Genitalherpes

Genitalherpes (Herpes genitalis) ist eine durch Herpesviren verursachte Infektionskrankheit. Viele Menschen stecken sich über Sexualkontakte an. Meist führt die Infektion zu keiner Erkrankung und bleibt daher oft unentdeckt. Kommt es aber zu Beschwerden, können diese schmerzhaft und psychisch belastend sein.

Auf einen Blick

  • Die Ursache für Genitalherpes ist eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren (HSV).
  • Diese Viren werden durch Hautkontakt übertragen. Viele Menschen stecken sich beim Geschlechtsverkehr an.
  • Wer sich einmal mit Herpesviren angesteckt hat, trägt sie ein Leben lang im Körper.
  • Eine HSV-Infektion führt meist nicht zu einer Erkrankung. Bis zu 90 Prozent der infizierten Menschen haben keine oder nur sehr schwache Symptome.
  • Treten Beschwerden auf, sind diese mitunter schmerzhaft und psychisch belastend.
  • Es gibt Behandlungen, mit denen sich die Beschwerden mildern lassen und ein Ausbruch verkürzt werden kann.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Genitalherpes: Eine Frau hält sich beide Händen vor den Schritt.

Was ist ein Genitalherpes?

Genitalherpes wird durch Herpes-simplex-Viren (HSV) ausgelöst und zählt zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen (STI). Wer sich einmal angesteckt hat, trägt die Viren lebenslang in sich.

Bei vielen Menschen kommt es trotz einer HSV-Infektion nicht zu einer Erkrankung. Bricht der Herpes jedoch aus, können die Beschwerden belastend sein: Im Genitalbereich bildet sich ein schmerzhafter Ausschlag, oft begleitet von Fieber und Krankheitsgefühl. Die Beschwerden lassen meist nach 1 bis 2 Wochen von allein nach.

Es gibt aber auch Therapien, die den Heilungsverlauf beschleunigen und die Symptome lindern.

Ist der Genitalherpes einmal ausgebrochen, muss man damit rechnen, dass er wiederkommt. Mit der Zeit werden die Ausbrüche aber schwächer und seltener.

Die Diagnose Genitalherpes ist für viele Menschen sehr unangenehm. Sie wirft zudem Fragen auf, unter anderem: Wo habe ich mich infiziert? Habe ich jemanden angesteckt? Wie spreche ich mit meiner Partnerin oder meinem Partner darüber? Wem erzähle ich von der Diagnose? Und kann die Infektion während einer Schwangerschaft auch auf das Kind übertragen werden?

Welche Symptome treten bei einem Genitalherpes auf?

Typische Symptome bei Genitalherpes sind eine schmerzhaft entzündete Haut und kleine Bläschen. Die Bläschen treten in kleinen Gruppen auf. Sie können einreißen und nässen. Beim Abheilen verkrusten sie oft. Die Haut kann zudem jucken und brennen.

Betroffene Stellen bei Frauen sind in der Regel die Schamlippen, die Scheide und der Gebärmutterhals. Bei Männern betrifft es für gewöhnlich den Penis, den Hodensack und die Vorhaut. Auch am Damm, im Analbereich, am Po oder an der Innenseite der Oberschenkel können die Bläschen vorkommen.

Manche Menschen verspüren vor einem Ausbruch ein Kribbeln an den Geschlechtsorganen oder Schmerzen im Po, in den Hüften oder in den Beinen. Frauen haben außerdem häufig Schmerzen beim Wasserlassen.

Wenn ein Genitalherpes das erste Mal auftritt, sind die Beschwerden oft besonders stark. Dann können zusätzlich zu den genannten Symptomen noch Fieber, Kopfschmerzen, allgemeine Erschöpfung und Muskelschmerzen hinzukommen. Auch geschwollene Lymphknoten in der Leiste treten dann oft auf.

Weitere Ausbrüche laufen meist milder ab.

Was sind sexuell übertragbare Infektionen (STI)?

In diesem Video erfahren Sie, was sexuell übertragbare Infektionen (STI) sind.

