Wirbelbruch

Wirbelbrüche treten häufig infolge von Knochenschwund (Osteoporose) auf. Seltener sind schwere Verkehrs- oder Sportunfälle der Grund für solche Verletzungen. Lesen Sie hier, welche Beschwerden Wirbelbrüche verursachen, wie man ihnen vorbeugen kann und wie die Therapie und Nachsorge aussieht.

Auf einen Blick

  • Ein Wirbelbruch kann an jeder Stelle der Wirbelsäule auftreten; oft ist die Brust- und Lendenwirbelsäule betroffen.
  • Die meisten Wirbelbrüche sind die Folge einer Osteoporose. Seltener entstehen sie infolge von Verkehrs- oder Sportunfällen.
  • Ist das Rückenmark verletzt oder eingeklemmt, sind neurologische Ausfälle bis hin zur Querschnittlähmung möglich.
  • Um Nervenschäden zu vermeiden, gilt es, die Wirbel zu stabilisieren.
  • Wenn zum Beispiel das Rückenmark mitbetroffen ist, müssen Brüche rasch operiert werden. Bei leichteren Brüchen helfen meist Schmerzmedikamente und eine Bewegungstherapie.
  • Ziel der Behandlung ist es, die Beweglichkeit so gut wie möglich wiederherzustellen und chronischen Schmerzen vorzubeugen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Ärztin zeigt Patientin Bild einer Wirbelsäule.

Was ist ein Wirbelbruch?

Die Wirbelsäule besteht aus 33 knöchernen Wirbeln. Man unterscheidet vom Kopf abwärts fünf Gruppen: Hals-, Brust-, Lenden-, Kreuzbein- und Steißbeinwirbel.

Mit Ausnahme der ersten zwei Halswirbel sowie der zum Kreuz- und Steißbein zusammengewachsenen Wirbel bestehen die Wirbel aus einem Wirbelkörper, einem Wirbelbogen, den Quer- und Gelenkfortsätzen und dem Dornfortsatz. 

In der Mitte dieser miteinander verbundenen Wirbelteile befindet sich ein Hohlraum, das Wirbelloch. Die übereinander liegenden Wirbellöcher bilden den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark liegt. Das Rückenmark ist Teil des zentralen Nervensystems aus Nervenfasern und Blutgefäßen. Es leitet Nervenimpulse vom Gehirn zum Körper und zurück. 

Zu Brüchen an den Wirbeln kommt es vor allem infolge von Erkrankungen wie Osteoporose (Knochenschwund). Schwere Stürze oder Verkehrs- und Sportunfälle sind eher selten die Ursache. 

Von einem stabilen Bruch (Fraktur) spricht man, wenn der Wirbelkanal durch den Bruch nicht verengt und das Rückenmark nicht verletzt ist. Dann sind auch keine neurologischen Schäden zu befürchten. Ist das Rückenmark verletzt oder besteht das Risiko neurologischer Ausfälle, handelt es sich um einen instabilen Bruch.

Wie Ärztinnen und Ärzte einen Wirbelbruch behandeln, hängt von der Art und Schwere des Bruchs ab. Entscheidend ist vor allem, wie stabil der gebrochene Wirbel ist und ob der Wirbelkanal derart eingeengt ist, dass Schäden am Rückenmark drohen.

Wichtig zu wissen: Nach einem schweren Sport- oder Verkehrsunfall sollte man die verletzte Person so lange nicht oder nur mit besonderer Vorsicht bewegen, bis eine Verletzung der Wirbelsäule ausgeschlossen wurde.

Welche Beschwerden treten bei einem Wirbelbruch auf?

Bei Menschen mit Osteoporose sind die Knochen geschwächt, was zu Wirbelbrüchen führen kann. Rund die Hälfte der Betroffenen hat keine Beschwerden. Es können aber auch akute oder chronische Rückenschmerzen auftreten. Diese sind beim Stehen und Laufen stärker als im Liegen. Es ist dann schwierig, die Muskelspannung und die Balance beim Stehen zu halten. Sind mehrere Wirbel betroffen, sackt die Wirbelsäule zusammen und man wird kleiner. 

Brüche der Halswirbelsäule können je nach Schwere der Verletzung von außen erkennbar sein – beispielsweise wenn sich Knochen verschoben haben. Auch kann es zu Blutergüssen oder Schwellungen kommen. Stark ausgeprägte Nackenschmerzen und neurologische Symptome wie Taubheit oder Lähmung können auf eine Verletzung der Halswirbelsäule hinweisen.

Wie entsteht ein Wirbelbruch?

Der häufigste Grund für einen Wirbelbruch ist Knochenschwund (Osteoporose). Dabei baut der Körper vermehrt Knochenmasse ab, was die Knochen schwächt und sie anfälliger für Brüche macht. Solche Wirbelbrüche treten spontan auf, meist infolge einer Stauchung (Kompression) der Bandscheiben oder Wirbelkörper. Man spricht daher auch von Stauchungsbruch oder Kompressionsfraktur.

