Prävention und Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen
Auch in Pflegeeinrichtungen sind Vorbeugung und Gesundheitsförderung wichtig. Ziel ist es, die Gesundheit der Pflegebedürftigen zu erhalten oder zu verbessern, aber auch die Selbstständigkeit und Mobilität zu fördern.
Auf einen Blick
- Pflegekassen haben den Auftrag, Pflegeeinrichtungen bei der Prävention und Gesundheitsförderung zu unterstützen.
- Ziel ist es, die Gesundheit der Pflegebedürftigen zu verbessern oder zu erhalten, weiteren Beeinträchtigungen vorzubeugen sowie die Selbstständigkeit und Mobilität zu fördern.
- Themen sind Ernährung, Bewegung, geistige Gesundheit, seelisches Wohlbefinden und Gewaltprävention
Gesundheitsförderung in stationären Pflegeeinrichtungen
Menschen wünschen sich nicht nur ein langes, sondern vor allem ein möglichst selbstbestimmtes und gesundes Leben – das gilt auch für Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen. Denn auch wenn bereits eine Pflegebedürftigkeit vorliegt, gibt es in der Regel Möglichkeiten, die Gesundheit zu verbessern, einer Verschlechterung entgegenzuwirken und weiteren Beeinträchtigungen vorzubeugen.
2015 wurde die Gesundheitsförderung und Prävention in stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen mit dem Präventionsgesetz gesetzlich verankert. Die Pflegekassen haben damit den ausdrücklichen Auftrag, die Gesundheit, vorbeugende Maßnahmen und die Früherkennung von Gesundheitsproblemen zu fördern.
Im „Leitfaden Prävention in stationären Pflegeeinrichtungen nach § 5 SGB XI“ hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV-Spitzenverband) zusammengestellt, welche Inhalte und Qualitätsanforderungen die Präventionsmaßnahmen erfüllen müssen. Darin sind auch aktuelle Erkenntnisse aus Studien über gesundheitsfördernde Maßnahmen enthalten.
Warum ist Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen wichtig?
Menschen leben in Pflegeeinrichtungen, wenn sie wegen körperlicher, geistiger oder psychischer Beeinträchtigungen Unterstützung im Alltag benötigen. Auch hier ist es wichtig, ihre Gesundheit und Selbstständigkeit zu erhalten und zu fördern.
Durch Prävention lässt sich die Wahrscheinlichkeit für Stürze, Infektionen, Mangelernährung oder Flüssigkeitsmangel verringern. Eine Stärkung der Gesundheit und Selbstständigkeit von pflegebedürftigen Menschen durch Prävention entlastet darüber hinaus die Pflegekräfte in den Einrichtungen.
Diese Entlastung ist auch im Hinblick auf die steigende Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland von Bedeutung: Ende 2020 lebten in Deutschland rund 4,5 Millionen pflegebedürftige Menschen. Bis zum Jahr 2050 rechnen Expertinnen und Experten mit einem Anstieg auf rund 6,5 Millionen. Es ist wahrscheinlich, dass auch die Zahl der Bewohnerinnen und Bewohner in stationären oder teilstationären Pflegeeinrichtungen steigen wird.
Welche Maßnahmen werden in Pflegeeinrichtungen gefördert?
Gesundheit wird im Präventionsgesetz umfassend verstanden. Daher können nicht nur Maßnahmen umgesetzt werden, die unmittelbar auf Erkrankungen oder Beeinträchtigungen abzielen. Auch Maßnahmen, die dem allgemeinen Wohlbefinden der Pflegebedürftigen dienen, gehören dazu. Außerdem sollen alle Maßnahmen dazu beitragen, die Selbstständigkeit der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen zu fördern und zu erhalten.
Gefördert werden Maßnahmen, die die Möglichkeiten der Pflegeeinrichtungen selbst stärken. Das kann beispielsweise der Aufbau von gesundheitsfördernden Strukturen sein – etwa durch neu gestaltete Arbeitsabläufe und Rahmenbedingungen für eine gewaltfreie Pflege, die ohne freiheitsentziehende Maßnahmen wie Gurte oder Bettgitter auskommt.
Außerdem werden Maßnahmen gefördert, die die individuelle Gesundheit der pflegebedürftigen Menschen verbessern. Dazu zählen unter anderem Maßnahmen für:
- Gesunde Ernährung
- Körperliche Aktivitäten und Bewegung
- Geistige Gesundheit
- Seelisches Wohlbefinden
Gesunde Ernährung
Ansprechendes, abwechslungsreiches und vollwertiges Essen und Trinken kann gesundheitlichen Beschwerden vorbeugen. Außerdem sollten Schluck- und Kauprobleme überprüft werden, die ein häufiger Grund für eine Mangelernährung sind. Liegt eine Mangelernährung vor, kann durch besonders energiereiche Zusatznahrung unterstützt werden. Wenn möglich sollten die Vorlieben der Bewohnerinnen und Bewohner im Speiseplan berücksichtigt werden. Während sommerlicher Hitzezeiten ist besonders auf eine ausreichende Trinkmenge zu achten. Die Mahlzeiten sind außerdem geeignete Zeiten für das soziale Miteinander. Gemeinschaftliches Kochen und zusammen essen kann das seelische Wohlbefinden steigern.
