Wochenbettdepression

Ein Stimmungstief nach der Geburt kann einige Tage andauern. Bei einer Wochenbettdepression sind die negativen Gefühle jedoch deutlich stärker als beim „normalen“ Babyblues. Es kommt zu depressiven Symptomen und stark gemischten Gefühlen dem Baby gegenüber.

Auf einen Blick

  • Ein Stimmungstief nach der Geburt ist nicht ungewöhnlich.
  • Bei einer Wochenbettdepression sind die negativen Gefühle jedoch stärker und halten länger an.
  • Für betroffene Mütter kann eine Wochenbettdepression sehr belastend sein.
  • Ohne Behandlung besteht das Risiko, dass die Depression chronisch wird.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Wochenbettdepression: Eine gestresst wirkende Frau steht in der Küche, hält ein Baby im Arm und hält sich den Kopf.

Was ist eine Wochenbettdepression?

Für gewöhnlich freuen sich Schwangere auf glückliche Tage und Wochen, die sie nach der Geburt mit ihrem Kind verbringen. Es kommt aber vor, dass nach der Geburt ein Stimmungstief und starke Stimmungsschwankungen auftreten. Bei einem kurzen „Babyblues“ über einige Tage helfen Entlastung und Unterstützung.

Hält die niedergedrückte Stimmung länger als zwei Wochen an, kann das auf eine beginnende Depression hinweisen. Diese Form der Depression nach der Entbindung eines Kindes wird als Wochenbettdepression oder postpartale Depression bezeichnet. Sie kann das eigene Wohlbefinden und das Verhältnis zum Kind sehr belasten. Daher ist es wichtig, längere tiefe Traurigkeit und Stimmungsschwankungen nach der Geburt ernst zu nehmen und sich Unterstützung zu holen.

Was ist eine Depression?

Im folgenden Video erfahren Sie, wie sich eine Depression äußert. Wodurch wird sie ausgelöst und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

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Wie äußert sich eine Wochenbettdepression?

Eine Wochenbettdepression zeigt die typischen Symptome einer Depression, wie sie auch in anderen Lebensphasen auftreten kann. Der große Unterschied ist, dass Mütter bei einer Wochenbettdepression oft starke Schuldgefühle gegenüber ihrem Baby entwickeln. Sie werfen sich vor, nicht dem Bild einer „guten Mutter“ zu entsprechen, und sind besorgt, weil es ihnen schwerfällt, sich um ihr Baby zu kümmern.

Viele Mütter tun sich schwer, in dieser Situation mit anderen über ihre Gefühle zu sprechen. Schamgefühl und Angst können dazu führen, dass sie sich zunehmend isolieren. Einige Frauen berichten, dass sie sich selbst fremd wurden.

Anzeichen einer Wochenbettdepression sind tiefe Traurigkeit, Schlafstörungen, Desinteresse am eigenen Kind, Selbstzweifel, Leere & Hoffnungslosgkeit, Schuldgefühle.

Eine postpartale Depression unterscheidet sich vom „normalen“ Babyblues, der bei fast jeder zweiten Frau nach der Geburt vorkommt. Beim Babyblues kann das Stimmungstief nach der Geburt einige Tage und manchmal auch bis zu zwei Wochen anhalten.

Sehr häufig sind in dieser Zeit Stimmungsschwankungen, Weinen und Reizbarkeit. Für gewöhnlich genügt es, der betroffenen Mutter mit Unterstützung und Verständnis zur Seite zu stehen. Meist vergeht die gedrückte Stimmung dann wieder.

Eine Frau liegt auf einem Teppich und hält sich beide Hände vors Gesicht. Sie wirkt erschöpft. Neben ihr liegt ein Baby. Es scheint zu strampeln und zu weinen.

Bei einer Wochenbett-Depression sind die negativen Gefühle deutlich stärker als bei einem vorübergehenden Babyblues. Typische Anzeichen für eine Wochenbettdepression sind:

  • ein anhaltendes Stimmungstief (tiefe Traurigkeit, Weinen, Leere, Hoffnungslosigkeit)
  • Gleichgültigkeit gegenüber Dingen, die normalerweise Freude bereiten
  • Ängstlichkeit
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • Selbstzweifel
  • Grübeln
  • Gedanken an Selbstverletzung oder daran, dem Baby zu schaden

Erst wenn diese Anzeichen und Gefühle über mindestens zwei Wochen anhalten, handelt es sich um eine Depression.

Wie entsteht eine Wochenbettdepression?

Mutter zu werden, kann phasenweise schwierig und fordernd sein, körperlich wie seelisch. Deshalb ist es nicht verwunderlich, wenn manche Frauen nach einiger Zeit auf Probleme und Überforderung mit einer Depression reagieren.

Es gibt einige Risikofaktoren für eine Wochenbett-Depression. Frauen erkranken häufiger, wenn sie:

  • schon einmal Angststörungen oder Depressionen hatten.
  • Stress und belastende Lebenserfahrungen während der Schwangerschaft und nach der Entbindung haben oder hatten.
  • in einer unglücklichen Beziehung oder allein leben, unter häuslicher Gewalt leiden und allgemein wenig soziale Unterstützung bekommen.

Welchen Einfluss die hormonellen Veränderungen nach der Geburt haben, ist noch unklar.

Wie viele Frauen haben eine Wochenbettdepression?

Bis zu 15 % aller Frauen erkranken in den ersten 3 Monaten nach der Geburt an einer Depression.

Bis zu 15 von 100 Frauen bekommen in den ersten drei Monaten nach der Geburt eine Depression. Bei manchen ist sie leicht ausgeprägt, bei anderen stärker.

