Hantavirus-Erkrankung

Mit Hantaviren kann man sich über Nagetiere oder erregerhaltigen Staub anstecken. Eine Erkrankung verläuft ähnlich wie eine Grippe. Häufig sind auch die Nieren betroffen. Schwere Verläufe können tödlich enden, kommen in Deutschland aber nur selten vor.

Auf einen Blick

  • Infizierte Nagetiere scheiden Hantaviren mit ihrem Kot, Urin und Speichel aus.
  • Menschen stecken sich meist durch aufgewirbelten Staub oder Bisse an.
  • Bei einer Erkrankung sind grippeähnliche Symptome möglich.
  • Es kann außerdem zu Einschränkungen der Nierenfunktion kommen, im schlimmsten Fall zum Nierenversagen.
  • Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden.
  • Mit Hygienemaßnahmen und durch Vermeidung des Kontakts zu Nagetieren kann man sich vor der Erkrankung schützen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Hantavirus-Erkrankung: Eine Maus sitzt in einem Käfig aus Metall.

Was ist eine Hantavirus-Erkrankung?

Mit Hantaviren kann man sich anstecken, wenn es Kontakt zu Nagetieren wie Ratten oder Mäusen und deren Ausscheidungen gab. Auch durch aufgewirbelten Staub ist eine Ansteckung möglich, wenn der Staub getrocknete Ausscheidungen der Tiere enthält. So kann man sich etwa beim Säubern eines staubigen Schuppens oder Dachbodens anstecken. Die Erkrankung verläuft ähnlich wie eine Grippe, schädigt aber auch oft die Nieren. Schwere Verläufe sind selten, können aber tödlich enden.

In Deutschland schwankt die Erkrankungshäufigkeit von Jahr zu Jahr. Sie hängt davon ab, wie viele Nagetiere es gibt, die den Erreger übertragen können. In den letzten 10 Jahren wurden zwischen 143 und 1.747 Erkrankungen pro Jahr durch die Gesundheitsämter und Landesstellen gemeldet. Hygieneregeln und Vermeidung des Kontakts zu Nagetieren helfen, sich vor der Ansteckung und somit vor der Erkrankung zu schützen. 

Welche Symptome gibt es bei einer Hantavirus-Erkrankung?

In vielen Fällen treten nach einer Ansteckung mit dem Hantavirus keine oder nur geringe Beschwerden auf. 

Typische Symptome sind Fieber über drei bis vier Tage mit Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Symptome treten in der Regel etwa zwei bis vier Wochen nach der Ansteckung auf. Je nach Virustyp kann die Erkrankung schwerer verlaufen und dann besonders die Nieren oder die Lunge schädigen. 

Treten folgende Symptome zusammen auf, kann das auf eine Hantavirus-Erkrankung hinweisen:

  • plötzlich beginnendes Fieber von mehr als 38,5 Grad und Schüttelfrost
  • Rücken-, Kopf- und Gliederschmerzen
  • schaumiger oder blutiger Urin
  • erhöhte Nierenwerte im Blut, vor allem Kreatinin
  • erhöhtes Eiweiß im Urin
  • in den ersten Tagen nach der Ansteckung weniger Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut
  • erst eine verringerte, später eine vermehrte Urinausscheidung

Wie steckt man sich mit Hantaviren an?

Hantaviren verharren in Mäusen und Ratten sowie in anderen kleinen Säugetieren. Diese Wirtstiere scheiden die Viren über Kot, Urin und Speichel aus. Je nach Umgebungsfaktoren wie Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung können die Viren in den Ausscheidungen bis zu 6 Wochen überdauern. Menschen stecken sich meistens darüber an, dass sie erregerhaltigen Staub einatmen oder dieser in Hautwunden gelangt. Auch eine Übertragung über Bisse oder verunreinigte Lebensmittel ist möglich. 

Gut zu wissen: In Deutschland vorkommende Hantaviren können nach derzeitigem Wissensstand nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden. Erkrankte Personen sind daher nicht ansteckend.

Welche Erreger verursachen eine Hantavirus-Erkrankung?

Hantaviren kommen weltweit vor. Es gibt verschiedene Hantaviren, die ein ähnliches Krankheitsbild verursachen. Jeder Virustyp bevorzugt ein anderes Wirtstier. Deshalb treten bestimmte Hantavirus-Erkrankungen nur in den Regionen auf, wo diese Wirtstiere heimisch sind. In Deutschland sind vor allem das Puumalavirus und das Dobrava-Belgrad-Virus von Bedeutung. Hier ein Überblick über potenziell krankmachende Hantaviren: 

Puumalavirus

Mehr als 90 Prozent aller Hantavirus-Erkrankungen werden in Deutschland durch Puumalaviren verursacht. Diese Viren kommen vor allem im Nordwesten, im Westen und im Süden von Deutschland vor. Wirtstier und Überträger ist die Rötelmaus. 

