Spinalkanalstenose
ICD-Codes: M48.0 M99.3 M99.4 M99.5 Was ist der ICD-Code?
Ist der Wirbelkanal verengt, entsteht Druck auf Rückenmark, Nervenwurzeln oder Blutgefäße. Das kann zu Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen führen. Die Beschwerden lassen sich oft mit Bewegung, Physiotherapie und Medikamenten lindern. Unter gewissen Umständen ist eine Operation notwendig.
Auf einen Blick
- Bei einer Spinalkanalstenose ist der Wirbelkanal eingeengt. In diesem liegen das Rückenmark und die Nervenwurzeln.
- Meist tritt eine Spinalkanalstenose an der Lenden- oder Halswirbelsäule auf.
- Mögliche Anzeichen sind Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Taubheit in Armen und Beinen sowie Lähmungen. Ist die Halswirbelsäule betroffen, kann auch Schwindel auftreten.
- Häufig ist ein Verschleiß an der Wirbelsäule die Ursache: Ältere Menschen haben häufiger eine Spinalkanalstenose als jüngere.
- Treten Beschwerden auf, lassen sich diese häufig mit Bewegung, Physiotherapie und entzündungshemmenden Schmerzmitteln oder durch Einspritzen von Medikamenten lindern.
- Genügen diese Maßnahmen nicht oder ist das Rückenmark geschädigt, kann eine Operation nötig sein. Eine Schädigung des Rückenmarks ist erkennbar an Nervenstörungen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Spinalkanalstenose?
Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Einengung (Stenose) des Wirbelkanals (Spinalkanal). Je nachdem, wie weit der Kanal eingeengt ist, kann es zu Schäden an Rückenmark und Nervenwurzeln kommen.
Die Wirbelsäule besteht aus mehreren miteinander verbundenen Wirbeln. Die Wirbel haben in der Mitte einen Hohlraum (Wirbelloch). Zusammengenommen bilden die Wirbellöcher den Wirbelkanal. Darin verläuft das Rückenmark, von dem die Wurzeln der Rückenmarksnerven (Spinalnerven) abzweigen.
Meist tritt eine Spinalkanalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule im unteren Rücken auf, seltener im Bereich der Halswirbelsäule im Nacken. Eine Spinalkanalstenose entwickelt sich langsam über Jahre. Ist die Lendenwirbelsäule betroffen, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer lumbalen, im Halsbereich von einer zervikalen Spinalkanalstenose.
Viele Menschen im höheren Lebensalter haben eine Spinalkanalstenose, bedingt durch Verschleißerscheinungen.
Nicht immer hat man dadurch Beschwerden. Manchmal verursacht die Einengung des Wirbelkanals jedoch Symptome wie Schmerzen, Gefühlsstörungen oder Lähmungen. Dann ist eine Behandlung nötig.
Welche Symptome treten bei einer Spinalkanalstenose auf?
Eine Spinalkanalstenose verursacht häufig keine Beschwerden. Symptome treten erst auf, wenn der Wirbelkanal so stark verengt ist, dass Nerven, Nervenwurzeln oder Blutgefäße zusammengedrückt werden.
Außerdem sind die Symptome davon abhängig, ob die Halswirbelsäule (Nacken) oder die Lendenwirbelsäule (unterer Rücken) betroffen ist.
Bei einer Verengung des Wirbelkanals im Halswirbelbereich treten anfangs meist Nackenschmerzen auf, die in die Arme ausstrahlen können. Auch Schwindel ist möglich. Wenn das Rückenmark durch die Einengung geschädigt wird, kann es mit der Zeit außerdem zu Gefühlsstörungen oder Taubheit in Händen, Armen und Beinen kommen. Diese können anfangs sehr wechselhaft sein.
Im Bereich der Lendenwirbelsäule äußert sich eine Verengung des Wirbelkanals häufig durch chronische Schmerzen im unteren Rücken, die zum Teil in Gesäß und Beine ausstrahlen. Durch längeres Stehen oder Gehen werden die Schmerzen meist verstärkt. Beim Sitzen oder Vorwärtsbeugen bessern sie sich in der Regel. Manchmal kommt es zusätzlich zu Gefühlsstörungen und Lähmungen in den Beinen.
Wichtig zu wissen: Bei einer Spinalkanalstenose können auch plötzliche Störungen der Blasen- oder Darmentleerung sowie Gefühlsstörungen der Gesäß- und Genitalregion auftreten. Dies ist ein potenzieller Notfall! In einem solchen Fall ist es wichtig, sich schnellstmöglich in ärztliche Behandlung zu begeben.
Wodurch entsteht eine Spinalkanalstenose?
Die häufigste Ursache für eine Spinalkanalstenose sind Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule, beispielsweise an den Bandscheiben und den kleinen Wirbelgelenken. Der Verschleiß ist meist altersbedingt.