Wie verläuft eine Wochenbettdepression?

Ohne Behandlung besteht die Gefahr, dass die Depression chronisch wird. In der Regel dauert eine Wochenbett-Depression ohne Therapie meist 4 bis 6 Monate. Manche Symptome können auch nach einem Jahr noch anhalten.

Betroffene Frauen sollten sich behandeln lassen, weil die Depression sonst lange bestehen bleiben kann.

Lässt sich einer Wochenbettdepression vorbeugen?

Studien zeigen, dass fachkundige Unterstützung helfen kann, Wochenbett-Depressionen gar nicht erst entstehen zu lassen. Hilfreich sind regelmäßige Hausbesuche von Hebammen oder speziell ausgebildeten Pflegekräften. Auch eine psychotherapeutische Begleitung kann dazu beitragen, dass sich die Stimmung nicht verschlechtert.

In Deutschland gibt es die sogenannten „Frühen Hilfen“, die Schwangere und Eltern unterstützen, die besonders belastet sind. Dazu zählen unter anderem Mütter, die kaum Unterstützung durch andere bekommen, oder Paare, die bei der Versorgung des Kindes sehr unsicher sind. Die „Frühen Hilfen“ sind kostenlos und umfassen beispielsweise die Begleitung durch eine Familienhebamme oder Eltern-Treffs.

Wie wird eine Wochenbettdepression diagnostiziert?

Für die Diagnose einer Wochenbettdepression ist, wie auch bei einer Depression, ein Gespräch in einer Arzt- oder Psychotherapiepraxis nötig. 

Um herauszufinden, ob eine Frau an einer Wochenbettdepression erkrankt ist, gehen ärztliche oder psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten in zwei Schritten vor: Zum einen fragen sie nach Beschwerden, die auf eine Depression hinweisen können. Zum anderen versuchen sie, andere Erkrankungen oder Probleme auszuschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen. Dafür können auch körperliche Untersuchungen durch eine Ärztin oder einen Arzt nötig sein.

Wie wird eine Wochenbettdepression behandelt?

Bei einer leichten Wochenbettdepression können mehr emotionale Unterstützung und praktische Hilfe im Alltag bereits ausreichen. Dabei ist es sehr wichtig, dass die unterstützenden Personen Verständnis zeigen und Mut machen. Betroffenen Müttern kann es auch helfen, sich mit anderen Frauen auszutauschen, die die gleichen Erfahrungen gemacht haben – zum Beispiel im Bekanntenkreis oder in Selbsthilfegruppen.

Besonders bei einer mittleren oder starken Depression ist medizinische oder psychologische Hilfe wichtig. Sie soll unter anderem das Selbstwertgefühl stärken und die Beziehung zum Kind verbessern. In diesem Fall empfiehlt sich eine Behandlung durch eine ausgebildete Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten oder durch geschulte Beratungskräfte. Studien belegen, dass diese Form der Hilfe bei vielen Frauen dafür sorgt, dass es ihnen zumindest etwas besser geht.

Auch Antidepressiva können Depressionen nach einer Geburt lindern. Sie kommen aber meist nur infrage, wenn die Beschwerden so stark sind, dass die Unterstützung durch Angehörige und Freundeskreis oder eine Psychotherapie allein nicht ausreichend hilft. Wer in der Schwangerschaft oder Stillzeit Antidepressiva nimmt, sollte mit der Ärztin oder dem Arzt genau besprechen, worauf zu achten ist. Die meisten Antidepressiva sind ungefährlich für das Kind – werden aber vorsichtshalber möglichst niedrig dosiert. Denn über die Muttermilch können kleine Mengen des Wirkstoffs an das Baby weitergegeben werden. 

Es gibt eine Vielzahl anderer Behandlungen und Maßnahmen, die Frauen bei einer Wochenbett-Depression ausprobieren können. Zum Beispiel können Sport und Bewegung depressive Beschwerden lindern. Dazu zählt vor allem Ausdauersport wie Radfahren, Walken oder Schwimmen. Auch regelmäßiges Gehen kann sich schon positiv auswirken. Studien deuten darauf hin, dass auch Yoga einen Effekt auf eine Wochenbett-Depression haben kann.

Mehr Informationen zur Behandlung von Wochenbettdepressionen finden Sie auf gesundheitsinformation.de 

Wo finden Frauen und ihre Angehörigen Hilfe?

Menschen mit Depressionen fällt es oft schwer, andere um Hilfe zu bitten. Auch ihre nächsten Angehörigen fühlen sich oft hilflos und wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Meist gibt es aber Menschen im persönlichen Umfeld oder auch professionelle Helferinnen und Helfer, die viel Verständnis haben und dabei unterstützen, mit der schwierigen Situation zurechtzukommen.

Eine erste Anlaufstelle kann die Hausarztpraxis sein, aber auch eine gynäkologische oder psychotherapeutische Praxis. Ein Erstgespräch in einer psychotherapeutischen Praxis ist ohne ärztliche Überweisung oder Antrag bei der Krankenkasse möglich. In der psychotherapeutischen Sprechstunde kann man sich zu seinen Problemen beraten und einschätzen lassen, ob eine Psychotherapie hilfreich wäre.

Auch Schwangerschafts- und Familienberatungsstellen bieten Unterstützung nach der Geburt. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hilft, Beratungsstellen in der Nähe zu finden.

Auf der Internetseite elternsein.info gibt es Informationen zum Alltag mit dem Kind – auch zu negativen Gefühlen nach der Geburt.

Der Verein „Schatten & Licht e. V.“ informiert auf seiner Internetseite ausführlich zu psychischen Erkrankungen rund um die Geburt und über Hilfsangebote

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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