Beulenpest
ICD-Codes: A20.0 Was ist der ICD-Code?
Ursache für die Beulenpest ist eine Infektion mit Bakterien, die durch Flohbisse auf den Menschen übertragen werden. Die Krankheit kommt in bestimmten Gebieten Afrikas, Asiens und Amerikas noch vor. In Europa gibt es die Erkrankung nicht mehr.
Auf einen Blick
- Die Beulenpest ist eine bakterielle Infektionskrankheit.
- In Deutschland und Europa gibt es die Beulenpest nicht mehr.
- Die Krankheit tritt heute noch in bestimmten Gebieten Afrikas, Asiens und Amerikas auf.
- Personen, die in diese Regionen reisen, sollten sich möglichst von Nagetieren, Kaninchen, Katzen, Präriehunden und Hörnchen fernhalten.
- Die Beulenpest kann mit Antibiotika geheilt werden.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist die Beulenpest?
Die Pest – früher auch als „schwarzer Tod“ bezeichnet – ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis verursacht wird. Es gibt die Beulenpest, die Lungenpest und die sogenannte Pestsepsis.
Was sind Infektionskrankheiten?
Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.
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Bei der Beulenpest werden die Bakterien in den meisten Fällen durch den Biss von infizierten Flöhen auf Menschen übertragen. Die typischen Wirtstiere für die Flöhe sind Ratten und andere Nagetiere. In Deutschland ist aktuell nicht bekannt, dass Populationen dieser Tiere mit dem Pesterreger infiziert sind.
Ein typisches Symptom der Beulenpest sind Schwellungen (umgangssprachlich Beulen) meist in der Leistenregion, die durch vergrößerte Lymphknoten entstehen. Die Erkrankung kann mit Antibiotika gut behandelt werden.
Welche Symptome treten bei der Beulenpest auf?
Die Inkubationszeit der Beulenpest, also die Zeit zwischen Ansteckung und dem Auftreten der ersten Symptome, beträgt ein bis 7 Tage. Nach der Infektion mit dem Erreger treten die Symptome der Beulenpest sehr plötzlich auf.
Zu den allgemeinen Beschwerden gehören:
- Abgeschlagenheit
- Kopfschmerzen
- Erbrechen
- Fieber
- Schüttelfrost
- Bewusstseinsstörungen
- Leber- und Milzvergrößerung
Das typische Krankheitszeichen der Beulenpest sind Schwellungen, die durch vergrößerte Lymphknoten entstehen. Diese werden umgangssprachlich als Beulen bezeichnet und befinden sich meist in der Leistenregion. Die Schwellungen können platzen und dabei ein eitriges Sekret freisetzen, das hochansteckend ist. In einiger Entfernung von den Beulen sind manchmal Flohbisse erkennbar.
Was ist die Ursache der Beulenpest?
Die Beulenpest wird durch Bakterien verursacht (Yersinia pestis). Diese Bakterien sind hoch ansteckend und können auf verschiedenen Wegen übertragen werden.
Infektion über Tiere
In der Regel wird der Pest-Erreger durch einen Biss von infizierten Flöhen übertragen. Die Flöhe leben auf Wirtstieren wie Ratten oder sonstigen Nagetieren. Aber auch Katzen, Hasen und Kaninchen können Träger von infizierten Flöhen sein.
In Gebieten, in denen die Pest heute noch vorkommt, übertragen vor allem wildlebende Nagetiere die Flöhe. Wenn die Pest ausbricht, erkranken und sterben sie manchmal. Die Tiere können aber auch ohne erkennbare Symptome infiziert sein und den Erreger weitergeben. In Deutschland ist aktuell nicht bekannt, dass es Tiere mit infizierten Flöhen gibt.
Der Pesterreger kann aber auch über den direkten Kontakt mit toten Wildtieren auf den Menschen übertragen werden, etwa, wenn dabei infizierte tierische Sekrete berührt werden.
Ansteckung von Mensch zu Mensch
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, wenn es zu einem Kontakt mit der eitrigen Flüssigkeit aus den Beulen kommt.
Welche Risikofaktoren gibt es für eine Beulenpest-Erkrankung?
In Deutschland lebende Personen haben praktisch kein Risiko, an der Beulenpest zu erkranken.
Ein gewisses, aber letztlich recht geringes Risiko besteht bei:
- Reisen in Verbreitungsgebiete der Beulen- und Lungenpest, vor allem Madagaskar, aber auch weitere Länder.
- unvorsichtigem Kontakt vor allem zu Nagetieren in den Risikogebieten.
Bei Reisen in solche Regionen wird daher dringend empfohlen, einen Kontakt zu Nagetieren, Kaninchen, Katzen, Präriehunden und Hörnchen bestmöglich zu vermeiden.
Wie häufig ist die Pest?
In vergangenen Jahrhunderten gab es in Europa mehrere große Pestausbrüche: im 6., 13. bis 15. und im 19. Jahrhundert. Durch die Pest-Epidemien sind nach heutigen Schätzungen weit über 100 Millionen Menschen gestorben. Die Epidemien haben sich deshalb als großes Schreckensereignis in das kollektive Gedächtnis der Menschheit eingebrannt.
Aufgrund verbesserter hygienischer Verhältnisse sind Pestinfektionen weltweit mittlerweile selten geworden, die Krankheit konnte aber noch nicht komplett ausgerottet werden. Zwischen 2010 und 2015 wurden weltweit insgesamt 3.248 Fälle von Pest aller Formen an die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gemeldet. Dabei verliefen 584 Erkrankungen tödlich.