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Was sind die Ursachen für einen Genitalherpes?

Die Ursache für einen Genitalherpes ist eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren. Es gibt zwei verschiedene Typen:

  • Herpes-simplex-Virus Typ 1 (HSV-1)
  • Herpes-simplex-Virus Typ 2 (HSV-2)

Für Genitalherpes ist in erster Linie HSV-2 verantwortlich. HSV-1 verursacht für gewöhnlich Lippenherpes. Wer aber zum Beispiel gerade einen Lippenherpes-Ausbruch hat, kann beim Oralsex das Virus auf den Genitalbereich der anderen Person übertragen. Diese kann dann einen Genitalherpes durch Herpes-simplex-Viren vom Typ-1 bekommen.

Nach einer Ansteckung bleiben die Herpesviren ein Leben lang im Körper, sie nisten sich in den Nervenknoten (Ganglien) am unteren Ende der Wirbelsäule ein. Von dort können sie sich vermehren, entlang der Nervenstränge in die äußeren Hautschichten wandern und Genitalherpes auslösen.

Herpesviren werden durch Hautkontakt übertragen. Die meisten Menschen stecken sich beim ungeschützten Geschlechtsverkehr an. Herpesviren können aber auch über gemeinsam genutzte Sexspielzeuge übertragen werden. Dass man sich über die gemeinsame Nutzung von Handtüchern, Bettwäsche oder Toilettenbrillen ansteckt, ist hingegen sehr unwahrscheinlich.

Was sind die Risikofaktoren für einen Genitalherpes?

Da eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren (HSV) meist nicht zu einer Erkrankung führt, geben infizierte Menschen die Viren oft weiter, ohne es zu wissen. Man geht davon aus, dass Frauen insgesamt anfälliger für eine HSV-Infektion sind als Männer.

Ein häufiger Wechsel der Sexualpartnerin oder des Sexualpartners erhöht die Wahrscheinlichkeit, mit jemandem Kontakt zu haben, der ansteckend ist. Kondome zu benutzen kann das Ansteckungsrisiko verringern.

Warum manche Menschen an Genitalherpes erkranken und andere nicht, ist bisher nicht genau bekannt. Mögliche Auslöser für wiederkehrende Ausbrüche sind noch kaum erforscht. Dauerhafter psychischer Stress scheint einen Ausbruch zu begünstigen. Auch Sonnenlicht, Erkältungen, körperliche Anstrengung, Hautverletzungen, raue oder enge Kleidung und die Menstruation bei Frauen scheinen Herpesviren aktivieren zu können.

Wie häufig kommt es zu einem Genitalherpes?

Genitalherpes wird in der Regel durch eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren Typ 2 (HSV-2) ausgelöst.

Schätzungsweise 10 bis 15 von 100 Menschen in Deutschland tragen HSV-2 im Körper. Etwa 10 bis 30 Prozent von ihnen erkranken auch. Frauen haben etwas häufiger Genitalherpes als Männer.

Etwa zehn bis fünfzehn von hundert Menschen in Deutschland tragen Herpes-simplex-Viren Typ 2 in sich. Davon erkranken aber nur ein bis fünf.

Wie verläuft ein Genitalherpes nach einem Ausbruch?

Wenn ein Genitalherpes ausbricht, kann die Ansteckung bereits Monate oder Jahre zurückliegen. Beim ersten Ausbruch dauert es ohne eine Behandlung durchschnittlich 20 Tage bis zur Abheilung. Wiederkehrende Ausbrüche verlaufen milder und heilen im Durchschnitt innerhalb von 10 Tagen aus. Wer einmal an Genitalherpes erkrankt ist, hat für gewöhnlich immer wieder mit neuen Ausbrüchen zu tun.

Wie oft Genitalherpes erneut ausbricht, hängt davon ab, ob es sich um eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV-1) oder mit Herpes-simplex-Viren Typ 2 (HSV-2) handelt:

  • HSV-1 führt im Durchschnitt bei etwa 20 bis 50 Prozent der infizierten Menschen innerhalb eines Jahres zu einem weiteren Ausbruch.
  • HSV-2 führt bei 70 bis 90 Prozent der infizierten Menschen innerhalb eines Jahres zu mindestens einem, im Schnitt aber zu vier weiteren Ausbrüchen.

Spätere Ausbrüche verlaufen milder und treten in längeren Abständen auf. Zudem treten bei Folgeausbrüchen sehr selten Komplikationen auf.

Wichtig zu wissen: Insbesondere wenn Genitalherpes zum ersten Mal ausbricht, kann es zu Komplikationen kommen. Mögliche Folgen können eine Infektion der Scheide mit Hefepilzen, eine Blasenstörung mit Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder selten eine Entzündung der Hirnhaut sein. Sehr selten kommt es zu größeren Hautausschlägen oder einem Befall der Augen. Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem ist das Risiko für solche Komplikationen erhöht.

Welche Folgen hat eine HSV-Infektion während der Schwangerschaft?

Schwangere können während der Geburt Herpes-simplex-Viren (HSV) auf das Kind übertragen. Das kann für das Kind gefährlich sein, passiert aber selten. Wenn es bei der Mutter kurz vor der Geburt zu einem Ausbruch von Genitalherpes kommt, wird oft ein Kaiserschnitt empfohlen. So lässt sich das Ansteckungsrisiko minimieren und das Kind schützen.

Mehr Informationen zu Genitalherpes in der Schwangerschaft finden Sie auf gesundheitsinformation.de.

Wie lässt sich einem Genitalherpes vorbeugen?

Viele Menschen tragen Herpes-simplex-Viren im Körper. Jeder, der sexuell aktiv ist, kann sich mit den Erregern von Genitalherpes anstecken. Es gibt aber einige Maßnahmen, um das Ansteckungsrisiko zu verringern.

Wenn einer der Sexualpartnerinnen oder Sexualpartner Symptome eines Herpesausbruchs zeigt, sollte man vorübergehend auf Geschlechts- und Oralverkehr verzichten. Das Risiko, jemand anderen anzustecken, ist während eines Ausbruchs am größten.

Zudem kann ein Kondom das Ansteckungsrisiko deutlich senken und bietet darüber hinaus Schutz vor anderen STI. Es gibt auch Kondome für die Frau (Femidome) und Lecktücher für den Oralverkehr – sogenannte Dental Dams.

Wichtig zu wissen: Wenn man weiß, dass man sich mit Genitalherpes angesteckt hat, ist es sinnvoll, offen darüber zu sprechen. So können sich alle Sexualpartnerinnen und -partner testen lassen. Ein Bluttest auf Antikörper zeigt, ob man Herpes-simplex-Viren vom Typ1 (HSV-1) oder vom Typ 2 (HSV-2) in sich trägt. Damit lässt sich einschätzen, ob ein Ansteckungsrisiko besteht: Denn wer beispielsweise HSV-1 hat, kann sich noch mit HSV-2 anstecken.

Wer virushemmende (antivirale) Mittel nimmt, ist wahrscheinlich etwas weniger ansteckend. Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir eignen sich dafür. Sie müssen jedoch täglich und längerfristig eingenommen werden. Die Anwendung als Creme oder Salbe bietet keinen Schutz. Es ist unklar, ob die Medikamente zusätzlich das Ansteckungsrisiko senken, wenn Menschen mit Genitalherpes Kondome verwenden.

Wie kann man einen Genitalherpes diagnostizieren?

Die Hauterscheinungen und Beschwerden allein lassen oft keine klare Diagnose von Genitalherpes zu. Das kann mehrere Gründe haben. Zum einen zeigen sich nicht immer die typischen Symptome und zum anderen kann Genitalherpes auch zusammen mit anderen Hauterkrankungen und sexuell übertragbaren Infektionen auftreten.