Körperliche Aktivitäten und Bewegung
Regelmäßige Übungen schützen vor Stürzen, steigern das Wohlbefinden und können Risiken durch chronische Erkrankungen mindern. Geübt werden Treppensteigen, Gehen, Gleichgewichtsübungen bis hin zu umfassenderen Bewegungsprogrammen – je nachdem, wozu die pflegebedürftige Person in der Lage ist. Jeder kleine Schritt ist wichtig und fördert die Gesundheit. Zusätzlich kann die Motivation gesteigert werden, wenn gemeinschaftlich trainiert wird.
Geistige Gesundheit
Tätigkeiten und Übungen, die das Gedächtnis und das Verstehen trainieren, halten Bewohnerinnen und Bewohner geistig fit. Auch körperliche Aktivitäten tragen dazu bei. Eine Möglichkeit, das Erinnerungsvermögen anzuregen, bietet die sogenannte „Biografiearbeit“. Dabei setzt man sich mithilfe von Fotos, Gegenständen oder Briefen mit der eigenen Geschichte auseinander. Das schafft zusätzlich einen Anlass zum gemeinsamen Austausch und kann zur Steigerung des Selbstwerts beitragen.
Seelisches Wohlbefinden
Gefördert werden sollen Aktivitäten, die den Selbstwert der Bewohnerinnen und Bewohner steigern, ihre sozialen Kontakte fördern und sie in ihren individuellen Interessen unterstützen. Begleitend können auch elektronische Geräte wie Tablets eingesetzt werden. Sie bieten die Möglichkeit für Videochats mit Angehörigen oder können für therapeutisches Spiel und allgemein zur Beschäftigung genutzt werden. Das seelische Wohlbefinden zu unterstützen ist wichtig, um Depressionen und Suchtproblemen entgegenzuwirken.
Wie ist die Gesundheitsförderung in meiner Einrichtung gestaltet?
Damit Maßnahmen förderlich wirken, ist es wichtig, sie an die Begebenheiten der jeweiligen Einrichtung, ihre Bewohnerinnen und Bewohner und an die Pflegekräfte anzupassen. Hierfür werden die Ausgangslage und die Bedürfnisse ermittelt, auf denen die Maßnahmen anschließend aufbauen.
Pflegeeinrichtungen werden bei der Planung und Umsetzung solcher Maßnahmen von den Pflegekassen unterstützt. Meist ist die Gesundheitsförderung wirksamer, wenn alle Akteure in die Planung und Bewertung der Maßnahmen eingebunden werden: Pflegebedürftige sowie Pflegefachkräfte, Heimbeiräte, Angehörige, gesetzliche Betreuerinnen und Betreuer.
Sollten Sie Fragen zu der Gesundheitsförderung in Ihrer Einrichtung haben, sprechen Sie die dortige Einrichtungsleitung oder eine Pflegekraft an.
Weitere Informationen
Mehr Informationen und Beispiele für Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen bietet die Website „Gesunde Lebenswelten” des Verbands der Ersatzkassen (vdek).
- Bundesministerium für Gesundheit. Prävention in der Pflege. Aufgerufen am 05.03.2024.
- Bundesministerium für Gesundheit. Präventionsgesetz. Aufgerufen am 05.03.2024.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. 14. DGE-Ernährungsbericht. Vorveröffentlichung Kapitel 2. 10.2019 Korrigierte Version (Erratum)
- FH Münster und Prognos AG. Wissenschaftliche Evaluation der präventiven Leistungen der Pflegekassen nach § 5 SGB XI. 08.2022
- GKV-Bündnis (GKV-Spitzenverband). Gesundheitsförderung in Pflegeeinrichtungen. Aufgerufen am 05.03.2024.
- GKV-Spitzenverband. Prävention in der stationären Pflege. Aufgerufen am 05.03.2024.
- Rütten A, Pfeifer K (Hrsg.). Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. FAU Erlangen-Nürnberg 2016.
- Statista. Sozialsysteme - Anzahl der Pflegebedürftigen und über 80-Jährigen in Deutschland bis 2060. Aufgerufen am 07.03.2024.
- Statistisches Bundesamt (Destatis). 818 300 Pflegebedürftige lebten Ende 2017 in vollstationären Pflegeheimen. Aufgerufen am 07.03.2024.
- Woods B, O'Philbin L, Farrell EM, Spector AE, Orrell M. Reminiscence therapy for dementia. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 3. Art. No.: CD001120. DOI: 10.1002/14651858.CD001120.pub3.
- Wolf-Ostermann Prof. Dr. K. Nutzung von digitalen Kommunikationstechnologien in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen während der Covid-19-Pandemie - Hilft Technik gegen soziale Isolation? 16.11.2022
Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention e.V. (DGSMP).
Stand: