Trockene Augen
ICD-Codes: H04.1 Was ist der ICD-Code?
Brennen und schmerzen die Augen, sind sie gerötet oder geschwollen, kann das auf trockene Augen hinweisen. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Therapie zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern und die Augen im Alltag vor dem Austrocknen zu schützen.
Auf einen Blick
- Bei trockenen Augen ist die Benetzung des Auges gestört: Die Tränendrüse bildet zu wenig Flüssigkeit oder diese verteilt sich schlechter mit dem Lidschlag als Tränenfilm über das Auge.
- Es kommt zu Schmerzen, Rötung und Brennen der Augen. Auch Sehstörungen sind möglich.
- Neben Einflüssen wie trockener Luft und Wind können bestimmte Erkrankungen oder Medikamente trockene Augen fördern.
- Die Beschwerden sind meist gut behandelbar.
- Wichtig ist, die Augen vor Austrocknung zu schützen und die Augenlider gesund zu halten.
- Hilfreich sind einfache Lebensstil-Änderungen und Maßnahmen zur Augenlidhygiene wie das Auflegen warmer Kompressen bei verstopften Talgdrüsen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.
Was sind trockene Augen?
Unter dem Begriff trockene Augen oder Keratoconjunctivitis sicca fassen Medizinerinnen und Mediziner Störungen zusammen, die durch zu wenig Tränenflüssigkeit oder einen unbeständigen Tränenfilm entstehen.
Häufige Ursache hierfür ist eine geschädigte oder nicht richtig funktionierende Tränendrüse. Diese hat die Aufgabe, die Hornhaut und Bindehaut des Auges feucht zu halten, indem sie Tränenflüssigkeit produziert. Ein fetthaltiger Tränenfilm, der die Oberfläche des Auges benetzt, verhindert das Verdunsten von Tränenflüssigkeit und schützt die Augen so zum Beispiel vor dem Austrocknen durch Wind.
Das fettige Sekret des Tränenfilms wird von den Talgdrüsen – auch Meibomdrüsen genannt – gebildet. Sind diese verstopft, fehlt die stabilisierende Fettschicht, sodass vermehrt Tränenflüssigkeit verdunstet.
Bilden die Tränendrüsen zu wenig Flüssigkeit und baut sich nicht mehr genügend Tränenfilm auf, kann das Beschwerden wie gerötete und brennende Augen verursachen, das Sehen beeinträchtigen oder auch zu Entzündungen der Bindehaut oder Hornhaut führen.
Je älter man wird, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, trockene Augen zu bekommen. Bei Frauen passiert das häufiger als bei Männern.
Menschen, die Kontaktlinsen tragen, neigen häufig zu trockenen Augen – manchmal sogar so ausgeprägt, dass sie keine Linsen mehr tragen können.
Wie machen sich trockene Augen bemerkbar?
Es gibt verschiedene Symptome, die auf trockene Augen hinweisen. Dazu zählen:
- gerötete Augen
- Beißen, Brennen oder Druckgefühl in den Augen
- ein scharfer und dumpfer Schmerz in einem Bereich des Auges, hinter dem Auge oder um das Auge herum
- ein Gefühl, als hätte man ein Sandkorn im Auge
- ein Gefühl von schweren Augenlidern
- Schwierigkeiten beim Öffnen des Auges
- verschwommenes Sehen, meist zeitweise auftretend
- müde Augen: vor allem bei Menschen, die Kontaktlinsen tragen
- empfindliche Augen, die leicht tränen
Was verursacht trockene Augen?
Trockene Augen sind darauf zurückzuführen, dass die Tränendrüsen zu wenig Tränenflüssigkeit bilden und der fettige Tränenfilm, der das Auge vor äußeren Einflüssen schützt, nicht ausreichend aufgebaut wird.
Oft liegt die Ursache darin, dass die Tränendrüse oder die Meibomdrüsen geschädigt sind und nicht mehr richtig funktionieren. Wenn der Tränenfilm schneller verdunstet als er produziert wird, führt das zu trockenen Augen.
Faktoren, die diesen Prozess fördern, sind:
- Fehlbildungen der Augenlider, die den Lidschluss beeinträchtigen
- eingeschränktes Blinzeln, beispielsweise bei Menschen mit einer Parkinson-Erkrankung
Ebenso können konservierungsstoffhaltige Augentropfen mit abschwellender Wirkung oder langes Tragen von Kontaktlinsen dazu führen, dass zu viel Tränenfilm verdunstet.
Weitere mögliche Ursachen für trockene Augen sind:
- trockene Luft und Windzug
- Klimaanlagen und Heizlüfter
- Tabakrauch
- chronisch-entzündliche Erkrankungen, zum Beispiel der Speichel- und Tränendrüse, der Schilddrüse oder der Gelenke
- entzündliche Erkrankungen der Hornhaut und Bindehaut
- chirurgische Eingriffe am Auge
- die Einnahme von Medikamenten, welche die Tränenbildung vermindern
- lang andauernde Arbeit am Computer und übermäßige Nutzung digitaler Medien: Durch das „Auf-den-Bildschirm-Starren“ blinzelt man weniger, wodurch das Auge seltener mit Tränenfilm benetzt wird.
Welche Faktoren begünstigen trockene Augen?