Der häufigste Grund für einen Wirbelbruch ist Knochenschwund (Osteoporose).

Wirbel können aber auch durch einen starken Aufprall brechen, etwa bei Autounfällen. Ein Sprung aus großer Höhe, bei dem ein starker Druck auf die Wirbelsäule wirkt und diese gestaucht oder verdreht wird, kann ebenfalls zu einem Wirbelbruch führen.

Zu den häufigsten Unfallursachen zählen:

  • Auffahrunfälle und Fahrzeugüberschläge
  • Stürze mit dem Motorrad oder dem Fahrrad
  • Sportunfälle, zum Beispiel beim Skifahren, Reiten oder Klettern
  • Arbeitsunfälle wie Stürze vom Gerüst

Welche Faktoren fördern einen Wirbelbruch?

Wer Kontakt- oder Kollisionssportarten wie Ringen oder Eishockey betreibt, ist einem höheren Risiko für Wirbelbrüche ausgesetzt.

Auch mit zunehmendem Alter erhöht sich das Risiko für Wirbelbrüche. Je älter man wird, umso mehr nimmt die Knochenmasse natürlicherweise ab. Menschen über 50 Jahre sind daher insgesamt anfälliger für Knochenbrüche.

Bei Menschen mit Osteoporose nimmt die Knochenmasse stärker ab als normal. In der Folge werden die Knochen porös und können bei einem Sturz leicht brechen. 

Weitere Faktoren tragen dazu bei, dass die Knochen schwächer werden und leichter brechen können, unter anderem:

Wie häufig kommt es zu einem Wirbelbruch?

Stauchungs- oder Kompressionsbrüche kommen häufig vor. Bedingt sind sie vor allem durch Erkrankungen wie Osteoporose.

Seltener sind Wirbelbrüche, die durch Stürze und Unfälle entstehen. Hier ist zu circa 50 Prozent der Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule betroffen. Ungefähr ein Viertel der Menschen, die solch einen Bruch haben, haben weitere Brüche, meist an der Halswirbelsäule. 

Wie verläuft ein Wirbelbruch?

Stabile Wirbelbrüche ohne eine Einengung des Wirbelkanals oder einer Verletzung des Rückenmarks heilen meist von selbst. Das heißt, sie müssen nicht operiert werden.

Bis zu 40 Prozent der Menschen mit einem Wirbelbruch, der zu einer schweren Verletzung am Rückenmark geführt hat, entwickeln chronische Nervenschäden. 

Inwiefern es zu neurologischen Einschränkungen kommt, hängt von der Schwere der Verletzung ab. Bei leichteren Problemen kann eine frühe Behandlung den Heilungsverlauf verbessern.

Auch bei Anzeichen einer teilweisen Lähmung durch Verletzung des Rückenmarks sind die Chancen gut, dass sich Beschwerden wie Muskelschwäche oder Empfindungsstörungen wieder zurückbilden. Etwa 60 bis 80 Prozent der Patientinnen und Patienten erholen sich dann ganz oder teilweise.

Bei starken Einschränkungen kann es sein, dass man zum Beispiel nicht wieder in den alten Beruf zurückkehren kann. 

Zu Brüchen der Halswirbelsäule kommt es vor allem nach Motorrad- und Fahrradunfällen; 5 bis 10 Prozent der verletzten Personen sterben daran.

Wie lässt sich einem Wirbelbruch vorbeugen?

Verletzungen der Wirbelsäule lassen sich vermeiden, indem man bestimmte Sicherheits- und Schutzmaßnahmen im Sport, im Straßenverkehr und in der Arbeitswelt beherzigt. Dazu zählen etwa:

  • beim Autofahren dafür sorgen, dass alle Insassen angeschnallt sind
  • beim Fahrradfahren und bei Risikosportarten einen Helm und Protektoren tragen
  • bei Arbeiten auf Gerüsten und Leitern auf eine richtige Absicherung achten
  • beim Klettern auf Bäumen oder im Gebirge Sicherheitsgurte nutzen
Anschnallen beim Autofahren, Tragen von Helm und Protektoren beim Sport, Absichern auf Gerüsten und Leitern, Sicherheitsgurte nutzen beim Klettern

Regelmäßige Bewegung und Übungen zum Muskelaufbau stärken die Knochen. Unterstützend wirken außerdem eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Zigaretten und Alkohol.

Bei Osteoporose können manche Medikamente das Risiko für weitere Wirbelbrüche etwas senken. So hemmen beispielsweise Bisphosphonate den Knochenabbau. 

Bei älteren Menschen gilt es zudem, Stürzen vorzubeugen – indem man beispielsweise Stolperfallen in der Wohnung beseitigt oder Haltegriffe anbringt. Unterstützend wirken Bewegungsprogramme und Gehhilfen. Wichtig ist außerdem, auf Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten zu achten. So lassen sich Benommenheit und Schwindel vermeiden, die zu Stürzen führen können.

Wie diagnostiziert man einen Wirbelbruch?

