Campylobacteriose

Die Campylobacteriose ist eine bakterielle Durchfallerkrankung mit Fieber und Bauchschmerzen. Infektionsquelle sind in der Regel verunreinigte tierische Lebensmittel. Durch Einhalten von Hygieneregeln kann man sich vor einer Erkrankung schützen.

Auf einen Blick

  • Die Campylobacteriose ist eine bakterielle Lebensmittelinfektion mit Fieber und Durchfall.
  • Man steckt sich über tierische Lebensmittel an, die mit Darmkeimen verunreinigt sind.
  • Starke Durchfallerkrankungen können für Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche lebensgefährlich sein.
  • Meist heilt die Erkrankung innerhalb einer Woche folgenlos ab.
  • Seltene Komplikationen sind Gelenkentzündungen und Lähmungserscheinungen.
  • Durch das Einhalten von Hygieneregeln kann man sich schützen.

Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Campylobacteriose: Ein Mann sitzt mit heruntergelassenen Hose auf der Toilette. Zu sehen sind nur seine Beine. Eine Toilettenpapierrolle steht neben seinen Füßen.

Was ist eine Campylobacteriose?

Die Campylobacteriose ist eine ansteckende Durchfallerkrankung, die von verunreinigten Lebensmitteln ausgeht. Meistens klingen die Durchfälle innerhalb weniger Tage von allein wieder ab. Doch bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen können schnell lebensgefährliche Flüssigkeits- und Salzverluste entstehen. Manchmal treten Spätfolgen wie Gelenkentzündungen oder Lähmungserscheinungen auf.

Eine Ansteckung erfolgt in der Regel über Lebensmittel tierischen Ursprungs, die mit Darmkeimen belastet sind. Häufige Infektionsquellen sind Hühnerfleisch und Rohmilch. Strikte Hygieneregeln helfen, der Erkrankung vorzubeugen.

Welche Symptome treten bei einer Campylobacteriose auf?

Erste Symptome zeigen sich etwa 2 bis 5 Tage nach der Ansteckung mit den Bakterien. Manchmal treten schon 12 bis 24 Stunden vor dem Einsetzen des Durchfalls allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen auf.

Typische Symptome sind: 

  • Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
  • breiige bis wässrige, manchmal auch blutige Durchfälle
  • Übelkeit und Erbrechen 
Typische Symptome einer Campylobacteriose sind Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe, Durchfall sowie Übelkeit und Erbrechen.

Die Erkrankung dauert etwa eine Woche, manchmal auch länger. Viele Menschen haben trotz Infektion keine Symptome.

Welcher Erreger verursacht die Campylobacteriose?

Campylobacter ist ein weltweit verbreitetes Bakterium und ein häufiger Erreger von Durchfallerkrankungen. Die wichtigsten Vertreter sind Campylobacter jejuni und Campylobacter coli. Sie leben im Darm von Tieren. Auf Lebensmitteln können sie sich zwar nicht vermehren, aber einige Zeit überleben und ansteckend bleiben. Auch bei Minusgraden wie im Tiefkühlfach sterben sie nicht ab.

Wichtig zu wissen: Erkrankte Personen scheiden die Bakterien auch ohne Symptome etwa 2 bis 4 Wochen lang mit dem Stuhl aus. So lange besteht die Möglichkeit, sich über Kontakt mit dem Stuhl anzustecken. Kleinkinder und immungeschwächte Personen scheiden die Erreger oft noch länger aus.

Was sind Infektionskrankheiten?

Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.

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Wie steckt man sich mit Campylobacter an?

Am häufigsten steckt man sich mit Campylobacter über Lebensmittel an, die mit kleinsten Stuhlpartikeln verunreinigt sind. Das geschieht häufig beim Schlachten oder Melken der Tiere. Besonders betroffen sind Hühnerfleisch, anderes Geflügelfleisch, rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch, Rohwurst, Rohmilch und Rohmilchprodukte. Auch der Kot von Haustieren, Brunnenwasser und Wasser in Badeseen kann ansteckend sein. 

Wichtig zu wissen: Bereits wenige Keime reichen aus, um eine Erkrankung auszulösen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch über verschmutzte Hände ist selten, kann aber bei Kleinkindern vorkommen.

Wie häufig kommt eine Campylobacteriose vor?

In Deutschland treten pro Jahr etwa 60.000 bis 70.000 Durchfallerkrankungen infolge einer Campylobacter-Infektion auf. Campylobacter-Bakterien gibt es auf der ganzen Welt. Erkrankungen häufen sich in Deutschland und Europa vor allem in der warmen Jahreszeit. Besonders Kinder unter 5 Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren sind betroffen. 

Welche Komplikationen gibt es bei einer Campylobacteriose?

Gelegentlich kommt es vor, dass die Ausscheidung der Erreger länger dauert als üblich. Bei Patientinnen und Patienten ohne Vorerkrankungen passiert dies in der Regel ohne Krankheitssymptome.

Mögliche Komplikationen einer Campylobacteriose sind:  

Reaktive Gelenkentzündungen 

Wenige Tage bis Wochen nach einer bakteriellen Infektion kann es zu Gelenkentzündungen kommen, bei denen die körpereigene Abwehr Knorpel und Knochen angreift. Warum das passiert, weiß man nicht genau. Allerdings gibt es bei manchen Menschen eine Veranlagung dazu, solche Gelenkentzündungen zu entwickeln. Sie heilen in der Regel unter antientzündlicher Therapie nach etwa 6 Monaten aus. 

Guillain-Barré-Syndrom

Nach einer Infektion können Lähmungen und Gefühlsstörungen auftreten, die in den Händen und Füßen beginnen und zum Körperstamm hin aufsteigen. Häufig ist auch die Atemmuskulatur betroffen. Eine fehlgeleitete Reaktion der körpereigenen Abwehr scheint diese Nervenerkrankung zu verursachen.

Reizdarmsyndrom und chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Ärztinnen und Ärzte halten es für möglich, dass sich im Anschluss an eine Durchfallerkrankung mit Campylobacter ein Reizdarmsyndrom oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung entwickeln kann.

Wie kann man einer Campylobacteriose vorbeugen?

Es gibt zahlreiche vorbeugende Maßnahmen, um sich und andere vor lebensmittelbedingten Durchfallerkrankungen zu schützen: 

Allgemeine Hygienemaßnahmen

Um sich nicht mit Darmbakterien anzustecken, sollten Sie sich in folgenden Situationen gründlich die Hände mit Seife und Wasser waschen und sie danach mit einem sauberen Tuch abtrocknen:

  • nach jedem Toilettengang
  • vor dem Essen
  • vor dem Zubereiten von Speisen 
  • unmittelbar nach dem Arbeiten mit rohen Lebensmitteln 
  • nach dem Windelwechseln 
  • nach dem Entsorgen von Haustierkot 

Rohe Lebensmittel tierischen Ursprungs

Dazu zählen beispielsweise Rohmilch, Rohmilchprodukte, Rohwurstsorten wie Mettwurst und rohes oder nicht ausreichend durchgegartes Fleisch jeglicher Art.

  • Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, alte und abwehrgeschwächte Menschen sollten auf den Verzehr von rohen Lebensmitteln tierischen Ursprungs verzichten. 
  • Kochen Sie Rohmilch, „Milch ab Hof“ oder „Vorzugsmilch“ vor dem Verzehr ab. 
Campylobacteriose vorbeugen: Lebensmittel immer waschen, Fleisch richtig durchgaren, Auftauwasser entsorgen, Arbeitsflächen reinigen, getrennte Utensilien für rohe und gekochte Lebensmittel verwenden, Bürsten und Schwämme regelmäßig erneuern.

Küchenhygiene

  • Waschen Sie Lebensmittel stets vor dem Verzehr oder der Zubereitung.
  • Garen Sie Fleisch, besonders Geflügelfleisch, immer vollständig durch.
  • Entsorgen Sie sofort das Auftauwasser von gefrorenem Fleisch und reinigen Sie Gegenstände und Arbeitsflächen, die damit in Kontakt gekommen sind.
  • Waschen Sie Geflügelfleisch vor dem Kochen nicht ab, damit sich die Erreger über das Spritzwasser nicht in der Küche verteilen.
  • Reinigen Sie Arbeitsflächen und Geräte nach jedem Arbeitsschritt mit Spülmittel und warmem Wasser. 
  • Verwenden Sie getrennte Küchenutensilien für rohe und gekochte Lebensmittel. 
  • Erneuern Sie regelmäßig Spülbürsten und Schwämme. Waschen Sie Wischlappen und Küchenhandtücher bei mindestens 60 Grad Celsius.

Antworten auf häufige Fragen zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit Campylobacter finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Wie kann man Lebensmittelinfektionen vorbeugen?

Das folgende Video erklärt, was man tun kann, um eine Lebensmittelinfektion zu vermeiden.

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Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen

Kinder unter 6 Jahren, die an einer ansteckenden Durchfallerkrankung leiden, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten nicht besuchen. Die Eltern müssen die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung informieren. Sind die Kinder 48 Stunden lang symptomfrei, dürfen sie nach einer ärztlichen Einschätzung die Gemeinschaftseinrichtung wieder aufsuchen. Ein schriftliches Attest ist nicht notwendig.

Tätigkeit in Lebensmittelbetrieben oder Verpflegungseinrichtungen

Personen mit einer ansteckenden Durchfallerkrankung dürfen überall dort, wo sie mit Lebensmitteln oder Speisen in Berührung kommen, vorrübergehend nicht arbeiten. Der Stuhl erkrankter Personen kann über eine längere Zeit ansteckend sein. Deshalb können Betroffene nach Abklingen der Symptome zwar wieder arbeiten, müssen aber über 4 Wochen strikt eine korrekte Handhygiene einhalten.

Behandlung von Kontaktpersonen

Solange Kontaktpersonen keine Symptome wie Durchfall oder Erbrechen zeigen, sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.

Wie diagnostiziert man eine Campylobacteriose?

Während der akuten Durchfallerkrankung können Ärztinnen und Ärzte das Bakterium in einer frischen Stuhlprobe im Labor direkt nachweisen oder in einer Bakterienkultur vermehren. So lässt sich auch gleich prüfen, gegen welche Antibiotika das Bakterium möglicherweise resistent, also unempfindlich ist. Damit die Anreicherung der Bakterien gelingt, darf der Transport der Stuhlprobe zum Labor nicht zu lange dauern.

Wie behandelt man eine Campylobacteriose?

In der Regel reicht es auch bei stärkeren Durchfallerkrankungen aus, auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Salz sowie leicht verdauliche Nahrung zu achten. Eine Campylobacteriose klingt meist von allein wieder ab. Bei sehr starken Durchfällen, die länger als 2 bis 3 Tage andauern, kann eine Behandlung im Krankenhaus notwendig werden. Antibiotika verschreiben Ärztinnen und Ärzte nur in Ausnahmefällen. 

Wichtig zu wissen: Bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche können Durchfallerkrankungen schnell lebensbedrohlich werden. Oft müssen Ärztinnen und Ärzte die Flüssigkeits- und Salzverluste im Krankenhaus mit einer Infusion ausgleichen.

Geprüft durch die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten e.V.

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