Manche Medikamente können die Beschwerden bei trockenen Augen verstärken. Dazu zählen unter anderem:
- harntreibende Medikamente (Diuretika)
- Medikamente gegen Allergien (Antihistaminika)
- Medikamente gegen Depressionen (Antidepressiva)
- Retinoide: Vitamin-A-ähnliche Substanzen, die beispielsweise gegen Akne helfen
Welche Folgen können trockene Augen haben?
Bei stark ausgeprägten trockenen Augen kann es zu Erkrankungen der Hornhaut kommen, zum Beispiel einer Hornhautentzündung (Keratitis) oder einem Hornhautgeschwür. Auch ist es möglich, dass sich Narben auf der Hornhaut bilden, was einen Sehverlust zur Folge haben kann.
Wie lässt sich trockenen Augen vorbeugen?
Wer zu trockenen Augen neigt, kann einiges im Alltag tun, um vorzubeugen.
So hilft es zum Beispiel, die Wohnung so einzurichten, dass Sitzmöbel und Betten nicht im direkten Luftzug von Ventilatoren, Klimaanlagen oder Heizlüftern stehen.
Zudem lassen sich mit Wasser gefüllte Behälter an den Heizkörpern anbringen, um die Luft zu befeuchten – vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn viel geheizt und die Luft in Innenräumen dadurch trockener wird.
Auch Tabakrauch fördert trockene Augen. Daher ist es ratsam, auf das Rauchen zu verzichten und Passivrauchen zu vermeiden.
Beim Lesen und der Benutzung von mobilen Geräten wie Handys kann man auf häufigeres Blinzeln achten. Das fördert die Benetzung des Auges mit Tränenfilm.
Wie werden trockene Augen diagnostiziert?
Ein ausführliches ärztliches Gespräch ist wesentlich, um trockene Augen festzustellen. Dabei erfragt die Ärztin oder der Arzt beispielsweise, ob man:
- im Alltag viel in der Nähe von Ventilatoren oder Klimaanlagen sitzt
- viel Zeit mit Lesen oder am Computer verbringt
- eine Vorerkrankung hat oder Medikamente einnimmt, die Augentrockenheit fördern
Außerdem können Ärztinnen und Ärzte spezielle Fragebogen für die Diagnostik einsetzen. Diese lassen sich auch nutzen, um festzustellen, ob die Erkrankung fortschreitet und inwieweit die Therapie anschlägt.
Helfen benetzende Augentropfen („künstliche Tränen“), um die Beschwerden zu lindern, ist das ein weiterer Hinweis auf trockene Augen.
Darüber hinaus gibt es verschiedene Untersuchungen, die Ärztinnen und Ärzte nutzen können, um:
- die Menge an Tränenflüssigkeit zu bestimmen
- kleine Schäden an der Hornhaut, Bindehaut oder am Augenlid festzustellen
- den Salzgehalt in der Tränenflüssigkeit zu messen: Liegt dieser über einem bestimmten Schwellenwert, deutet das auf trockene Augen hin.
- zu ermitteln, wie oft man blinzelt: Auch das gibt Aufschluss über trockene Augen.
Zusätzlich helfen Diagnostikverfahren wie die Meibographie, um die Funktion der Talgdrüsen zu untersuchen. Hierfür werden die Augenlider mit einem speziellen Licht durchleuchtet. So lassen sich mögliche Verstopfungen feststellen.
Wie kann man trockene Augen behandeln?
Die Behandlung von trockenen Augen richtet sich nach der Schwere. Im Vordergrund stehen Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern.
Mit dem Einsatz künstlicher Tränen – auch benetzende Augentropfen genannt – lässt sich meist Abhilfe schaffen. Bei Entzündungen der Augen helfen entzündungshemmend wirkende Kortikosteroide zur äußerlichen Anwendung.
Oft genügen schon Änderungen des Lebensstils, um trockene Augen zu behandeln. Dazu zählen zum Beispiel:
- weniger Zeit mit digitalen Medien verbringen
- trockene Luft und direkten Luftzug vermeiden
- Luft in Innenräumen befeuchten
- nicht rauchen und sich nicht in verrauchten Räumen aufhalten
Wer Kontaktlinsen trägt, sollte zudem darauf achten, diese nicht zu lange am Stück zu tragen.
Wichtig zu wissen: Trockene Augen sind eine chronische Erkrankung. Um gut damit leben zu können, sind der Schutz der Augen vor Austrocknung im Alltag und Augenlidhygiene wesentlich. So lässt sich beispielsweise bei verstopften Talgdrüsen durch das Auflegen von warmen Kompressen das Sekret lösen, sodass dieses leichter abfließt.
Liegen Erkrankungen vor, die trockene Augen fördern, gilt es, zunächst diese zu behandeln.
Bestehen Fehlstellungen der Augenlider, kommen operative Verfahren infrage. Mit einer Augenlidstraffung (Blepharoplastik) lässt sich beispielsweise ein hängendes Augenlid korrigieren.
Führt die Einnahme bestimmter Medikamente zu trockenen Augen, sollten diese – in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt – möglichst abgesetzt und nach Alternativen gesucht werden. Ist das nicht möglich, kann es sinnvoll sein, dauerhaft benetzende Augentropfen ohne Konservierungsstoffe zu benutzen.
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In Zusammenarbeit mit dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG).
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