Durch Abtasten der Wirbelsäule können Ärztinnen und Ärzte zunächst die Bereiche der Wirbelsäule erkennen, die genauer untersucht werden müssen.

Um einen Wirbelbruch sicher festzustellen, werden bildgebende Verfahren eingesetzt. Mit der Computertomographie (CT) lässt sich die Wirbelsäule in drei Ebenen anschauen, um den genauen Ort und die Schwere des Bruchs zu bestimmen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) ermöglicht es, Verletzungen des Rückenmarks, der Bandscheiben und des Bandapparats sichtbar zu machen.

Um herauszufinden, ob und inwieweit das Rückenmark geschädigt ist, werden zusätzlich umfangreiche neurologische Tests durchgeführt. 

Wie wird ein Wirbelbruch behandelt?

Nach schweren Unfällen mit Verdacht auf eine Wirbelsäulenverletzung ist es wichtig, rasch einen Rettungswagen unter der Nummer 112 anzurufen. Bis die Notärztin oder der Notarzt eintrifft, sollte die oder der Verletzte ruhig liegen, möglichst nicht bewegt und keinesfalls transportiert werden. 

Ziel der Behandlung eines Wirbelbruchs ist es, die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen und die Funktion der Nerven und des Rückenmarks aufrechtzuerhalten. 

Damit der Heilungsprozess ungestört verlaufen kann, sind zunächst Bettruhe und eine Schmerztherapie angezeigt. 

Die Schmerztherapie dient insbesondere dazu, chronischen Rückenschmerzen vorzubeugen. Bei weniger schweren Wirbelbrüchen kommt eine Kombination aus Medikamenten, Physio- und Ergotherapie sowie verhaltenstherapeutischen Maßnahmen infrage. Das hilft, sich nach einem Wirbelbruch möglichst bald wieder bewegen zu können.

Reicht dies nicht aus, um eine schmerzfreie Beweglichkeit wiederherzustellen, kann eine Operation notwendig sein. Ist der Bruch so schwer, dass der Wirbelkanal eingeengt oder das Rückenmark beschädigt ist, muss sofort operiert werden.

Wichtig zu wissen: Menschen, bei denen durch den Wirbelbruch das Rückenmark verletzt worden ist, benötigen eine intensivmedizinische Behandlung. Schwere Verletzungen des Rückenmarks sind oft nicht heilbar – dann bleiben körperliche oder neurologische Einschränkungen bestehen. 

Wie sieht die Rehabilitation nach einer Wirbelbruch-OP aus?

Eine frühzeitige Reha trägt dazu bei, dass Menschen nach einem stabilen Bruch, also ohne neurologische Einschränkungen, möglichst schnell in ihren Alltag zurückfinden. Am besten ist es, wenn die Reha schon während der Behandlung beginnt.

Je nachdem, wie mobil man nach einem Wirbelbruch ist und wie stark die Verletzungen waren, kann die Reha ambulant oder stationär stattfinden.

In der Reha geht es vor allem darum, die normale Körperhaltung und Beweglichkeit bestmöglich zurückzuerlangen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Bewegungstherapie; sie umfasst zum Beispiel Sport, Physiotherapie und Ergotherapie. Auch eine psychologische Betreuung kann sinnvoll sein. Außerdem wird vermittelt, wie sich das Bewegungstraining in den Alltag integrieren lässt und welche Maßnahmen am Arbeitsplatz helfen, den Rücken zu stärken.

Bei schweren Wirbelbrüchen, die mit neurologischen Einschränkungen bis hin zu einer Querschnittlähmung einhergehen, ist eine frühzeitige Weiterbehandlung und Rehabilitation in spezialisierten Zentren wichtig.

Welche Möglichkeiten der Nachsorge gibt es bei Wirbelbrüchen?

Zur Förderung des Heilungsprozesses sollten nach einer Wirbelsäulen-OP extreme Bewegungen und Belastungen vermieden werden. Sobald die Knochen verheilt sind, kann man die Wirbelsäule wieder stärker belasten. 

Um nach einer Operation den Wiedereinstieg in Beruf und Alltag zu erleichtern, werden gezielte ambulante Nachsorgeprogramme angeboten. Die berufliche Wiedereingliederung beginnt in der Regel drei Monate nach dem Unfall.

Die Programme vermitteln Strategien, wie man durch Änderungen des Lebensstils und des Verhaltens den Alltag besser meistern und den Behandlungserfolg aufrechterhalten kann.

Der Sozialdienst im Krankenhaus sowie in der Reha-Einrichtung berät dazu, welche Leistungsansprüche man hat und welche Maßnahmen am besten geeignet sind. Er informiert auch, welche Kosten von den Krankenkassen übernommen werden.

Wichtig zu wissen: Gesetzlich Krankenversicherte, die sich nach einer Wirbelsäulen-Operation nicht selbst versorgen können, haben Anspruch auf Hilfe im Haushalt auf Rezept, eventuell auch auf Übergangspflege. Welche Kosten genau übernommen werden, hängt vom Grad der körperlichen Einschränkung ab. 

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).

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