Darmlähmung (Paralytischer Ileus)
ICD-Codes: K56.0 Was ist der ICD-Code?
Zu einer Darmlähmung kann es durch eine Operation oder Erkrankung kommen. In der Folge wird der Darminhalt nicht weitertransportiert und staut sich. Bemerkbar macht sich das durch Bauchschmerzen, einen aufgeblähten Bauch und Übelkeit. Ziel der Therapie ist es, die Darmfunktion wiederherzustellen.
Auf einen Blick
- Der paralytische Ileus ist eine Darmlähmung.
- Durch die Lähmung der Darmmuskulatur kann die Nahrung nicht weitertransportiert werden und sammelt sich im Darm an.
- Es gibt viele mögliche Ursachen für einen paralytischen Ileus, beispielweise eine Operation oder eine Entzündung des Darms oder im Bauchraum.
- Typische Symptome einer Darmlähmung sind Bauchschmerzen, ein aufgeblähter Bauch, Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung.
- Die Behandlung besteht vor allem aus Maßnahmen, um den Darm zu entleeren und die Darmbewegungen wieder anzuregen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist ein paralytischer Ileus?
Unter einem paralytischen Ileus versteht man eine Lähmung der Darmmuskulatur. Der Darminhalt wird nicht mehr weitertransportiert und staut sich, eine Entleerung des Darms ist nicht möglich.
Normalerweise sorgen die Darmbewegungen dafür, dass die Nahrung im Darm weitertransportiert und ausgeschieden wird. Bei einem paralytischen Ileus sind diese Bewegungen jedoch so abgeschwächt oder unkoordiniert, dass dies nicht mehr gelingt.
Speisebrei, Gase und Flüssigkeit sammeln sich im Darm, wodurch sich die Darmwand zunehmend dehnt. Der Darm kann sich dadurch stark erweitern. Wenn die Lähmung nicht rechtzeitig behandelt wird, besteht das Risiko, dass die Darmwand geschädigt wird oder sogar Darmabschnitte absterben.
Welche Symptome treten bei einem paralytischen Ileus auf?
Die Symptome einer Darmlähmung entwickeln sich oft langsam über mehrere Tage. Anfangs kommt es zu leichten Bauchschmerzen, zunehmend bläht sich der Bauch auf. Typisch ist, dass die Bauchschmerzen nicht nachlassen.
Weitere Beschwerden bei einem paralytischen Ileus sind:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Verstopfung
- Windverhalt: Luft und Gase können nicht aus dem Darm entweichen.
Welche Ursachen gibt es für einen paralytischen Ileus?
Ein paralytischer Ileus entsteht durch eine Fehlfunktion der Nerven oder Muskeln der Darmwand. Grund dafür ist meistens eine andere Erkrankung oder Störung. Wie genau es zu der Darmlähmung kommt, ist jedoch noch nicht vollständig bekannt.
Mögliche Auslöser sind:
- eine Operation, vor allem im Bauchraum
- schwere Verletzungen, beispielweise von Becken oder Wirbelsäule
- Krebserkrankungen
- Erkrankungen des Nervensystems, zum Beispiel Parkinson-Erkrankung, Alzheimer-Demenz oder multiple Sklerose
- Stoffwechselstörungen durch eine Leber- oder Nierenerkrankung, Diabetes mellitus oder übermäßigen Alkoholkonsum
- ein Mangel an Mineralien wie Kalium, Kalzium oder Magnesium
- Durchblutungsstörungen des Darms
- Medikamente, unter anderem starke Schmerzmittel (Opioide), Arzneimittel gegen Depressionen oder Narkosemittel
Interessant zu wissen: Dass es nach einer Operation vorübergehend zu einer Darmträgheit kommt, ist bis zu einem gewissen Grad normal. Der Stress einer Operation und die direkte Einwirkung auf den Darm bei einem Eingriff im Bauchraum hemmen die Darmbewegungen.
Welche Faktoren begünstigen einen paralytischen Ileus?
Nach manchen Eingriffen am Bauch, Becken oder Magen-Darm-Trakt kann es vorkommen, dass die Darmträgheit länger als üblich anhält und es zu einer Darmlähmung kommt.