Die Pest kommt gegenwärtig noch in bestimmten Gebieten Afrikas, Amerikas und Asiens vor. Fast alle Gegenden befinden sich in den Tropen und Subtropen, also in den heißen und warm gemäßigten Zonen ungefähr zwischen 40 Grad nördlicher und südlicher Breite.
Mit mehreren hundert Fällen pro Jahr hat Madagaskar die meisten Pestinfektionen zu verzeichnen. Zu den weiteren Ländern mit aber eher seltenen Fällen von Pest gehören:
- Demokratische Republik Kongo
- Peru
- China
- Indien
- Malawi
- Mosambik
- Simbabwe
- Tansania
- Vietnam
- Uganda
Die USA sind das einzige Land außerhalb der Subtropen und Tropen, in dem die Pest vorkommt. In Deutschland wurden in den vergangenen Jahrzehnten keine Pestfälle registriert, auch nicht durch einreisende Personen.
Wichtig zu wissen: Für Reisende aus Deutschland und Europa ist das Risiko einer Ansteckung auch in den oben genannten Ländern als gering einzustufen, wenn Hygieneregeln und der Abstand zu Nagetieren eingehalten werden. Ein etwas erhöhtes Risiko besteht in Madagaskar in der Zeit von vermehrt auftretenden Fällen und Ausbrüchen.
Wie verläuft die Beulenpest?
Die Beulenpest entwickelt sich nach einem Flohbiss, der das Bakterium unter die Haut bringt. Danach wandert der Erreger über das Lymphgefäßsystem zum nächstgelegenen Lymphknoten. Es entsteht eine schmerzhafte Lymphknotenentzündung mit vergrößerten und geschwollenen Lymphknoten, vor allem in der Leistengegend.
Ohne Behandlung kann die Beulenpest innerhalb von 24 Stunden zum Tod führen. Dies passiert ungefähr bei der Hälfte aller Fälle. Wird sie mit Antibiotika behandelt, überleben mehr als 90 Prozent der Infizierten.
Erreicht der Pesterreger die Lunge, wird die Folgekrankheit als sekundäre Lungenpest bezeichnet.
Wie kann man einer Beulenpest-Infektion vorbeugen?
Es gibt keine allgemein verfügbare Impfung gegen die Pest. Bei Kontakt mit an Pest erkrankten Personen kann man unter Umständen vorbeugend ein Antibiotikum einnehmen.
Reisende sollten in Ländern mit Fällen von Pest-Erkrankungen den Kontakt mit potenziell betroffenen Tieren meiden. Dazu gehören neben Nagetieren auch freilebende Haustiere, insbesondere Katzen oder Hunde.
Das Auswärtige Amt hat ein Merkblatt zum Thema Pest herausgegeben. Es richtet sich an Beschäftigte und Reisende, die sich in betroffene Gebiete begeben. Zum Merkblatt
Wie wird die Beulenpest diagnostiziert?
Insgesamt ist in Ländern mit vereinzelten Fällen von Pest die Ansteckungsgefahr für Reisende aus Deutschland und Europa als gering einzustufen. Bis auf Madagaskar trifft das auf alle Länder zu. Aus Gründen der Vollständigkeit werden hier die Schritte einer Diagnostik aufgezeigt.
Erste Hinweise ergeben sich durch die Befragung der möglicherweise erkrankten Person:
- Hat sich die Person zuletzt in einem Gebiet mit akut erhöhtem Ansteckungsrisiko aufgehalten? Sind in dem Risikogebiet aktuelle Pestinfektionen bekannt?
- Sind bei der Person Flohbisse erkennbar?
- Hat die Person Kontakt zu an Pest Erkrankten gehabt?
Da in den meisten Gebieten mit Fällen von Pest-Erkrankungen auch weitere Infektionskrankheiten mit ähnlichen Symptomen verbreitet sind, müssen diese im Rahmen der ärztlichen Diagnostik ausgeschlossen werden (Differenzialdiagnostik).
Wenn sich der Verdacht auf Beulenpest erhärtet, werden Proben aus den Lymphknoten, aus Blut oder – bei Verdacht auf Lungenpest – Speichel untersucht. Die Erreger werden dann im Labor angezüchtet (Bakterienkultur). Die Bakterien können aber auch mittels spezieller Methoden direkt nachgewiesen werden. Es gibt in Deutschland zwei spezialisierte Labore für Verdachtsfälle von Pesterkrankungen.
Wie wird die Beulenpest behandelt?
Menschen, die an der Beulenpest erkrankt sind, werden mit geeigneten Antibiotika behandelt. Mit der Therapie sollte man so schnell wie möglich beginnen, idealerweise innerhalb von 18 Stunden nach Auftreten der ersten Symptome. An Pest erkrankte Personen müssen stationär in einem Krankenhaus aufgenommen werden.
Zu Beginn und während der Behandlung sollte sichergestellt werden, dass der Pesterreger gegen das eingesetzte Medikament nicht unempfindlich geworden ist (sogenannte Resistenz).
- Auswärtiges Amt. Merkblatt für Beschäftigte und Reisende: Pest. Aufgerufen am 23.06.2020.
- European Center for Disease Prevention and Control (ECDC). Plague. Annual Epidemiologic Report for 2018. Aufgerufen am 23.06.2020.
- Robert Koch-Institut (RKI). Antworten auf häufig gestellte Fragen zu Pest. Aufgerufen am 23.06.2020.
- Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2018. Aufgerufen am 23.06.2020.
- Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber Pest (Yersinia pestis). Aufgerufen am 23.06.2020.
- World Health Organization (WHO). Plague. Aufgerufen am 23.06.2020.
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG).
Stand: