Krankheiten Campylobacteriose
ICD-Codes: A04.5 Was sind ICD-Codes?
Die Campylobacteriose ist eine bakterielle Durchfallerkrankung mit Fieber und Bauchschmerzen. Infektionsquelle sind in der Regel verunreinigte tierische Lebensmittel. Durch Einhalten von Hygieneregeln kann man sich vor einer Erkrankung schützen.
Auf einen Blick
- Die Campylobacteriose ist eine bakterielle Lebensmittelinfektion mit Fieber und Durchfall.
- Man steckt sich über tierische Lebensmittel an, die mit Darmkeimen verunreinigt sind.
- Starke Durchfallerkrankungen können für Säuglinge, Kleinkinder, ältere Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche lebensgefährlich sein.
- Meist heilt die Erkrankung innerhalb einer Woche folgenlos ab.
- Seltene Komplikationen sind Gelenkentzündungen und Lähmungserscheinungen.
- Durch das Einhalten von Hygieneregeln kann man sich schützen.
Hinweis: Die Informationen dieses Artikels können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Was ist eine Campylobacteriose?
Die Campylobacteriose ist eine ansteckende Durchfallerkrankung, die von verunreinigten Lebensmitteln ausgeht. Meistens klingen die Durchfälle innerhalb weniger Tage von allein wieder ab. Doch bei Säuglingen, Kleinkindern und älteren Menschen können lebensgefährliche Flüssigkeits- und Salzverluste entstehen. Selten treten Spätfolgen wie Gelenkentzündungen oder Lähmungserscheinungen auf.
Eine Ansteckung erfolgt in der Regel über Lebensmittel tierischen Ursprungs, die mit Darmkeimen belastet sind. Häufige Infektionsquellen sind Hühnerfleisch und Rohmilch. Strikte Hygieneregeln helfen, der Erkrankung vorzubeugen.
Welche Symptome treten bei einer Campylobacteriose auf?
Typische Symptome sind:
- Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe
- breiige bis wässrige, manchmal auch blutige Durchfälle
- Fieber
- Übelkeit und Erbrechen
Welcher Erreger verursacht die Campylobacteriose?
Campylobacter ist ein weltweit verbreitetes Bakterium und ein häufiger Erreger von Durchfallerkrankungen. Die wichtigsten Vertreter sind Campylobacter jejuni und Campylobacter coli. Sie leben im Darm von Tieren. Auf Lebensmitteln können sie sich zwar nicht vermehren, aber einige Zeit überleben und ansteckend bleiben. Auch bei Minusgraden wie im Tiefkühlfach sterben sie nicht ab.
Video Was sind Infektionskrankheiten?
Im folgenden Video erfahren Sie, wann Mediziner von einer Infektionskrankheit sprechen, durch welche Erreger Infektionskrankheiten ausgelöst und wie sie übertragen werden.
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Wie steckt man sich mit Campylobacter an?
Am häufigsten steckt man sich mit Campylobacter über Lebensmittel an, die mit kleinsten Stuhlpartikeln verunreinigt sind. Diese Verunreinigung von Lebensmitteln kann beim Schlachten oder Melken der Tiere vorkommen.
Besonders betroffen sind Hühnerfleisch, anderes Geflügelfleisch, rohes oder ungenügend erhitztes Fleisch, Rohwurst, Rohmilch und Rohmilchprodukte. Auch der Kot von Haustieren, Brunnenwasser und Wasser in Badeseen kann ansteckend sein.
Wichtig zu wissen: Bereits wenige Keime reichen aus, um eine Erkrankung auszulösen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch über verschmutzte Hände ist selten, kann aber bei Kleinkindern vorkommen.
Wie häufig kommt eine Campylobacteriose vor?
Die Campylobacteriose ist in Deutschland die häufigste durch Bakterien verursachte Durchfallerkrankung. Seit 2020 hat die Häufigkeit jedoch abgenommen. Zuletzt sind pro Jahr etwa 50.000 bis 60.000 Durchfallerkrankungen infolge einer Campylobacter-Infektion aufgetreten. Campylobacter-Bakterien gibt es auf der ganzen Welt.
