Lippenherpes
ICD-Codes: B00 Was ist der ICD-Code?
Bei einem Lippenherpes (Herpes labialis) bilden sich schmerzhafte Bläschen, normalerweise nur auf einer Seite der Lippen. Ursache sind ansteckende Herpesviren. Viele Menschen mit Lippenherpes haben immer wieder damit zu tun. Eine Behandlung ist meistens nicht nötig: Die Erkrankung heilt innerhalb von 1 bis 2 Wochen von allein wieder aus.
Auf einen Blick
- Ursache für einen Lippenherpes sind ansteckende Herpes-simplex-Viren, vor allem vom Typ 1 (HSV-1).
- In Deutschland tragen schätzungsweise 60 bis 90 Prozent der Menschen diesen Virustyp in sich.
- Wer einmal einen Lippenherpes bekommt, hat häufig immer wieder damit zu tun.
- Die Erkrankung bricht vor allem aus, wenn das Immunsystem geschwächt oder gefordert ist – zum Beispiel durch eine Erkältung oder durch starke körperliche Anstrengung.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist ein Lippenherpes?
Zuerst kribbelt oder juckt die Lippe, dann schwillt sie an und schließlich bilden sich kleine Bläschen: Viele Menschen mit Lippenherpes kennen diese Symptome. Ein Lippenherpes ist zwar lästig. Die Erkrankung klingt aber normalerweise von allein nach 1 bis 2 Wochen wieder ab.
Ursache der Erkrankung sind ansteckende Herpes-simplex-Viren (HSV). Viele Menschen tragen diese Viren zwar in sich, haben aber keine Beschwerden. Wer jedoch einmal Lippenherpes hatte, hat oft immer wieder damit zu tun.
Menschen mit Lippenherpes brauchen sich nicht krankschreiben zu lassen. Schülerinnen und Schüler müssen dem Unterricht nicht fernbleiben.
Welche Symptome zeigen sich bei einem Lippenherpes?
Bei einem Lippenherpes bilden sich schmerzhafte Bläschen, typischerweise nur auf einer Seite der Lippen. Die Bläschen können sich aber auch auf der umliegenden Haut, in der Mundhöhle oder zur Nase hin ausbreiten.
Beim Sprechen, Lachen oder Kauen können die Bläschen leicht reißen und nässen dann. Flüssigkeiten wie Saft oder Essig und säuerliche Lebensmittel können die entstandenen Wunden reizen. Beim Abheilen bilden sich Schorf oder Krusten.
Tritt Lippenherpes zum ersten Mal auf, verursacht er häufig stärkere Beschwerden wie Fieber, Schwäche oder geschwollene Lymphknoten im Nackenbereich. Der Grund: Der Körper hat noch keine Antikörper gegen das auslösende Virus gebildet. Das geschieht oft im Kleinkindalter.
Zudem kann sich beim ersten Auftreten eines Lippenherpes die Mundschleimhaut stark entzünden. Diese oft schmerzhafte Entzündung nennen Ärztinnen und Ärzte auch Mundfäule, weil sie starken Mundgeruch verursacht.
Welche Ursachen hat ein Lippenherpes?
Verursacht wird Lippenherpes durch eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren. Von diesen Viren gibt es 2 Arten: Für Lippenherpes ist vor allem das Virus vom Typ 1 (HSV-1) verantwortlich. Herpes simplex Typ 2 (HSV-2) löst dagegen Genitalherpes aus.
Übertragen werden die Viren durch die Flüssigkeit in den Bläschen oder Geschwüren, etwa beim Küssen oder auch über gemeinsam benutzte Gegenstände. Beim Oralverkehr können Herpes-Viren vom Typ 1 in den Intimbereich der Sexualpartnerin oder des Sexualpartners gelangen und dort Genitalherpes auslösen.
Die Herpesviren setzen sich in den Knoten (Ganglien) des Gesichtsnervs (Trigeminus-Nervs) fest. Bricht die Erkrankung aus, wandern sie entlang der Nervenfasern in die Lippen und lösen die typischen Beschwerden aus. Wer sich einmal mit Herpesviren angesteckt hat, trägt sie lebenslang in sich.
Lippenherpes bricht vor allem bei einem geschwächten oder geforderten Immunsystem aus – also zum Beispiel bei Erkältungen oder nach starker körperlicher Anstrengung. Auch Stress, hormonelle Schwankungen und Hautreizungen, etwa durch Sonnenlicht, gelten als mögliche Auslöser.
Warum manche Menschen immer wieder Lippenherpes bekommen und andere nicht, ist nicht vollständig geklärt.
Wie häufig kommt es zu einem Lippenherpes?
Schätzungen zufolge tragen in Deutschland 60 bis 90 Prozent der Menschen Herpes-simplex-Viren vom Typ 1 (HSV-1) – die Erreger von Lippenherpes – in sich. Mit zunehmendem Alter steigt die Ansteckungswahrscheinlichkeit.
Viele Menschen wissen nicht, dass sie sich angesteckt haben, da sie keine Beschwerden entwickeln. Medizinerinnen und Mediziner gehen davon aus, dass etwa 20 bis 40 Prozent der Menschen, die sich mit HSV-1 angesteckt haben, irgendwann Lippenherpes bekommen.
Wie entwickelt sich ein Lippenherpes?
Die Lippen von Menschen mit Lippenherpes kribbeln oder jucken oft schon Stunden oder Tage, bevor sich sichtbare Bläschen zeigen. Wenn die Bläschen abheilen, können sich Krusten bilden. Diese Verkrustungen reißen wie die Bläschen leicht ein und können dann auch bluten.
Bis ein Lippenherpes ausgeheilt ist, dauert es rund 1 bis 2 Wochen. Die verheilten Bläschen hinterlassen keine sichtbaren Narben.
Manche Menschen haben immer wieder mit Lippenherpes zu tun. Meistens tritt die Erkrankung ein- bis zweimal jährlich auf. Bei rund 5 bis 10 Prozent der Menschen mit Lippenherpes aber mehr als fünfmal pro Jahr. Die Beschwerden werden im Lauf der Zeit oft schwächer.
Bei ansonsten gesunden Menschen heilt ein Lippenherpes von selbst und ohne weitere Folgen aus. Bei Menschen mit Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder schweren Verbrennungen kann das Herpesvirus größere Hautbereiche besiedeln. Dazu kommt es aber eher selten. Ebenfalls selten kommt es zu Entzündungen der Augen, bei denen zum Beispiel Herpesbläschen auf den Lidern entstehen.
Ist das Immunsystem sehr geschwächt – etwa aufgrund einer Chemotherapie –, können die Lippen länger und ausgeprägter entzündet sein. Manchmal kann es dann auch zu Komplikationen wie einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) kommen.
Wie lässt sich einem Lippenherpes vorbeugen?
Bestimmte Reize können Herpes-simplex-Viren aktivieren und das Ausbrechen eines Lippenherpes fördern. Mögliche Auslöser sind zum Beispiel:
- UV-Strahlen, etwa durch Sonnenlicht oder im Solarium
- Erkältungen oder Fieber
- kleine Verletzungen und Risse an den Lippen
- körperliche oder psychische Belastungen
- Einnahme von entzündungshemmend wirkenden Kortisonpräparaten
- hormonelle Schwankungen, etwa im Rahmen des weiblichen Zyklus
Wer das Risiko für Lippenherpes senken will, kann versuchen, solche Faktoren zu vermeiden. Es ist auch hilfreich, Sonnencreme und gute Lippenpflegeprodukte auszuprobieren.
Menschen, bei denen Lippenherpes sehr häufig ausbricht, können möglicherweise vorbeugend Medikamente einnehmen. Es ist allerdings kaum untersucht, wie gut solche Maßnahmen schützen.
Um sich selbst und andere vor einer Infektion zu schützen, sollten Menschen mit einem Lippenherpes bis zur vollständigen Abheilung folgende Maßnahmen beachten:
- niemanden küssen
- keine Handtücher, Geschirr und Besteck mit anderen teilen
- Hände waschen, nachdem man sich an die Lippe gefasst hat, zum Beispiel nach dem Auftragen von Salbe
- Sport mit Körperkontakt vermeiden
- auf Oralsex verzichten, weil die Viren dabei auf die Schleimhäute an den Geschlechtsorganen übertragen werden und Genitalherpes auslösen können
Menschen mit einem Lippenherpes können andere Personen zwar auch außerhalb eines Ausbruchs anstecken. Da dies aber nur sehr selten vorkommt, können sie auf Vorsichtsmaßnahmen verzichten, solange sie nicht akut erkrankt sind.
Wichtig zu wissen: Neugeborene bis zur achten Lebenswoche sind wegen ihres noch unreifen Immunsystems besonders gefährdet. Menschen mit Lippenherpes sollten den Säugling daher nicht küssen, den Schnuller des Säuglings nicht in den Mund nehmen, sich regelmäßig die Hände waschen und verhindern, dass das Kind versehentlich die Herpesbläschen berührt.
Vertiefende Informationen zur Vorbeugung eines Lippenherpes finden Sie unter gesundheitsinformation.de.
Wie wird ein Lippenherpes diagnostiziert?
Ein Lippenherpes ist einfach anhand der typischen Symptome zu erkennen. Wer schon einmal Lippenherpes hatte, weiß in der Regel schon bei den ersten Anzeichen, wann die Erkrankung erneut ausbricht. Ein Arztbesuch ist normalerweise nicht erforderlich.
Selten treten Infektionen mit Herpes-simplex-Viren Typ 1 auch an anderen Hautstellen auf. Zur Diagnose kann die Ärztin oder der Arzt dann Flüssigkeit aus den Bläschen entnehmen (Abstrich) und im Labor auf Herpesviren untersuchen lassen.
Wie behandelt man einen Lippenherpes?
Eine Behandlung von Lippenherpes ist normalerweise nicht nötig. Die Erkrankung heilt von selbst wieder aus.
Virushemmende Salben, Gele, Cremes oder Pflaster können die Dauer eines akuten Ausbruchs um ungefähr einen Tag verkürzen. Zudem können sie teilweise verhindern, dass sich Bläschen und Krusten bilden. Solche Medikamente enthalten die Wirkstoffe Aciclovir oder Penciclovir und sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich.
Wichtig ist die richtige Anwendung: Damit die Medikamente wirken, sollte man die Behandlung innerhalb von 24 Stunden beginnen, nachdem die ersten Symptome auftreten. Am besten ist es, so früh wie möglich anzufangen. Die Arzneimittel werden dann 5 Tage lang alle 2 bis 3 Stunden auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen.
Im Unterschied zu den Medikamenten zum Auftragen auf die Haut sind einzunehmende Tabletten mit virushemmenden Wirkstoffen nur auf Rezept erhältlich. Solche Tabletten können die Krankheitsdauer ebenfalls um etwa einen Tag verkürzen. Unklar ist, ob sie besser wirken als äußerlich aufgetragene Arzneimittel. Dafür sind Tabletten aber einfacher anzuwenden: Man muss sie nur ein- oder zweimal am Tag einnehmen.
Bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem – also zum Beispiel bei Krebspatientinnen und -patienten während einer Chemotherapie – ist die Schutzwirkung von Tabletten deutlich größer.
Wie gestaltet sich der Alltag mit einem Lippenherpes?
Wer ab und an mal einen Lippenherpes bekommt, ist dadurch in der Regel wenig eingeschränkt. Man kann seinem Arbeitsalltag normal nachgehen und muss sich nicht krankschreiben lassen. Auch Kinder und Jugendliche können weiterhin in die Schule gehen.
Mitunter können die Symptome aber belastend sein. Auch darauf achten zu müssen, die Viren nicht weiterzuverbreiten, kann Kraft kosten. Manche Menschen mit Lippenherpes fühlen sich durch die sichtbaren Bläschen weniger attraktiv und ziehen sich zurück.
Um den Lippenherpes etwas zu kaschieren, können eingefärbte Cremes gegen Herpesviren helfen – zumindest bei hellhäutigen Menschen. Wer Make-up trägt, sollte daran denken, dass man die Herpesviren leicht über die Finger oder benutzte Schminkartikel verbreiten kann.
Zu bedenken ist auch, dass das Überschminken des Lippenherpes den Heilungsprozess beeinträchtigen könnte – etwa indem beim Auftragen Bläschen und Krusten einreißen oder andere Krankheitserreger in die verletzten Stellen gelangen.
Um den betroffenen Hautbereich zu schützen, gibt es spezielle kleine Herpespflaster in der Apotheke. Auch hier sind Hygiene und eine sanfte Anwendung wichtig, da es beim Entfernen der Pflaster möglich ist, dass sich aufgeweichte Krusten lösen und bluten.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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