Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit bei Erwachsenen
ICD-Codes: H90 Was ist der ICD-Code?
Menschen mit einer Schwerhörigkeit können Sprache und Geräusche nur begrenzt wahrnehmen. Ist das Hörvermögen kaum oder gar nicht mehr vorhanden, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von Gehörlosigkeit. Hörstörungen können angeboren sein oder sich im Lauf des Lebens entwickeln. Bei den meisten Menschen entstehen sie erst im Alter.
Auf einen Blick
- Beim Hören nimmt das Ohr Schallwellen auf und wandelt sie in Nervenreize um. Diese Reize werden vom Gehirn verarbeitet und als Geräusche und Sprache erkannt.
- Bei Schwerhörigkeit kann man Sprache und Geräusche nur begrenzt wahrnehmen und verstehen.
- Hört man kaum etwas oder gar nichts mehr, wird dies als Gehörlosigkeit bezeichnet.
- Hörstörungen können angeboren sein oder im Lauf des Lebens entstehen.
- Bei den meisten Menschen entwickeln sie sich erst im Alter.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was ist Schwerhörigkeit und was ist Gehörlosigkeit?
Das Ohr hat die Funktion, Schallwellen aufzunehmen und in Nervenreize zu übersetzen, die das Gehirn weiterverarbeitet. Menschen mit Schwerhörigkeit können Sprache und Geräusche nur begrenzt wahrnehmen und verstehen. Ist das Hörvermögen kaum oder gar nicht mehr vorhanden, sprechen Medizinerinnen und Mediziner von Gehörlosigkeit.
Manche Menschen kommen mit einer Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit auf die Welt. Bei anderen tritt sie in der Kindheit auf. Bei den meisten Menschen lässt das Hörvermögen aber erst im Alter nach. Man nennt das auch Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis).
Abhängig davon, wie stark das Hören beeinträchtigt ist und in welcher Art und Weise die Ohren geschädigt sind, können Hörgeräte, eine Operation am Ohr oder Hörprothesen (Cochlea-Implantate) die Hörfähigkeit und die Lebensqualität verbessern.
Wie macht sich eine Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit bemerkbar?
Hörstörungen können auf einem oder beiden Ohren auftreten und unterschiedlich stark ausgeprägt sein:
- Bei einer leichten Beeinträchtigung versteht man beispielsweise Flüstern nicht mehr.
- Ist die Schwerhörigkeit mäßig ausgeprägt, kann man nur noch laute Geräusche hören.
- Bei starker Schwerhörigkeit hört man nur noch sehr laute Geräusche.
- Nimmt man Töne und Geräusche nur als Vibrationen wahr, liegt eine Gehörlosigkeit vor.
Je nach Ursache ist es möglich, dass weitere Beschwerden hinzukommen, zum Beispiel Ohrgeräusche (Tinnitus), Druck im Ohr oder Schwindel.
Was sind die Ursachen für Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit?
Bei vielen Menschen nimmt das Hörvermögen mit zunehmendem Alter ab. Warum es zu einer solchen Altersschwerhörigkeit kommt, ist bisher nicht klar. Man vermutet, dass neben den normalen Alterungsprozessen eine jahrelange Lärmbelastung und eine erbliche Veranlagung von Bedeutung sind.
Starker Lärm kann Schäden am Trommelfell, am Mittel- und insbesondere am Innenohr hervorrufen. Diese bestehen meist nur für eine gewisse Zeit und verschwinden dann wieder. Es kann aber auch sein, dass das Hörvermögen anhaltend geschädigt ist, beispielsweise nach einem Knalltrauma. Zu einer chronischen Lärmschwerhörigkeit kann es allerdings auch bei geringen Lautstärken kommen, die regelmäßig auf das Gehör einwirken.
Wie entsteht Schwerhörigkeit?
Erfahren Sie in diesem Video mehr über die Ursachen von Schwerhörigkeit.
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Welche Faktoren begünstigen Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit?
Neben Lärm gibt es weitere Faktoren, die das Risiko für eine Hörstörung erhöhen. Dazu zählen:
- Verstopfungen des Gehörgangs mit Ohrenschmalz
- chronische Mittelohrentzündungen
- Infektionen, beispielsweise eine Entzündung der Hirnhaut
- ein Hörsturz
- eine Versteifung der Gehörknöchelchen, auch Otosklerose genannt
Selten spielen auch Schädelverletzungen, Nebenwirkungen von Medikamenten und Tumoren eine Rolle.
Wie häufig sind Hörstörungen bei Erwachsenen?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass es weltweit circa 430 Millionen Erwachsene mit Hörproblemen gibt. Von den über 65-Jährigen haben etwas mehr als 30 von 100 Menschen eine Schwerhörigkeit. Für Deutschland fehlen bisher genaue Daten.
Man vermutet, dass hierzulande bei 16 bis 25 von 100 Erwachsenen das Hörvermögen beeinträchtigt ist. Bei älteren Menschen ist der Anteil höher.
Wie entwickelt sich eine Schwerhörigkeit?
Manche Menschen sind von Geburt oder Kindheit an schwerhörig oder gehörlos. Bei den meisten entstehen die Hörstörungen aber erst im Alter. Die altersbedingte Form der Schwerhörigkeit tritt typischerweise auf beiden Ohren in etwa gleichem Maß auf und die Hörprobleme werden mit der Zeit stärker.