Erkrankungen häufen sich in Deutschland und Europa vor allem in der warmen Jahreszeit. Besonders Kinder unter 5 Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren sind betroffen.
Wie verläuft eine Infektion mit Campylobacter?
Viele Infektionen mit Campylobacter bleiben unbemerkt und führen nicht zu Symptomen. Wenn es zu einer Erkrankung kommt, beginnen die Beschwerden in der Regel 2 bis 5 Tage nachdem man sich infiziert hat. Häufig kommt es zunächst zu Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Meist setzen erst 12 bis 24 Stunden danach Durchfälle und Bauchschmerzen ein. Die Symptome klingen ungefähr nach einer Woche wieder ab.
Bei Menschen mit einem geschwächten Abwehrsystem kann es zu einer längeren Krankheitsdauer kommen.
Welche Komplikationen können bei einer Campylobacteriose auftreten?
Wenige Tage bis Wochen nach einer bakteriellen Infektion kann es bei manchen Menschen zu reaktiven Gelenkentzündungen kommen, bei denen möglicherweise die körpereigene Abwehr Knorpel und Knochen angreift. Solche Gelenkentzündungen heilen in der Regel unter antientzündlicher Therapie nach etwa 6 Monaten aus.
Nach einer Infektion kann außerdem in seltenen Fällen ein Guillain-Barré-Syndrom mit Lähmungen und Gefühlsstörungen auftreten, die in den Händen und Füßen beginnen und zum Körperstamm hin aufsteigen. Häufig ist auch die Atemmuskulatur betroffen.
Wie kann man einer Campylobacteriose vorbeugen?
Es gibt zahlreiche vorbeugende Maßnahmen, um sich und andere vor lebensmittelbedingten Durchfallerkrankungen zu schützen:
Allgemeine Hygienemaßnahmen
Um sich nicht mit Darmbakterien anzustecken, sollten Sie sich in folgenden Situationen gründlich die Hände mit Seife und Wasser waschen und sie danach mit einem sauberen Tuch abtrocknen:
- nach jedem Toilettengang
- vor dem Essen
- vor dem Zubereiten von Speisen
- unmittelbar nach dem Arbeiten mit rohen Lebensmitteln
- nach dem Windelwechseln
- nach dem Entsorgen von Haustierkot
Rohe Lebensmittel tierischen Ursprungs
Man kann sich vor allem über Rohmilch, Rohmilchprodukte, Rohwurstsorten wie Mettwurst und rohes oder nicht ausreichend durchgegartes Fleisch jeglicher Art mit Campylobacter anstecken.
Folgende Maßnahmen können das Risiko verringern:
- Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere, alte und abwehrgeschwächte Menschen sollten auf den Verzehr von rohen Lebensmitteln tierischen Ursprungs verzichten.
- Kochen Sie Rohmilch, „Milch ab Hof“ oder „Vorzugsmilch“ vor dem Verzehr ab.
Küchenhygiene
- Waschen Sie Lebensmittel stets vor dem Verzehr oder der Zubereitung.
- Garen Sie Fleisch, besonders Geflügelfleisch, immer vollständig durch.
- Entsorgen Sie sofort das Auftauwasser von gefrorenem Fleisch und reinigen Sie Gegenstände und Arbeitsflächen, die damit in Kontakt gekommen sind.
- Waschen Sie Geflügelfleisch vor dem Kochen nicht ab, damit sich die Erreger über das Spritzwasser nicht in der Küche verteilen.
- Reinigen Sie Arbeitsflächen und Geräte nach jedem Arbeitsschritt mit Spülmittel und warmem Wasser.
- Verwenden Sie getrennte Küchenutensilien für rohe und gekochte Lebensmittel.
- Erneuern Sie regelmäßig Spülbürsten und Schwämme. Waschen Sie Wischlappen und Küchenhandtücher bei mindestens 60 Grad Celsius.
Antworten auf häufige Fragen zum Schutz vor lebensmittelbedingten Infektionen mit Campylobacter finden Sie auf der Website des Bundesinstituts für Risikobewertung.
Video Wie kann man Lebensmittelinfektionen vorbeugen?
Das folgende Video erklärt, was man tun kann, um eine Lebensmittelinfektion zu vermeiden.
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Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen
Kinder unter 6 Jahren, die an einer ansteckenden Durchfallerkrankung leiden oder bei denen der Verdacht besteht, dürfen Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen oder Kindergärten nicht besuchen. Die Eltern müssen die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung informieren. Sind die Kinder 48 Stunden lang symptomfrei, dürfen sie die Gemeinschaftseinrichtung wieder besuchen.
Tätigkeit in Lebensmittelbetrieben oder Verpflegungseinrichtungen
Personen mit einer ansteckenden Durchfallerkrankung dürfen überall dort, wo sie mit Lebensmitteln oder Speisen in Berührung kommen, vorrübergehend nicht arbeiten. Der Stuhl erkrankter Personen kann über eine längere Zeit ansteckend sein. Deshalb können Betroffene nach Abklingen der Symptome zwar wieder arbeiten, müssen aber über 4 Wochen strikt eine korrekte Handhygiene einhalten.
Behandlung von Kontaktpersonen
Solange Kontaktpersonen keine Symptome wie Durchfall oder Erbrechen zeigen, sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich.
Wie diagnostiziert man eine Campylobacteriose?
In den meisten Fällen ist der Nachweis des Erregers bei einer Durchfallerkrankung nicht notwendig. In bestimmten Fällen sollte jedoch eine Diagnostik erfolgen. Das trifft zum Beispiel zu bei schweren Erkrankungen mit blutigem Durchfall, bei lang anhaltendem Durchfall, bei Menschen mit Vorerkrankungen oder bei Menschen die in Gemeinschaftseinrichtungen oder Lebensmittelbetrieben arbeiten.
Während der akuten Durchfallerkrankung können Ärztinnen und Ärzte das Bakterium dann in einer frischen Stuhlprobe im Labor direkt nachweisen oder in einer Bakterienkultur vermehren. So lässt sich auch prüfen, gegen welche Antibiotika das Bakterium möglicherweise resistent, also unempfindlich ist.
Der Nachweis einer akuten Campylobacter-Infektion muss an das Gesundheitsamt gemeldet werden.
Wie behandelt man eine Campylobacteriose?
In der Regel reicht es bei Durchfallerkrankungen aus, auf eine ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Salz sowie leicht verdauliche Nahrung zu achten. Elektrolytlösungen aus der Apotheke können helfen, den Verlust von Salz und Flüssigkeit bei starkem Durchfall auszugleichen. Eine Campylobacteriose klingt meist von allein wieder ab. Bei sehr starken Durchfällen, die länger als 2 bis 3 Tage andauern, kann eine Behandlung im Krankenhaus notwendig werden. Antibiotika verschreiben Ärztinnen und Ärzte nur in Ausnahmefällen.
Wichtig zu wissen: Bei Säuglingen, Kleinkindern, älteren Menschen und Menschen mit einer Immunschwäche können Durchfallerkrankungen lebensbedrohlich werden. Ärztinnen und Ärzte können bei schweren Erkrankungen die Flüssigkeits- und Salzverluste im Krankenhaus mit Infusionen ausgleichen.
- Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e.V. (AWMF). S2k-Leitlinie Gastrointestinale Infektionen der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten. AWMF-Registernummer 021-024. 11/2023.
- Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG). Erregersteckbrief Campylobacter. Stand: 23.04.2018.
- Pschyrembel. Guillain-Barré-Syndrom. Stand: 06/2024.
- Pschyrembel. Reaktive Arthritis. Stand: 11/2022.
- Robert Koch-Institut (RKI). Infektionsepidemiologisches Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2020. Berlin 2021.
- Robert Koch-Institut (RKI). RKI-Ratgeber: Campylobacter-Enteritis. Stand: 28.11.2019.
- Robert Koch-Institut (RKI). Survstat@RKI 2.0. Aufgerufen am 14.05.2024.
- Weltgesundheitsorganisation (WHO). Fact sheet Campylobacter. Aufgerufen am 14.05.2024.
Geprüft durch das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG).
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