Hantavirus-Erkrankungen

Mit Hantaviren kann man sich über Nagetiere oder erregerhaltigen Staub anstecken. Eine Erkrankung verläuft ähnlich wie eine Grippe. Häufig sind auch die Nieren betroffen. Schwere Verläufe können tödlich enden, kommen in Deutschland aber nur selten vor.

Auf einen Blick

  • Nagetiere scheiden Hantaviren mit Speichel, Kot und Urin aus.
  • Menschen stecken sich meist durch aufgewirbelten Staub oder Bisse an.
  • Bei einer Erkrankung treten grippeähnliche Symptome auf.
  • Häufig kommt es zu Einschränkungen der Nierenfunktion, im schlimmsten Fall zum Nierenversagen.
  • Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden.
  • Mit Hygienemaßnahmen und Kontaktvermeidung kann man sich vor der Erkrankung schützen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Hantavirus-Erkrankung: Eine Maus sitzt in einem Käfig aus Metall.

Was ist eine Hantavirus-Erkrankung?

Mit Hantaviren kann man sich anstecken, wenn es Kontakt zu Nagetieren wie Ratten oder Mäusen und deren Ausscheidungen gab. Auch durch aufgewirbelten Staub ist die Ansteckung mit den Viren möglich. Das passiert mitunter zum Beispiel beim Säubern eines staubigen Schuppens oder Dachbodens. Die Erkrankung verläuft ähnlich wie eine Grippe, schädigt aber auch oft die Nieren. Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden. 

In Deutschland schwankt die Erkrankungshäufigkeit von Jahr zu Jahr. Sie hängt davon ab, wie viele Nagetiere es gibt, die den Erreger übertragen können. In den letzten acht Jahren lagen die durch Gesundheitsämter und Landesstellen gemeldeten Erkrankungen zwischen 161 und 2.823 pro Jahr. Hygieneregeln und Kontaktvermeidung helfen, sich vor der Ansteckung und somit vor der Erkrankung zu schützen. 

Welche Symptome gibt es bei einer Hantavirus-Erkrankung?

80 bis 85 Prozent der Hantavirus-Erkrankungen verlaufen ohne oder nur mit schwachen Symptomen.  

Typische Symptome sind Fieber über drei bis vier Tage mit Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Symptome treten etwa zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf. Je nach Virustyp kann die Erkrankung schwerer verlaufen und dann besonders Nieren oder Lunge schädigen. 

Treten folgende Symptome zusammen auf, kann das auf eine Hantavirus-Erkrankung hinweisen:

  • abrupt beginnendes Fieber von mehr als 38,5 Grad Celsius
  • Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen
  • schaumiger oder blutiger Urin
  • erhöhte Nierenwerte im Blut, vor allem Kreatinin
  • erhöhtes Eiweiß im Harn
  • weniger Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut
  • erst eine verringerte, später eine vermehrte Urinausscheidung

Welche Erreger verursachen eine Hantavirus-Erkrankung?

Es gibt verschiedene Hantaviren, die ein ähnliches Krankheitsbild verursachen. Sie kommen weltweit vor. Überträger einer Hantavirus-Erkrankung auf den Menschen sind vor allem Nagetiere, aber auch andere kleine Säugetiere. 

Wichtig zu wissen: Jeder Virustyp bevorzugt ein anderes Wirtstier. Deshalb treten bestimmte Hantavirus-Erkrankungen nur in den Regionen auf, wo diese Wirtstiere heimisch sind.

In Deutschland kommen folgende potenziell krankmachenden Hantaviren vor:

Puumalavirus

Puumalaviren sind in Deutschland am häufigsten und kommen vor allem im Süden und Westen vor. Wirtstier und Überträger ist die Rötelmaus. Die Erkrankung ist in den letzten Jahren vor allem in folgenden Regionen ausgebrochen: Schwäbische und Fränkische Alb, Oberschwaben, Bayerischer Wald, Spessart, Unterfranken, Odenwald, Nordosthessen, Teutoburger Wald, Westthüringen, Raum Osnabrück und Münsterland.

Rötelmäuse übertragen Hantaviren. Finden sie sehr viel Nahrung, vermehren sie sich stark und mit ihnen auch das Virus. Das Risiko, sich über einen Biss oder aufgewirbelten Kot zu infizieren, steigt.

Rötelmäuse übertragen Hantaviren. Finden sie sehr viel Nahrung, vermehren sie sich stark und mit ihnen auch das Virus. Das Risiko, sich über einen Biss oder aufgewirbelten Kot zu infizieren, steigt.

Dobrava-Belgrad-Virus 

Dobrava-Belgrad-Viren kommen vor allem im Norden und Osten Deutschlands vor. Wirtstier und Überträger ist die Brandmaus, die in den nördlichen und östlichen Landesteilen Deutschlands heimisch ist. 

Seoulvirus

Diese Viren werden von Zucht- und Wildratten beherbergt. Erste Fälle wurden 2019 in Niedersachsen gefunden.

Tulavirus

Tulaviren haben als Überträger die Feldmaus, die überall in Deutschland vorkommt. Die erste gesicherte Infektion wurde 2019 in Deutschland nachgewiesen. Da es aber keine reguläre Untersuchung auf Tulaviren gibt, geht man davon aus, dass die Zahl der Infektionen deutlich höher liegt.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Was erhöht das Risiko für eine Hantavirus-Erkrankung?

Hantaviren verharren in Mäusen und Ratten sowie anderen kleinen Säugetieren. Diese Wirtstiere scheiden die Viren über Speichel, Urin und Kot aus, die dadurch mehrere Tage lang infektiös bleiben. Menschen stecken sich meistens darüber an, dass sie erregerhaltigen Staub einatmen oder dieser in Hautwunden gelangt. Auch eine Übertragung über Bisse oder verunreinigte Lebensmittel ist möglich. 

Besonders gefährdet sind Personen, die folgende Tätigkeiten ausführen: Gartenarbeit, Arbeiten in der Forst- und Landwirtschaft, insbesondere beim Reinigen von Schuppen und Ställen, in denen Nagetiere vorkommen.

Grundsätzlich kann man sich aber auch bei Aktivitäten im Freien wie Joggen, Jagen oder Zelten mit Hantaviren anstecken. Hinzuzuzählen sind zudem Militärangehörige, die an Übungen im Freien teilnehmen.

Wichtig zu wissen: Männer mittleren Alters sind besonders häufig betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, ist von April bis September am größten.

Wie häufig kommen Hantavirus-Erkrankungen vor?

Hantaviren sind weltweit verbreitet. Je mehr Wirtstiere es gibt, desto häufiger tritt die Erkrankung auf. Ist das Nahrungsangebot für Nagetiere wie Rötelmäuse gut, können sie sich stark vermehren. Dementsprechend nimmt auch die Menge an virusbelasteten Mäuse-Exkrementen in der Umwelt zu, wodurch sich Hantaviren schneller ausbreiten und Erkrankungen zunehmen. Eine Rolle spielt zudem die Menge an Niederschlag pro Jahr. So führen hohe Niederschläge etwa zu einer Mast von Buchen oder Eicheln im Folgejahr, was die Vermehrung der Tiere begünstigt.

Fälle von gemeldeten Hantavirus-Erkrankungen in Deutschland 2019: 1.535.

Da Nahrungsangebot und Niederschlag im jährlichen Verlauf schwanken, schwanken auch die Erkrankungszahlen. So wurden in Deutschland 2018 nur rund 230 Erkrankungen gemeldet, 2019 dagegen etwas mehr als 1.500.  

Welchen Verlauf nimmt eine Hantavirus-Erkrankung?

Die Virustypen, die in Deutschland vorkommen, verursachen nur selten schwere Verläufe. Im Vordergrund stehen grippeähnliche Symptome und Nierenfunktionsstörungen. Man spricht dann von einer sogenannten Nephropathia epidemica. Die Heilung kann mehrere Wochen bis Monate dauern, bleibt aber ohne dauerhafte Folgen. 

Daneben gibt es zwei schwere Verlaufsformen, die tödlich enden können:

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom

Die Erkrankung beginnt wie eine unkomplizierte Hantavirus-Erkrankung. Doch nach wenigen Tagen entwickeln sich folgende Symptome:

  • starke Bauch- und Rückenschmerzen
  • Durchfall und Erbrechen
  • Schwindel und Blutdruckabfall bis hin zum Schock
  • Blutungen in den Augenbindehäuten und in der Haut
  • eingeschränkte Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen

In 5 bis 15 Prozent der Fälle verläuft die Erkrankung tödlich. Das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom, das durch die in Deutschland vorkommenden Virustypen ausgelöst wird, ist meist milder und ohne Blutungen oder Schock. Die Sterblichkeit liegt hier bei unter einem Prozent.

Hantavirusinduziertes Herz-Lungen-Syndrom

Die Erkrankung beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Schwächegefühl, Bauch- und Gliederschmerzen. Nach 4 bis 10 Tagen kommen folgende Symptome hinzu:

  • Husten und Atemnot
  • schneller Herzschlag

Die Lungensymptome können sich schnell verschlimmern und zu einem akuten Atemnotsyndrom führen. Diese Verlaufsform endet bei 25 bis 40 Prozent der Erkrankten tödlich.

Wie lässt sich einer Hantavirus-Erkrankung vorbeugen?

Bisher steht kein Impfstoff in Europa zur Verfügung. Sie können einer Erkrankung nur vorbeugen, indem Sie eine Ansteckung verhindern und den Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen vermeiden. Waschen Sie sich nach einem Aufenthalt in Kellern, Dachböden oder Schuppen gründlich die Hände und Haare. Tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz bei Arbeiten in potenziell mit Mäuse-Exkrementen kontaminierten Räumen und waschen Sie die Arbeitskleidung nach Abschluss der Tätigkeit bei 60 Grad Celsius.

Zusätzlich können Sie weitere wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen:

So beugen Sie einem Mäusebefall vor

  • Bewahren Sie Lebensmittel sicher und fest verschlossen auf, etwa in Schränken sowie Plastik- und Metalldosen.
  • Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen.
  • Entsorgen Sie Abfall in verschließbaren Mülleimern und Mülltonnen.
  • Geben Sie keine Essensreste oder tierischen Abfälle in den Kompost.
  • Beseitigen Sie Nistmöglichkeiten für Nager, also Abfallhaufen, Sperrmüll und Altreifen.

So bekämpfen Sie Mäuse und Ratten

  • Stellen Sie Mause- oder Rattenfallen (Schlagfallen) in dunklen Ecken und entlang der Wände auf.
  • Achten Sie darauf, dass Fallen für Kinder und Haustiere unzugänglich sind.
  • Überprüfen Sie die Fallen regelmäßig.
  • Ziehen Sie eventuell einen professionellen Schädlingsbekämpfer hinzu.

So beseitigen Sie tote Mäuse oder deren Ausscheidungen

  • Ziehen Sie Handschuhe und einen Mund-Nasen-Schutz an.
  • Geben Sie tote Mäuse in einer Plastiktüte verschlossen in den Hausmüll.
  • Lüften Sie vor dem Reinigen Räume mit Mausbefall 30 Minuten lang.
  • Verhindern Sie, dass Staub aufwirbelt, indem Sie die Flächen vor dem Reinigen befeuchten.
  • Benutzen Sie keinen Staubsauger, da sich Viren durch das Gebläse in der Luft verteilen.
  • Säubern Sie alle verunreinigten Flächen mit Haushaltsreiniger.
  • Waschen Sie sich nach dem Reinigen die Hände und Haare, duschen Sie und waschen Sie die Arbeitskleidung.

Mehr zum Thema finden Sie in dem Merkblatt „Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen“ des Robert Koch-Instituts.

Wie lässt sich eine Hantavirus-Erkrankung diagnostizieren?

Bei einem Verdacht auf eine Infektion mit Hantaviren nehmen Ärztinnen und Ärzte Blut ab, um im Labor bestimmen zu lassen, ob es Antikörper gegen das Virus gibt. Das Virus selbst lässt sich nur für kurze Zeit in der frühen Erkrankungsphase im Blut nachweisen.

Wie behandelt man eine Hantavirus-Erkrankung?

Es gibt kein spezielles Medikament, das sich direkt gegen die Hantaviren richtet. Fiebersenkende Schmerzmittel wie Paracetamol können die Symptome lindern. Bei schweren Verläufen kommen Patientinnen und Patienten auf die Intensivstation. Manchmal müssen sie auch maschinell beatmet werden.

Geprüft durch das Nationale Konsiliarlaboratorium für Hantaviren.

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