Gicht

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke entzünden. Bei einem Anfall schwellen die Gelenke innerhalb weniger Stunden an und werden sehr schmerzempfindlich. Winzige, nadelförmige Kristalle aus Harnsäure, die sich vor allem in den Gelenken ablagern, lösen die Entzündung aus.

Auf einen Blick

  • Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke entzünden.
  • Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis) in Deutschland.
  • Bei einem Anfall schwellen bestimmte Gelenke innerhalb weniger Stunden an und werden sehr schmerzempfindlich.
  • Winzige, nadelförmige Kristalle aus Harnsäure, die sich vor allem in den Gelenken ablagern, lösen die Entzündung aus.
  • Normalerweise klingt die Entzündung von selbst innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig ab.
  • Die Schmerzen lassen sich durch Medikamente lindern.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Füße mit geschwollenem Gelenk am großen Zeh.

Was ist Gicht?

Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der sich die Gelenke entzünden. Bei einem Gichtanfall schwellen bestimmte Gelenke innerhalb weniger Stunden an und werden sehr schmerzempfindlich.

Winzige, nadelförmige Kristalle aus Harnsäure, die sich vor allem in den Gelenken ablagern, lösen die Entzündung aus. Solche Kristalle können entstehen, wenn sich zu viel Harnsäure im Körper befindet.

In der Regel klingt die Entzündung von selbst innerhalb von ein bis zwei Wochen vollständig ab. Die Schmerzen lassen sich durch Medikamente lindern.

Die meisten Menschen mit Gicht haben hin und wieder akute Anfälle. Dazwischen können Monate oder sogar Jahre liegen. Sie können aber auch häufiger auftreten.

Um Anfällen vorzubeugen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Manche verzichten zum Beispiel auf bestimmte Lebensmittel und andere mögliche Auslöser.

Andere nehmen Medikamente, die den Harnsäurespiegel dauerhaft senken. Solche Mittel kommen vor allem bei häufigen Gichtanfällen infrage, aber auch bei Folgeerkrankungen wie Gichtknoten oder Nierensteinen.

Viele Menschen haben erhöhte Harnsäurewerte, aber keine Beschwerden. Es ist umstritten, ob diese Werte gesundheitlich von Bedeutung sind. Behandelt werden müssen sie nicht.

Woran erkennt man Gicht?

Gichtanfälle setzen oft nachts oder frühmorgens ein. Die Gelenke schwellen dabei plötzlich sehr schmerzhaft an. Die entzündeten Gelenke sind dann druckempfindlich, überwärmt und gerötet.

Am stärksten sind die Schwellungen und Beschwerden meistens nach sechs bis zwölf Stunden. Oft sind die Gelenke so empfindlich, dass schon der Druck der Bettdecke kaum erträglich ist.

Geht die Schwellung nach einigen Tagen zurück, kann sich die Haut in diesem Bereich etwas abschälen.

Bei einem Gichtanfall schwellen die Gelenke plötzlich sehr schmerzhaft an.

Beim ersten Gichtanfall ist häufig nur ein Gelenk betroffen, meistens das Grundgelenk des großen Zehs. Auch Mittelfuß- und Sprunggelenke, Hand- und Fingergelenke, die Knie und Ellenbogen können sich entzünden.

In den Schultern und Hüften sind Gichtanfälle selten.

Bei einer chronischen Gicht sind die Gelenke dauerhaft leicht entzündet. Im Lauf der Zeit können sich die Gelenke dann verformen und die Beweglichkeit einschränken.

Was sind die Ursachen für Gicht?

Gicht kann entstehen, wenn das Blut zu viel Harnsäure enthält.

Von einem erhöhten Harnsäurewert spricht man bei einem Wert von 6,8 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) oder mehr. Schätzungen zufolge erkranken aber nur etwa ein Drittel aller Menschen mit einem erhöhten Harnsäurespiegel an Gicht.

Harnsäure entsteht beim Abbau von Purinen – einem Bestandteil der DNA. Die DNA speichert die Erbinformation und kommt in jeder Zelle vor. Normalerweise wird ein Teil der Harnsäure mit dem Urin ausgeschieden.

Da die Nieren mancher Menschen nicht genug Harnsäure ausscheiden, steigt der Harnsäurespiegel. Wird eine bestimmte Grenze überschritten, kann die Harnsäure Kristalle bilden, die sich im Körpergewebe ablagern. Meistens sammeln sich die Kristalle in den Gelenken und können dann einen Gichtanfall auslösen.

Zu einem zu hohen Harnsäurespiegel können auch bestimmte Erkrankungen beitragen, beispielsweise Blutbildungsstörungen oder Krebserkrankungen wie Leukämie.

Selten entsteht Gicht, weil der Körper zu viel Harnsäure herstellt. Grund dafür kann eine Erbkrankheit sein, bei der die Funktion bestimmter Eiweiße (Enzyme) gestört ist, die mit dem Harnsäure-Stoffwechsel zu tun haben.

Neben dem Harnsäurespiegel spielen noch andere Faktoren bei Gicht eine Rolle. Enthält beispielsweise das Gelenkgewebe zu wenig Flüssigkeit, bilden sich eher Harnsäurekristalle. Auch der Säuregrad (pH-Wert) der Gelenkflüssigkeit und die Gelenktemperatur beeinflussen die Krankheit.

Was erhöht das Risiko, an Gicht zu erkranken?

Gicht wird von allen Faktoren begünstigt, die den Harnsäurespiegel erhöhen. Bei Menschen, die bereits an Gicht erkrankt sind, erhöhen sie das Risiko für weitere Anfälle.

Zu den wissenschaftlich nachgewiesenen Risikofaktoren für Gicht gehören:

Risikofaktoren für Gicht sind Medikamente, die den Harnsäurespiegel erhöhen; Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte; Alkohol und zuckerhaltige Getränke; Übergewicht.
  • Medikamente, die den Harnsäurespiegel erhöhen: vor allem entwässernde Medikamente (Diuretika); Acetylsalicylsäure (ASS); bestimmte Medikamente, die nach einer Organtransplantation eingesetzt werden; das Parkinson-Medikament Levodopa; Krebsmedikamente
  • Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte: Diese Lebensmittel enthalten viele Purine. Beim Verzehr größerer Mengen erhöhen sie das Risiko, an Gicht zu erkranken, leicht. Purinreiche pflanzliche Lebensmittel zeigten in Studien keinen Einfluss auf die Entstehung von Gicht.
  • Alkohol: Alkoholische Getränke fördern die Harnsäurebildung und wirken entwässernd. Bei Alkoholkonsum scheiden die Nieren auch weniger Harnsäure aus. Insbesondere Bier enthält zudem relativ viele Purine. Studien belegen, dass Bier und hochprozentiger Alkohol Gicht begünstigen. In Maßen getrunkener Wein scheint keinen Einfluss zu haben.
  • Zuckerhaltige Getränke: Auch stark (frucht-)zuckerhaltige Getränke können das Gichtrisiko leicht erhöhen. Dies gilt besonders für Getränke wie Cola und möglicherweise auch für Fruchtsäfte. Getränke, die mit Süßstoff gesüßt sind, haben eher keinen Einfluss auf Gicht.
  • Übergewicht: Bei Menschen mit Übergewicht ist das Gichtrisiko höher. Es steigt mit zunehmendem Body-Mass-Index (BMI).

Auch wenn bestimmte Lebensmittel und andere Faktoren das Risiko für Gicht oder Gichtanfälle geringfügig erhöhen können: Wichtig ist vor allem, dass die Nieren gut funktionieren und einen Überschuss an Harnsäure verlässlich ausscheiden können.

Wie häufig kommt es zu Gicht?

Gicht ist die häufigste entzündliche Gelenkerkrankung (Arthritis) in vielen Industrieländern, auch in Deutschland.

Schätzungen zufolge haben ein bis zwei Prozent der Bevölkerung Gicht.

Schätzungsweise ein bis zwei Prozent der Bevölkerung haben Gicht.

Männer erkranken etwa fünfmal so oft wie Frauen, meist auch früher.

Bei Männern tritt Gicht in der Regel ab dem 40. Lebensjahr auf, bei Frauen erst nach den Wechseljahren. Grund dafür sind hormonelle Einflüsse auf die Nieren.

Wie entwickelt sich Gicht?

Von einem Gichtanfall erholt sich das Gelenk normalerweise innerhalb von ein bis zwei Wochen von allein. Die meisten Menschen, die einen Gichtanfall hatten, bekommen ein halbes bis zwei Jahre danach einen weiteren. Wiederholte Anfälle können mehrere Gelenke betreffen und etwas länger dauern.

Gicht kann nach durchschnittlich etwa zwölf Jahren chronisch werden und die Gelenke schädigen. Eine akute Gicht wird allerdings nicht bei allen Erkrankten chronisch. Das Risiko für chronische Gicht hängt unter anderem davon ab, wie stark der Harnsäurewert erhöht ist.

Mit der Zeit können sich Gichtknoten bilden. Das sind Harnsäure-Ablagerungen in den Weichteilen. Sie entwickeln sich über Jahre hinweg. Gichtknoten sind meistens nicht schmerzhaft. Sie treten insbesondere an den Zehen- und Fingergelenken, am Ellenbogen, den Achillessehnen und am Ohr auf.

Welche Folgen kann Gicht haben?

Wird Gicht chronisch und werden die Gelenke geschädigt, schränkt dies die Beweglichkeit ein. Auch die Muskeln können dadurch geschwächt werden.

Selten lagern sich Harnsäurekristalle an untypischen Körperstellen ab. Bilden sich Gichtknoten zum Beispiel im Bereich des Rückenmarks, können sie auf die Nerven drücken und zu Lähmungserscheinungen führen. Bei Gichtknoten im Karpaltunnel im Handgelenk kann sich ein Karpaltunnelsyndrom entwickeln.

Gicht-Patientinnen und -Patienten haben zudem ein erhöhtes Risiko für Nierensteine. Nierensteine können schmerzhaft sein und Harnwegsinfektionen begünstigen. Durchschnittlich entwickelt knapp einer von 100 Männern mit Gicht innerhalb eines Jahres Nierensteine.

Wie wird Gicht diagnostiziert?

Ärztinnen und Ärzte können eine akute Gicht häufig bereits an den Risikofaktoren und typischen Symptomen erkennen. Ein relativ zuverlässiges Anzeichen für Gicht ist insbesondere eine schmerzhafte, gerötete Schwellung am Grund- oder Endgelenk des großen Zehs.

Eindeutig nachgewiesen wird Gicht mit einer Gelenkpunktion. Dabei wird mit einer feinen Hohlnadel Flüssigkeit aus dem Gelenk entnommen und dann im Labor untersucht. Sind in der Gelenkflüssigkeit Harnsäurekristalle zu finden, wird die Diagnose „Gicht“ gestellt.

Eine Gelenkpunktion wird bei nicht eindeutigen Beschwerden durchgeführt oder um andere mögliche Ursachen auszuschließen. Hierzu zählen vor allem bakteriell infizierte Gelenke, die zum Beispiel durch Verletzungen entstehen können. Solche Infektionen sollten rasch behandelt werden.

Die Bestimmung des Harnsäurespiegels im Blut ist wenig aussagekräftig, da dieser während eines Gichtanfalls häufig in den Normalbereich absinkt.

Wie wird Gicht behandelt?

Die Behandlung der Gicht hat mehrere Ziele:

  • Kurzfristig soll sie die Schmerzen bei einem Gichtanfall lindern.
  • Langfristig soll sie weiteren Anfällen vorbeugen und das Risiko für chronische Entzündungen und Gelenkschäden senken.

Kurzfristige Gichtbehandlung

Gichtanfälle werden mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt. Dazu zählen:

  • entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen, Indometacin oder Naproxen
  • Kortisonpräparate, in der Regel Tabletten mit dem Wirkstoff Prednisolon
  • Das Gichtmedikament Colchicin wird wegen seiner langsameren Wirkung und möglicher Nebenwirkungen nicht mehr so häufig eingesetzt.

Reicht ein Schmerzmedikament nicht aus, um die Schmerzen zu lindern, können mehrere Wirkstoffe zur Behandlung kombiniert werden.

Vermutlich hilft es auch, die betroffenen Gelenke zu kühlen. Jedenfalls empfinden dies viele als angenehm.

Maßnahmen der Gicht-Behandlung: entzündungshemmende Schmerzmittel, Kortisonpräparate, harnsäuresenkende Medikamente, Ernährungsumstellung

Langfristige Gichtbehandlung

Das Ziel der langfristigen Gichtbehandlung ist, Gichtanfällen und Folgeproblemen durch eine Senkung des Harnsäurespiegels vorzubeugen. Hierfür gibt es folgende Möglichkeiten:

  • die Ernährung ändern, insbesondere weniger Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte essen und weniger Alkohol trinken.
  • harnsäuresenkende Medikamente einnehmen, in der Regel Allopurinol

Nicht alle Menschen mit Gicht benötigen harnsäuresenkende Medikamente. Vor allem nach dem ersten Gichtanfall sind solche Mittel meist nicht erforderlich. Der Grund dafür ist, dass manche Patientinnen und Patienten danach nur selten oder sogar jahrelang keine Probleme haben.

Harnsäuresenkende Medikamente kommen infrage, wenn eine Ernährungsumstellung nicht ausreicht. Sie werden vor allem bei häufigen oder besonders belastenden Gichtanfällen eingesetzt. Sinnvoll sind diese Mittel auch bei Komplikationen wie Gichtknoten und Nierensteinen oder bei eingeschränkter Nierenfunktion. 

Vertiefende Informationen zur Schmerzbehandlung eines akuten Gichtanfalls und zur Rolle der Ernährung finden Sie unter gesundheitsinformation.de.

Wie lebt es sich mit Gicht?

Die Schmerzen bei einem Gichtanfall können sehr belasten und viele Alltagsaktivitäten unmöglich machen. Gehen, Fahrradfahren, Schuhe anziehen oder etwas greifen und halten kann zur Herausforderung werden.

Manche Patientinnen und Patienten entwickeln im Lauf der Zeit ein Gefühl dafür, wann ein neuer Gichtanfall bevorsteht.

Gichtanfälle schränken aber nicht nur körperlich ein. Sie können auch den Schlaf beeinträchtigen und auf die Stimmung schlagen. Meistens ist es nicht möglich, zur Arbeit zu gehen oder den Haushalt zu erledigen.

Es kann vorteilhaft sein, Nahestehende darüber zu informieren, wie schmerzhaft die Krankheit ist. Sie können dann leichter verstehen, warum man sich schonen muss und Ruhe braucht.

An Gicht erkrankte Menschen sollten sich nicht schuldig fühlen, weil sie nicht arbeiten können oder weniger für Angehörige ansprechbar sind.

Gichtanfälle können das Bild vom eigenen Körper verändern. Gerade jüngere Menschen kann es belasten, eine Krankheit zu haben, die als Alterserkrankung gilt.

Lesen Sie auf der Seite gesundheitsinformation.de die Erfahrungsberichte von Menschen mit Gicht.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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