Gesichtslähmung (Fazialisparese)

Bei einer Fazialisparese ist der Gesichtsnerv vorübergehend oder dauerhaft geschädigt. In der Folge kommt es zu einer meist einseitigen Gesichtslähmung. Oft ist die Ursache dafür unbekannt. Häufig erholen sich Nerven und Muskeln von selbst.

Auf einen Blick

  • Bei der Fazialisparese handelt es sich um eine meist einseitige Lähmung des Gesichts, bedingt durch eine Schädigung des Gesichtsnervs.
  • Die Gesichtsmuskeln erschlaffen, sodass eine Gesichtshälfte herabzuhängen scheint.
  • Menschen mit einer Gesichtslähmung haben oft Schwierigkeiten beim Sprechen.
  • Meist ist die Ursache für eine Fazialisparese unklar.
  • Bei etwa einem Viertel der Menschen mit einer Fazialisparese ist die Lähmung Symptom einer anderen Erkrankung.
  • Die meisten Menschen mit einer Gesichtslähmung erholen sich innerhalb eines Jahres vollständig.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Eine Frau fasst sich an die Kinnregion und schaut ernst in die Kamera. Ihre rechte Gesichtshälfte ist langgezogen, die Mundpartie ist schief.

Was ist eine Fazialisparese?

Unter einer Fazialisparese – auch Bell’sche Parese oder Bell-Lähmung genannt – versteht man eine meist einseitige Lähmung der Gesichtsmuskulatur. Sie tritt infolge einer Schädigung des Gesichtsnervs (Nervus facialis) auf. Besonders betroffen sind die Muskeln für die Mimik – also Muskeln, die es beispielsweise ermöglichen, die Stirn zu runzeln, die Nase zu rümpfen oder die Augenbraue hochzuziehen.

Der Gesichtsnerv ist weit verzweigt. Er steuert neben den Gesichtsmuskeln zum Beispiel die Tränen- und Speicheldrüsen und spielt eine Rolle bei der Geschmacksempfindung. Im Ohr beeinflusst er außerdem, wie laut man Geräusche wahrnimmt.

Dementsprechend groß können die Einschränkungen sein, wenn der Gesichtsnerv geschädigt ist. Menschen mit einer Fazialisparese haben oft Schwierigkeiten beim Sprechen und können ihre Gefühle nur noch eingeschränkt oder gar nicht mehr mimisch ausdrücken. Das kann psychisch belastend sein.

Wodurch eine Fazialisparese entsteht, ist meistens nicht bekannt. Dann spricht man von einer idiopathischen Fazialisparese.

Wie macht sich eine Fazialisparese bemerkbar?

Eine Fazialisparese tritt plötzlich auf, meist innerhalb weniger Stunden. Einige Menschen haben nur milde Lähmungserscheinungen, andere schwerere. Häufig ist nur eine Gesichtshälfte gelähmt.

Eine Gesichtslähmung äußert sich dadurch, dass

  • die Gesichtsmuskeln erschlaffen, das Gesicht sich steif oder wie zu einer Seite gezogen anfühlt
  • die Augenbraue absinkt
  • die Wange sich taub anfühlt oder kribbelt
  • Schmerzen am Ohr auftreten
  • oder der Geschmackssinn gestört ist

Bei einem schweren Verlauf können Menschen zudem oft das Augenlid nicht schließen oder den Mundwinkel nicht mehr bewegen. Hinzu kommen Beschwerden wie Geräuschempfindlichkeit, trockener Mund und verminderter Tränenfluss.

Aufgrund der Lähmungen haben Menschen mit einer Fazialisparese mitunter Schwierigkeiten beim Essen und Trinken.

Wodurch entsteht eine Fazialisparese?

Bei bis zu 75 Prozent der Menschen bleibt die Ursache für die Fazialisparese ungeklärt (idiopathische Fazialisparese).

Bis zu 75 Prozent der Menschen haben eine Fazialisparese unbekannter Ursache (idiopathische Fazialisparese).

Bei den anderen 25 Prozent können Auslöser für die einseitige Lähmung gefunden werden, beispielsweise:

Es ist auch möglich, dass der Nerv bei einem operativen Eingriff verletzt wird.

Bei Kindern können zudem Verletzungen, etwa bei einer Zangengeburt, aber auch angeborene Erkrankungen oder Fehlbildungen Auslöser für eine Fazialisparese sein.

Wie häufig kommt es zu einer Fazialisparese?

Eine Fazialisparese tritt jährlich bei bis zu 40 von 100.000 Menschen auf, meist im Alter zwischen 15 und 45 Jahren.

Wie verläuft eine Fazialisparese?

Bei vielen Menschen mit einer Fazialisparese gehen die Lähmungen von selbst wieder zurück. Innerhalb weniger Wochen erholen sich 85 Prozent zumindest teilweise. Bei weiteren 10 Prozent passiert das nach 3 bis 6 Monaten.

Bei vielen Menschen mit einer Fazialisparese gehen die Lähmungen von selbst wieder zurück.

Nach einem Jahr sind 71 Prozent der Menschen mit einer idiopathischen Fazialisparese wieder vollständig genesen. Bei Kindern sind es 95 Prozent.

Bei einem schweren Verlauf der Gesichtslähmung – beispielsweise nach einer Infektion mit dem Varizella-Zoster-Virus – können Spätfolgen wie Bewegungsstörungen der Gesichtsmuskulatur oder ein nicht steuerbarer Tränenfluss bleiben.

Während einer Fazialisparese kann es zudem passieren, dass die Hornhaut des Auges austrocknet, wenn das Augenlid nicht vollständig schließt.

Wichtig zu wissen: Menschen mit einer Fazialisparese entwickeln manchmal Ängste und Depressionen, da eine Gesichtslähmung das Aussehen beeinflussen und im Alltag sehr belastend sein kann.

Wie wird eine Fazialisparese diagnostiziert?

Die Ärztin oder der Arzt prüft zunächst, wie fortgeschritten die Gesichtslähmung ist. Dazu fordert sie oder er zu verschiedenen Gesichtsbewegungen auf, etwa zum:

  • Öffnen und Schließen der Augen
  • Anheben der Augenbrauen
  • Stirnrunzeln
  • Bewegen des Mundes

Bei einer Untersuchung der Ohren kann die Ärztin oder der Arzt zum Beispiel eine Mittelohrentzündung erkennen und als Ursache ausschließen. Ein Blick in die Mundhöhle ermöglicht es, Schwellungen festzustellen.

Mögliche Erkrankungen wie eine Lyme-Borreliose lassen sich mit Untersuchungen von Blut oder Nervenwasser (Liquor) nachweisen.

Haben Menschen mit einer Fazialisparese unklare Symptome, weiten Ärztinnen und Ärzte ihre Untersuchungen aus. Indem sie Nerven mit schwachen Stromstößen reizen, können sie bestimmen, wie gut die Nerven und Muskeln funktionieren. Auch bildgebende Verfahren wie eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) können zum Einsatz kommen.

Wie behandelt man eine Fazialisparese?

Ist die Fazialisparese Symptom einer anderen Erkrankung, ist es sinnvoll, zuerst deren Behandlung mit der Ärztin oder dem Arzt zu klären. Liegt eine Infektion vor, stehen Medikamente gegen Bakterien oder Viren zur Verfügung.

Bei den meisten Menschen mit einer idiopathischen Fazialisparese – hier lassen sich keine Ursachen für die Gesichtslähmung finden – gehen die Beschwerden auch ohne Behandlung zurück. Eine etwa einwöchige Behandlung mit Glukokortikoiden wie Prednisolon verbessert die Chancen ein wenig. Dieses Arzneimittel wirkt unter anderem entzündungshemmend.

Nach schweren Verläufen bleibt eine Gesichtslähmung manchmal bestehen. Ein Behandlungsversuch ist dann die sogenannte transkutane Nervenstimulation. Dabei regen Ärztinnen und Ärzte über Elektroden betroffene Nerven und Muskeln an. Einige Menschen mit Fazialisparese können danach zumindest einen Teil ihrer Muskeln wieder für die Mimik nutzen. Manchmal ist es möglich, durch einen chirurgischen Eingriff Teile der Nerven- und Muskelfunktion wiederherzustellen.

Können Menschen mit einer Fazialisparese das Augenlid nicht mehr schließen, schützen künstliche Tränen und Augensalben die Hornhaut vor dem Austrocknen. Nachts kann zusätzlich ein Verband für ausreichend Schutz sorgen.

Wie kann man den Alltag mit einer Fazialisparese bewältigen?

Bleibt die Gesichtslähmung lange oder dauerhaft bestehen, ist es wichtig zu lernen, damit gut im Alltag zurechtzukommen.

Schulungen mit professioneller Anleitung können vermitteln, wie sich das Auge im Alltag schützen lässt oder wie man trotz Einschränkung allein essen und trinken kann.

Zudem gibt es die Möglichkeit, mit bestimmten Übungen und Gesichtsmassagen Gesichtsausdrücke zu trainieren sowie das Sprechen zu verbessern. Hierbei unterstützen ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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