Selten besteht eine Spinalkanalstenose von Geburt an. Unfall- oder sturzbedingte Verletzungen der Wirbelsäule können ebenfalls zu einer Stenose führen, wenn ein abgebrochenes Stück Knochen in den Kanal hineingedrückt wird. Weitere seltene Ursachen einer Spinalkanalstenose sind vorangegangene operative Eingriffe, Erkrankungen des Stoffwechsels oder der Knochen sowie Infektionen oder Tumoren.
Wie viele Menschen haben eine Spinalkanalstenose?
Genaue Zahlen, wie viele Menschen eine Spinalkanalstenose haben, gibt es nicht.
Da Verschleiß eine häufige Ursache für die Einengung ist, nimmt die Wahrscheinlichkeit mit steigendem Alter zu.
In der Altersgruppe der über 65-Jährigen ist eine Spinalkanalstenose der häufigste Grund für eine Operation an der Wirbelsäule.
Wie diagnostiziert man eine Spinalkanalstenose?
Um eine Spinalkanalstenose festzustellen, sind zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch zu bestehenden Symptomen und eine intensive körperliche Untersuchung notwendig.
Ärztinnen und Ärzte prüfen insbesondere:
- ob und welche Gefühlsstörungen vorliegen
- ob und welche Lähmungen vorliegen
- wie beweglich man ist und wie gut die Reflexe funktionieren
- inwieweit und in welcher Form der Gang beeinträchtigt ist
- ob Schmerzen aufgrund geschädigter Nervenwurzeln auftreten
Zur Sicherung der Diagnose nutzen Ärztinnen und Ärzte in der Regel die Magnetresonanztomographie (MRT). Mit diesem bildgebenden Verfahren lässt sich erkennen, an welcher Stelle und wie stark der Wirbelkanal eingeengt ist. In einigen Fällen wird auch eine Röntgen-Aufnahme im Stehen durchgeführt.
Wie wird eine Spinalkanalstenose behandelt?
Je nach Ursache und Schwere der Spinalkanalstenose kommen verschiedene Behandlungsmethoden infrage. Diese reichen von Bewegung über die Gabe von Medikamenten bis hin zur Operation.
Lassen sich Ursachen wie eine Infektion oder Tumoren ausschließen und zeigen sich keine Zeichen einer Rückenmarksschädigung, genügt meist eine konservative Therapie. Dazu zählen alle nicht-operativen Behandlungen wie zum Beispiel:
- Bewegungsübungen im schmerzfreien Bereich und Muskeltraining
- Einnahme entzündungshemmender Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR) sowie Medikamente zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien)
- Infiltration: Hierbei werden ein örtliches Betäubungsmittel und ein entzündungshemmendes Medikament wie Kortison in der Nähe der Wirbelsäule eingespritzt.
Wichtig ist es vor allem, immer in Bewegung zu bleiben. Dies ist entscheidend, damit die Muskulatur erhalten bleibt beziehungsweise wieder aufgebaut wird, die die Wirbelsäule stabilisiert.
Helfen konservative Therapiemaßnahmen nicht ausreichend oder liegt eine Schädigung des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln vor, kann eine Operation nötig sein. Dies gilt insbesondere bei Lähmungen.
Bei der Operation entfernen Chirurginnen und Chirurgen in der Regel knöcherne Teile eines oder mehrerer Wirbelgelenke und des Wirbelbogens, um den Wirbelkanal zu weiten und den Druck auf die Nerven zu verringern. Man nennt dieses Verfahren auch Dekompression.
Ist die Wirbelsäule zusätzlich instabil, können außerdem die benachbarten Wirbelkörper miteinander verbunden werden. Nach einer Operation sollte eine Physiotherapie erfolgen, um die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu verringern.
Generell sollte eine Operation nur dann erfolgen, wenn es unbedingt nötig ist. Studien zufolge treten bei 10 bis 24 von 100 Operationen einer Spinalkanalstenose am unteren Rücken Komplikationen auf, die mitunter zu bleibenden körperlichen Beeinträchtigungen führen.
Wichtig zu wissen: Es ist ratsam, sich vorab von der Ärztin oder dem Arzt intensiv über die Vor- und Nachteile einer Operation beraten zu lassen und die Entscheidung gründlich abzuwägen.
Wie ist der weitere Krankheitsverlauf bei einer Spinalkanalstenose?
Der Krankheitsverlauf kann bei einer Spinalkanalstenose sehr unterschiedlich sein. Durch konservative Behandlungen wie Physiotherapie und medikamentöse Therapie bessern sich die Beschwerden bei 50 bis 70 Prozent der Betroffenen. Allerdings werden 20 bis 40 Prozent der zunächst konservativ behandelten Personen im Laufe der folgenden 10 Jahre doch noch operiert.
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Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V. (DGU).
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