Weitere Faktoren, die das Risiko für einen paralytischen Ileus erhöhen, sind zudem:
- länger andauernde Operationen
- Komplikationen nach dem Eingriff
- die Anwendung von bestimmten Schmerzmitteln während der Operation
- eine verzögerte Nahrungsaufnahme oder künstliche Ernährung mit einer Magensonde
- Entzündungen im Bauchraum
Wie häufig kommt es zu einem paralytischen Ileus?
Ein paralytischer Ileus tritt recht häufig auf. Nach einer Bauchoperation kommt es bei 10 bis 30 Prozent der Menschen zu einer Lähmung der Darmmuskulatur.
Wie verläuft ein paralytischer Ileus?
Der Dünndarm wird gewöhnlich ein paar Stunden nach einer Operation wieder aktiv. Der Dickdarm fängt nach 2 bis 3 Tagen wieder an, normal zu arbeiten.
Besteht der paralytische Ileus länger als 3 bis 5 Tage, spricht man von einem verlängerten Ileus. Dann bereitet die Darmlähmung auch Beschwerden. Eine unterstützende Behandlung hilft, die Darmtätigkeit wieder anzuregen.
Sind Komplikationen möglich?
Zu Komplikationen kann es kommen, wenn sich der Darm durch angesammelte Nahrung und Gase sehr stark gedehnt hat oder wenn die Lähmung länger als 6 Tage anhält.
Mögliche Folgen sind eine Bauchfellentzündung, ein örtlich begrenzter Durchbruch des Darms, eine gestörte Durchblutung des Darms oder ein Absterben von Darmabschnitten.
Wie lässt sich einem paralytischen Ileus vorbeugen?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um einer Darmlähmung nach einer Operation vorzubeugen: Frühzeitige Bewegung und Nahrungsaufnahme nach dem Eingriff regen die Darmtätigkeit an. Auch Kaugummikauen kann vorbeugend wirken.
Wie wird ein paralytischer Ileus festgestellt?
Die Ärztin oder der Arzt fragt in einem Gespräch nach den Beschwerden und führt eine körperliche Untersuchung durch. Ein aufgeblähter Bauch, Verstopfung und fehlende Darmgeräusche weisen auf einen paralytischen Ileus hin.
Außerdem röntgt die Ärztin oder der Arzt den Bauchraum. Auf dem Röntgenbild lassen sich die aufgeblähten Darmschlingen gut erkennen.
Um ein mechanisches Hindernis als Auslöser für die Darmlähmung auszuschließen, können zusätzlich eine Computertomographie (CT) und eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen.
Auch das Blut wird untersucht, um mögliche Ursachen herauszufinden. Die Ärztin oder der Arzt kann anhand der Blutwerte erkennen, ob es Anzeichen für eine gestörte Durchblutung oder eine Entzündung gibt.
Wie behandelt man einen paralytischen Ileus?
Ist eine Erkrankung die Ursache für den paralytischen Ileus, behandeln Ärztinnen und Ärzte – wenn möglich – zunächst die Erkrankung.
In den ersten 1 bis 2 Tagen nach Auftreten der Darmlähmung geht es vor allem darum, den Darm zu entleeren. Dies gelingt meist durch folgende Maßnahmen:
- Zunächst sollte man nichts mehr essen und trinken.
- Eine Infusion sorgt für die nötige Flüssigkeitszufuhr.
- Mit einer Magensonde kann der aufgestaute Magen- und Dünndarminhalt abgelassen werden.
- Ein Einlauf in den Enddarm hilft, den Darm zu entleeren.
- Umherlaufen und häufige Veränderungen der Körperposition können Bewegung in den Darm bringen.
Genügen diese Maßnahmen nicht, können zusätzlich Medikamente zum Einsatz kommen, um die Darmbewegungen anzuregen. Der Wirkstoff Neostigmin wird häufig eingesetzt, die Wirksamkeit ist aber begrenzt. Nebenwirkungen wie ein Absinken des Blutdrucks und Zittern sind möglich.
Wenn Medikamente nicht helfen oder aufgrund der Nebenwirkungen nicht infrage kommen, kann die Ärztin oder der Arzt versuchen, den Darminhalt bei einer Darmspiegelung mithilfe einer speziellen Sonde abzusaugen.
Ein Eingriff ist selten nötig. Manchmal muss jedoch operiert werden, zum Beispiel wenn das Risiko eines Darmdurchbruchs besteht.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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