Eine Infektion mit Pilzen oder Chlamydien und andere Hauterkrankungen wie Schuppenflechte können beispielsweise zu ähnlichen Beschwerden führen. Um eine klare Diagnose zu stellen, lässt die Ärztin oder der Arzt daher einen Abstrich von einem betroffenen Hautbereich im Labor untersuchen. Je nach Situation kann dabei auch der Virustyp bestimmt werden.

Wenn keine Symptome auftreten, ist es schwieriger, eine Infektion mit Herpesviren festzustellen. Es gibt dann die Möglichkeit, mit einem Bluttest auf Antikörper die Viren indirekt nachzuweisen. Diese Tests geben meist jedoch keine Auskunft darüber, seit wann eine Infektion besteht. Tritt Genitalherpes das erste Mal auf, ohne dass sich im Blut Antikörper feststellen lassen, ist die Ansteckung wahrscheinlich noch nicht lange her.

Wie wird ein Genitalherpes behandelt?

Bei einem ersten Ausbruch kann es zu starken Beschwerden kommen. Manchmal führt ein Genitalherpes beim Erstausbruch auch zu Komplikationen.

Meist verschreiben Ärztinnen und Ärzte dann virushemmende Medikamente mit den Wirkstoffen Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir. Die Tabletten können die Beschwerden eindämmen und um einige Tage verkürzen. Cremes oder Salben mit virushemmenden Wirkstoffen wirken bei Genitalherpes nicht.

Bei späteren Ausbrüchen sind die Beschwerden für gewöhnlich weniger stark. Es ist dann nicht unbedingt nötig, die Symptome zu behandeln. Wird ein Folgeausbruch behandelt, ist es ausreichend, die Medikamente kürzer einzunehmen. Wichtig ist jedoch, dass die Therapie innerhalb der ersten 24 Stunden beginnt: am besten, sobald die ersten Symptome auftreten.

Genitalherpes behandeln: virushemmende Medikamente, Schmerzmittel und Sitzbäder für Frauen.

Bei starken oder sehr häufigen Ausbrüchen ist eine vorbeugende Therapie mit Medikamenten möglich. In diesem Fall werden die Medikamente längerfristig eingenommen, also auch in beschwerdefreien Phasen. Das Risiko für Ausbrüche lässt sich so deutlich senken.

Für den Fall, dass der Genitalherpes zu stärkeren Schmerzen führt, können Schmerzmittel helfen. Viele Frauen, die durch Genitalherpes Schmerzen beim Wasserlassen haben, empfinden Sitzbäder als angenehme Maßnahme.

Andere Therapien wie Laser oder örtliche Wärmeanwendung sind bislang kaum erforscht. Es ist unklar, ob sie tatsächlich wirksam sind.

Vertiefende Informationen zur Behandlung eines Genitalherpes finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Wie geht man mit einem Genitalherpes am besten um?

Es kann psychisch sehr belasten, wenn man weiß, dass man Genitalherpes hat. Vielen Menschen fällt es schwer, darüber zu sprechen – besonders, wenn sie in einer festen Partnerschaft leben und dann Themen wie sexuelle Aktivitäten vor oder außerhalb der Beziehung zur Sprache kommen. Andere Menschen sorgen sich, ob ihre Partnerin oder ihr Partner sie möglicherweise angesteckt hat. Aber auch wenn sich eine Partnerschaft erst anbahnt oder man einen rein sexuellen Kontakt hat, kann es schwierig sein, über eine Genitalherpes-Infektion zu sprechen.

Offen damit umzugehen, ist jedoch sehr wichtig. Oft lässt sich auch gar nicht sicher sagen, wann und bei wem sich wer infiziert hat. Denn es tragen sehr viele Menschen Herpes-simplex-Viren – die Erreger von Genitalherpes – im Körper und jeder, der sexuell aktiv ist, hat ein Ansteckungsrisiko. Hinzu kommt, dass man sich oft schon Monate oder Jahre vor dem Ausbruch eines Genitalherpes mit den Viren angesteckt haben kann.

Tipps dazu, wie man über sexuell übertragbare Infektionen ins Gespräch kommt und im Gespräch bleibt, finden Sie auf www.liebesleben.de – einer Website der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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