Menschen mit einer Altersschwerhörigkeit nehmen zunächst nur leise Geräusche und Töne mit höheren Frequenzen schlechter wahr. Manche haben auch nur Probleme beim Zuhören und Verstehen, wenn es bei einem Gespräch viele Nebengeräusche gibt – beispielsweise im Restaurant oder Bus. Bei den meisten verschlechtert sich das Gehör über die Jahre allmählich.
Ist eine Verletzung oder ein Hörsturz die Ursache, kann es schneller oder sogar sofort zu einer Schwerhörigkeit kommen. Je nach Ursache ist es möglich, dass die Schwerhörigkeit wieder nachlässt. Bei alten Menschen besteht sie aber in der Regel dauerhaft.
Wie lässt sich Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit vorbeugen?
Für Menschen, die berufsbedingt regelmäßig starkem Lärm ausgesetzt sind – beispielsweise Maschinen- oder Fluglärm –, ist ein ausreichender Gehörschutz wichtig. Um einer Schwerhörigkeit vorzubeugen, gelten am Arbeitsplatz bestimmte Lärmschutzvorschriften.
Im Alltag ist es wichtig, die Ohren nicht mit lauter Musik, zum Beispiel über Kopfhörer, zu strapazieren. Bei sehr lauten Konzerten oder im Club helfen Ohrstöpsel, um das Gehör zu schützen. Beim Heimwerken schont man sein Gehör, indem man – auch bei kurzer Lärmbelastung – einen geeigneten Gehörschutz trägt.
Wie stellt man Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit fest?
Besteht der Verdacht auf eine Schwerhörigkeit, kann eine Fachärztin oder ein Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) die Ohren gezielt untersuchen.
Die HNO-Ärztin oder der HNO-Arzt schaut sich zunächst die Ohren an. Mithilfe einer Ohrspiegelung lassen sich zum Beispiel Entzündungen des Mittelohrs oder Ohrschmalzpfropfen im Gehörgang erkennen. Außerdem erfragt sie oder er, wann und wodurch man die Schwerhörigkeit bemerkt hat und ob noch weitere Beschwerden bestehen.
Um herauszufinden, um welche Art der Hörstörung es sich handelt und wie stark diese ausgeprägt ist, kommen verschiedene Hörtests zum Einsatz.
Manchmal ist auch eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) nötig, um die genaue Ursache festzustellen.
Wie wird eine Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit behandelt?
Wenn die Schwerhörigkeit Folge einer Mittelohrentzündung ist, lässt sie sich in der Regel beheben. Bei Erwachsenen, insbesondere bei älteren Menschen, bleibt die Hörstörung jedoch häufig langfristig bestehen.
Dann kommen oft Hörgeräte zum Einsatz: Sie verstärken Schallwellen, die zu leise sind, dämpfen solche, die zu laut sind, und lenken sie ins Innenohr. Das erleichtert es, Gespräche zu führen und am sozialen Leben teilzunehmen. Hört man nur noch wenig oder gar nichts mehr, weil die Sinneszellen in den Ohren sehr stark geschädigt sind, können Innenohrprothesen – sogenannte Cochlea-Implantate – hilfreich sein.
Was ist wichtig für den Umgang mit Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit?
Eingeschränktes Hören erschwert die Verständigung. Das kann bei Menschen mit Schwerhörigkeit oder Gehörlosigkeit dazu führen, dass sie weniger Kontakt zu anderen Menschen haben. Manche fühlen sich in vielen Bereichen des sozialen Lebens ausgegrenzt, einige entwickeln Ängste und fühlen sich oft niedergeschlagen.
Mitunter passiert es, dass andere Menschen eine Schwerhörigkeit nicht erkennen oder falsch einschätzen – was dazu führen kann, dass die betroffene Person zum Beispiel als unaufmerksam, arrogant, wunderlich oder dement wahrgenommen wird.
Auch Angehörige müssen lernen, mit einer Schwerhörigkeit beispielsweise bei einem Elternteil, der Partnerin oder dem Partner umzugehen. Die mit der Hörstörung einhergehenden Kommunikationsprobleme können zu Spannungen und Frustration auf beiden Seiten führen.
Um wieder mehr Lebensqualität zu erlangen, ist es zunächst wichtig zu erkennen und zu akzeptieren, dass man nicht mehr so gut hört. Im nächsten Schritt kann man sich ärztlichen Rat holen und gemeinsam überlegen, welche Behandlung infrage kommt.
Es bedarf der Geduld und Übung, sich an Hörhilfen wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate zu gewöhnen, ihr Einsatz verbessert aber das Hören und die soziale Teilhabe deutlich.
An wen kann ich mich bei Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit wenden?
Wenn Sie Hörprobleme haben, wenden Sie sich zunächst an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt. Sie oder er kann Sie bei Bedarf an eine Facharztpraxis für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde überweisen.
Zudem bieten Selbsthilfegruppen die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen zu vernetzen, die wissen, welche Beschwerden, Gefühle und praktischen Probleme mit Schwerhörigkeit und Gehörlosigkeit verbunden sind. Zusätzlich findet man Unterstützung durch Informations- und Beratungsangebote.
Auf der Website der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) können Sie über eine Datenbank nach geeigneten Selbsthilfeangeboten suchen.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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