Rötelmäuse übertragen Hantaviren. Finden sie sehr viel Nahrung, vermehren sie sich stark und mit ihnen auch das Virus. Das Risiko, sich über einen Biss oder aufgewirbelten Kot zu infizieren, steigt.

Rötelmäuse übertragen Hantaviren. Finden sie sehr viel Nahrung, vermehren sie sich stark und mit ihnen auch das Virus. Das Risiko, sich über einen Biss oder aufgewirbelten Kot zu infizieren, steigt.

Dobrava-Belgrad-Virus 

Dobrava-Belgrad-Viren kommen vor allem im Norden und Osten Deutschlands vor. Wirtstier und Überträger ist die Brandmaus, die in den nördlichen und östlichen Landesteilen Deutschlands heimisch ist.

Seoulvirus

Diese Viren kommen in Zucht- und Wildratten vor. In Deutschland wurden bereits mehrere Ansteckungen mit diesem Virus beschrieben, wobei diese vermutlich vor allem im Umfeld von Rattenhaltern oder -züchtern auftreten können. 

Tulavirus

Tulaviren werden durch Feldmäuse übertragen. Feldmäuse kommen überall in Deutschland vor. In Deutschland wurde die erste gesicherte Infektion 2019 nachgewiesen. Da es aber keine reguläre Untersuchung auf Tulaviren gibt, geht man davon aus, dass die Zahl der Infektionen deutlich höher liegt.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Was erhöht das Risiko für eine Hantavirus-Erkrankung?

Hantaviren kommen innerhalb von Deutschland nicht überall gleich häufig vor. Das liegt daran, dass die jeweiligen Wirtstiere in verschiedenen Regionen heimisch sind.

In den entsprechenden Regionen besteht vor allem eine Gefährdung bei folgenden Tätigkeiten: 

  • Arbeiten in der Forst- und Landwirtschaft
  • Aufenthalt und insbesondere das Reinigen von Schuppen und Ställen, in denen Nagetiere vorkommen
  • Tätigkeiten im Freien mit möglichem Kontakt zu Nagern, zum Beispiel Gartenarbeit, Zelten, Joggen oder Jagen

Wichtig zu wissen: Männer mittleren Alters sind besonders häufig betroffen. Die Wahrscheinlichkeit, sich anzustecken, ist von April bis September am größten.

Wie häufig kommen Hantavirus-Erkrankungen vor?

Die Häufigkeit von Erkrankungen schwankt von Jahr zu Jahr. Je mehr Wirtstiere es in einem Jahr gibt, desto häufiger tritt die Erkrankung auf. Ist das Nahrungsangebot für Nagetiere wie Rötelmäuse gut, können sie sich stark vermehren. Dementsprechend nimmt auch die Menge an virusbelasteten Mäuse-Ausscheidungen in der Umwelt zu, wodurch sich Hantaviren schneller ausbreiten und Erkrankungen zunehmen. Das Nahrungsangebot für die Nagetiere wird unter anderem durch die Niederschläge im Vorjahr beeinflusst.

Die Häufigkeit von Hantavirus-Erkrankungen schwankt von Jahr zu Jahr und hängt unter anderem vom Nahrungsangebot für die Wirtstiere ab.

So wurden in Deutschland 2022 nur rund 140 Erkrankungen gemeldet, 2021 dagegen etwas mehr als 1.700.

Welchen Verlauf nimmt eine Hantavirus-Erkrankung?

Die Virustypen, die in Deutschland vorkommen, verursachen nur sehr selten schwere Verläufe. In vielen Fällen treten nach einer Ansteckung keine oder nur sehr geringe Beschwerden auf.  

Es gibt zwei unterschiedliche Verlaufsformen, welche sich zum Teil überschneiden können:

Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS)

Typisch für diese Form der Erkrankung sind Nierenfunktionsstörungen.
In Deutschland treten überwiegend leichte Erkrankungsverläufe mit grippeähnlichen Beschwerden auf (sogenannte „Nephropathia epidemica“). Die Symptome können bei solchen leichten Verläufen zwar mehrere Wochen bis Monate dauern, in der Regel heilt die Erkrankung aber vollständig aus. Die Sterblichkeit liegt bei deutlich unter einem Prozent.

Schwere Verlaufsformen eines HFRS beginnen wie eine unkomplizierte Hantavirus-Erkrankung. Typische Beschwerden in den ersten Tagen der Erkrankung sind: 

  • hohes Fieber und Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen
  • starke Bauch- und Rückenschmerzen
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel, Benommenheit und Sehstörungen
  • in einigen Fällen Blutungen in den Augenbindehäuten und in der Haut

Nach etwa einer Woche geht die Erkrankung in eine zweite Phase über. Diese beginnt meist mit einem Blutdruckabfall und kann bis hin zu einem Schock führen. Typisch ist eine
eingeschränkte Nierenfunktion bis hin zum Nierenversagen.

Die schwere Verlaufsform endet in 5 bis 15 Prozent der Fälle tödlich. 

Hantavirusinduziertes Herz-Lungen-Syndrom

Die Erkrankung beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Schwächegefühl, Bauch- und Gliederschmerzen. Nach 4 bis 10 Tagen kommen Husten und Atemnot hinzu. Diese Symptome können sich schnell verschlimmern und zu einem akuten Atemnotsyndrom führen. Diese Verlaufsform endet bei 25 bis 40 Prozent der Erkrankten tödlich.

Wie kann ich einer Hantavirus-Erkrankung vorbeugen?

Bisher steht in Europa kein Impfstoff zur Verfügung. Sie können einer Erkrankung nur vorbeugen, indem Sie eine Ansteckung durch den Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen verhindern. Wenn Sie Dachböden, Keller oder Schuppen gereinigt oder durch andere Tätigkeiten wie Umräumen dort Staub aufgewirbelt haben, waschen Sie sich anschließend gründlich die Hände und Haare. Tragen Sie einen Mund-Nasen-Schutz bei Arbeiten in potenziell mit Mäuse-Exkrementen kontaminierten Räumen und waschen Sie die Arbeitskleidung nach Abschluss der Tätigkeit bei 60 Grad Celsius.

Zusätzlich können Sie weitere wirkungsvolle Maßnahmen ergreifen: 

So beugen Sie einem Mäusebefall vor

  • Bewahren Sie Lebensmittel sicher und fest verschlossen auf, etwa in Schränken sowie Plastik- und Metalldosen.
  • Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen.
  • Entsorgen Sie Abfall in verschließbaren Mülleimern und Mülltonnen.
  • Geben Sie keine Essensreste oder tierischen Abfälle in den Kompost.
  • Beseitigen Sie Nistmöglichkeiten für Nager, also Abfallhaufen, Sperrmüll und Altreifen.

So bekämpfen Sie Mäuse und Ratten

  • Stellen Sie Mause- oder Rattenfallen (Schlagfallen) in dunklen Ecken und entlang der Wände auf. Achten Sie dabei darauf, dass Fallen für Kinder und Haustiere unzugänglich sind.
  • Überprüfen Sie die Fallen regelmäßig.
  • Ziehen Sie eventuell einen professionellen Schädlingsbekämpfer hinzu.

So beseitigen Sie tote Mäuse oder deren Ausscheidungen

  • Ziehen Sie Handschuhe und einen Mund-Nasen-Schutz an.
  • Geben Sie tote Mäuse in einer Plastiktüte verschlossen in den Hausmüll.
  • Lüften Sie vor dem Reinigen Räume mit Mausbefall 30 Minuten lang.
  • Verhindern Sie, dass Staub aufwirbelt, indem Sie die Flächen vor dem Reinigen befeuchten.
  • Benutzen Sie keinen Staubsauger, da sich Viren durch das Gebläse in der Luft verteilen.
  • Säubern Sie alle verunreinigten Flächen mit Haushaltsreiniger.
  • Waschen Sie sich nach dem Reinigen die Hände und Haare, duschen Sie und waschen Sie die Arbeitskleidung.

Mehr zum Thema finden Sie in dem Merkblatt „Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen“ des Robert Koch-Instituts.

Wie lässt sich eine Hantavirus-Erkrankung diagnostizieren?

Bei einem Verdacht auf eine Infektion mit Hantaviren nehmen Ärztinnen und Ärzte Blut ab, um im Labor bestimmen zu lassen, ob es Antikörper gegen das Virus gibt. Solche Antikörper sind frühestens etwa 2 bis 3 Wochen nach der Ansteckung im Blut zu finden. Das Virus selbst lässt sich nur für kurze Zeit in der frühen Erkrankungsphase im Blut nachweisen.

Wie behandelt man eine Hantavirus-Erkrankung?

Es gibt kein spezielles Medikament, das sich direkt gegen die Hantaviren richtet. Fiebersenkende Schmerzmittel wie Paracetamol können die Symptome lindern. Bei schweren Verläufen kommen Patientinnen und Patienten auf die Intensivstation. Manchmal müssen sie dort maschinell beatmet werden oder benötigen eine Blutwäsche (Dialyse). 

Geprüft durch das Nationale Konsiliarlaboratorium für Hantaviren.

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