Beschwerden oft deutlich mildern und der Erkrankungsverlauf kontrollieren. Bei Vernarbungen und Verwachsungen kann mitunter eine Operation sinnvoll sein.

Wichtig für Menschen mit Lichen sclerosus ist es, die Haut im Intimbereich gut zu pflegen und unnötige Reize etwa durch sehr enge Kleidung zu vermeiden. Der Austausch mit anderen Menschen mit Lichen sclerosus ist oft hilfreich, da die Erkrankung psychisch sehr belastend sein kann.

Welche Symptome treten beim Lichen sclerosus auf?

Je nach Alter und Geschlecht sind die Symptome unterschiedlich. Am häufigsten tritt der Lichen sclerosus an der Vulva auf, dem äußeren Genitalbereich von Frauen und Mädchen. Wenn Männer und Jungen erkranken, ist insbesondere der Penis betroffen.

Am häufigsten tritt der Lichen sclerosus an der Vulva auf, dem äußeren Genitalbereich bei Frauen und Mädchen.

Lichen sclerosus an der Vulva

Zu den typischen Symptomen zählen:

  • zunächst gerötete, dann weißlich veränderte Stellen im Bereich von Schamlippen und Klitoris
  • heftiger Juckreiz oder Schmerzen
  • kleine Einrisse und Blutungen, teils durch starkes Kratzen
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Probleme beim Wasserlassen
  • Verstopfung, vor allem bei Erkrankungen im Kindesalter

Lichen sclerosus am Penis

Hier finden sich häufig folgende Anzeichen:

  • weißliche und verhärtete Stellen an Eichel und Vorhaut
  • Vorhautverengung (Phimose)
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • schmerzhafte Erektionen

Gelegentlich befällt der Lichen sclerosus auch Hautpartien außerhalb des Intimbereichs. Dabei können sich weiße, dünn wirkende Stellen beispielsweise an der Innenseite der Oberschenkel, am Gesäß oder im Kreuz finden sowie unter der Brust, am Hals, an den Schultern oder der Ellenbeuge.

Wodurch wird der Lichen sclerosus verursacht?

Man nimmt an, dass der Lichen sclerosus zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen gehört. Dabei richtet sich das Immunsystem gegen körpereigenes Gewebe. Die Folge ist eine chronische Entzündung der betroffenen Hautbereiche. Dort wird die Haut dünn und empfindlich, verändert sich farblich und juckt.

Die genauen Auslöser sind bisher jedoch unbekannt. Vermutlich spielen unter anderem erbliche Faktoren, chronische Reizungen und Verletzungen des Gewebes sowie Infektionen eine Rolle.

Da der Lichen sclerosus vor allem bei Frauen ab den Wechseljahren, aber auch bei Mädchen vor der Pubertät häufiger auftritt, dürften zudem hormonelle Einflüsse eine wichtige Rolle spielen.

Wie verläuft ein Lichen sclerosus?

Der Lichen sclerosus verläuft in der Regel schubweise über viele Jahre mit unterschiedlich starken Symptomen. Manchmal verursacht die Erkrankung keinerlei Beschwerden und bleibt lange unbemerkt. Tritt ein Lichen sclerosus bereits im Kindesalter auf, scheint er mitunter in der Pubertät zu verschwinden, danach tritt er aber wieder auf.

Ein chronischer Krankheitsverlauf führt unbehandelt oft zu Komplikationen, vor allem zu Vernarbungen und Verwachsungen im Intimbereich: Die kleinen Schamlippen können schrumpfen und verkleben, der Scheideneingang und die Klitorisvorhaut enger werden. Bei Männern verengen sich Vorhaut und Harnröhre. Dies geht mit Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Geschlechtsverkehr einher.

Darüber hinaus können bei Lichen sclerosus vermehrte Infektionen im Genitalbereich auftreten, etwa durch Hefepilze, Herpesviren oder Bakterien. Langfristig ist außerdem das Risiko leicht erhöht, dass sich ein Krebs (Karzinom) an der Vulva, am Penis oder After bildet.

Wichtig zu wissen: Um Komplikationen zu vermeiden, gilt es, einen Lichen sclerosus möglichst frühzeitig zu behandeln und regelmäßig zu kontrollieren.

Wie wird ein Lichen sclerosus diagnostiziert?

Ärztinnen und Ärzte können einen Lichen sclerosus meist anhand der typischen Symptome bei einer körperlichen Untersuchung erkennen. Gelegentlich wird ein Abstrich gemacht, um eine Infektion auszuschließen. Zur Bestätigung der Diagnose kann eine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen werden.

Wie behandelt man einen Lichen sclerosus?

Für die Behandlung des Lichen sclerosus kommen hauptsächlich entzündungshemmende Kortisonsalben zum Einsatz, die auf die veränderten Hautstellen aufgetragen werden. Damit lassen sich die Symptome meist deutlich mildern – der Krankheitsprozess schwächt sich ab oder kommt sogar zum Stillstand.

Für die Behandlung des Lichen sclerosus kommen hauptsächlich entzündungshemmende Kortisonsalben zum Einsatz.

Möglicherweise beugt eine frühe und konsequente Behandlung einer späteren Narbenbildung und der Entstehung von Krebs vor.

Mitunter ist auch eine Operation sinnvoll, vor allem bei Männern und Jungen mit einer Vorhautverengung. Diese lässt sich durch eine Beschneidung erfolgreich beheben, wodurch die Erkrankung in frühen Stadien womöglich ganz geheilt werden kann.

Auch bei Frauen mit Vernarbungen oder Verklebungen an der Vulva kann ein chirurgischer Eingriff unter bestimmten Umständen helfen, allerdings ist der Operationserfolg nicht immer von Dauer. Um einen verengten Scheideneingang zu weiten, lassen sich sogenannte Dehnungsstifte (Dilatoren) nutzen.

Darüber hinaus werden weitere Behandlungsansätze erprobt, etwa spezielle Laser- oder Lichttherapien.

Wird im Verlauf der Erkrankung ein Hautkrebs entdeckt, ist stets eine Operation erforderlich.

Wichtig zu wissen: Eine große Rolle spielt eine gute ärztliche Begleitung, bei der sich offene Fragen und Sorgen besprechen lassen. Da der Lichen sclerosus in der Regel chronisch verläuft und zu Komplikationen führen kann, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.

Zudem ist es wichtig, selbst in gewissen Abständen die Symptome zu beobachten. Bei Hautveränderungen an der Vulva ist dies mit einem Spiegel möglich.

Positiv auf den Krankheitsverlauf können sich außerdem eine gute Hautpflege und einige Maßnahmen im Alltag auswirken. Dazu zählen:

  • den Intimbereich regelmäßig waschen, aber vorsichtig und ohne Seifen
  • empfindliche Hautstellen mit fettenden Cremes pflegen
  • enge, scheuernde Kleidung vermeiden
  • beim Fahrradfahren eher einen weichen Sattel nutzen
  • möglichst nicht an den betroffenen Hautstellen kratzen

Wie gehe ich mit einem Lichen sclerosus im Alltag um?

Ein Lichen sclerosus kann sich stark auf die Lebensqualität auswirken: Schmerzen, Juckreiz und Veränderungen im Genitalbereich können sehr belastend sein. Manche Frauen und Männer schämen sich, leiden unter einem veränderten Selbstbild oder haben Angst vor weiteren Schüben. Hier kann insbesondere der Austausch mit anderen Menschen, die auch diese Hauterkrankung haben, hilfreich sein.

Welche Anlaufstellen für Lichen sclerosus gibt es?

Selbsthilfegruppen bieten Menschen mit Lichen sclerosus und ihren Angehörigen die Möglichkeit, sich zu informieren und beraten zu lassen sowie persönliche Erfahrungen auszutauschen.

Auf der Website der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) können Sie über eine Datenbank geeignete Selbsthilfeangebote finden.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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